„Ein Brief an mich selbst“ – auf beziehungsweise-magazin.de

Irgendwann kommt dieser Moment….wenn aus Schmetterlingen Zweifel werden und man sich plötzlich doch nicht mehr so sicher ist, ob der Mann, den man zu Beginn noch so anschmachtete, der Richtige ist. Das hat vermutlich jeder schon einmal erlebt. Doch leider geben die meisten Menschen viel zu schnell auf! Warum erinnern sie sich nicht zurück, wie es war, als sie sich verliebten? Damit ich dieser „Zweifelsfalle“ entgehen kann, hier ein Brief an mich selbst.

Ein Brief an mich selbst

Ich habe das Gefühl, jetzt einen Stempel auf der Stirn zu haben „Vergeben, gehört nicht mehr dazu“

Wenn man eine Weile Single ist, beginnt man sich eine Beziehung irgendwie zu „romantisieren“. Die Sehnsucht nach Zweisamkeit sorgt dafür, dass ein Partner als „rettendes Ufer“ angesehen wird. Ist man frisch Single, hält man sich oft noch an die Werte und Vorstellungen der vorherigen Beziehung. So ging es auch mir. Kurz nachdem ich getrennt war, suchte ich unbewusst genau nach dem, was ich davor hatte. Eine feste Bindung, Verlässlichkeit und vor allem Sicherheit. Dass das mit diesen Vorstellungen nicht geklappt hat, wundert mich heute wenig. Es braucht Zeit. Zeit um sich selbst weiterzuentwickeln, herauszufinden wer man ist und vor allem: Wen man sucht. Es ist spannend, wie sich der eigene Blick auf Beziehungen, Liebe und Single sein verändert, wenn sich die Lebenssituation verändert. Hätte mich jemand vor einem Monat gefragt, wie ich das Leben sehe, hätte ich anders geantwortet, als heute. Bis vor kurzem war ich so in meinen „Suchmodus“ vertieft, dass sich meine Vorstellungen und Wünsche ziemlich verändert haben. Trotzdem ich mich nach einer Beziehung sehnte, stand für mich der Spaß an erster Stelle. Was erleben, Erfahrungen machen. Es waren die Momente, an die man sich auch noch in 50 Jahren erinnert, die mir das allein sein versüßten. So sehr ich auch unter dem Single-Dasein gelitten habe, so sehr konnte ich es auch als Luxus verbuchen.

Der harte Cut zwischen Single und Beziehung, ist schwieriger als gedacht. Wie sagte es eine Freundin so schön, die sich schon eine Weile in einer Beziehung befindet: „Was meinst du, was das für eine Umstellung für mich war? Erstmal Vertrauen fassen. Das Gefühl bekommen, sich auf den anderen verlassen zu können.„. So hatte ich es damals gar nicht wahrgenommen, als die beiden zusammen kamen. Ich dachte, die sind nun glücklich und ab dem Zeitpunkt der Beziehungsdefinition, passt das schon. So war es zumindest in jungen Jahren, soweit ich mich erinnere. Da musste ich mich nicht großartig umgewöhnen. Man war zusammen und dann war das eben so. Keine großen Gedanken, keine Zweifel. Muss das entspannt gewesen sein! Da ist es für mich auf einmal auch verständlich, warum sich viele als „Mingles“ bezeichnen. Sich nicht festzulegen, birgt schon einen gewissen Reiz. Man entgeht den vielen Gedanken, Fragen und Zweifeln.

Von der Entspannung, wie ich sie in jungen Jahren erlebt habe, kann ich aktuell leider gar nicht sprechen. Klar, ich befinde mich in einer Beziehung. Das war das Ziel, das war das „rettende Ufer“, nachdem ich immer Ausschau gehalten hatte. Womit ich nicht gerechnet hatte, waren meine „Anpassungsschwierigkeiten“. Umso älter man wird, desto schwieriger fällt es, sich zu verändern. God damn, yes! Der erste Momente des Glücks den ich empfand, als nun endlich die Definition als Paar ausgesprochen wurde, verflog schnell. Er wurde abgelöst von der immer wiederkehrenden Gedankenspirale. „Was erwartet er von einer Beziehung? Was erwartet er von mir? Können wir unsere Leben aneinander anpassen? Haben wir eine Zukunftsperspektive?„…etc. pp. All diese Fragen rotieren in meinem Kopf. Ich soll nicht so viel planen, sagte mein Freund zu mir. Manche Dinge, kann man einfach nicht planen, da muss man einfach schauen, was passiert. Und das fällt mir verdammt schwer! Durch die viele Denkerei will ich jetzt schon feststellen, ob das eine Sache „für immer und ewig“ werden kann. Klar geht das nicht, aber sagt das mal meinem Hirn.

Mit diesen Gedanken bin ich den „Pärchen-Freunden“ plötzlich viel näher, als ich es vermutet hätte. Die können das nämlich sehr gut nachvollziehen. Der Single-Freundeskreis hingegen, tut sich da schwer. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, jetzt einen Stempel auf der Stirn zu haben „Vergeben, gehört nicht mehr dazu„. Vermutlich fällt auch ihnen die Umstellung schwer. Dabei hat sich absolut nichts geändert. Ich bin weiterhin am Wochenende feiern, gehe weiterhin gerne mal auf ein Bier aus, und hab auch weiterhin Zeit. Wenn ich genauer darüber nachdenke, habe ich aber schon ähnlich gehandelt. Seitdem ein guter Freund vergeben ist, sehen wir uns fast gar nicht mehr. Zu Beginn habe ich ihn aus Gewohnheit immer noch gefragt, ob er Abends mitkommen mag. Aber mit jeder Absage, reduzierte sich das. Aus Single-Sicht, ist der Herr komplett in seiner Beziehung verschwunden. Aber wer weiß, vielleicht fühlt auch er sich wie „abgestempelt“?

Single sein, in einer Beziehung sein, das ist einfach zu verschieden. Ein Single ist gerne unter Singles, ein Pärchen gerne unter Pärchen. Einfach weil die Interessen irgendwann zu sehr auseinander gehen. Doch das will ich nicht! Nur weil ich Abends nicht mehr mit dem Ziel weggehe, jemanden abzuschleppen, kann ich trotzdem bis morgen um 7 Uhr tanzen. Ich will mein Leben nicht ändern. Ich streiche bloß die Anbandelungen mit Männern weg und ersetze diese durch meinen Freund.