Oldies but goldies – Wie würde mein Singleleben mit 70 aussehen?

In jungen Jahren kann man sich nur schwer vorstellen, wie es sich mal im Alter mit der Liebe verhalten wird. Wenn ich träumen dürfte, würde ich vermutlich mit 70 noch kuschelnd vor dem Fernseher sitzen. Kuschelnd mit dem Mann, der auch nach 40 Jahren noch mein Herz erwärmt. Nicht mehr mit dem anfänglichen Herzklopfen, aber ein kleines Kribbeln im Bauch wäre schön. Ich möchte mich angekommen fühlen.

Doch was ist, wenn das nicht passiert? Wenn ich zu diesem Zeitpunkt Single bin? Sitze ich dann unglücklich stundenlang vorm Fernseher und schaue „Sturm der Liebe“? Habe ich mir aus lauter Einsamkeit mind. 3 Katzen angeschafft? Vermutlich würde ich meine komplette Nachbarschaft bebacken und ein Kochbuch schreiben. Wenn ich dafür überhaupt Zeit hätte. Arztbesuche würden vermutlich den halben Tag einnehmen.

Bis jetzt kam in meinen Vorstellungen zum Thema „Single im Alter“ viel Einsamkeit vor, Resignation. Vielleicht ist das ja alles gar nicht so „schlimm“? Ich habe heute einen tollen Artikel in der „Zeit“ gelesen: Herr W. sucht die Liebe

Er handelt von einem 71 Jährigen Single-Mann. Lässt man diesen Fakt außer Acht, könnte man beim Lesen meinen, es handele sich um einen jungen berliner Single, der nach der großen Liebe sucht. Herr W. datet regelmäßig Frauen. Er macht genau das, was wir Singles Mitte 20 auch tun, das andere Geschlecht „abchecken“ und hoffen, dass ein passendes Gegenstück dabei ist. Es zählen ähnliche Werte: Optik, Intellekt, Hobbys. Gesundheit ist ein Kriterium, welches in meinem Alter noch nicht so relevant ist. So lange jemand gesund aussieht. frage ich nicht nach irgendwelchen Hüftschäden. Ein gefragter Single im Rentenalter sollte also Schlank, Fit und intelligent sein.

Sind diese Kriterien erfüllt, steht dem weiteren Dating nichts mehr im Wege.

Mit 71 noch mehrere Frauen regelmäßig treffen, ist beachtlich! Beeindruckend fand ich ebenfalls, dass es auch in diesem Alter noch um Sex geht. Damit hatte ich weniger gerechnet.

Dieser Artikel bringt mich zum Nachdenken. Ich stelle mir vor, wie es mir im besten Fall ergehen könnte, als Single im Alter. Unsere Generation wird anders alt werden, „moderner“ alt werden.

Ich sehe mich mit 70 bei „tinder for oldies but goldies“ hin und her wischen. Ältere Herren vor Autos, ältere Herren vor Sehenswürdigkeiten, ältere Herren im Fitnessstudio. Ein Wisch nach rechts und ich treffe mich auf einen Kaffee in der Stadt. Ist der Mann annehmbar, versuche ich ihn zu einem „Filmabend“ zu überreden. Vermutlich würde man nur seicht kuscheln, anstatt wild rumzuvögeln, aber es würde sich trotzdem so anfühlen, wie mit Mitte 20.

Nach einer Weile würde man feststellen, dass der Gegenpart doch einige Eigenheiten hat, mit denen man nicht klar kommt. Die Wege würden sich wieder trennen. Andere Begegnungen würden an der „Beziehungsunfähigkeit“ scheitern. Alte emotionale Verletzungen werden ein Zusammenfinden verhindern.

Ist dann doch mal jemand dabei, der mein Herz erwärmt, bestünde eine realistische Chance, dass man zusammen zieht, und eine gemeinsame Zukunft plant. Abgesehen von der Familienplanung, alles so wie mit Mitte 20.

Wenn ich so recht darüber nachdenke, wird sich nichts verändern! Ich werde zwar nicht mehr so knackig sein , werde die Treppen nicht mehr so schnell hoch hüpfen wie jetzt. Vielleicht wird es auch nicht mehr so viel um Sex gehen wie jetzt, aber alles in allem, bleibt es gleich.

