Gastbeitrag: Umgang mit dem Tod in der Beziehung: Wenn Eltern sterben

Vielen Dank an die Autorin, die mir diesen berührenden Text zur Verfügung gestellt hat. Sie möchte anonym bleiben. 

 

Wenn man sich darüber Gedanken macht, was überhaupt Schlimmes passieren kann, dann fallen einem spontan mindestens 5 Dinge ein. Das Auto geht kaputt, ob durch Fremd- oder Eigenverschulden. Man wird krank oder man wird schlimm krank. Der Arbeitgeber kündigt einen aufgrund von betrieblichen Umstrukturierungen. Man wird im Bus beim Schwarzfahren erwischt.
Das sind nur einige Beispiele von Dingen, die wehtun und unseren Wagon in der Achterbahn des Lebens dezent nach unten dirigieren. Aber was passiert, wenn der Wagon rasant auf den Erdboden zusteuert?

 

Das Gedankenkarussell ratterte los – Was war heute wieder schief gelaufen?

Es ist jetzt ungefähr 4 Wochen her, seit bei uns die Farben des Lebens nur noch in schwarz und weiß dämmerten. Wenn ich sage uns, dann meine ich meine Beziehung, meinen besten und festen Freund, den ich seit 2 Jahren nicht von meiner Seite denken kann und möchte.
Alles war wie immer, ich war erschöpft von der Arbeit zuhause angekommen und wartete auf die Rückkehr meines Liebsten. Als dieser durch die Tür trat merkte ich, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Gleich ratterte bei mir das Gedankenkarussell los und ich überlegte, was heute wieder alles schief gelaufen ist. Vielleicht ist jemand bei der Arbeit verletzt worden oder er hatte einen Autounfall oder oder oder..
Ich sprach ihn nach kurzer Zeit direkt an und die Worte, die aus seinem Mund sprudelten wurden abgelöst von lautem Rauschen in meinen Ohren.
Unmöglich schien es mir, dass dies stimmte.

 

Kein Versehen, keine Verwechslung

„Mein Vater ist heute früh gestorben.“…“Herzinfarkt“ Unsere Welt hörte auf sich zu drehen und ich nahm ihn in den Arm, konnte selbst kaum fassen, was da vor sich ging. Es musste ein Versehen, eine Verwechslung sein.
Wie sich in den darauffolgenden Wochen rausstellte war es definitiv kein Versehen und schon gar keine Verwechslung. Der Vater meines Freundes, mein Schwiegervater war urplötzlich an einem Herzinfarkt verstorben und hinterließ uns in Schockstarre und nachfolgend unendlicher Trauer.
In meiner Familie war es bisher noch unüblich jemanden zu verlieren und den Gedanken verschwendete ich auch immer nur ganz kurz, da der Schmerz, der damit aufkam zu schlimm war, um nur davon zu kosten. Ich wollte es nicht Realität werden lassen und schon gar nicht, sollte dies bei mir vorkommen. Nicht in den nächsten 2-3 Jahrzehnten.

 

Was aber können wir einem Todesfall positives zusprechen? Nichts.

Doch dies war Realität, ein Elternteil der uns und besonders natürlich meinem Freund sehr nahe stand war mit einem Male verschwunden. Ausgelöscht und unwiederbringlich weg. Ich stellte mir selbst immer wieder die Fragen: wie kann ich helfen, was kann ich tun um diesen Schmerz zu stillen? Was mir mit der Zeit bewusst wurde, dass ich wenig tun konnte. Normalerweise kann man gewissen schlimmen Dingen auch etwas Gutes abgewinnen. Beispielsweise ist ein kaputtes Auto vielleicht die Fahrkarte für mehr Nachhaltigkeit im Nahverkehr oder der gekündigte Job, die Möglichkeit neu anzufangen.
Was aber können wir einem Todesfall positives zusprechen? Nichts.
Natürlich sind wir dankbar über die zahlreichen gemeinsamen Stunden, über die vielen erzählten Geschichten. Wir sind dankbar für die verrückten Unternehmungen und hilfreichen Ratschläge.

