Ich habe das Gefühl, jetzt einen Stempel auf der Stirn zu haben „Vergeben, gehört nicht mehr dazu“

Wenn man eine Weile Single ist, beginnt man sich eine Beziehung irgendwie zu „romantisieren“. Die Sehnsucht nach Zweisamkeit sorgt dafür, dass ein Partner als „rettendes Ufer“ angesehen wird. Ist man frisch Single, hält man sich oft noch an die Werte und Vorstellungen der vorherigen Beziehung. So ging es auch mir. Kurz nachdem ich getrennt war, suchte ich unbewusst genau nach dem, was ich davor hatte. Eine feste Bindung, Verlässlichkeit und vor allem Sicherheit. Dass das mit diesen Vorstellungen nicht geklappt hat, wundert mich heute wenig. Es braucht Zeit. Zeit um sich selbst weiterzuentwickeln, herauszufinden wer man ist und vor allem: Wen man sucht. Es ist spannend, wie sich der eigene Blick auf Beziehungen, Liebe und Single sein verändert, wenn sich die Lebenssituation verändert. Hätte mich jemand vor einem Monat gefragt, wie ich das Leben sehe, hätte ich anders geantwortet, als heute. Bis vor kurzem war ich so in meinen „Suchmodus“ vertieft, dass sich meine Vorstellungen und Wünsche ziemlich verändert haben. Trotzdem ich mich nach einer Beziehung sehnte, stand für mich der Spaß an erster Stelle. Was erleben, Erfahrungen machen. Es waren die Momente, an die man sich auch noch in 50 Jahren erinnert, die mir das allein sein versüßten. So sehr ich auch unter dem Single-Dasein gelitten habe, so sehr konnte ich es auch als Luxus verbuchen.

Der harte Cut zwischen Single und Beziehung, ist schwieriger als gedacht. Wie sagte es eine Freundin so schön, die sich schon eine Weile in einer Beziehung befindet: „Was meinst du, was das für eine Umstellung für mich war? Erstmal Vertrauen fassen. Das Gefühl bekommen, sich auf den anderen verlassen zu können.„. So hatte ich es damals gar nicht wahrgenommen, als die beiden zusammen kamen. Ich dachte, die sind nun glücklich und ab dem Zeitpunkt der Beziehungsdefinition, passt das schon. So war es zumindest in jungen Jahren, soweit ich mich erinnere. Da musste ich mich nicht großartig umgewöhnen. Man war zusammen und dann war das eben so. Keine großen Gedanken, keine Zweifel. Muss das entspannt gewesen sein! Da ist es für mich auf einmal auch verständlich, warum sich viele als „Mingles“ bezeichnen. Sich nicht festzulegen, birgt schon einen gewissen Reiz. Man entgeht den vielen Gedanken, Fragen und Zweifeln.

Von der Entspannung, wie ich sie in jungen Jahren erlebt habe, kann ich aktuell leider gar nicht sprechen. Klar, ich befinde mich in einer Beziehung. Das war das Ziel, das war das „rettende Ufer“, nachdem ich immer Ausschau gehalten hatte. Womit ich nicht gerechnet hatte, waren meine „Anpassungsschwierigkeiten“. Umso älter man wird, desto schwieriger fällt es, sich zu verändern. God damn, yes! Der erste Momente des Glücks den ich empfand, als nun endlich die Definition als Paar ausgesprochen wurde, verflog schnell. Er wurde abgelöst von der immer wiederkehrenden Gedankenspirale. „Was erwartet er von einer Beziehung? Was erwartet er von mir? Können wir unsere Leben aneinander anpassen? Haben wir eine Zukunftsperspektive?„…etc. pp. All diese Fragen rotieren in meinem Kopf. Ich soll nicht so viel planen, sagte mein Freund zu mir. Manche Dinge, kann man einfach nicht planen, da muss man einfach schauen, was passiert. Und das fällt mir verdammt schwer! Durch die viele Denkerei will ich jetzt schon feststellen, ob das eine Sache „für immer und ewig“ werden kann. Klar geht das nicht, aber sagt das mal meinem Hirn.

