„Jungs, warum seid ihr so schmerzbefreit?“ – auf beziehungsweise-magazin.de

Mein lieber Kollege Thorsten Wittke hat mich gefragt: „Mädels, warum seid ihr eigentlich so pampig?“. Es geht um das liebe Onlinedating. Wir Mädels sind da pampig? Pah! Das habe ich nicht auf mir sitzen gelassen, und meine Sicht der Dinge geschildert. Denn ganz ehrlich: Männer sind total schmerzbefreit wenn es ums Onlinedating geht! Bleibt uns Damen da nicht eigentlich nichts anderes übrig, als pampig zu werden?

Jungs, warum seid ihr so schmerzbefreit?

„Ein Brief an mich selbst“ – auf beziehungsweise-magazin.de

Irgendwann kommt dieser Moment….wenn aus Schmetterlingen Zweifel werden und man sich plötzlich doch nicht mehr so sicher ist, ob der Mann, den man zu Beginn noch so anschmachtete, der Richtige ist. Das hat vermutlich jeder schon einmal erlebt. Doch leider geben die meisten Menschen viel zu schnell auf! Warum erinnern sie sich nicht zurück, wie es war, als sie sich verliebten? Damit ich dieser „Zweifelsfalle“ entgehen kann, hier ein Brief an mich selbst.

Ein Brief an mich selbst

Ich habe das Gefühl, jetzt einen Stempel auf der Stirn zu haben „Vergeben, gehört nicht mehr dazu“

Wenn man eine Weile Single ist, beginnt man sich eine Beziehung irgendwie zu „romantisieren“. Die Sehnsucht nach Zweisamkeit sorgt dafür, dass ein Partner als „rettendes Ufer“ angesehen wird. Ist man frisch Single, hält man sich oft noch an die Werte und Vorstellungen der vorherigen Beziehung. So ging es auch mir. Kurz nachdem ich getrennt war, suchte ich unbewusst genau nach dem, was ich davor hatte. Eine feste Bindung, Verlässlichkeit und vor allem Sicherheit. Dass das mit diesen Vorstellungen nicht geklappt hat, wundert mich heute wenig. Es braucht Zeit. Zeit um sich selbst weiterzuentwickeln, herauszufinden wer man ist und vor allem: Wen man sucht. Es ist spannend, wie sich der eigene Blick auf Beziehungen, Liebe und Single sein verändert, wenn sich die Lebenssituation verändert. Hätte mich jemand vor einem Monat gefragt, wie ich das Leben sehe, hätte ich anders geantwortet, als heute. Bis vor kurzem war ich so in meinen „Suchmodus“ vertieft, dass sich meine Vorstellungen und Wünsche ziemlich verändert haben. Trotzdem ich mich nach einer Beziehung sehnte, stand für mich der Spaß an erster Stelle. Was erleben, Erfahrungen machen. Es waren die Momente, an die man sich auch noch in 50 Jahren erinnert, die mir das allein sein versüßten. So sehr ich auch unter dem Single-Dasein gelitten habe, so sehr konnte ich es auch als Luxus verbuchen.

Der harte Cut zwischen Single und Beziehung, ist schwieriger als gedacht. Wie sagte es eine Freundin so schön, die sich schon eine Weile in einer Beziehung befindet: „Was meinst du, was das für eine Umstellung für mich war? Erstmal Vertrauen fassen. Das Gefühl bekommen, sich auf den anderen verlassen zu können.„. So hatte ich es damals gar nicht wahrgenommen, als die beiden zusammen kamen. Ich dachte, die sind nun glücklich und ab dem Zeitpunkt der Beziehungsdefinition, passt das schon. So war es zumindest in jungen Jahren, soweit ich mich erinnere. Da musste ich mich nicht großartig umgewöhnen. Man war zusammen und dann war das eben so. Keine großen Gedanken, keine Zweifel. Muss das entspannt gewesen sein! Da ist es für mich auf einmal auch verständlich, warum sich viele als „Mingles“ bezeichnen. Sich nicht festzulegen, birgt schon einen gewissen Reiz. Man entgeht den vielen Gedanken, Fragen und Zweifeln.

