Candidate – kann tinder jetzt einpacken?

Update Juni 2017

Um tinder kommt man auf dem Dating-App-Markt kaum herum. Es fehlt an Alternativen. Doch findige Programmierer denken sich immer wieder neue Ansätze aus, um Menschen zueinander zu bringen.

Candidate“ heißt das gute Stück und ist seit Oktober 2015 im Appstore bzw. Playstore kostenlos erhältlich. Insiderkreise handeln die App schon als „das neue große Ding“ und Konkurrenz für tinder.

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Das Layout hat sich in den letzten Monaten ein wenig verändert, trotzdem findet man sich weiterhin super schnell zurecht.

Wie funktioniert „Candidate“?

Ganz anders als bei tinder, geht es hier nicht um die Optik eines Users. Es geht um seine Kreativität und an den Tag gelegten Witz.  Die Anmeldedaten sind sehr reduziert gehalten: Username, Alter, Wohnort, Geschlecht, suche ich Mann oder Frau? Alternativ kann man sich über Facebook anmelden, was viel Zeit spart, da die Profilbilder schon übernommen werden. Sobald man sich angemeldet hat, besteht die Möglichkeit 3 Fragen einzugeben, welche man sich von anderen Usern beantworten lassen will. Neuerdings können auch weniger Fragen gestellt werden, diese werden dann aber auch von weniger Usern beantwortet. Meine erste Frage ist zum Beispiel: „Wenn du ein Elefant wärst, was wäre dann dein Lieblingstier?„. Die User können nun auf meine Fragen antworten. Bei 3 Fragen erhält man Antworten von 5 anderen Nutzern.

Die Qual der Wahl

Nachdem dies erfolgt ist, bekomme ich eine Benachrichtigung per Push Mitteilung (soweit man es der App erlaubt hat). Ich sehe je Frage alle gegebenen Antworten und kann sie „Ranken“. Für die beste Antwort vergebe ich Platz 1, für die schlechteste Platz 5. Zu diesem Zeitpunkt sehe ich nicht, wer welche Antwort gegeben hat. Nach der Bewertung sehe ich die Antworten der beiden Nutzer, die ich am höchsten gerankt habe. Ich kann jetzt weitere Fragen stellen, wenn ich mich nicht entscheiden kann. Ist für mich klar, welche Antworten kreativer waren, wähle ich den betreffenden Nutzer aus. 

Man kann nicht immer gewinnen

Erst jetzt sehe ich, wer sich hinter den Antworten verbirgt. Ich bekomme ein Foto sowie das Alter und die Herkunft genannt. Nun besteht die Möglichkeit, sich über die Chatfunktion auszutauschen. Natürlich kann ich nicht nur Fragen beantworten lassen, sondern auch selbst an den Spielen anderer User teilnehmen. Manchmal ist es schon etwas traurig, wenn man nach einem Spiel erfährt, dass man aufgrund der Antworten aussortiert wurde. Man kann sich jedoch sicher sein, am Alter oder dem Aussehen, kann es nicht gelegen haben ;)Wenn sich ein User Mühe mit der Auswahl der Fragen, oder beim Antworten gibt, macht diese App wirklich Spaß! Ich habe teilweise richtig tolle Antworten auf meine Fragen bekommen.

Kleines Beispiel:

Frage:Stell dir vor im Eisladen gibt es kein Eis mehr, wie reagierst du?

Antwort:Hilfeee panic #klimaerwärmung ahhhh holt die Pinguine und gebt ihnen Waffen!!!!11!

Aktuell verzeichnet Candidate einen hohen Nutzerzulauf. Eigenen Angaben zufolge sind über 500.000 User aktiv. Eine Altersgruppe kann man kaum definieren. Ich bin dort auf sehr junge Menschen (Anfang 20), sowie auch auf die Altersgruppe Ü40 getroffen. Hat man die Chatfunktion nach einem Spiel freigeschaltet, antwortet der „Candidate“ auch wirklich. Ich traf auf einen sehr charmanten Herren, der die App von Beginn an nutzt. Laut seiner Aussage, hat sich sogar schon eine kleine Lovestory für ihn ergeben. Das klingt in jedem Fall vielversprechend! Natürlich hat diese junge App auch ein paar Bugs, die mich mit der Zeit etwas geärgert haben. So springt die App gerne mal aus einem Spiel, sobald eine Chatnachricht eintrifft. 