 

Zusammen nahmen wir Abschied, aber jeder trauerte für sich allein

Seitdem lebten wir in unserer Beziehung nebeneinander her und ich versuche für ihn da zu sein. Ich spürte seinen Schmerz sehr genau, doch kannte ich keinen Weg, um diese aufzulösen. Ich fühlte mich unsicher und hilflos. Ich schrieb seinen besten Freund an und fragte ihn nach Unterstützung. Ein paar Tage später stand er dann vor unserer Türe und ich spürte einen Auftrieb und die alten bekannten Seiten wieder hervorblitzen.
Es war eine gute und hilfreiche Zeit, bis es dann zur Beerdigung und Trauerfeier kam. Ich war mir bewusst, dass uns dies wieder zurückwerfen würde. Zusammen nahmen wir Abschied und doch trauerte jeder für sich alleine.
Als dieser Tag überstanden war, näherten wir uns dem Alltag wieder an. Immer wieder versuchte ich meinen Partner auf gute Gedanken zu bringen, allerdings funktionierte dies mehr schlecht als recht. Ich hatte Angst, dass er sich zurückzog oder depressiv wurde, aber musste mir immer wieder eingestehen, dass die Trauerzeit noch ewig dauern würde.

 

Was wäre, wenn er nicht mehr der Mann würde, in den ich mich verliebt hatte?

Ich stellte mir innerlich die Frage, was wäre, wenn er eben nicht mehr der Mann würde, in den ich mich verliebt hatte. Wenn er nicht darüber hinwegkommen könnte, dass jemand, der ihm so nahestand nicht mehr bei uns wäre. Wenn er sich selbst verändern würde und so auch zu einer anderen Person würde?
Ich schimpfte innerlich mit mir und nannte mich egoistisch und versuchte mir die schlechten Gedanken aus dem Kopf zu treiben. Ich wusste, dass ich ihn liebte, ich wusste, dass ich immer bei ihm bleiben würde, wenn er es zuließ und ich wusste, dass er sicher nicht der Alte werden, aber dennoch nicht seine ganze Persönlichkeit verändern würde.
Ich merkte, dass es half über den verlorenen Menschen zu sprechen. Wir würden ihn niemals vergessen und würden selbst unseren zukünftigen Kindern nicht die Chance verwehren seine Werke zu hören und zu sehen und ihn auf ihre Weise auch kennenzulernen.
Eines war mir bewusst, auch wenn der Mensch nicht mehr unter uns weilt, so erlebe ich ihn tagtäglichen in kleinen Dosen auch in meinem Partner, so erlebe ich ihn auch in vielen anderen Menschen, die er in seinem Leben berührt hat.

 

Wertschätzung und Dankbarkeit

Das auch diese Worte meinem Geliebten nur Tränen entlocken würde war mir bewusst, aber ich weiß, dass da auch Dankbarkeit ist.
Gebt euren Liebsten Zeit und Raum, aber seid immer da, sowohl geistig, als auch körperlich. Den Schmerz kann einen keiner nehmen, aber man kann den Personen beistehen, während sie diesen tragen, auch wenn dies Wochen, Monate und Jahre dauert und manchmal niemals aufhört. Dieser Verlust kann jeden treffen und je nachdem wie eng die Beziehung zu Familienmitgliedern ist, trifft es einige besonders hart. Trotz der fehlenden körperlichen Nähe ist der verstorbene Mensch immer ein Teil der Familie, dies sollte man sich immer wieder bewusst werden.
Was wir zusätzlich daraus mitnehmen ist, dass wir unser Leben in seiner Zerbrechlichkeit und Kürze besonders wertzuschätzen sollten, um Dinge zu unternehmen, die uns Freude bringen mit Menschen die wir lieben.