Von der Entspannung, wie ich sie in jungen Jahren erlebt habe, kann ich aktuell leider gar nicht sprechen. Klar, ich befinde mich in einer Beziehung. Das war das Ziel, das war das „rettende Ufer“, nachdem ich immer Ausschau gehalten hatte. Womit ich nicht gerechnet hatte, waren meine „Anpassungsschwierigkeiten“. Umso älter man wird, desto schwieriger fällt es, sich zu verändern. God damn, yes! Der erste Momente des Glücks den ich empfand, als nun endlich die Definition als Paar ausgesprochen wurde, verflog schnell. Er wurde abgelöst von der immer wiederkehrenden Gedankenspirale. „Was erwartet er von einer Beziehung? Was erwartet er von mir? Können wir unsere Leben aneinander anpassen? Haben wir eine Zukunftsperspektive?„…etc. pp. All diese Fragen rotieren in meinem Kopf. Ich soll nicht so viel planen, sagte mein Freund zu mir. Manche Dinge, kann man einfach nicht planen, da muss man einfach schauen, was passiert. Und das fällt mir verdammt schwer! Durch die viele Denkerei will ich jetzt schon feststellen, ob das eine Sache „für immer und ewig“ werden kann. Klar geht das nicht, aber sagt das mal meinem Hirn.

Mit diesen Gedanken bin ich den „Pärchen-Freunden“ plötzlich viel näher, als ich es vermutet hätte. Die können das nämlich sehr gut nachvollziehen. Der Single-Freundeskreis hingegen, tut sich da schwer. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, jetzt einen Stempel auf der Stirn zu haben „Vergeben, gehört nicht mehr dazu„. Vermutlich fällt auch ihnen die Umstellung schwer. Dabei hat sich absolut nichts geändert. Ich bin weiterhin am Wochenende feiern, gehe weiterhin gerne mal auf ein Bier aus, und hab auch weiterhin Zeit. Wenn ich genauer darüber nachdenke, habe ich aber schon ähnlich gehandelt. Seitdem ein guter Freund vergeben ist, sehen wir uns fast gar nicht mehr. Zu Beginn habe ich ihn aus Gewohnheit immer noch gefragt, ob er Abends mitkommen mag. Aber mit jeder Absage, reduzierte sich das. Aus Single-Sicht, ist der Herr komplett in seiner Beziehung verschwunden. Aber wer weiß, vielleicht fühlt auch er sich wie „abgestempelt“?

Single sein, in einer Beziehung sein, das ist einfach zu verschieden. Ein Single ist gerne unter Singles, ein Pärchen gerne unter Pärchen. Einfach weil die Interessen irgendwann zu sehr auseinander gehen. Doch das will ich nicht! Nur weil ich Abends nicht mehr mit dem Ziel weggehe, jemanden abzuschleppen, kann ich trotzdem bis morgen um 7 Uhr tanzen. Ich will mein Leben nicht ändern. Ich streiche bloß die Anbandelungen mit Männern weg und ersetze diese durch meinen Freund.

Das Herz sagt „verliebt“, doch ich wähle den Status „glücklich“

Was zwischen dem ersten Date und dem Beginn einer Beziehung passiert, ist bei jedem Paar verschieden. Was fast alle Pärchen gemeinsam haben: Es ist ein harter Weg! Vorbei die Zeit der jugendlichen Leichtigkeit, in der durch „Willst du mit mir gehen?„- Zettelchen eine vermeintliche gemeinsame Zukunft besiegelt wurde.

Es war in jungen Jahren kein Risiko, was hatte man schon zu verlieren? zeit gab es schließlich noch genug. Umso älter man wird, desto langwieriger und komplizierter wird der Prozess, der aus einem Kennenlernen, eine Beziehung werden lässt. Der Mut ins kalte Wasser zu springen und sich auf einen Menschen einzulassen, schwindet. Sind wir erwachsen, ist unsere Persönlichkeit grundlegend gefestigt. Es ist schwer, sich einer anderen Person anzupassen und die Komfortzone zu verlassen.