Gute Ansätze, die sich durchsetzen könnten

Interessant ist noch zu wissen, dass es auch hier Schwarze Schafe gibt. Es gibt, wie bei tinder, Menschen, welche nur auf der Suche nach einer schnellen Nummer sind. Diese kann man allerdings sehr schnell rausfiltern! Schon anhand der Fragen bzw. Antworten, erkennt man Ernsthaftigkeit, oder eben nicht. Vorteil für Candidate!

Mein Fazit

Ich sehe in dieser App viel Potenzial, soweit sie genug User erreicht und die vorhandenen Bugs entfernt werden. Einen lieben Dank übrigens an Bernhard, der mir als „Poweruser“ mit Rat und Tat zur Seite stand! In diesem Sinne, fröhliches Q&A mit hoffentlich netten Menschen 😉

Tag des Singles

Es gibt einen Grund zum Feiern! Naja, je nachdem, ob man so einen Tag feiern möchte, oder lieber Trauerflor trägt 😉

Heute ist der offizielle Tag des Singles! Ladys and Boys, heute darf gefeiert werden!

In China ist der Tag des Singles einer der umsatzstärksten des Jahres. Allerdings profitieren nicht wie am Valentinstag die Blumenhändler und Schokofabrikanten, sondern der Online-Handel. Es gibt massig Angebote und seien wir mal ehrlich, wir Singles kaufen doch am liebsten online 😉

Ich für meinen Teil, werde den Abend mit ein paar Single-Freunden begehen, Pizza bestellen und eine schöne Zeit haben. So richtig gefeiert wird dann am Freitag. Es ist Superhelden-Party und wer mich kennt weiß, Amazon ist vor mir nicht sicher und der Paketbote weiß genau, wann bei mir wieder eine Mottoparty ansteht.

Ich sag nur: knallgrüne Kontaktlinsen, LED-Ohrstecker…Amazon kann froh sein, dass sie gar nicht alle Dinge haben, die ich gerne kaufen würde.

Damit am Freitag auch nichts schief geht, lies das mein lieber Hero:

Lieber Superheld-Single,

am heutigen Tag kannst du dich noch zurücklehnen und entspannen. Denk dran, am Freitag hast du eine Mission! Schmeiß dich in dein schönstes Kostüm und rette mich vor den Bösewichten! Hab mich auch extra schick für dich gemacht. Also hopp, ran an die Kontaktlinsen tragende, semi-kostümierte junior Superheldin!

In diesem Sinne, habt einen tollen Single Tag!

Wer mehr Infos sucht:

Tages des Singles in China

„Ruhiger werden“ heißt vermutlich auch nur: Erfolgreich verdrängen

Ich habe ganz tolle Leser! Das kann ich nur immer wieder betonen. Mit dem ein oder anderen hat sich eine rege „e-Mail Freundschaft“ entwickelt. Ab und zu kommt es vor, dass daraus so tolle Themen oder Aussagen entstehen, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als diese hier etwas detaillierter zu betrachten.

Freitag Abend ist Stammkneipenabend. Wie verbrachte ich also den gestrigen Abend? Bei einem Bierchen in der Stammkneipe. Verabredet war ich mit einer guten Freundin, welche seit einigen Monaten mit einem meiner besten Freunde liiert ist. Lange hatten wir uns nicht gesehen. Dass sich unsere Welten jedoch so auseinanderentwickeln würden, hätte ich nicht erwartet.

Das Single-Leben und das Pärchen-Leben, sind so weit voneinander entfernt wie die Erde vom Mars. Während es für mich an Horror grenzt einen Samstagabend allein zu Haus zu verbringen, ist es für Pärchen absoluter Luxus Zeit zu zweit zu haben.

Mit großen Augen schaute mich meine Freundin an, als ich ihr die Erlebnisse der letzten Wochen schilderte. Dabei ist nicht einmal viel vorgefallen, der normale Single, Party, Datingkram eben. Dem gegenüber stand ein Pärchenalltag. Ihre Probleme unterschieden sich komplett von meinen. Ich konnte mich zwar irgendwie in sie hinein versetzen, aber die Ebene, die ich mit anderen Singles habe, war nicht zu erreichen. Das ist ungerecht! Man kann sich gut leiden, aber findet einfach keine Welle, auf der man zusammen schwimmen kann. Und das nur aufgrund eines blöden Beziehungsstatus. Wir machten einfach komplett unterschiedliche Erfahrungen im Leben. Sie machte die Erfahrungen, die ich auch gerne hätte.