Mit diesen Gedanken bin ich den „Pärchen-Freunden“ plötzlich viel näher, als ich es vermutet hätte. Die können das nämlich sehr gut nachvollziehen. Der Single-Freundeskreis hingegen, tut sich da schwer. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, jetzt einen Stempel auf der Stirn zu haben „Vergeben, gehört nicht mehr dazu„. Vermutlich fällt auch ihnen die Umstellung schwer. Dabei hat sich absolut nichts geändert. Ich bin weiterhin am Wochenende feiern, gehe weiterhin gerne mal auf ein Bier aus, und hab auch weiterhin Zeit. Wenn ich genauer darüber nachdenke, habe ich aber schon ähnlich gehandelt. Seitdem ein guter Freund vergeben ist, sehen wir uns fast gar nicht mehr. Zu Beginn habe ich ihn aus Gewohnheit immer noch gefragt, ob er Abends mitkommen mag. Aber mit jeder Absage, reduzierte sich das. Aus Single-Sicht, ist der Herr komplett in seiner Beziehung verschwunden. Aber wer weiß, vielleicht fühlt auch er sich wie „abgestempelt“?

Single sein, in einer Beziehung sein, das ist einfach zu verschieden. Ein Single ist gerne unter Singles, ein Pärchen gerne unter Pärchen. Einfach weil die Interessen irgendwann zu sehr auseinander gehen. Doch das will ich nicht! Nur weil ich Abends nicht mehr mit dem Ziel weggehe, jemanden abzuschleppen, kann ich trotzdem bis morgen um 7 Uhr tanzen. Ich will mein Leben nicht ändern. Ich streiche bloß die Anbandelungen mit Männern weg und ersetze diese durch meinen Freund.

8 Gedanken zu „Ich habe das Gefühl, jetzt einen Stempel auf der Stirn zu haben „Vergeben, gehört nicht mehr dazu“

  1. Lotte sagt:

    Ich finde diesen und deinen letzten Beitrag auch irgendwie… schwierig…

    Du klingst nicht so, als wärst du wirklich glücklich. Du findest schon jetzt zu diesem frühen Zeitpunkt ziemlich viel schlechtes was mit deinem Beziehungsstatus einhergeht.

    Ich bin ja nun wirklich schon lange Single. Und zwischendurch hatte ich in den vergangenen 8 Jahren immerhin zwei mal den kurzen Versuch einer Beziehung. Natürlich ist das eine Umstellung. Nach Jahren des Allein-Seins ist da auf einmal jemand. Man muss sich in gewisser Weise umstellen. Weil man nicht mehr machen kann was man will. Weil von der eigenen Zeit, die man ja als Single gekonnt verplant, um nicht in Trübsal blasen zu verfallen, auf einmal jemand was abhaben will.
    Aber ehrlich? Ich habe das nie als Last empfunden. Ganz im Gegenteil. Ich wollte diese Zeit ja mit dem Mann an meiner Seite verbringen. Und natürlich habe ich gedacht dass das nun für immer ist. Warum sonst sollte ich mich darauf einlassen? Ich brauche keinen Mann für eine Übergangszeit. Dass es dann doch scheitern kann, habe ich in beiden Fällen sehr schmerzhaft erfahren.

    Was ich sagen will – du fühlst dich deiner Freiheit beraubt. Aber wenn ihr wirklich zusammenpasst und harmoniert, dann musst du dich gar nicht groß einschränken. Du kannst auch weiterhin feiern gehen und dabei Spaß haben. Du darfst ja auch weiterhin flirten. Hier kommt der schöne Spruch von wegen Appetit holen ist ok, gegessen wird zu Hause…
    Wenn du dich jetzt schon eingeengt und in deinen Möglichkeiten verändert fühlst, dann habe ich kein gutes Gefühl für eure Zukunft… Du musst dich wohl fühlen. Eigentlich bist du doch genau jetzt in dem Stadium, in dem alles toll ist. Wenn dann die Wirkung der rosaroten Brille nachlässt, dann wird es doch erst richtig schwer…
    Aber gut, dass ist meine Meinung als langjähriger Single. Es mangelt mir vielleicht an Beziehungserfahrung um hier Ratschläge erteilen zu können. 😉

