Abschiedsbrief – Du bist der Grund für das alles hier

Lieber Heiko,

dass ich diese Zeilen irgendwann schreibe müsste, wusste ich seit über 2 Jahren. Doch nun wo ich das Klicken der Tastatur höre, stehe ich neben mir. Dein Lachen ist verklungen, du bist nicht mehr auf dieser Welt. Vor diesem Moment habe ich mich gefürchtet, seitdem du mir kommentarlos deine Diagnose mitgeteilt hattest. So sprachlos wie in diesem Moment, bin ich auch jetzt. Diesmal kannst du mir nicht die Angst nehmen und mir versichern, dass alles gut werden wird. Diesmal bleibst du stumm. Dabei war ruhig sein eigentlich keine deiner Stärken.

Weißt du noch, wo wir uns das erste Mal begegneten? Du solltest derjenige werden, der mir endlich einen ordentlichen ChaChaCha beibringen würde. Als Alleinunterhalter hast du innerhalb von Sekunden dafür gesorgt, dass ich komplett fasziniert war. Jede Tanzstunde wieder brachtest du ein Lächeln auf mein Gesicht, auch wenn es nur ein gequältes war, weil du mir bewusst die verhasste Helene Fischer auf die Ohren legtest. Ich habe sie ertragen, für dich. Umso näher wir uns während des Tanzens kamen, desto größer wurde meine Zuneigung zu dir. Schüchtern wie ein Kindergartenkind versuchte ich mehr über dich zu erfahren, indem ich dich auf Facebook zu stalken begann. Es dauerte Wochen, bis wir endlich zu einem wirklichen Gespräch kamen. Seit diesem Moment hattest du mein Herz gewonnen. Sobald du mit deiner knallroten Lederjacke, die außer dir echt niemand tragen kann, durch die Tür kamst, zitterten meine Knie. In diesem Wissen machtest du dir einen Spaß daraus, mich spontan während eines Kurses zu überraschen. „I want to make you sweat“ war unser Song. Und wie ich geschwitzt habe! Ein verschmitztes Lächeln und du hattest mich.

Dich hat der Himmel geschickt, lieber Heiko, denn du hast innerhalb weniger Wochen mein Leben verändert. Du hast mich aus meinem Trott herausgeholt und mir gezeigt, wie schön jeder einzelne Tag sein kann. Als wir zusammen mitten in deinem Wohnzimmer den besten Tanz meines Lebens hinlegten, fühlte ich mich wie neu geboren. Verrückt. Die Zeit, die wir gemeinsam hatten, ist bis heute eine der prägendsten für mich. Das Leben so intensiv zu fühlen, war mir bis dahin fremd. Intensive Gefühle sind leider nicht immer positiv. Wie ein Tier habe ich gelitten, als du wieder einmal eine Chemo über dich ergehen lassen musstest. In diesen Wochen bin ich nachts aufgestanden, nur um in schlaflosen Momenten zumindest virtuell bei dir zu sein. Stundenlang ließen wir die Handys glühen, bis wir beide erschöpft einschliefen. Ich vermisse das. Ich vermisse dich. Lange konnte ich mit dem, was du in mir ausgelöst hast, nicht umgehen. Ich begann zu schreiben. Das war mein Ventil. Alles rauslassen und die Gefühle zu Papier bringen, das linderte zumindest etwas den Schmerz. Du warst der Grund, warum ich begann diesen Blog zu schreiben. Du warst der Grund, warum ich mein Leben wieder selbst in die Hand nahm. Du warst der Grund, warum ich nach vielen Jahren endlich wieder glücklich war.

Heute kann ich fast jede Woche über neue Erfolge berichten. Das Schreiben ist ein fester Bestandteil meines Lebens geworden. Und du? Du bist nicht mehr da. Der Grund für all das hier, ist nur noch ein Teil meiner Erinnerungen.

Du weißt, dass ich jeden einzelnen Michael Jackson Song, den ein DJ auflegt, während ich ausgehe, für dich tanze. Auch wenn ich die einzige Person bin, die den Tanzfloor füllt, ich eskaliere für dich. Du hast mich zum „Slave to the Rhythm“ gemacht. Während jetzt im Hintergrund „You are not alone“ läuft, tropfen Tränen auf mein Laptop. Denn nun bin ich allein. Du bist nicht mehr da. Mein Anker, an den ich dachte, wenn es mir schlecht ging, ist nicht mehr da. Was soll ich nun tun, wenn mich die Lebenslust mal wieder verlässt? Heiko du fehlst mir.

Sei dir sicher, ich werde jeden Tag an dich denken. Jeden Tag werde ich in den Spiegel schauen, mein Tattoo betrachten und mich daran erinnern, für wen es steht. Es steht für einen der tollsten Menschen, die ich in meinem Leben kennenlernen durfte, dich Heiko. Das, was mich jetzt trotz aller Tränen lachen lässt, ist die Hoffnung, dass du den Damen und Herren da oben im Himmel einen ordentlichen Discofox beibringst. Spätestens beim nächsten Gewitter, werde ich bei jedem Donnergrollen denken: Ist wohl wieder Jive Stunde beim Heiko 🙂 Heiko mein Lieblingstanzlehrer, Heiko mein Idol, mit dir geht auch ein Teil von mir.

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