Ich stemple Menschen ab

So sehe ich es oft in meinem Umfeld, dass potenzielle Partner aussortiert werden, weil das Einlassen auf sie Anstrengung bedeutet. Da ist niemand mehr, der sich wie ein passendes Puzzlestück in der eigene Leben einfügt. Jedes Lebensjahr bringt neue Eindrücke und Erfahrungen, die jeden Menschen prägen. Das Puzzlestück hat viel mehr Ecken und Kanten. Die Möglichkeit, dass es sich in ein Bild ohne Probleme einfügt, ist gering. Wer kennt es nicht, dass eine fremde Person ohne Absicht, einen „wunden Punkt trifft“? Sei es eine Formulierung, die negative Emotionen in uns auslöst, weil wir sie vielleicht von einem Ex-Partner öfter hörten. Vielleicht sind es auch Charaktereigenschaften, die in unserem Kopf zu einer Blockade führen, ohne dass dies gewollt ist. Ich nehme mich davon nicht aus. Ähnelt jemand zu sehr einem Ex-Freund, ziehe ich mich zurück. Aus Angst die Vergangenheit zu wiederholen, stemple ich Menschen ab. Aus diesem Grund ist es verdammt schwer, sich auf eine neue Person einzulassen. Zu viele Erfahrungen schwirren in meinem Hirn, die zur Vorsicht raten. Den Kopf ausschalten ist leichter gesagt als getan.

Flucht aus der Verantwortung

Es passt einfach nicht!“ – höre ich ständig in meinem Freundeskreis. Ich frage gerne nach, was denn genau nicht passen würde. Eine richtige Antwort bekomme ich eigentlich nie. Ich habe das Gefühl, dass „passt einfach nicht“ eine Flucht ist. Eine Flucht aus der Verantwortung. Beziehung heißt etwas aufzugeben, Verantwortung zu übernehmen und die Zukunft zu planen. Der Alltag würde sich ändern, die Gewohnheiten passen sich an. Veränderung macht Angst. Veränderung macht auch mir Angst.

Der Optimismus löst sich in Luft auf

Hat man das erste Date erfolgreich hinter sich gebracht, besteht noch eine Art Euphorie. Optimismus überlagert mögliche Bedenken. Doch spätestens bei den nächsten Treffen, rattert das Hirn. „Kann ich mir vorstellen mit diesem Mann auf der Straße Händchen zu halten?„, „Was würden wohl meine Eltern über ihn denken?„, „Könnten wir eine Familie gründen?„, „Kann ich mir vorstellen, dass das der Mann fürs Leben ist?„. Und schon löst sich der Optimismus in Luft auf. Den Zeitraum zwischen dem ersten Date und einer Beziehung, empfinde ich  wie den Lauf auf Glatteis mit einer zu großen Glasvase in der Hand. Es besteht jeden Moment die Möglichkeit zu stürzen und die Vase zu zerstören. Jeden Moment besteht das Risiko, das kleine Liebespflänzchen zu zertreten. Für mich ist die Phase vor einer Beziehung darum ungemein anstrengend. Mein Hirn arbeitet, arbeitet, und arbeitet. Mag er mich wirklich? Sieht er eine Zukunft für uns? Kopfschmerzen! Nichts mit locker flockig kennenlernen und schauen was daraus wird.

Da meldet sich das Hirn und wundert sich

Ich kann von solchen Situationen ein Lied singen. Vor wenigen Jahren trat ein Herr in mein Leben, der alles umschmeißen sollte. Kuss zu Silvester, regelmäßiges Sehen, Herzchen in den Augen. Aber Moment, so einfach konnte das doch nicht gehen! Da meldete sich mein Hirn und wunderte sich, dass da auf einmal jemand sein sollte, der mich zu mögen schien. Das geht doch gar nicht! Mochte mich doch in letzter Zeit niemand so richtig. Und schon suchte das Hirn nach Fehlern. Ich war verwirrt, machte einen Schritt nach vorn, und sprang gleich wieder zurück. Pure Angst machte sich breit. „Du darfst das nicht versauen!“ – trichterte ich mir tagtäglich ein. Das blieb von ihm natürlich nicht unbemerkt. „Wir gehen das ganz ruhig an!“ – versuchte er mich zu beruhigen. Ruhig kann ich aber nicht! Ich komme mit dem Zeitraum zwischen Kennenlernen und Beziehung einfach nicht klar. Ich brauche Fakten. Ich will mich auf irgendetwas verlassen können. Aber ich habe Angst. So bemerkte auch Facebook meine Unsicherheit. Minutenlang überdachte ich meine Statusmeldung, in der ich erwähnen wollte, wie schön es war mit dem Herren Zeit zu verbringen. Mein Herz sagte: „Schreibe verliebt!„. Doch meine Finger scrollten weiter und wählten „glücklich„. Nur nichts definieren, nur niemanden überfordern, nur keinen Korb kassieren.