 

Vom Umgang mit (fast) fremder Kritik am eigenen Partner

Ich liebe meinen Freundeskreis. Ich liebe ihn für seine Herzlichkeit, seine Geduld mit mir und vor allem: für seine Ehrlichkeit. Lernte ich während meiner Single-Zeit einen potenziellen Partner kennen, wurden mir die Meinungen meiner Freunde radikal aufs Brot geschmiert. Zu alt, zu dumm, zu arrogant, zu hässlich…ich könnte die Aufzählung noch lange fortführen. Auch wenn diese ehrlichen Meinungsbekundungen mich das ein oder andere Mal hart trafen, sie sollten sich in 99% der Fälle als wahr erweisen. Man könnte behaupten, mein Freundeskreis hat sozusagen zum Gelingen meiner derzeitigen Beziehung beigetragen. Wenn sich in den letzten Monaten nicht eine weniger angenehme Entwicklung gezeigt hätte.

Was, wenn Eigenschaften, Ansichten oder Verhaltensweisen des Partners auf Missfallen im Freundeskreis stoßen?

Es gibt Menschen, denen wir an der Nasenspitze ansehen, ob wir mit ihnen Pferde stehlen könnten. Sie sind uns einfach von Grund auf sympathisch. Das trifft auf die wenigsten Kontakte zu, die wir eingehen. Meist braucht es Zeit, um Vertrauen zu fassen und das Gegenüber richtig einschätzen zu können. Der sogenannte zweite Blick ist es, der auf Dauer entscheidet. Soweit so gut. Was aber, wenn der zweite Blick des Freundeskreises Aspekte am geliebten Partner ergibt, die kritikwürdig scheinen? Eine Eigenschaft, die auf Missfallen stößt, eine politische Ansicht, die Diskussionen auslöst, oder eine Verhaltensweise, die zu Beginn unbemerkt blieb. Was, wenn der Freundeskreis plötzlich Kritik an dem Menschen äußert, den man am liebsten hat?

Kritik? Die äußerte ich sonst eher selbst

Als mich ein guter Freund darauf hinwies, dass er gewisse Eigenschaften meines Herzblattes eher wenig zu schätzen wusste, entwickelte sich ein ungutes Gefühl in meiner Magengegend. Es war ein Angriff auf meinen Partner, meine Beziehung und indirekt auch mich. Ich war der Kritik, die mir gegenüber geäußert wurde, mich aber nicht direkt betraf, ziemlich hilflos ausgeliefert. Die Situation war mir neu. In früheren Beziehungen war meist ich es, die in vertraulichen Gesprächen mit engen Freunden das ansprach, was mich an meinem Partner störte. Gelegentlich stieß ich auf Zustimmung, aber proaktiv kritisch wurde damals niemand in meinem Freundeskreis.

Ich saß zwischen den Stühlen

Da saß ich nun, mit dem unguten Gefühl im Bauch und überlegte, wie ich auf diesen indirekten Angriff reagieren sollte. Zwischen den Stühlen sitzend, wusste ich weder ein noch aus. Auf welche Seite sollte ich mich schlagen? Die meines Freundeskreises, oder die meines Herzblattes? Ich hatte die Möglichkeit, direkt in die Verteidigungshaltung zu springen und zu versuchen, alle Vorwürfe abzuschmettern. Ich hatte die Möglichkeit, die Kritik zu übergehen und somit zu ignorieren. Am Ende meiner Überlegungen entschied ich mich jedoch dafür, die Hinweise ernst zu nehmen, schließlich kamen sie nicht von irgendwem, sondern von jemandem, dem ich zutiefst vertraute. Ich hinterfragte in mir selbst, ob das kritikwürdige Verhalten auch mit meinen Erfahrungen und Beobachtungen übereinstimmte. Ganz unberechtigt war diese Kritik nicht, stellte ich fest. Trotzdem lag es mir fern, in dieser Situation nur ein schlechtes Wort über mein Herzblatt zu verlieren.

Kritik an meinem Partner als Übermittlerin überbringen? Nicht mein Job!

