Tag des Singles

Es gibt einen Grund zum Feiern! Naja, je nachdem, ob man so einen Tag feiern möchte, oder lieber Trauerflor trägt 😉

Heute ist der offizielle Tag des Singles! Ladys and Boys, heute darf gefeiert werden!

In China ist der Tag des Singles einer der umsatzstärksten des Jahres. Allerdings profitieren nicht wie am Valentinstag die Blumenhändler und Schokofabrikanten, sondern der Online-Handel. Es gibt massig Angebote und seien wir mal ehrlich, wir Singles kaufen doch am liebsten online 😉

Ich für meinen Teil, werde den Abend mit ein paar Single-Freunden begehen, Pizza bestellen und eine schöne Zeit haben. So richtig gefeiert wird dann am Freitag. Es ist Superhelden-Party und wer mich kennt weiß, Amazon ist vor mir nicht sicher und der Paketbote weiß genau, wann bei mir wieder eine Mottoparty ansteht.

Ich sag nur: knallgrüne Kontaktlinsen, LED-Ohrstecker…Amazon kann froh sein, dass sie gar nicht alle Dinge haben, die ich gerne kaufen würde.

Damit am Freitag auch nichts schief geht, lies das mein lieber Hero:

Lieber Superheld-Single,

am heutigen Tag kannst du dich noch zurücklehnen und entspannen. Denk dran, am Freitag hast du eine Mission! Schmeiß dich in dein schönstes Kostüm und rette mich vor den Bösewichten! Hab mich auch extra schick für dich gemacht. Also hopp, ran an die Kontaktlinsen tragende, semi-kostümierte junior Superheldin!

In diesem Sinne, habt einen tollen Single Tag!

Wer mehr Infos sucht:

Tages des Singles in China

Es gab nur noch ein „wir“, ein „ihr“, kein „du“ und kein „ich“ mehr

Schon wieder eine unruhige Nacht. Schon wieder eine Nacht, in der ich gefühlt alle 2 Stunden aufwachte. Schon wieder eine Nacht, in der ich abgesehen von Zombies auch noch von meinem Ex-Freund träumte. Zombies an sich sind ja schon schlimm genug, aber danach dann noch im Traum das Gesicht des Mannes zu sehen, mit dem ich 7 Jahre meines Lebens verbrachte, muss nicht sein!

Interessanterweise, kamen solche Träume kurz nach der Trennung nie vor. Der Moment in dem Er auszog, war ein Schlussstrich. Selten habe ich seitdem über die 7 Jahre Beziehung nachgedacht. Sie waren irgendwie nicht mehr existent. Man will ja meinen, dass man nicht einfach so weitermachen kann, ohne das ganze „aufzuarbeiten“. Ging jedoch ganz gut! Ich habe meine innere Uhr einfach 7 Jahre zurückgedreht, und da weiter gemacht, wo ich mit 19 Jahren aufgehört habe.

Zu Beginn war es schwierig, diese lange Zeit „aufzuholen“. Ich glaube so langsam bin ich an dem Punkt, wo ich ohne Abstriche behaupten kann: „Ich bin jetzt dort wo ich auch gewesen wäre, wenn die 7 Jahre nicht dazwischen gekommen wären.“

Nach und nach möchte sich mein Kopf nun aber doch mit dieser Zeit beschäftigen. Was war, und was hat es aus mir gemacht? Es ist schwer zu beschreiben wie es sich, wenn auch nur im Traum, anfühlt, mit dem Ex zusammen zu treffen. Da ich natürlich nicht von rosa Einhörnern und Friede Freude Eierkuchen träume, sind die erträumten Situationen meist ziemlich unangenehm.

Heute Nacht fand ich mich in Gegenwart meines Ex Freundes und seiner neuen Freundin wieder. Er wollte irgendetwas bei mir abholen. In seinen Blicken konnte ich die Abwertung, wenn nicht sogar Abscheu erkennen, die er mir gegenüber empfand. Auch seine neue Freundin strafte mich mit bösartigen Blicken. Als hätte das nicht schon gereicht, tauchten noch die ehemaligen Schwiegereltern auf, vor denen es mir auch heute noch graut.

Versteht mich nicht falsch, ich hatte tolle Schwiegereltern! Sie waren immer für uns da, und haben uns einiges ermöglicht. Das alles hatte allerdings seinen Preis. Erwartungen! Viele Erwartungen! „Ihr kommt aber doch Sonntag zum Essen, oder?“, „Beim Geburtstag von XY MÜSST ihr dabei sein!“, „Ihr seid die nächsten, die hier heiraten!“, „So langsam solltet ihr schon mal an Kinder denken!“….etc. pp.