Ich werde mich weiterhin regelmäßig mit meiner besten Freundin auf ein Eis treffen, Männergeschichten austauschen und mich darüber beschweren, dass sich niemand auf eine andere Person einlassen will. „Hast du den heißen Kerl da drüben gesehen? Der hat sicherlich noch seine echten Zähne, und die Hüfte sieht auch noch gut in Schuss aus!“ – werden wir beim Abchecken der Herren sagen, wenn wir im Park auf einer Bank Tauben füttern. Ich werde weiterhin einen Singleblog schreiben, und über meine Erlebnisse als Single Ü60 berichten. Wer weiß, ob das nicht einen neuen Trend einläuten könnte.

Dieser Artikel hat mir ein wenig meine Angst genommen. Die Angst vor dem Single sein im Alter. Denn wenn ich mir vorstelle, dass mein Leben mit 70 ähnlich aussieht wie jetzt, kann ich kaum meckern! Okay, vermutlich werden wir anstatt in einen Club zum Rentner Tanztee gehen, aber egal, Hauptsache Tanzen!

Allemal besser, als verbittert zu Haus zu sitzen mit einem Mann, der einen unglücklich macht.

1 Jahr Single

1 Jahr Single sein. Dass mir das in meinem Leben noch einmal passieren könnte, wollte ich mir nicht ausmalen. 7 Jahre wog ich mich in Sicherheit, Traum von Heirat, Kindern, Familie. Vor genau einem Jahr, lies ich diesen Traum platzen. Das erste Mal so richtig auf eigenen Beinen stehen. Zu Beginn genoss ich es, tanzend durch die Wohnung zu springen, Zeug rumliegen zu lassen, nur zu kochen worauf ICH Lust hatte.

Auf der ersten Partynacht nach der Trennung warf ich gegen 2 Uhr den obligatorischen Blick auf die Bahnverbindungen nach Hause. Wie gewohnt war es, um die Zeit zu gehen, damit sich der Partner keine Sorgen machte. Es war ein Gefühl von Freiheit welches mich durchfuhr, als ich die Uhr wegsteckte und einfach weiterfeierte. Wann ich nach Hause kam, interessierte niemanden. Ob ich überhaupt nach Hause kam, interessierte niemanden.

Allein die Möglichkeit, dass ich theoretisch jemanden abschleppen konnte, brachte mich zum Grinsen. Es fühlte sich ein wenig so an, wie der Moment nach dem letzten Schultag: Frei! Man hat alle Möglichkeiten, nichts kann einen aufhalten! Beschwingt von meiner neuen Freiheit tanzte ich durch meinen Alltag, entdeckte immer wieder neue Vorteile am Single-Leben. Oft drehte ich die Musik so laut, dass mich die Nachbarn sicherlich nicht mehr singen hörten.

Meine Wandlung blieb nicht unbemerkt, meine Freundeskreis freute ich, dass ich nun endlich wieder „am Start“ war. Leider hielt diese euphorische Phase nicht lange an. Unter die tollen Momente, mischten sich immer mehr Momente der Einsamkeit. Irgendwann hatte ich oft genug in der Wohnung getanzt, oft genug Sachen rumliegen lassen, bin oft genug spät oder gar nicht nach Hause gekommen. Das Alleinsein wurde Alltag. Man gewöhnt sich ja bekanntlich an alles, aber an das Einsam sein, gewöhnte ich mich nie.

Es sind nicht die Momente, in denen man alleine auf der Couch sitzt. Es sind die Momente, in denen man gerne in einem Arm liegen würde, jemanden küssen möchte und das Gefühl haben will, geliebt zu werden.

Ich stelle mir das immer wie eine Art „Liebes-Akku“ vor. Umarmungen, Küsse, zusammen einschlafen laden diesen Akku auf. Umso intensiver die Bindung zum Gegenüber ist, desto schneller läd der Akku. In vielen Phasen meines SIngledaseins, war der Akku leer, bei 0%. Und manchmal hatte ich das Gefühl, ich müsste mein Herz so langsam abschalten, es hatte einfach keinen „Saft“ mehr.

Aus der Not heraus trifft man sich öfter mit neuen Männern, geht in Clubs in die Offensive. Hat man Erfolg, läd man seinen Liebesakku kurzweilig wieder auf. Eh man es sich versieht, ist der Akku aber wieder leer, und man beginnt erneut mit der Suche nach einer „Energiequelle“.