Ich ging den für mich an dieser Stelle einzig richtig erscheinenden Schritt, ich drückte der Diskussion einen „Für diesen Arbeitsbereich bin ich leider nicht zuständig“-Stempel auf. „Äußere deine Kritik bitte direkt bei der Zielperson.“, empfahl ich sachlich. Ich bin zwar diejenige, die mit dem angesprochenen Verhalten größtenteils zurechtkommen muss, aber das ist gelinde gesagt mein Problem. Für eine Änderung sollte sich mein Freundeskreis direkt an den Verursacher wenden. Denn: auch wenn ich mein Leben gemeinsam mit einem Menschen verbringe, bin ich nicht für sein Verhalten verantwortlich. Noch weniger bin ich eine Übermittlerin von Kritik. Als Übermittlerin zu agieren, das wäre wohl das Schlimmste, was ich in dieser Situation tun könnte. Meinem Herzblatt von den Anmerkungen der anderen erzählen, oder sie unter den Teppich kehren? Eine diesbezügliche Entscheidung hatte ich schnell getroffen. Das was zwischen mir uns meinen langjährigen Vertrauenspersonen passiert, bleibt dort. Dies ist ein Zeichen von Respekt der Freundschaft gegenüber. Ich zog mich somit aus der Verantwortung, fühlte mich damit aber schlagartig besser.

Weder Verteidigung, noch Angriff oder sogar Flucht sind passende Reaktionen auf Kritik am Partner, die von Freunden geäußert wird. Lieber überdenken, an welcher Stelle die Kritik platziert wird. Für das nächste Mal sollte ich mir vielleicht ein passendes Umhängeschild anschaffen: „Heute wegen fehlender Zuständigkeit leider geschlossen.“

Beziehungen: Wenn wir uns zu nah sind – Jule bei Deutschlandfunk Nova

Am 10. September 2019 hatte ich wieder einmal die Ehre, meine Beziehungserfahrungen auf Deutschlandfunk Nova mit euch zu teilen.  Das Thema der Sendung „Ab 21“ lautete diesmal: Beziehungen: Wenn wir uns zu nah sind.

„Wenn man so eine Symbiose bildet, dann geht man in ein Wir, und beim Wir verliert man immer einen Teil des Ich“.

Jule

Nähe in Beziehungen ist ein heikles Thema. Was für den einen zu wenig Nähe ist, engt den anderen ein. Wie es mir innerhalb meiner ziemlich klettigen langen Beziehung ging, erzähle ich euch direkt am Anfang der Sendung. Dranbleiben lohnt sich übrigens, nach mir ist der von mir sehr geschätzte Paarberater Eric Hegmann an der Reihe (bekannt aus der neuen Partnersuche-Sendung „Nächste Ausfahrt Liebe“ auf Sat1).

Viel Spaß beim Anhören 🙂

Finger zeichnen Liebe

Der erste Schritt in Richtung Beziehung – Wie du den Kreislauf der Liebe achtsam meisterst

Dieser Artikel ist Teil einer Artikelserie, die von der Meditationsapp BamBu untertützt wird. Passend zum jeweiligen Thema habe ich zusammen mit BamBu Videos erstellt. Viel Freude beim Anschauen

Teil 1 Achtsame Partnerwahl – Wie erkenne ich online, ob ein Datingprofil zu mir passt?

Teil 2 Hilfe, ich habe ein Date – Wie du achtsam das erste Treffen meisterst

Hast du das erste Date ohne große Katastrophen überstanden, solltest du nicht in die „Sie/Er ruft nicht an!“-Falle tappen. Heutzutage mag es eher „Sie/Er schreibt nicht“-Falle heißen, aber das Ergebnis ist das Gleiche: Selbstzweifel. Bin ich nicht gut genug? Lief das Date mies? Bekommen wir nicht sofort eine und regelmäßig eine Rückmeldung unseres Dates, verfallen wir schnell in ein Gedankenkarussell, bei dem in den seltensten Fällen herauskommt, dass der andere nur nicht schreibt, weil ihm sein Telefon ins Klo gefallen ist. Um dem Karussell zu entgehen und Selbstzweifel zu verhindern, hilft es, wenn du dich in akuten Momenten auf deine Atmung konzentrierst. Den Kopf abschalten und darauf hören, wie Luft in deine Lungen hinein und wieder heraus strömt. Das senkt den Puls und macht die Gedanken frei. Anschließend ist Ablenkung angesagt.

Du steckt im Gedankenkarussell? – Lenk dich ab!

