Über den nächsten Gefühlshundehaufen springe ich rüber – Ab jetzt lerne ich von der Großelterngeneration

Immer muss ich selbst in jeden GefühlsScheißhaufen treten, der vor meiner Tür liegt. Hätte mir nicht jemand beibringen können, wie ich darüber hinweg springen kann?

Mit verschlafenem Blick krabble ich aus dem Bett, ziehe meine Klamotten falsch herum an und verteile mein Mascara auf nicht dafür vorgesehenen Stellen. Einen Fuß vor den anderen setzen, komme was wolle. Doch wie so oft in meinem Leben setze ich meinen ersten Schritt genau mitten rein. Ekelig glitschig gleitet mein Fuß so weit nach vorn, dass ich Mühe und Not habe mein Gleichgewicht zu halten. Schon wieder so ein Gefühlsscheißhaufen, den irgendein Idiot vor meine Tür gelegt hat. Liebeskummer, Enttäuschungen, das Allein sein, die Straße ist gepflastert mit elendig stinkenden Gefühlsausscheidungen. Meine Generation erstickt in ihrer eigenen Emotionskacke. Und was tun wir? Wir suhlen uns darin.

Wir treten in jedes Gefühlsscheißhäufchen

Normalerweise läuft Leben so: ich mache das nach, was andere vorgemacht haben. Wie man Eier kocht, bis sie wachsweich sind? Hat mir Mutti gezeigt. Mein erstes Loch in der Wand machte Papa stolz, der mir vorher die Funktionsweise einer Bohrmaschine erklärte. Heute sind es vielleicht nicht Mutti oder Papi, sondern Wikipedia, aber eines hat die Menschheit so erfolgreich gemacht, wie sie heute ist: das Lernen von anderen. Was die Liebe und die Gefühlswelt anbelangt, ticken wir leider anders. In jedes kleine Gefühlsscheißhäufchen müssen wir treten und wundern uns dann, warum wir uns selbst ekelig finden.

Ich mache das jetzt anders, ich gehe zu den Menschen, die den ganzen Mist schon durch haben. Viele Jahre Lebenserfahrung der anderen sollen mir helfen, endlich nicht mehr hineinzutreten, sondern rüber zu springen, über jeden einzelnen Haufen, der auf meinem Weg herumliegt.

Hört auf Günther Krabbenhöft!

Wie gemacht für die Unterstützung meines Vorhabens ist Günther Krabbenhöft, der vermutlich coolste Best-Ager der Welt. Stundenlang im Berghain zu feinster Technomusik die Beine um sich schmeißen? Günther macht’s. Mit seinen 72 Jahren ist er Ikone und Held, eine Berliner Pflanze, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Wer ihm nur einmal begegnet ist wird feststellen: Das will ich auch! Wenn ich alt bin, will ich Günther sein. Wer könnte mir meine brennenden Fragen zur Liebe also besser beantworten, als er?

Meine Generation ist als „Generation Beziehungsunfähig“ bekannt, was müssen wir noch lernen, um glückliche Partnerschaften zu führen?

Mit sich selbst im Klaren und Reinen sein. Ich muss auch alleine glücklich sein können. Nicht den anderen Menschen so sehen, dass er meine eigenen Defizite ausfüllen soll. Er soll das „Sahnehäubchen“ in meinem Leben sein. Eins werden, Zwei bleiben!

Beziehungen können nerven. Lohnt sich das Durchhalten oder sollte man weiterziehen, wenn man nicht mehr glücklich ist?

Beziehungen können sich auch verändern. Man sollte schauen, ob es aus einer Krise einen gemeinsamen Weg gibt. Wenn es nicht mehr gemeinsam geht, ist ein getrennter Weg sinnvoller. Es ist  keine Katastrophe, gescheitert zu sein. Es tut sicher manchmal weh, ist aber kein Untergang. Man kann sich bedanken für die gemeinsame Zeit, man hat gelernt.

Meine Tante hat sich mit über 70 neu verliebt (in ihre Jugendliebe ;)). Kannst du dir vorstellen, dich in deinem Alter noch einmal neu zu verlieben und das Abendteuer Beziehung ein weiteres Mal zu starten?

Es hört nie auf mit der Liebe. Soll es auch nicht. Natürlich kann und soll man sich in jedem Alter verlieben. Ich selbst stecke gerade in dieser Phase.

Meine Oma hat immer gesagt: „Suche dir jemanden, der dir Suppe kocht, wenn du krank bist.“ Ist es das, worum es in der Liebe geht? Jemanden zu haben der sich sorgt und in schlechten Zeiten die Hand hält?

Auf keinen Fall, sollte man mit jemand aus so einem Grund zusammen zu sein. Für die Suppe reicht ein guter Freundeskreis.

Hättest du die Möglichkeit der Jugend einen Liebes-Rat mitzugeben, welcher wäre das?