Die Suche nach einer „Energiequelle“ hat den Platz des „Single sein genießens“ eingenommen. Logischerweise genießt man die Momente des Flirtens, Eroberns, Abschleppens. Das sind aber nur kurze Augenblicke, die in Relation zum Alltag verschwindend gering sind.

Viele Rückschläge musste ich einstecken. Ablehnung, ausgenutzt werden, all das nagt am Glauben an die Liebe. Tief im Inneren habe ich sie aber nicht verloren, die Hoffnung. Hoffnung auf einen vollen Liebes-Akku, der regelmäßig wieder aufgeladen wird.

„Man gewöhnt sich an alles!“ – mittlerweile sogar an mein Singledasein. Es geht mir oft nicht sonderlich gut, aber ich komme mit mir zurecht.

Ich glaube man braucht diese vielen Hochs und Tiefs nach einer langen Beziehung. Oft bleibt man in der Beziehung etwas stehen in der persönlichen Entwicklung. Umso größer ist der Entwicklungsschub nach einer Trennung. Man arbeitet so vieles auf, Dinge die längst an der Reihe waren. Man wird mutiger, Unternehmungslustiger und nimmt das Leben wieder in die eigene Hand. Es gibt niemanden, der einen abhält, etwas zu tun. Man macht Fehler, und lernt daraus.

Selten habe ich mich in meiner Persönlichkeit so weiterentwickelt, wie in diesem einen SIngle-Jahr. Ich habe tolle Freunde gefunden und bestehende Freundschaften gefestigt. Ich habe mich selbst mehr gefunden und gelernt was ich brauche.

So sehr ich auch manchmal unter meinem Alleinsein leide, umso mehr sehe ich, dass es richtig war, mich dieser Aufgabe zu stellen.

Was einen nicht umbringt, macht einen Härter.

Junggesellenabschied

Zu dieser Jahreszeit vergeht kein Wochenende, an dem nicht massig Junggesellen- oder Junggesellinnenabschiede durch die Straßen ziehen. Peinlich gekleidet, betrunken und irgendwie bemitleidenswert. Neulich traf ich überraschend in einem Club auf eine alte Freundin. Als Kinder hatten wir gelegentlich zusammen gespielt, weil unsere Eltern befreundet waren. Nettes Mädel! An diesem Abend konnte ich allerdings nur den Kopf schütteln. Sie feierte ihren Junggesellinnenabschied. Diese Tatsache allein reicht noch nicht für Mitleid aus. Als ich jedoch sah mit wem sie feierte, hätte ich ihr am liebsten über den Kopf gestreichelt und gesagt: „Alles wird gut!“. Sie feierte unter Anderem mit ihren Eltern. Was haben Eltern an einem solchen Abend zu suchen?

Natürlich kannte ich die beiden, was mir in dieser Situation nicht unbedingt gelegen kam. „Mensch Jule, wir haben uns ja ewig nicht gesehen! Wie geht es dir denn? Was machen deine Eltern? Hast du einen Freund?“ – Kreuzverhör unter 3 Promille – auf beiden Seiten. Ich versuchte ein freundliches Lächeln aufzusetzen und die Unterhaltung kurz zu halten „Bei mir ist alles tooootal super, Arbeit: läuft!, Leben: läuft!, Liebe: läuft!“. Dass dem gerade nicht so ist, konnte ihnen egal sein. Spätestens am nächsten Tag werden sich diese Neuigkeiten bis zu meinen Eltern getragen haben, da sollte man aufpassen, was man sagt. Lieber ein: „Ich habe deine Tochter gestern in der Disco getroffen, die war ganz schön betrunken, aber ihr gehts ansonsten super.“ als: „Ich habe deine Tochter gestern in der Disco getroffen, die war ganz schön betrunken. Ich glaube ihr geht es nicht gut, vielleicht hat sie ein Alkoholproblem? So findet sie ja auch nie einen guten Mann. Vielleicht ist sie ja lesbisch? In dem Alter kein Freund und keine Kinder, da ist doch irgendwas schief gelaufen.“ – Lächeln und thumbs up!