Man könnte es auch so bezeichnen: Abenteuer gegen Alltag. Unausgewogenheit gegen Ruhe.

Eigentlich war ich der Meinung, in letzter Zeit ruhiger geworden zu sein. Ausschlaggebend ist da sicherlich das veränderte Wetter, aber auch mein schwächelndes Immunsystem tat sein übriges. Meine Gesundheit hat so langsam gemerkt, dass das, was ich im Sommer „Leben“ nannte, mich eine Unmenge an zukünftiger Lebenszeit gekostet hat. In den vergangenen 3 Wochen, war ich gefühlt 3 Mal krank. Vielleicht sollte ich einfach mal öfter mit einem Wodka desinfizieren! Nein, Spaß beiseite.

Ich gab mir nun also Mühe etwas Ruhe in mein Leben zu bringen. Öfter mal auf der Couch liegen, was Kochen, was Backen, die Zeit allein genießen. Und es klappte! Ich merkte, man muss auch mal lange Weile zulassen! Denn erst wenn man so weit zur Ruhe kommt, entsteht Boden für Neues. Neue Gedanken, neue Wünsche und neue Erkenntnisse. Lange Weile festigt, auch wenn ich das nie wahrhaben wollte.

Ich fand endlich genug Zeit und Ruhe, um mich beruflich weiterzuentwickeln. Durch meinen erhöhten Einsatz wurde ich mit einer besseren Position belohnt. Der Eindruck, dass ich ernsthaft ruhiger geworden wäre, verstärkte sich.

Nun hat ja alles Positive meist einen Haken, so auch diesmal.

Als ich nun gestern Abend nach zwei Bier den Heimweg antrat, wurde mir eine Sache schlagartig bewusst: Ich verdränge!

Seit einer Weile frage ich mich, warum ich Abende so gerne eskalieren lasse, warum ich nicht an einem gewissen Punkt aufhören kann. Manchmal sollte man einfach nach zwei Bier Schluss machen.

Doch was passiert bei mir nach diesen zwei Bier? Mein Verdrängungsmechanismus wird außer Kraft gesetzt und ich merke plötzlich, was da in mir schlummert. Dort schlummert die Sehnsucht. Dort schlummert die Einsamkeit.

Ich habe sie schön versteckt, hinter einer Tür eingeschlossen. Auf dass sie still und unauffällig irgendwo in mir drin existierten könne. Doch die zwei Bier, anscheinend der Schlüssel, ließen alles herauspurzeln.

„Jetzt jemanden, der meine Hand greift.“ „Jetzt jemanden, bei dem ich mich anlehnen kann.“ „Jetzt jemand, der mich verliebt anschaut“

Meine Gesichtszüge veränderten sich. Das in sich ruhende Lächeln wich einem traurigen Gesicht. Wie bekannt kamen mir diese Gefühle vor. Hatte ich mich nicht weiterentwickelt? Hatte ich es nicht geschafft, mir eine wahrhaftige Ruhe zu erarbeiten?

„Ruhiger werden“, heißt vermutlich auch nur: Erfolgreich verdrängen.

Suchbegriff: Singlehandschuh

Ein hoch auf das Frühstücksfernsehen! Durch den allmorgendlichen Wetterbericht, war ich heute früh genug gewarnt. Kalt! Sehr sehr kalt draußen! Schätzungsweise um den Gefrierpunkt müssen sich die Temperaturen so gegen 7 Uhr bewegt haben. Gottseidank wusste ich ja Bescheid und hatte genug Zeit eingeplant, um in meiner seit März nicht mehr geöffneten „Winterutensilien-Schublade“ zu kramen. War mir letzten Winter schon bewusst, dass ich abgesehen von einem Schal und einer Mütze, keine tageslichttauglichen Kopf- und Halsbedeckungen hatte? Anscheinend bin ich durch den letzten Winter ohne Handschuhe, bzw. mit nur einem Handschuh gekommen. Zumindest fand sich immer nur ein Teil, des normalerweise gängigen Paares.

Meine Handschuhe haben es anscheinend verstanden, alleine lässt es sich auch ganz gut leben!

Mit Winterjacke, dickem Schal und überdimensionaler Mütze ging es in die gefühlt sibirische Kälte. Wie soll ich das nur aushalten, wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken? Man gewöhnt sich ja an alles, irgendwie.