Diese 7 Beziehungsjahre waren so vollgestopft mit Erwartungen. So richtig bewusst wurde es mir erst, als ich kurz vor der Trennung merkte, dass ich mich nicht wohl und irgendwie erdrückt fühlte. Ich erinnere mich noch gut, wie ich in der ersten Zeit allein die ganz kleinen Dinge genossen habe. Ausschlafen so lange ich möchte, essen was ich möchte, so lang weggehen wie ich möchte, anziehen was ich möchte.

Wie wenig mochte ich teilweise die Beziehungs-Sonntage: spätestens 10 Uhr aufstehen, damit man es pünktlich zu 12 Uhr zum Mittag der Schwiegereltern schafft. War mir nicht danach, musste ich mir eine Rechtfertigung ausdenken, warum ich das Essen versäumen würde.

Generell gab ich an den meisten Wochenenden meine Individualität ein Stück weit auf. Geburtstag von X, Geburtstag von Y…eine große Schwiegerfamilie hat nicht nur Vorteile. Es wurde zur Tradition, die Wochenende komplett im Familienkreis zu verbringen. Zu Beginn empfand ich das als Bereicherung, einfach weil ich so ein Familienleben nicht gewohnt war. Doch mit der Zeit, kamen immer wieder die gleichen Themen auf: „Warum trinkst du denn nicht? Bist du etwa schwanger?“, „Ihr müsst auch mal so langsam heiraten!“

Ich muss dazu sagen, dass ich zu der Zeit wirklich wenig Alkohol getrunken habe. Heute kaum mehr vorstellbar.

So schön das Ganze für eine Zeit lang war, irgendwann verlor ich ein Teil meiner eigenen Persönlichkeit. Es gab nur noch ein „wir“, ein „ihr“, kein „du“ und kein „ich“ mehr. Ich sollte/musste überall hin mit. Ein nicht Erscheinen bei Familienveranstaltungen, war nicht gern gesehen. Es konnte ja nicht immer die „Jule ist krank“-Ausrede gebracht werden. Manchmal wäre ich einfach gern mit meinen Freunden weg gegangen, hätte einen drauf gemacht, und wär dann freudig schwankend ins Bett gefallen.

Mir wurde erst mit der Zeit klar, wie eingeengt ich mich gefühlt hatte. Verschmolzen zu einem „Wir“, konnte ich nicht das ausleben, was mich ausmachte. Ich bin zu einer Person geworden, die mir fremd war. Vermutlich war das auch der Grund, warum ich nach diesen 7 Jahren irgendwann einfach nicht mehr nach Hause wollte. Ich saß vor meiner Haustür in der Kälte und empfand alles angenehmer, als mich in das warme Bett zu legen.

Immer wenn ich mit den Beziehungsjahren konfrontiert werde, erschreckt sich ein kleiner Teil in mir. Dieser Teil will weglaufen, weg von der Spießigkeit, weg von den Erwartungen, weg von dem „Wir“.

Am Wochenende fragte mich ein Freund, ob ich schon bereit für eine neue Beziehung sei. „Ja!“, antwortete ich ohne zögern. Ich bin bereit für etwas Neues! Genau, für etwas NEUES. Etwas ohne erdrückende Familie. Etwas , wo ich ich bleiben kann. Etwas, wo ich entscheiden kann, wann es ein „wir“ gibt.

Eine Beziehung, in der meine Individualität geschätzt wird. Eine Beziehung, in der ich nicht 5 Kleidungsstücke aussortieren muss, damit mir mein Partner den Neukauf eines Kleidungsstückes genehmigt.

Die 7 Jahre Beziehung haben mir eines gelehrt: Lass den Partner so sein, wie er ist! Schränke ihn nicht ein. Jeder kann selbst entscheiden, wann es ein „wir“ gibt, und wann ein „ich“. Eine Schwiegerfamilie ist schön, trotzdem ist man nicht verpflichtet, deren Erwartungen zu erfüllen.