Abgesehen davon, dass die bald in Eheketten gelegte „Freundin“ ihre Eltern dabei hatte, durfte ich (leider) auch ihren Zukünftigen kennen lernen, Gaaaaaanz toller Typ!! Wirklich…gaaaaaanz toll! Abgesehen von dem rosa T-Shirt, den Assi-Freunden und dem Alter (irgendwas um die 40).

Du hast es echt geschafft meine Liebe, du hast den Jackpot!

Ich gehe davon aus, dass sie sich lieben, ziemlich wahrscheinlich sogar. In solchen Momenten kann ich aber nicht anders, als drei Kreuze zu machen und mir zu sagen: „Gottseidank bist du Single, du bist so ein Glückspilz, du hast noch die Wahl“.

Genau, ich habe noch die Wahl! Ich kann mich entscheiden: Beziehung, Affäre, Single sein, Lesbisch werden, ins Kloster gehen. Entscheidungen, die ich jeden Tag aufs Neue treffen kann, wenn ich das möchte.

Dieses Pärchen war genauso lange zusammen, wie ich mit meinem Ex. Ich hätte dort ebenfalls stehen können, rosa T-Shirt, alberne Verkleidung. Was hätten meine Mitmenschen gedacht? „Armes Ding, bei ihr ists nun vorbei, vorbei mit dem Rumhuren, vorbei mit langen Partys, jetzt beginnt der Ernst des Lebens.“. Ich wäre wohl glücklich gewesen, oberflächlich.

Gottseidank hatte ich trotz Beziehung die Möglichkeit mich zu entscheiden. Jeden Tag neu zu entscheiden, ob das das Leben ist, welches ich führen möchte. 7 Jahre lang habe ich die Frage mit „Ja!“ beantwortet. Vor etwas mehr als einem Jahr kam eine Häufung von „Nein!“ dazu.

Es war die richtige Antwort. „Nein!“

Jungesellenabschied – www.ja-hochzeitsshop.de

Ich ließ meine Blicke durch den Club schweifen, entdeckte meine letzte Bettgeschichte, lächelte rüber und dachte: „Was ich alles verpasst hätte, wenn ich hier in Rosa meine Eheschließung gefeiert hätte.“ Es legte sich ein Lächeln auf mein Gesicht.

Alles richtig gemacht!!

Warum ich mich nicht zwischen Singleleben und Beziehung entscheiden kann

„Genieße das Single sein!“ – Wie oft hört man diesen Satz, wenn man sich über das Allein sein beschwert. Was soll man am Singleleben genießen? Das frage ich mich oft, wenn ich auf meiner Couch liege, mich gerne an jemanden anlehnen würde, aber stattdessen in Embryonalstellung mit dem Kissen kuschle. In diesen Momenten wünsche ich mir nichts mehr als jemanden, der einfach da ist.

Was wäre wenn…

Doch was passiert, wenn sich auf einmal eine Möglichkeit ergibt, sich ein Mensch ins Leben schleicht, der diese Einsamkeit beenden könnte? So romantisch die Gedankengänge dann auch sein mögen: Gemeinsame Sonnenuntergänge, kuscheln zu einem Horrorfilm, sein Umfeld mit Turtelei nerven etc. Irgendwann ploppt im Hirn auf: Aber wenn dich nun der eine tolle Typ aus deiner Stammkneipe endlich wahrnimmt und mit dir ausgehen will? Was, wenn sich der Traummann von vor einem Jahr meldet und dich zurück haben will? Was, wenn der Zukünftige ein Problem mit deinem Partyleben hat? Was, wenn du dich wieder in einer Beziehung verlierst?

Zu viele Möglichkeiten

Da kommt sie wieder zum Vorschein, die „Generation Beziehungsunfähig“. Zu viele Möglichkeiten. Lege ich mich fest, entgehen mir vielleicht viel bessere Nächte, viel schönere Menschen. Meine „to fuck“ – Liste ist noch nicht leer, sie füllt sich eher kontinuierlich. Ärgert es mich zu sehr, wenn ich durch eine Beziehung mögliche Gelegenheiten verstreichen lasse? In meinem Alter hat man den Anspruch jemanden zu finden, mit dem man den Großteil seines Lebens verbringen kann. Da gibt es keinen Plan B. Wer will schon das halbe Leben alleine verbringen? Dann gibt es keine Partys mehr, auf denen man bis Morgens um 6 Uhr tanzen kann. Immer mehr Freunde heiraten, bekommen Kinder, man gehört nicht mehr dazu. Weihnachten zu Hause allein vor dem nicht vorhandenen Weihnachtsbaum. Wenigstens die Katze bekommt ein Geschenk. Na herzlichen Glückwunsch.