Ganz so schlecht ist das eigentlich gar nicht. Kennt ihr dieses „Sommergefühl“, welches man gerade an sonnigen Wochenenden verspürt? Man denkt „Wenn ich mich jetzt nicht sofort sonnen gehe, dann verpasse ich was.“. Das fällt im Herbst/Winter komplett aus! Tagelang zu Hause vor der frischen Luft verstecken, alles kein Problem!

Wenn ich ganz ehrlich bin, sorge ich mich aber auch etwas. Was wird aus dem wöchentlichen Feierabend-Eis mit der besten Freundin? Wird meine Motivation ab und zu joggen zu gehen, den Temperaturen stand halten? Gut, die zweite Frage kann ich mir direkt beantworten: Nein! Nicht weil ich nicht Lust hätte, die habe ich definitiv, ich brauche Bewegung! Allerdings macht mir meine Gesundheit einen dicken Strich durch die Rechnung. Innerhalb von 2 Wochen zweimal erkältet sein, muss auch erstmal geschafft werden.

Ich befinde mich somit seit Wochen im Modus „Erholen, ausruhen, auf die Gesundheit achten“. So richtig gut funktioniert das anscheinend nicht. Da lobe ich mir die lauen Sommerabende, an denen es kein Problem war stundenlang draußen zu sitzen, oder nach einer Party mitten in der Nacht die 3 km nach Hause zu Fuß zu gehen.

Es hört sich schon an, als wäre seit drei Monaten Winter. Die Übergangszeit zwischen 25 Grad und 0 Grad, war irgendwie zu kurz!  Habe ich nicht gerade noch in meiner Dachgeschosswohnung bei gefühlten 40 Grad ohne Decke geschwitzt? Nun habe ich schon die Winterdecke aufgezogen und teilweise trotzdem das Gefühl, ich müsste Nachts erfrieren.

Apropos Decke: Seitdem ich Single bin, habe ich in meinem Bett immer zwei Decken und zwei Kissen gehabt, der Gewohnheit halber. Die zweite Bettgarnitur hat mich unbewusst jeden Abend daran erinnert, dass da ein Platz neben mir frei ist. Vor zwei Wochen dann der radikale Schritt: Die zweite Decke kommt weg! Das zweite Kissen kommt weg! Zwar sieht mein Bett jetzt etwas leerer aus, aber es signalisiert nicht mehr „hier fehlt etwas“, sondern „guck mal wie viel Platz du hast, leg dich ruhig quer!“. Es hat ein bisschen mehr von Freiheit. In meiner Freiheit eingeschränkt werde ich nur durch meine Mietzekatze, welche nun nicht mehr auf der Decke neben mir, sondern auf mir schläft. Wer das eine will, muss das andere mögen.

Wenn ich es so betrachte, brauche ich eigentlich auch gar keinen zweiten Handschuh. Perfekt wäre ein Handschuh, für beide Hände! Zumindest würde das zu meinem aktuellen Lebensstil passen. Einzeln, aber irgendwie doch vollständig.

Ehrlich gesagt habe ich nicht vermutet, dass ich so gut in die eigentlich unangenehmste Jahreszeit des Single-seins starten würde. Irgendwie ist der Druck weg, der Druck jedes Wochenende auszugehen, jemanden zu finden, der mit durch den Winter friert. Fühlt sich gut an! Ist kälter als erwartet, aber dann muss ich eben mal die Heizung anmachen.

So, ich werde jetzt erstmal schauen, was diverse Online-Marktplätze so zu bieten haben, Suchbegriff: Single-Handschuh.

1 Jahr Single

1 Jahr Single sein. Dass mir das in meinem Leben noch einmal passieren könnte, wollte ich mir nicht ausmalen. 7 Jahre wog ich mich in Sicherheit, Traum von Heirat, Kindern, Familie. Vor genau einem Jahr, lies ich diesen Traum platzen. Das erste Mal so richtig auf eigenen Beinen stehen. Zu Beginn genoss ich es, tanzend durch die Wohnung zu springen, Zeug rumliegen zu lassen, nur zu kochen worauf ICH Lust hatte.

Auf der ersten Partynacht nach der Trennung warf ich gegen 2 Uhr den obligatorischen Blick auf die Bahnverbindungen nach Hause. Wie gewohnt war es, um die Zeit zu gehen, damit sich der Partner keine Sorgen machte. Es war ein Gefühl von Freiheit welches mich durchfuhr, als ich die Uhr wegsteckte und einfach weiterfeierte. Wann ich nach Hause kam, interessierte niemanden. Ob ich überhaupt nach Hause kam, interessierte niemanden.