Es ist interessant, wie sich rückblickend die Sicht auf einen Lebensabschnitt verändern kann. Dachte ich mir zeitweise der glücklichste Mensch überhaupt gewesen zu sein,  bekomme ich heute fast Angstzustände, wenn ich an einige Situationen zurück denke. Eine Beziehung sollte beide Partner weiter bringen, eine Entwicklung fördern. Ich für meinen Teil bin damals stehen geblieben. Viel Mühe hat es am Ende gekostet, diese fehlende Entwicklung aufzuholen. Auch wenn ich mich wiederhole, ich kann nun aufrichtig sagen: „Ich bin jetzt dort wo ich auch gewesen wäre, wenn die 7 Jahre nicht dazwischen gekommen wären.“

„Ruhiger werden“ heißt vermutlich auch nur: Erfolgreich verdrängen

Ich habe ganz tolle Leser! Das kann ich nur immer wieder betonen. Mit dem ein oder anderen hat sich eine rege „e-Mail Freundschaft“ entwickelt. Ab und zu kommt es vor, dass daraus so tolle Themen oder Aussagen entstehen, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als diese hier etwas detaillierter zu betrachten.

Freitag Abend ist Stammkneipenabend. Wie verbrachte ich also den gestrigen Abend? Bei einem Bierchen in der Stammkneipe. Verabredet war ich mit einer guten Freundin, welche seit einigen Monaten mit einem meiner besten Freunde liiert ist. Lange hatten wir uns nicht gesehen. Dass sich unsere Welten jedoch so auseinanderentwickeln würden, hätte ich nicht erwartet.

Das Single-Leben und das Pärchen-Leben, sind so weit voneinander entfernt wie die Erde vom Mars. Während es für mich an Horror grenzt einen Samstagabend allein zu Haus zu verbringen, ist es für Pärchen absoluter Luxus Zeit zu zweit zu haben.

Mit großen Augen schaute mich meine Freundin an, als ich ihr die Erlebnisse der letzten Wochen schilderte. Dabei ist nicht einmal viel vorgefallen, der normale Single, Party, Datingkram eben. Dem gegenüber stand ein Pärchenalltag. Ihre Probleme unterschieden sich komplett von meinen. Ich konnte mich zwar irgendwie in sie hinein versetzen, aber die Ebene, die ich mit anderen Singles habe, war nicht zu erreichen. Das ist ungerecht! Man kann sich gut leiden, aber findet einfach keine Welle, auf der man zusammen schwimmen kann. Und das nur aufgrund eines blöden Beziehungsstatus. Wir machten einfach komplett unterschiedliche Erfahrungen im Leben. Sie machte die Erfahrungen, die ich auch gerne hätte.

Man könnte es auch so bezeichnen: Abenteuer gegen Alltag. Unausgewogenheit gegen Ruhe.

Eigentlich war ich der Meinung, in letzter Zeit ruhiger geworden zu sein. Ausschlaggebend ist da sicherlich das veränderte Wetter, aber auch mein schwächelndes Immunsystem tat sein übriges. Meine Gesundheit hat so langsam gemerkt, dass das, was ich im Sommer „Leben“ nannte, mich eine Unmenge an zukünftiger Lebenszeit gekostet hat. In den vergangenen 3 Wochen, war ich gefühlt 3 Mal krank. Vielleicht sollte ich einfach mal öfter mit einem Wodka desinfizieren! Nein, Spaß beiseite.

Ich gab mir nun also Mühe etwas Ruhe in mein Leben zu bringen. Öfter mal auf der Couch liegen, was Kochen, was Backen, die Zeit allein genießen. Und es klappte! Ich merkte, man muss auch mal lange Weile zulassen! Denn erst wenn man so weit zur Ruhe kommt, entsteht Boden für Neues. Neue Gedanken, neue Wünsche und neue Erkenntnisse. Lange Weile festigt, auch wenn ich das nie wahrhaben wollte.

Ich fand endlich genug Zeit und Ruhe, um mich beruflich weiterzuentwickeln. Durch meinen erhöhten Einsatz wurde ich mit einer besseren Position belohnt. Der Eindruck, dass ich ernsthaft ruhiger geworden wäre, verstärkte sich.

Nun hat ja alles Positive meist einen Haken, so auch diesmal.

Als ich nun gestern Abend nach zwei Bier den Heimweg antrat, wurde mir eine Sache schlagartig bewusst: Ich verdränge!

Seit einer Weile frage ich mich, warum ich Abende so gerne eskalieren lasse, warum ich nicht an einem gewissen Punkt aufhören kann. Manchmal sollte man einfach nach zwei Bier Schluss machen.