Hin- und hergerissen zwischen den Welten

So langsam verstehe ich die „Beziehungsunfähigen“, hin- und hergerissen zwischen zwei Welten. Das Pärchenleben erscheint so endgültig, so abgeschottet. Schaue ich mir die Paare in meinem Umfeld an, gibt es neben den Neid- auch viele die-tun-mir-leid-Momente. Mit jeder Beziehung gewinnt man zwar einen tollen Menschen, verliert jedoch im gleichen Zug Freunde, möchte ich das? Loslassen fällt schwer, egal ob es sich um eine Beziehung oder um eine Freundschaft handelt. Loslassen von einer Lebensweise, fällt mir persönlich besonders schwer. Ich habe mich eingewöhnt, mich arrangiert mit dem Ablauf des Alltags. Montag bis Freitag: Arbeit, Hobby, im Idealfall Freunde. Freitag bis Sonntag: Party. Spaß. Leben genießen.

Samstags alleine zu Haus sitzen, da kocht die Einsamkeit hoch

Für mich gehört es jedes Wochenende dazu, neue Menschen kennenzulernen, zu flirten und auch mal jemanden abzuschleppen. Ich mag wie es ist. Solange das genau so klappt, habe ich keinen Grund mich zu beschweren. Aber was passiert, wenn ich Samstag Abend mal nicht unterwegs bin und alleine zu Hause sitze? Dann wünsche ich mir nichts sehnlicher, als jemanden an meiner Seite zu haben. Es ist so widersprüchlich. Manchmal will ich dies, manchmal will ich das. Ich will mich nicht festlegen, keinen Teil von mir selbst aufgeben.

„Man muss auch mal loslassen können“

Eine Affäre stellt eine mögliche Lösung dar. Sie gibt Nähe und ist unverbindlich. Aber auch diese Nähe ist nur begrenzt. Geht es einem Part der Affäre schlecht, hat der Gegenpart keinerlei Verpflichtung, sich zum Anlehnen zur Verfügung zu stellen. Hin- und hergerissen steht man nun da, mit Mitte/Ende 20. Man will sich weiterentwickeln, vorankommen im Leben. Familiengründung, Haus bauen, Baum pflanzen etc. andererseits möchte man an seinem aufregenden Partyleben festhalten, Langeweile weiterhin als Fremdwort betrachten. Wie sagte mein Tanzlehrer so passend: „Man muss auch mal loslassen können!“. Die Frage ist, was man loslassen sollte: Den Traum eines glücklichen Beziehungslebens oder das ausschweifende Singleleben? Am Ende werde ich mich wohl immer fragen: Hätte ich nicht ein erfüllteres Leben gehabt, wenn….?

tinder – mein Fazit

Als ich mir vor knapp einem Jahr tinder installierte, konnte ich nur ansatzweise ahnen, auf was ich mich da einlasse. Auf den ersten Blick, sieht es harmlos aus. Bilder wischen – nichts leichter als das.

Das 1. Match, yeah! Das 2. Match, läuft! Gerade wenn man mit dem tindern beginnt, kann man leicht in eine Sucht verfallen. So viele Bilder, man weiß nie wer sich nach dem nächsten Wischer verbirgt. Vielleicht ist es ja genau der Mann, den man schon immer gesucht hat. Wischen, wischen, wischen…Match, Match…Stunde um Stunde vergeht.

Geirrt habe ich mich nie

Natürlich ist es mit dem Wischen nicht getan. Tinder ist dazu da, Menschen kennenzulernen, die man sonst nicht kennengelernt hätte, trotzdem sie nur wenige Kilometer entfernt sind. Jedes beginnende Gespräch ist spannend. Wer ist auf der anderen Seite des Telefons? Warum nutzt er tinder? „Taugt“ er für ein Treffen? Seitdem ich tinder nutze, habe ich das Gefühl, dass ich schon nach wenigen Sätzen einschätzen kann, mit wem ich es zu tun habe. Geirrt habe ich mich kurioser Weise nie. Die Menschen, die direkt einen guten Eindruck machten, taten dies auch im realen Leben. Bauchgefühl ist sehr wichtig wenn man Datingapps nutzt. Ohne ein Gefühl für den Gegenüber zu haben, kann man an gefährliche Menschen geraten.