Warum den Alltag mit dem Starren aufs Telefon verbringen, wenn du diese Zeit doch viel besser mit Freunden oder zum Beispiel sportlichen Aktivitäten verbringen könntest? Egal wie oft du aufs Handy schaust, den Onlinestatus des Dates checkst – niemand kann die Antwortschnelligkeit oder die Meldehäufigkeit aus der Ferne beeinflussen 😉 Ob sich dein Datingpartner am Ende ernsthaft für dich interessiert, liegt nach einem Treffen nicht mehr in deinen Händen. Was jedoch in deinen Händen liegt, ist wie du dich fühlst, während du auf eine Nachricht oder ein anderes Zeichen wartest.

Den Schritt in Richtung Beziehung geschafft? Jetzt fängt die Arbeit erst richtig an

Ist das 1. Date geschafft und du hattest die Chance diesen einen besonderen Menschen noch besser kennenzulernen, bist du auf dem richtigen Weg, eine ernsthafte Beziehung zu entwickeln. Auch wenn man es nach dem ganzen Stress ums Dating kaum glauben mag, jetzt fängt die Arbeit erst richtig an. Dabei meine ich Arbeit nicht ganz so negativ, wie es im ersten Moment klingt. Denn jetzt beginnt auch die Zeit, in der du die Gelegenheit hast, dich noch intensiver kennenzulernen. Zusammen sein – das bedeutet auch, sich voneinander abgrenzen zu können. Eine Beziehung hat nicht das Ziel zu einem „wir“ zu verschmelzen, sondern aus zwei Individuen ein Team zu bilden. Um das hinzubekommen, ist es hilfreich, Auszeiten einzuplanen.

Das Geheimrezept für eine funktionierende Beziehung: persönliche Auszeiten nehmen

Auszeiten bedeuten nicht, dass du den Partner nervig findest und ohne ihn glücklicher bist, sondern dass du dich bewusst auf dich und deine Bedürfnisse konzentrieren kann. Du brauchst Momente um in dich zu gehen und herauszufinden, welche Emotionen in dir auf dich warten. In einer sehr engen Beziehung kann es passieren, dass du dich so sehr auf die Liebe zu deinem Partner konzentrierst, und die Liebe zu dir selbst ein wenig vernachlässigst. Wie lange solche Auszeiten dauern sollten, ist nicht festgeschrieben. Dem einen reicht es ein paar Minuten die Augen zu schließen und zu meditieren, der andere benötigt auch räumlichen Abstand. Ich empfehle mindestens einmal jährlich einen Urlaub allein. Ohne Freunde, ohne Partner. Diese Reisen waren es, dir mir jedes Mal wieder die Möglichkeit gaben, meine innere Stimme zu finden. Fest integrierte Bestandteile meines Alleinreisens waren stets entspannende Yoga-Übungen, die Abstinenz von Reizen wie Fernseher oder Radio, sowie Meditationsprogramme, die es mir erleichterten, „runterzufahren“. Ich erlebte nach jedem dieser besonderen Urlaube einen Qualitätsgewinn für meine Beziehung.

Vergiss nie: Liebe ist ein Kreislauf

Die Liebe ist ein Kreislauf. Mag sie am Anfang noch so stürmisch wirken, kehrt an ihrem Höhepunkt eine wohltuende Ruhe ein. Das Gefühl von Sicherheit, von verstanden werden, vom selbst sein aber doch zueinander gehören, zeichnet die Liebe aus. Auch wenn diese Gefühle einmal nachlassen sollten, die Beziehung zu Bruch geht, bedeutet der Kreislauf nur, dass in diesem Ende auch immer ein neuer Anfang wohnt. Ein wenig stürmisch vielleicht, aber immer mit der Aussicht auf einen ruhigen Hafen. Achtsamkeit und Meditation kann dich in jeder dieser Phasen unterstützen, um dir die Möglichkeit zu geben, hinter deine Fassade und die deines Dates oder Partners zu schauen. Du erhältst dadurch die Möglichkeit mit dir im Einklang zu sein und Situationen in all ihren Fassetten zu betrachten. Bist du bereit?