Partnerschaft ist nicht die einzige Möglichkeit glücklich zu sein und zu werden. Ich habe zwar Kinder, aber auch da ist ein erfülltes Leben ohne möglich. Das ist zwar schwer so zu sagen, da ich welche habe, und es mir schwer vorstellen kann, sie wären nicht da, aber auch das Thema ist emotional gewaltig überfrachtet. Tiefe Beziehungen sind für mich lebenswichtig, die müssen sich aber nicht auf den einen Partner beziehen.

Lebe dein Leben selbstbewusst, verantwortungsvoll, und neugierig. Trete den Menschen interessiert entgegen. Dann kann es passieren, dass du die Liebe erfährst und lebst, oder es ist nicht vorgesehen, es ergibt sich nicht. Das wäre schade, aber du hast ja noch Dich als Partner. Und das muss nicht zwangsläufig schlechter sein!  Vertrau einfach Dir selbst und dem Lauf der Dinge.

Um die Erfahrungen zu sammeln, die Günther in diese Antworten steckt, hätte ich so viele Lebensjahre gebraucht. So viele Gefühlshundehaufen hätte ich durchschreiten müssen, bis mir diese Erkenntnisse gekommen wären. Meine Generation würde so wahnsinnig davon profitieren, wenn sie endlich erkennen würde, dass die Antworten die wir suchen eigentlich ganz nah sind. Also greift zum Telefonhörer, ruft Omi und Opi an und ehe ihr euch verseht, setzt ihr zum Sprung an, wenn sich mal wieder ein Gefühlshundehaufen vor eure Tür verirrt hat.

„Was Wille mit Liebe zu tun hat“ – auf beziehungsweise-magazin.de

Sich auf Konflikte (und damit auch auf den Partner) einzulassen, ist eine bewusste Entscheidung. Mit jedem Tag, den man als Paar verbringt, ist der Wille verbunden, genau diese Person an seiner Seite zu haben. Da draußen laufen schließlich Millionen anderer – potenziell sogar besserer – Partner herum. Diesen nicht hinterherzurennen, das zeigt Willensstärke. Warum es ohne einen festen Willen mit der Liebe nicht klappt, findet ihr hier:

Was Wille mit Liebe zu tun hat

„Ich sehe was, was du nicht siehst“ – auf beziehungsweise-magazin.de

Die Haare neu gefärbt und keinem Mann fällt es auf? Willkommen im Club! Nachdem ich feststellen musste, dass optische Veränderungen, die ich als ziemlich radikal empfand, der Männerwelt anscheinend verborgen blieben, war ich enttäuscht. Haben die keine Augen im Kopf? Oder bin ich ihnen so egal, dass sie an mir vorbei schauen? Liebe Männer, schaut hin. Nehmt auch die Kleinigkeiten an euren Damen wahr, sie werden es euch danken.

Ich sehe was, was du nicht siehst

„Liebe ist ein Marathon und kein Sprint“ – auf beziehungsweise-magazin.de

Ich bin ein Sportmuffel. Schon in meiner Jugend habe ich es durch mentales Einreden geschafft, bei fast jedem Sportfest krankheitsbedingt auszufallen. Wofür ich mich trotzdem sehr begeistern kann, ist das Joggen. An die frische Luft und den Kopf frei bekommen, Luxus. Was das mit der Liebe zu tun hat? Eine Menge. Wie oft glaubt man während eines Laufes es einfach nicht mehr weiter zu schaffen. Einfach aufzugeben wäre leicht. Die gleichen Gedanken finden sich auch in längeren Beziehungen. Doch Liebe ist kein Sprint, sondern ein Marathon.

Liebe ist ein Marathon und kein Sprint

Abschiedsbrief – Du bist der Grund für das alles hier

Lieber Heiko,

dass ich diese Zeilen irgendwann schreibe müsste, wusste ich seit über 2 Jahren. Doch nun wo ich das Klicken der Tastatur höre, stehe ich neben mir. Dein Lachen ist verklungen, du bist nicht mehr auf dieser Welt. Vor diesem Moment habe ich mich gefürchtet, seitdem du mir kommentarlos deine Diagnose mitgeteilt hattest. So sprachlos wie in diesem Moment, bin ich auch jetzt. Diesmal kannst du mir nicht die Angst nehmen und mir versichern, dass alles gut werden wird. Diesmal bleibst du stumm. Dabei war ruhig sein eigentlich keine deiner Stärken.

