Parasiten, kleine leider ziemlich anhängliche Tiere, die sich mit spitzen Beinchen an ihrem Wirt festklammern und nach erfolgter Nahrungsaufnahme abfallen, um direkt zu einem neuen Opfer zu springen. Klingt, eklig, oder? Das was für kleine Krabbeltierchen wunderbar funktioniert, ist für manche Menschen zu einem durchaus erfolgreichen Beziehungsmodell geworden. Der sogenannte “Beziehungs-Parasitismus” ist auf dem Vormarsch.
Sie lassen eine leere Hülle zurück
Der klassische Beziehungs-Parasit geht meist nach einem einfachen Muster vor: Er hüpft ganz unvermittelt auf sein Opfer zu, lächelt und macht es sich auf seiner Schulter bequem. Ach was für ein niedlichen Tierchen, denkt der Besprungene. Diese haarigen kleinen Beinchen, das verschmitzte Lächeln, eigentlich ganz süß der Käfer. Mit wunderbar klingenden Worten schafft es der Parasit langsam aber stetig, seine Krabbelfüße in das Opfer zu graben, sodass er auch bei kleineren Erschütterungen nicht von seiner Nahrungsquelle fällt. Apropos Nahrung, wovon ernährt sich so ein Parasit eigentlich? Um zu überleben, braucht dieses Tierchen eines ganz besonders: Anerkennung und Bewunderung. “Du bist das süßeste Tierchen, das ich je gesehen habe” oder “Wie hoch du hüpfen kannst, ganz faszinierend.” sind der Honig in seinem Tee. Doch das, was unseren kleinen Parasiten erst so richtig fett werden lässt, ist die Liebe, die er aus seinen Opfern heraussaugen kann. Kleine Schmetterlinge, große Gefühle und schon ist er Kugelrund gefressen. Was macht ein Parasit, wenn er satt und zufrieden ist? Genau, er löst seine kleinen Füßchen aus der Verankerung und setzt zum Sprung an. Hüpf, hüpf, weiter gehts zum nächsten Wirt. Was er zurücklässt ist die leere Hülle seines verlassenen Opfers, die nun kraftlos einem dicken Krabbeltier hinterher blickt, welches sich schon wieder woanders eingegraben hat.
Nicht jeder Parasit ernährt sich aus Gier
Na, kommt dir diese Geschichte bekannt vor? Bei meinen Recherchen traf ich auf niemanden, der nicht zumindest schon von einer solchen Beziehungskonstellation gehört hatte. Erstaunlicherweise konnte ich nicht ausmachen, ob Beziehungs-Parasiten eher der weiblichen oder männlichen Spezies angehören. Sie scheinen sich gleich auf beide Geschlechter zu verteilen. Einen großen Unterschied entdeckte ich jedoch, als ich mir die von anderen beschriebenen Parasiten genauer anschaute. Nicht jedes kleine Krabbeltier, welches sich am liebsten von der Liebe anderer ernährt, tut dies aus Gier und Rücksichtslosigkeit. Die meisten Beziehungs-Parasiten sind sich über ihre Insekten-Rolle gar nicht bewusst. Sie fühlen zwar, dass die Liebe und Anerkennung eines anderen Menschen das ist, wonach sie sich sehnen, aber dass sie diese einfach verspeisen und sich sofort nach einem neuen Wirt umsehen, bemerken sie nicht.
Sie haben das Selbstversorgen nicht gelernt
Das sind zumeist die Art von Parasiten, die wie Zirkuskünstler anmuten. Während das eine Beinchen noch fest in ihrem Opfer steckt, klammern sie sich voller Wagemut schon an den nächsten Wirt, der so auf seine Tauglichkeit getestet wird. Es kommt vor, dass besonders geschickte Beziehungs-Parasiten sogar mit jedem ihrer vielen Beinchen an einem anderen Opfer klammern, ohne sich dabei zu zerreißen. Faszinierend! Dabei können sie zum größten Teil nicht einmal etwas dafür. Ihr Drang nach Nahrung ist einfach zu groß. Sie haben nie gelernt die Selbstversorgerrolle einzunehmen und Durststrecken überstehen zu können. Was sie antreibt ist der Glaube daran, irgendwo noch ein süßeres, liebevolleres und fügsameres Opfer zu finden, das sie bis ans Lebensende mit Liebe und Anerkennung füttern kann.
Beziehungs-Parasiten befallen gerne diejenigen, die still stehen
Woran erkennst du, dass du von einem Beziehungs-Parasiten befallen wurdest? Ein untrügliches Zeichen für einen Befall ist das Gefühl ausgesaugt zu werden. Liebe sollte Kraft und Energie geben und nur in seltenen Fällen welche kosten.
Hast du den Eindruck, dass die kleinen Beinchen des Wesens an deiner Seite sich immer weiter von dir entfernen und an anderen Menschen kleben? Dann schaue etwas genauer hin und vergewissere dich, dass diese kleinen Beinchen nicht gerade zum Sprung ansetzen wollen.
Zu guter Letzt: Höre auf dein Bauchgefühl. Einen Beziehungs-Parasiten an seiner Seite zu haben fühlt sich gerne so an, als wäre irgendetwas im Busch. Irgendetwas stimmt nicht so recht, man kann sich nur nicht so recht erklären was. Sieh dies als Alarmzeichen und prüfe, welche Intentionen hinter der Zuneigung deines Partners stecken.
Eine wunderbare Methode, um einen Beziehungs-Parasiten loszuwerden ist übrigens ganz einfach: Öfter mal bewegen. Bewegen im Sinne von aktiv und flexibel sein. Parasiten befallen nämlich gerne diejenigen, die still stehen. Wer sich unkompliziert aussaugen lässt, braucht sich nicht wundern, wenn er sich irgendwann leer fühlt.