Zum Abschluss der Artikelreihe gibt es nun auch das komplette zu den Texten passende Video. Viel Spaß beim Anschauen <3

Titelbild Mirjamsonntag

„Mein Freund gehört mir, und ich ihm“ – Workshop zum Hohelied

Der unten stehende Text entstand während der Vorbereitung eines Workshops zum evangelischen Mirjam-Sonntag. Der Mirjam-Sonntag beschäftigt sich mit der Geschlechtergleichheit in der evangelischen Kirche und wird von Frauen vorbereitet. In diesem Jahr unter dem Motto „Du bist schön“.

Bezug genommen wurde auf das Hohelied, eine Sammlung von Liebesliedern in der Bibel. Die Teilnehmerinnen, die meinen Workshop besuchten, den ich zusammen mit einer Pastorin durchführte, sind in der kirchlichen Arbeit verwurzelt. Der Workshop diente als Inspirationsquelle für individuelle Gottesdienste zum Mirjam-Sonntag. Mein Workshopthema trug den Titel „Junge Menschen, Beziehungen und die Liebe heute“. Ausgangspunkt unserer Arbeit war das Zitat aus dem Hohelied „Mein Freund gehört mir, und ich ihm.“. Ich als Atheistin, die sonst nur an Weihnachten Berührungspunkte mit der Kirche hat, stand vor der Herausforderung mich in die Art und Weise hineinzuversetzen, in der zur Entstehungszeit über Liebe geschrieben wurde. Genau das war das Spannende an diesem Workshop: Wie wird ein solcher Text von einer Atheistin interpretiert? Welche Gültigkeit haben die Worte noch heute?

Verstärkt tinder die Oberflächlichkeit der Partnersuche?

Nachdem die Workshopleiterin und ich unsere Interpretation des Zitates „Mein Freund gehört mir, und ich ihm“ vorgestellt hatten, ging es in eine lebhafte Diskussion. Allen voran die Frage: Wie entstehen heute Beziehungen? Was hat sich durch die Digitalisierung unserer Welt verändert und was macht das mit unseren Vorstellungen von Liebe und Zärtlichkeit? Da in unserem Workshop viele unterschiedliche Altersgruppen vertreten waren, konnten wir aus einem großen Schatz an Erfahrung und Weisheit schöpfen. Als besonders spannend empfand ich die verschiedenen Meinungen zur Datingapp tinder. Während die jüngeren Teilnehmerinnen eher die positiven Aspekte dieser Kennenlernmöglichkeit herausstellten, kritisierten die älteren die zunehmende Oberflächlichkeit und optische Fixierung in der Partnersuche.

Hollywood braucht eine neue Art des Happy Ends

Heiß diskutiert wurde die sogenannte „Disneyfizierung“ der Liebe. Wie sorgt Hollywood dafür, dass sich unser Bild von Liebe in den letzten Jahrzehnten so verändert hat? Wir stellten fest, dass es ein bestimmtes Happy End war, welches wir uns häufiger auf der großen Leinwand wünschen: Eine Frau, die glücklich ist. Glücklich mit sich selbst, ohne sich zwingend in einer Partnerschaft zu befinden.

Auf eines konnten sich alle Teilnehmerinnen einigen: Wer mit sich selbst im Reinen ist, braucht nicht zwingend einen Partner, um glücklich zu sein.

Meine Interpretation des Zitats „Mein Freund gehört mir, und ich ihm.“ aus dem Hohelied.

Mein, dein – das sind doch bürgerliche Kategorien – sagte schon das kommunistische Känguru, eine Romanfigur des Autoren Marc-Uwe Kling. Besitz, das ist in Zeiten des Streamings und Sharings ziemlich out. Dann nutzen, wenn man es braucht, ohne hohe Anschaffungskosten zu haben. Was das mit der Liebe zu tun hat? Unsere heutige Gesellschaft entwickelt sich nicht nur bezüglich ihres Konsumverhaltens in eine unverbindliche Richtung, auch Beziehungen tun es. Im ersten Moment weckt es ein komisches Bauchgefühl, ein Streamingangebot mit Liebe zu vergleichen. Hier geht es nicht darum, eine Beziehung plötzlich aufzugeben, nur weil sie nicht mehr so recht ins eigene Leben zu passen scheint. Es geht darum, „Besitz“ neu zu definieren.