Meine 1. Tindererfahrung war direkt ein Volltreffer

Matthias aus Stuttgart, gebürtig aus meiner Heimatstadt. Verliebt auf den 1. Blick. In meinem Wahn habe ich tinder direkt wieder deinstalliert. Was aus der Geschichte wurde? Ich war frisch Single nach 7 Jahren, habe wohl zu viel gewollt, war mit der beziehungsunfähigen Generation noch nicht vertraut. Dass man viele Nächte und Tage miteinander verbringen konnte inklusive Gefühle, ohne zusammen zu sein, war mir fremd. Herzschmerz war für diese Situation leicht untertrieben. Ich habe gelitten wie ein Hund, weil ich keine Schutzmauer gegen Gefühle hatte.

Meine 2. Tindererfahrung ist heute ein guter freund

Martin traf ich angetrunken in einer meiner Lieblingsbars. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass wir wenige Monate später eine enge Freundschaft führen würden. Man könnte sagen, ich habe mich in ihn verknallt, allerdings freundschaftlich. Wenn wir Zeit verbringen, wird immer was erlebt, ist es nie langweilig. Vermutlich war unser Kennenlernen ein kleines bisschen Schicksal. Wann trifft man schon einen hübschen Mann, der zufällig das eigene (bis dahin ziemlich unbekannte) Lieblingsbuch liest? Seitdem fehlen wir bei keiner Lesung unseres Lieblingsautoren, soweit sie örtlich erreichbar ist. Lieber Martin, du bist ein Traummann und ich danke tinder dafür, dass wir uns darüber kennen lernen durften!

Meine 3. Tindererfahrung bescherte mir einen Herzensmenschen

Der Moment an dem ich nach rechts wischte, ist mir noch genau in Erinnerung. Ich mochte seine Ausstrahlung, außerdem hatten wir einen gemeinsamen Freund. Am Abend unseres Matches haben wir uns tatsächlich um 10min in meiner Stammkneipe verpasst, schade eigentlich 😉 Wir schrieben, telefonierten, da er leider im Ausland lebt. Unser erstes Treffen war grandios! Die Chemie stimmte sofort und mir war klar, diesen Mann sollte ich nicht so schnell gehen lassen. Uns waren nur wenige Treffen vergönnt, weil sich schnell herausstellte, dass wir wie „Arsch auf Eimer“ zusammen passten. Genau dieser Fakt sorgte dafür, dass wir uns voneinander entfernen mussten. Eine Fernbeziehung war nicht sinnvoll. Bis heute halten wir Kontakt. Er sollte wissen, dass er tief in meinem Herzen ist! Er ist der Mann, der an meiner Seite sein sollte. Da er das nicht kann, müssen wir wohl oder übel weitersuchen.

Danke

Danke an tinder, dass es mir den Glauben zurückgegeben hat, den passenden Partner noch zu finden! Ich könnte noch so viele Tindererfahrungen aufzählen: meine total entspannte Affäre, die ich dort fand; eine der besten Nächte meines Lebens, die ich mit einem Tinderdate hatte; der ehemalige Mitschüler, den ich durch tinder wiedertraf und mit dem mich seitdem eine enge Freundschaft verbindet Noch so vieles könnte ich aufzählen. Ich liebe tinder, aber ich hasse es ebenso. Nie wurde mir so oft das Herz gebrochen. Die ständige Verfügbarkeit neuer Kontakte bringt eine gewisse Dynamik mit sich. War ein Date schlecht, geht man am nächsten Tag auf ein Neues. Man öffnet sich so vielen Menschen und nur die Wenigsten sind es wert. In der Endabrechnung zählen die Menschen, die geblieben sind. Das sind Wenige, aber die Besten, die ich erwischen konnte.

Wenn ich eine Empfehlung aussprechen darf: tinder sollte man nur installieren, wenn man über einen gewissen Selbstschutz verfügt. Es tun sich Abgründe auf, denen nicht jeder gewachsen ist. Lässt man sich allerdings darauf ein, kann man den Partner oder auch Freunde fürs Leben finden. Liebes tinder, wir hatten eine tolle Zeit. Aber nun ist es soweit, wir müssen uns voneinander verabschieden. Ich muss mich entschleunigen, lernen zu warten, lernen nicht zu sortieren.