Allein die Möglichkeit, dass ich theoretisch jemanden abschleppen konnte, brachte mich zum Grinsen. Es fühlte sich ein wenig so an, wie der Moment nach dem letzten Schultag: Frei! Man hat alle Möglichkeiten, nichts kann einen aufhalten! Beschwingt von meiner neuen Freiheit tanzte ich durch meinen Alltag, entdeckte immer wieder neue Vorteile am Single-Leben. Oft drehte ich die Musik so laut, dass mich die Nachbarn sicherlich nicht mehr singen hörten.

Meine Wandlung blieb nicht unbemerkt, meine Freundeskreis freute ich, dass ich nun endlich wieder „am Start“ war. Leider hielt diese euphorische Phase nicht lange an. Unter die tollen Momente, mischten sich immer mehr Momente der Einsamkeit. Irgendwann hatte ich oft genug in der Wohnung getanzt, oft genug Sachen rumliegen lassen, bin oft genug spät oder gar nicht nach Hause gekommen. Das Alleinsein wurde Alltag. Man gewöhnt sich ja bekanntlich an alles, aber an das Einsam sein, gewöhnte ich mich nie.

Es sind nicht die Momente, in denen man alleine auf der Couch sitzt. Es sind die Momente, in denen man gerne in einem Arm liegen würde, jemanden küssen möchte und das Gefühl haben will, geliebt zu werden.

Ich stelle mir das immer wie eine Art „Liebes-Akku“ vor. Umarmungen, Küsse, zusammen einschlafen laden diesen Akku auf. Umso intensiver die Bindung zum Gegenüber ist, desto schneller läd der Akku. In vielen Phasen meines SIngledaseins, war der Akku leer, bei 0%. Und manchmal hatte ich das Gefühl, ich müsste mein Herz so langsam abschalten, es hatte einfach keinen „Saft“ mehr.

Aus der Not heraus trifft man sich öfter mit neuen Männern, geht in Clubs in die Offensive. Hat man Erfolg, läd man seinen Liebesakku kurzweilig wieder auf. Eh man es sich versieht, ist der Akku aber wieder leer, und man beginnt erneut mit der Suche nach einer „Energiequelle“.

Die Suche nach einer „Energiequelle“ hat den Platz des „Single sein genießens“ eingenommen. Logischerweise genießt man die Momente des Flirtens, Eroberns, Abschleppens. Das sind aber nur kurze Augenblicke, die in Relation zum Alltag verschwindend gering sind.

Viele Rückschläge musste ich einstecken. Ablehnung, ausgenutzt werden, all das nagt am Glauben an die Liebe. Tief im Inneren habe ich sie aber nicht verloren, die Hoffnung. Hoffnung auf einen vollen Liebes-Akku, der regelmäßig wieder aufgeladen wird.

„Man gewöhnt sich an alles!“ – mittlerweile sogar an mein Singledasein. Es geht mir oft nicht sonderlich gut, aber ich komme mit mir zurecht.

Ich glaube man braucht diese vielen Hochs und Tiefs nach einer langen Beziehung. Oft bleibt man in der Beziehung etwas stehen in der persönlichen Entwicklung. Umso größer ist der Entwicklungsschub nach einer Trennung. Man arbeitet so vieles auf, Dinge die längst an der Reihe waren. Man wird mutiger, Unternehmungslustiger und nimmt das Leben wieder in die eigene Hand. Es gibt niemanden, der einen abhält, etwas zu tun. Man macht Fehler, und lernt daraus.

Selten habe ich mich in meiner Persönlichkeit so weiterentwickelt, wie in diesem einen SIngle-Jahr. Ich habe tolle Freunde gefunden und bestehende Freundschaften gefestigt. Ich habe mich selbst mehr gefunden und gelernt was ich brauche.

So sehr ich auch manchmal unter meinem Alleinsein leide, umso mehr sehe ich, dass es richtig war, mich dieser Aufgabe zu stellen.

Was einen nicht umbringt, macht einen Härter.