Weißt du noch, wo wir uns das erste Mal begegneten? Du solltest derjenige werden, der mir endlich einen ordentlichen ChaChaCha beibringen würde. Als Alleinunterhalter hast du innerhalb von Sekunden dafür gesorgt, dass ich komplett fasziniert war. Jede Tanzstunde wieder brachtest du ein Lächeln auf mein Gesicht, auch wenn es nur ein gequältes war, weil du mir bewusst die verhasste Helene Fischer auf die Ohren legtest. Ich habe sie ertragen, für dich. Umso näher wir uns während des Tanzens kamen, desto größer wurde meine Zuneigung zu dir. Schüchtern wie ein Kindergartenkind versuchte ich mehr über dich zu erfahren, indem ich dich auf Facebook zu stalken begann. Es dauerte Wochen, bis wir endlich zu einem wirklichen Gespräch kamen. Seit diesem Moment hattest du mein Herz gewonnen. Sobald du mit deiner knallroten Lederjacke, die außer dir echt niemand tragen kann, durch die Tür kamst, zitterten meine Knie. In diesem Wissen machtest du dir einen Spaß daraus, mich spontan während eines Kurses zu überraschen. „I want to make you sweat“ war unser Song. Und wie ich geschwitzt habe! Ein verschmitztes Lächeln und du hattest mich.

Dich hat der Himmel geschickt, lieber Heiko, denn du hast innerhalb weniger Wochen mein Leben verändert. Du hast mich aus meinem Trott herausgeholt und mir gezeigt, wie schön jeder einzelne Tag sein kann. Als wir zusammen mitten in deinem Wohnzimmer den besten Tanz meines Lebens hinlegten, fühlte ich mich wie neu geboren. Verrückt. Die Zeit, die wir gemeinsam hatten, ist bis heute eine der prägendsten für mich. Das Leben so intensiv zu fühlen, war mir bis dahin fremd. Intensive Gefühle sind leider nicht immer positiv. Wie ein Tier habe ich gelitten, als du wieder einmal eine Chemo über dich ergehen lassen musstest. In diesen Wochen bin ich nachts aufgestanden, nur um in schlaflosen Momenten zumindest virtuell bei dir zu sein. Stundenlang ließen wir die Handys glühen, bis wir beide erschöpft einschliefen. Ich vermisse das. Ich vermisse dich. Lange konnte ich mit dem, was du in mir ausgelöst hast, nicht umgehen. Ich begann zu schreiben. Das war mein Ventil. Alles rauslassen und die Gefühle zu Papier bringen, das linderte zumindest etwas den Schmerz. Du warst der Grund, warum ich begann diesen Blog zu schreiben. Du warst der Grund, warum ich mein Leben wieder selbst in die Hand nahm. Du warst der Grund, warum ich nach vielen Jahren endlich wieder glücklich war.

Heute kann ich fast jede Woche über neue Erfolge berichten. Das Schreiben ist ein fester Bestandteil meines Lebens geworden. Und du? Du bist nicht mehr da. Der Grund für all das hier, ist nur noch ein Teil meiner Erinnerungen.

Du weißt, dass ich jeden einzelnen Michael Jackson Song, den ein DJ auflegt, während ich ausgehe, für dich tanze. Auch wenn ich die einzige Person bin, die den Tanzfloor füllt, ich eskaliere für dich. Du hast mich zum „Slave to the Rhythm“ gemacht. Während jetzt im Hintergrund „You are not alone“ läuft, tropfen Tränen auf mein Laptop. Denn nun bin ich allein. Du bist nicht mehr da. Mein Anker, an den ich dachte, wenn es mir schlecht ging, ist nicht mehr da. Was soll ich nun tun, wenn mich die Lebenslust mal wieder verlässt? Heiko du fehlst mir.

Sei dir sicher, ich werde jeden Tag an dich denken. Jeden Tag werde ich in den Spiegel schauen, mein Tattoo betrachten und mich daran erinnern, für wen es steht. Es steht für einen der tollsten Menschen, die ich in meinem Leben kennenlernen durfte, dich Heiko. Das, was mich jetzt trotz aller Tränen lachen lässt, ist die Hoffnung, dass du den Damen und Herren da oben im Himmel einen ordentlichen Discofox beibringst. Spätestens beim nächsten Gewitter, werde ich bei jedem Donnergrollen denken: Ist wohl wieder Jive Stunde beim Heiko 🙂 Heiko mein Lieblingstanzlehrer, Heiko mein Idol, mit dir geht auch ein Teil von mir.

„A sagen – und B meinen“ – auf beziehungsweise-magazin.de

Ich bewundere die Damen, die zu jeder Zeit klar äußern können, was in ihnen vorgeht. Ich gehöre nicht dazu. Gerade in schwierigen Situationen, die nach einem Streit schreien, kommt mein Innenleben durcheinander. Will ich A? Oder doch lieber B? Was will eigentlich mein Partner? Und was will ich, das er wollen sollen würde? Ihr merkt schon, kompliziert! Wie ich so eine Situation gelöst habe, findet ihr auf beziehungsweise-magazin.de

A sagen – und B meinen