  2. juleblogt2014 sagt:

    Das mag vielleicht daran liegen, dass ich mich hier im Blog nicht in Anschmachtungen oder Verliebtheitsanfälle stürzen möchte. Ich kann mich in das Ganze noch nicht richtig „reinsteigern“. Da fehlt es noch etwas an Vertrauen und Sicherheit. Kommt Zeit, kommt Rat 🙂

  3. Jiuliena sagt:

    Bleib einfach ein ICH und werde kein WIR Pärchen. Ich hatte da ja mal einen sehr ähnlichen Artikel verfasst. Nun bin ich auch irgendwie ein WIR geworden, aber ich glaube im Moment gelingt es uns sehr gut trotzdem ein Individuum zu bleiben. Und dann soll sich auch nicht ändern.

  4. lilasumpf sagt:

    Dann sprich‘ die an, die sich so benehmen und versuche frühzeitig zu klären, was unternommen werden kann…

    Gegen absolute Ablehnung der neuen Partner kann man nix machen, aber meiner Erfahrung nach, muss man sich den Stempel nicht aufdrücken (lassen)… 🙂

  5. waldstern sagt:

    Für mich klingt deine Schilderung irgendwie nach Übergangsbeziehung. So nach dem klassischen Übergangspartnermotto „besser der als keiner“ bzw. „wer tröstet mich am besten / wer tut mir gut“. Es sollte aber in einer neuen Beziehung ein Fundament für die Verwirklichung von ähnlichen Lebenswünschen, -zielen oder -interessen errichtet werden. Es gilt die Zukunftsgestaltung anzugehen. Das vermisse ich hier irgendwie bei dir.

  6. juleblogt2014 sagt:

    Ich kann gut nachvollziehen, was du hier beschreibst. Allerdings sehe ich nicht nur mich in der Position etwas ändern zu können, sondern auch „die Anderen“. Offen aufeinander zuzugehen, ist da der erste Schritt. Ich kann natürlich trotzdem noch jedes WE abends unterwegs sein, aber das macht ohne Begleitung einfach viel weniger Spaß 🙂

  7. lilasumpf sagt:

    Da lege ich absolutes Veto ein (ausser an Silvester) – das hat nichts mit dem Beziehungsstatus zu tun, sondern damit wie man damit umgeht. Wenn man als Pärchen nicht in der Lage ist ein eigenes Ich zu behalten und nur noch ein „Wir“ zu sein, ja, dann ist es schwierig unter Singles. Und so, wie Du Deinen Ausgehabend beschrieben hast, hast Du Dir den Stempel selbst auf den Kopf gedrückt … Wie eben auch den Stempel, dass Du/ihr jetzt ein „Wir“ seid und demzufolge andere „Wir“s finden müsst… Klar, kann man mit „Vergebenen“ Themen anders besprechen, aber es ist ja nicht so, dass man als Single nicht die Probleme der Vergebenen versteht und umgekehrt. Bzw. WENN dem so ist, dass man das nicht mehr versteht, dann liegt das eher an den Menschen als an dem Status…
    Wäre sehr traurig, wenn Deine Theorie stimmt, dann hätte ich nämlich schon lange keine Freunde mehr… und keinen Spaß mit meinen „Vergebenen“ sowie meinen „Singles“ …

    Fazit: Es liegt an DIR, was Du draus machst… Sei doch einfach NICHT das Clichè, sondern sei DU … nimm‘ Deine Erfahrungen aus der Singlezeit und mach‘ die kommende Pärchenzeit besser … Hab‘ trotzdem Kontakt und Spaß mit Singles UND Vergebenen… Sonst stehst Du, sollte die Beziehung scheitern, vielleicht vor dem Nichts, weil die Singles denken könnten „Ach, JETZT sind wir ihr wieder gut genug….?“ … Passiert nämlich – lies‘ mal Deinen eigenen Blog nach… 🙂

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