Junggesellenabschied

Zu dieser Jahreszeit vergeht kein Wochenende, an dem nicht massig Junggesellen- oder Junggesellinnenabschiede durch die Straßen ziehen. Peinlich gekleidet, betrunken und irgendwie bemitleidenswert. Neulich traf ich überraschend in einem Club auf eine alte Freundin. Als Kinder hatten wir gelegentlich zusammen gespielt, weil unsere Eltern befreundet waren. Nettes Mädel! An diesem Abend konnte ich allerdings nur den Kopf schütteln. Sie feierte ihren Junggesellinnenabschied. Diese Tatsache allein reicht noch nicht für Mitleid aus. Als ich jedoch sah mit wem sie feierte, hätte ich ihr am liebsten über den Kopf gestreichelt und gesagt: „Alles wird gut!“. Sie feierte unter Anderem mit ihren Eltern. Was haben Eltern an einem solchen Abend zu suchen?

Natürlich kannte ich die beiden, was mir in dieser Situation nicht unbedingt gelegen kam. „Mensch Jule, wir haben uns ja ewig nicht gesehen! Wie geht es dir denn? Was machen deine Eltern? Hast du einen Freund?“ – Kreuzverhör unter 3 Promille – auf beiden Seiten. Ich versuchte ein freundliches Lächeln aufzusetzen und die Unterhaltung kurz zu halten „Bei mir ist alles tooootal super, Arbeit: läuft!, Leben: läuft!, Liebe: läuft!“. Dass dem gerade nicht so ist, konnte ihnen egal sein. Spätestens am nächsten Tag werden sich diese Neuigkeiten bis zu meinen Eltern getragen haben, da sollte man aufpassen, was man sagt. Lieber ein: „Ich habe deine Tochter gestern in der Disco getroffen, die war ganz schön betrunken, aber ihr gehts ansonsten super.“ als: „Ich habe deine Tochter gestern in der Disco getroffen, die war ganz schön betrunken. Ich glaube ihr geht es nicht gut, vielleicht hat sie ein Alkoholproblem? So findet sie ja auch nie einen guten Mann. Vielleicht ist sie ja lesbisch? In dem Alter kein Freund und keine Kinder, da ist doch irgendwas schief gelaufen.“ – Lächeln und thumbs up!

Abgesehen davon, dass die bald in Eheketten gelegte „Freundin“ ihre Eltern dabei hatte, durfte ich (leider) auch ihren Zukünftigen kennen lernen, Gaaaaaanz toller Typ!! Wirklich…gaaaaaanz toll! Abgesehen von dem rosa T-Shirt, den Assi-Freunden und dem Alter (irgendwas um die 40).

Du hast es echt geschafft meine Liebe, du hast den Jackpot!

Ich gehe davon aus, dass sie sich lieben, ziemlich wahrscheinlich sogar. In solchen Momenten kann ich aber nicht anders, als drei Kreuze zu machen und mir zu sagen: „Gottseidank bist du Single, du bist so ein Glückspilz, du hast noch die Wahl“.

Genau, ich habe noch die Wahl! Ich kann mich entscheiden: Beziehung, Affäre, Single sein, Lesbisch werden, ins Kloster gehen. Entscheidungen, die ich jeden Tag aufs Neue treffen kann, wenn ich das möchte.

Dieses Pärchen war genauso lange zusammen, wie ich mit meinem Ex. Ich hätte dort ebenfalls stehen können, rosa T-Shirt, alberne Verkleidung. Was hätten meine Mitmenschen gedacht? „Armes Ding, bei ihr ists nun vorbei, vorbei mit dem Rumhuren, vorbei mit langen Partys, jetzt beginnt der Ernst des Lebens.“. Ich wäre wohl glücklich gewesen, oberflächlich.

Gottseidank hatte ich trotz Beziehung die Möglichkeit mich zu entscheiden. Jeden Tag neu zu entscheiden, ob das das Leben ist, welches ich führen möchte. 7 Jahre lang habe ich die Frage mit „Ja!“ beantwortet. Vor etwas mehr als einem Jahr kam eine Häufung von „Nein!“ dazu.

Es war die richtige Antwort. „Nein!“

Jungesellenabschied – www.ja-hochzeitsshop.de

Ich ließ meine Blicke durch den Club schweifen, entdeckte meine letzte Bettgeschichte, lächelte rüber und dachte: „Was ich alles verpasst hätte, wenn ich hier in Rosa meine Eheschließung gefeiert hätte.“ Es legte sich ein Lächeln auf mein Gesicht.

Alles richtig gemacht!!