Eine neue Definition von „Besitz“

Das einzige, das wir wirklich besitzen, sind wir selbst. Unser Körper und die Seele, die in ihm gebunden ist. Über all das können und dürfen wir entscheiden. Haare ab, Haare dran, Gewicht rauf, Gewicht runter, was wir mit uns anstellen, ist uns selbst überlassen. Wäre unser Partner unser Besitz, hieße das im Umkehrschluss, wir dürften über ihn und sein Leben entscheiden. In früheren Zeiten mag es solche Beziehungen gegeben haben, in denen sich ein Part komplett dem anderen unterwarf und mehr Sklave als Lieblingsmensch auf Augenhöhe war. Gottseidank ist das lange her.

Neugewonnene Freiheit nicht aufgeben

Wir sind uns heutzutage bewusster über uns und unsere Bedürfnisse. Individualität wird groß geschrieben. Dieser Selbstbezug sorgt dafür, dass wir viel eher wahrnehmen, wenn uns etwas nicht gut tut. Gerade Frauen sind es, die sich nun bewusster für eine Beziehung entscheiden, oder gegen sie. Sie leben freier, ohne Abhängigkeit von einem Mann. Diese gewonnene Freiheit aufzugeben, um zum Besitz eines anderen Menschen zu werden, würde unsere Gesellschaft wieder in eine längst vergangene Zeit zurückwerfen.

So romantisch das Zitat aus dem Hohelied im ersten Moment scheinen mag, so antiquiert ist es. Auch wenn nicht alle Entwicklungen, die moderne Beziehungen durchlaufen der Liebe besonders gut tun, sind sie doch ein Fortschritt, den es zu verteidigen gilt.

Bitte nicht stören – Die besten Rückzugsorte in der gemeinsamen Wohnung, wenn der Partner nervt

Werbung – Der Hängesessel wurde mir von Tropilex kostenlos zur Verfügung gestellt.

Eine frische Beziehung ist aufregend, überall kribbelt es und man hat das Gefühl, die Wolke 7 würde diese besondere Liebe bis ans Ende aller Tage tragen. Und dann? Dann hat man einen gemeinsamen Wohnungsschlüssel, benutzt das gleiche Klo und bemerkt plötzlich, dass der Partner doch nicht über einen solchen Ordnungsfimmel verfügt, wie man vorab den Eindruck hatte. Der Zusammenzug zweier Menschen stellt die Beziehung auf eine harte Probe. Umso wichtiger ist es, auch in einer gemeinsamen Wohnung Rückzugsorte zu schaffen. Nicht jeder kann sich so viele Zimmer und m² leisten, dass man froh ist, sich wenigstens ab und zu zufällig zu begegnen. Die meisten jungen Paare leben in weniger als 3 Zimmern zusammen. Wo nur hin, wenn der Partner nervt und die Nähe plötzlich zu viel wird?

Meine drei Lieblingsrückzugsorte

Trotzdem die Wohnung meines Partners und mir groß ist, ist es gar nicht so leicht, Abstand voneinander zu gewinnen. Unser Mitbewohner nimmt Platz weg, die Katzen nehmen Platz weg, der Alltag nimmt Platz weg. Es hat eine Zeit gedauert, bis ich sie gefunden habe: die Orte, an die ich mich zurückziehen kann.

1. Die Küche.

Symbolbild aufgrund von latenter Unordnung 🙂 Quelle: pixabay.com

Das mag jetzt wenig feministisch klingen, aber einer meiner Lieblingsrückzugsorte ist die Küche. Abgesehen davon, dass ich gerne koche, bietet sie einige Vorteile, die andere Wohnungsbereiche nicht bieten. Schnippel ich mein Gemüse und stelle ich Töpfe auf den Herd, bin ich in meiner eigenen Welt. Dazu stelle ich die Musik auf extra-laut und tanze von Schneidebrett zu Kochplatte. Das Beste daran ist: mich stört niemand. Quatschen nicht erlaubt, zuschauen erst recht nicht. Trotzdem unsere Küche offen gebaut ist, kann ich mich hier auslassen, ohne, dass irgendjemand mir reinpfuscht. Herrlich!

