Weihnachten – ein schönes Wort für eine schöne Zeit. Eine Zeit, auf die man sich freut. So geht es auch mir, eigentlich. Der Weihnachtsmarkt ist jedes Jahr wieder ein Highlight. Wo sonst kann man reuelos Glühwein schlürfen, und das an jedem Tag der Woche? Ist schließlich nur wenige Wochen im Jahr.
Hier hört es aber auch schon auf, mit den Vorteilen der Weihnachtszeit. Ich glaube ja, dass der Glühwein und die Feuerzangenbowle nur erfunden wurden, um sich die negativen Seiten der Feiertage schön zu saufen. Jetzt, Anfang Dezember, mag es noch nicht besonders auffallen, aber die Menschen sind im Stress. Umso näher das Weihnachtsfest rückt, desto mehr verändern sich die Blicke, mit denen Menschen durch die Stadt laufen. Aus einem „Schau mal hier, das ist aber schön!“ wird ein „Muss Geschenke kaufen…kaufen, kaufen, kaufen!“. Ich war genauso. Noch vor schätzungsweisen 5 Jahren lief die Packstation in meiner Nähe heiß. Bestellt wurde alles, was mir unter die Maus kam. Ich bildete mir ein, meine Mitmenschen und damit auch mich, mit vielen Geschenken glücklich zu machen. Es blinkt und macht Geräusche, das ist DAS DING! Genau das, was mein Herzblatt braucht, um noch ein kleines Stückchen glücklicher zu sein. Und lieben wird er mich dafür, das reicht sicherlich für ein ganzes weiteres Jahr. Ein Trugschluss. Wenn das mühevoll ausgesuchte Geschenk nur ein müdes Lächeln erntet, hört man mein Herz ein kleines bisschen knirschen. Das erste Feiertagsdrama ist also schon einmal gesichert.
Mich hat nie jemand gefragt: Willst du das überhaupt?
Weihnachten ist ein Familienfest, sagt zumindest der Großteil der Gesellschaft. Das heißt: Anstandsbesuch bei Eltern, Großeltern, Schwiegereltern, Onkels, Tanten und wer da sonst noch genetische Ähnlichkeiten aufweist. Irgendwie hat mich nie jemand gefragt: Willst du das überhaupt? Macht dich das glücklich? Diese Frage stellte ich mir über Jahre leider nicht einmal selbst. An meinem ersten Single-Weihnachten stelle ich gottseidank fest: Nö, das macht mich überhaupt nicht glücklich, dieser ganze Familienkram. Friede-Freude-Eierkuchen, Pustekuchen!
Es gibt 365 Tage im Jahr, an denen man die Familie treffen kann
Einem Marathon der aufgesetzten Freude glichen die Weihnachtsfeste, die ich die letzten Jahre er-, oder eher überleben musste. Schon Wochen zuvor begann der „Terminpoker“. Welcher Familienteil würde wohl an welchem Feiertag bedacht. Ich verstehe diesen Anwesenheitszwang nicht. Was unterscheidet den 24.12. vom 13.01.? Zum Essen treffen kann man sich an 365 Tagen des Jahres, warum quetschen wir alle Verwandten in drei? Mir läuft es eiskalt den Rücken runter, wenn ich mir eine vollgepackte Weihnachtsplanung anschaue. Wo bleibe ich zwischen Mittagessen mit Omi, Abendbrot mit dem Onkel und Kaffee bei der Schwiegerfamilie? „Das ist historisch gewachsen“, sagt man gerne im Büro zu Dingen, die zwar nervig, aber nicht zu ändern sind. Ich will etwas ändern. Ich will Besinnlichkeit, und zwar in Ruhe. Ich will Entspannung auf der Couch, ohne mich dabei vollgefressen wie ein Mastferkel zu fühlen. Ich will Zeit die vielen Lichter und weihnachtlichen Gerüche um mich herum zu genießen. Wie sagte es mein hoch geschätzter Chefredakteur Eric Hegmann so schön: „Zu Weihnachten hat niemand einen Anspruch auf dich.“. Genau, so ist es.
Wer am Ende glücklich ist? Niemand
Letztes Jahr verbrachte ich Weihnachten allein, gewollt. Wer denkt dass ich weinend auf meiner Couch lag und den Trubel inklusive der Geschenke vermisst habe, den kann ich beruhigen. Ich war zufrieden. Zufrieden mit mir und der Welt. Ich weiß nicht warum Singles zu Weihnachten überhaupt so bedauert werden. Ich bedauere eher die Menschen, die sich in den Trubel stürzen und nach den Feiertagen erst einmal Urlaub nötig haben. Manchmal glaube ich, wir machen diesen ganzen Zirkus nicht für uns, sondern für die anderen. Wer am Ende damit glücklich ist? Niemand.