Tschüss tinder, hallo reales Leben!

Liebeserklärung an eine Freundschaft

Erinnerst du dich noch, als wir uns auf dem Schulhof trafen? Du warst die erste Person, mit der ich in der 7. Klasse Kontakt hatte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Nunja, vielleicht nicht ganz 😉 Nach einigen Wochen kündigtest du mir die Freundschaft, wieso, weiß ich nicht mehr. Wir rauften uns zusammen und starteten unsere Lovestory.

Erinnerst du dich, wie wir schon mit unseren süßen 13 Jahren auf Männerjagd gingen? Wir gaben ihnen lustige Namen, damit wir sie auseinanderhalten konnten, „Der Ballholertyp“, „Der Pullityp“, man waren wir jung!

Deine Home-Partys waren legendär und auch heute schaffe ich es nicht, dir Wasser als neues alkoholisches Kultgetränk zu verkaufen 😉 Schon damals waren wir ein unzertrennliches Team, wo ich war, warst auch du, als hätte man uns mit Sekundenkleber zusammengeklebt.

Erinnerst du dich, wie wir im Hotelbett unserer damaligen Lieblingsband hoch und runter sprangen, voll von Dopamin und Adrenalin? Diese Nacht werde ich nie vergessen. Als wir uns die eine Bettdecke teilten und die ganze Nacht den Fernseher liefen lassen, einfach weil wir es konnten.

Du holtest mich ab, als ich nach unserer ersten Studentenparty in einem fremden Bett aufwachte und nicht wusste, wo ich mich befand. Dass sie dich damals ohne gültigen Fahrschein erwischt haben, tut mir immer noch leid. Sorry 😉

Die schwerste Zeit unserer Freundschaft begann, als ich in meiner 7 jährigen Beziehung verschwand. Bis heute weiß ich nicht, was mich trieb, meine Freunde so zu vernachlässigen. Wir zogen in verschiedene Städte, lebten unser Leben allein weiter. In der trügerischen Hoffnung, dass ich in meiner Beziehung alles finden würde, was ich brauchte, vernachlässigte ich dich. Ich verstand nicht, wie es sich anfühlt, als Single mit einem Nicht-Single befreundet zu sein.

Erst als ich weinend vor meiner Haustür saß und wusste, dass die Beziehung gescheitert war, wurde mir bewusst, wie sehr ich dich brauchte. Und du warst da! Du hast mich aufgefangen, als meine gewohnte Welt über mir zusammen brach. Du warst die Konstante, die mir half weiter zu machen.

Leicht hast du es nicht mit mir, manchmal kann ich eine ganz schöne Idiotin sein. Erinnerst du dich an den schönen Unbekannten aus dem Studentenclub? Ja, ich habe die Situation genutzt ihn zu verführen, obwohl ich wusste, dass es dir wehtun würde. Aber du hast mir verziehen, eine Heldentat!

Erinnerst du dich an das lustigste Doppeldate, was wir je hatten? Oli und Lukas, unsere Polizisten. Wir träumten von uns Vieren als Großfamilie, zwei beste Freunde und zwei beste Freundinnen, da legt sich noch heute ein Lächeln auf mein Gesicht.

Wir sind durch Dick und Dünn gegangen, du warst und bist die Konstante in meinem Leben. Auch wenn du immer bescheiden bleibst, letztes Wochenende hast du mir wohl das Leben gerettet. Die ganzen Rückschläge wegtrinkend, wusste ich irgendwann nicht mehr wie mir geschieht, orientierungslos und verzweifelt konnte ich mir nicht mehr selbst helfen. Alle Anderen standen daneben und lachten. Du warst diejenige, die mir unter die Arme griff und mich nach Hause trug. Auch am nächsten Tag versichertest du mir, dass ich trotzdem Anstand bewahrt habe.

Danke!

Ich danke dir für 15 Jahre Freundschaft, 15 Jahre bergauf und bergab. Eines weiß ich sicher, egal wie unserer weiteres Leben verläuft, uns trennt nichts! Kein Mann, kein Streit. Weil ich dich Liebe.