2. Der Hängesessel.

Neu in der Auswahl meiner Lieblingsrückzugsplätze innerhalb unserer gemeinsamen Wohnung ist der Hängesessel. Schon seitdem ich die Kreuzfahrt für mich entdeckt habe, liebe ich alles, in dem man etwas hin und her schaukeln kann. Im Urlaub auf See ist die Hängematte auf dem Balkon eines meiner Highlights. Ein bisschen wie Urlaub ist es für mich nun, Bitte nicht stören! Einen Nachteil hat das Ganze allerdings: Diese schwingende Sitzgelegenheit ist wenn ich in meinem Hängesessel entspanne. Eine Hängematte war in unserer Wohnung nicht anzubringen, daher die Sitzvariante. Sieht man davon ab, dass die Anbringung an unserer Betondecke einige Herausforderungen bereit hielt (Warum zum Teufel gibt es keine ordentlichen Anleitungen für sowas?), haben wir uns auf diese Weise einen neuen, ganz großartigen Rückzugsort geschaffen. Begebe ich mich in diese schwingende Sitzgelegenheit, bin ich fast wie in einer anderen Welt. Eingehüllt in Stoff, der mich vor dem Alltag der Außenwelt schützt. Um hier mal etwas die „Romantik“ herauszunehmen: meistens starre ich dabei auf den Fernseher oder den Laptop ;)Dieser besondere Ort gibt mir die Gelegenheit, mich ganz auf mich zu konzentrieren. Er hilft mir, Texte endlich fertig zu bekommen, von denen ich mich habe am Schreibtisch ablenken lassen. Bin ich in meinem Rückzugshängesessel, weiß auch mein Freund: ziemlich beliebt. Entspanne ich dort nicht, schaukelt mein Herzblatt, oder die Katzis machen es sich ordentlich bequem. Vielleicht müssen wir bald einen Kalender einführen, damit sich Belegungszeiten nicht überschneiden?

Katerchen fühlt sich wohl

3. Die Toilette.

Symbolbild 😉 Quelle: pixabay.com

Ein sehr beliebter Rückzugsort, besonders bei den Herren der Schöpfung, ist das stille Örtchen. So richtig still ist es bei uns gar nicht, vernehme ich hinter der Tür regelmäßig allerlei Geräusche verursacht von YouTube-Videos oder Smartphonespielen. Die Toilette scheint der perfekte Ort für die Dinge zu sein, bei denen mein Herzblatt ansonsten von mir gestört werden könnte. „Was schaust du da? Darf ich mitgucken? Welches Level bist du denn schon?“, all diese Fragen erspart er sich, indem er seine Me-time einfach in den gefliesten Bereich unserer Wohnung verlegt. Eigentlich ganz clever, oder? Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem es von draußen ruft: „Schaaaaatz? Lebst du noch? Bist du eingeschlafen? Die Katzen müssen mal Pipi!“. Gut, dass wir die Katzenklos dort deponiert haben, sonst würde mein Herzblatt am Ende vielleicht mehr Zeit auf dem Klo verbringen, als mit mir auf der Couch.

Rückzugsorte tragen zu einer glücklichen Beziehung bei

Sei die Wohnung auch noch so klein, Rückzugsorte finden sich überall, wenn man nur genau hinschaut. Hat man sie erstmal gefunden, tragen sie zu einer glücklicheren Beziehung bei. So schön es ist gemeinsame Zeit mit dem Partner zu verbringen, so wichtig ist es, das eigene Bedürfnis nach alleine verbrachter Zeit ernst zu nehmen. Immer das Haus zu verlassen, um für sich sein zu können, ist auf Dauer keine Lösung. Daher freue ich mich schon jetzt auf den Moment heute Abend, an dem ich endlich wieder ganz ungestört auf meinem Hängesessel schwingen kann. Ohne Störung, nur ich und vermutlich mindestens eine Katze, die mir meinen Platz streitig machen will

Welche Rückzugsorte habt ihr in eurer Beziehung für euch entdeckt?