Doch was passiert bei mir nach diesen zwei Bier? Mein Verdrängungsmechanismus wird außer Kraft gesetzt und ich merke plötzlich, was da in mir schlummert. Dort schlummert die Sehnsucht. Dort schlummert die Einsamkeit.

Ich habe sie schön versteckt, hinter einer Tür eingeschlossen. Auf dass sie still und unauffällig irgendwo in mir drin existierten könne. Doch die zwei Bier, anscheinend der Schlüssel, ließen alles herauspurzeln.

„Jetzt jemanden, der meine Hand greift.“ „Jetzt jemanden, bei dem ich mich anlehnen kann.“ „Jetzt jemand, der mich verliebt anschaut“

Meine Gesichtszüge veränderten sich. Das in sich ruhende Lächeln wich einem traurigen Gesicht. Wie bekannt kamen mir diese Gefühle vor. Hatte ich mich nicht weiterentwickelt? Hatte ich es nicht geschafft, mir eine wahrhaftige Ruhe zu erarbeiten?

„Ruhiger werden“, heißt vermutlich auch nur: Erfolgreich verdrängen.

Auf mir klebt ein großes „Unverkäuflich!“

Eigentlich hatte ich Dates zum Mittagessen abgeschworen! Einmal versucht, einmal in die Hose gegangen. Bei einer Quote von 100% Lost würde jeder Geschäftsmann am Geschäftsmodell zweifeln, und es einstampfen. Das hätte ich vielleicht auch tun sollen.

Philipp lernte ich auf tinder kennen. Er war ein relativ unauffälliges Match. Man schrieb gelegentlich hin und her, wäre aber auch nicht sauer gewesen, wenn irgendwann keine Antwort mehr gekommen wäre. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich oft, wenn ich mit vielen Menschen per Tinder schreibe, die Nachrichten durcheinander bringe. Da kommt es vor, dass ich Fragen doppelt stelle, oder Annahmen verbreite, die eben nicht zu dieser Person passen.

Trotz einiger Verfehlungen, verlegte Philipp das Gespräch relativ zügig zu Whats App. Dieser Plattformsprung hat uns gut getan! Endlich war ich mir wirklich bewusst, mit wem ich da kommuniziere. Als ich zeitnah eine Freundschaftsanfrage auf Facebook erhielt, entstand bei mir der Gedanke: „Der macht einen ernsthaften Eindruck!“

Mehr und mehr stellten wir Gemeinsamkeiten fest und konnten es kaum abwarten, uns kennenzulernen. Da wird beide arbeitstechnisch sehr eingespannt sind, aber nicht weit voneinander vor uns hinwerkeln, bot sich ein Treffen in der Mittagspause an.

Philipp schlug ein nettes Restaurant vor. Ein Mix aus Restaurant und Fastfoodbude. Ideal! Kein ewiges Warten, aber leckeres Essen.

Als wir uns am Bahnhof trafen, war ich weder negativ, noch positiv überrascht. Er war genau so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Okay, ein wenig mehr Lächeln hätte es schon sein können! Ich erklärte mir seine verhaltene Art mit Unsicherheit, da wird man schon miteinander warm werden.

Ich glaube ich nehme noch eine Mate dazu!“ – hörte ich ihn sagen, als wir das Essen bestellten.

Mate! Ich liebe Mate! Ich hatte ganz vergessen, dass ich in diesem Moment eine Mate haben wollte. Hat er gut gemacht, der Philipp, und mich daran erinnert.

Tendenziell ist es eher ungünstig bei einem Treffen, bei dem man sich kennenlernen möchte, zu essen. Entweder man hat den Mund voll und kann nicht reden, oder man ist zu beschäftigt zum Zuhören. So elegant wie möglich versuchte ich, nicht wie der letzte Bauer zu wirken, während ich meinen Salat noch kleiner schnitt, als er eh schon war, um wenigstens das Risiko eine Blamage zu verringern.

Ganz Mann wie er war, dachte Philipp nicht darüber nach, sich elegant anzustellen. So ein bisschen Bauer sein, muss schließlich erlaubt sein! Mich hat es aber nicht gestört, war alles noch im Rahmen.

Trotz der Essensproblematik, verstanden wir uns gut. Gelegentlich konnte ich sogar ein Lachen in seinem sonst so ernsten Gesicht erahnen.

Was man über Philipp wissen muss ist, dass er im Vertrieb arbeitet. Das heißt er ist mit dem Verkauf von Dingen sehr vertraut. Er beschäftigt sich den ganzen Tag damit, die Leistungen seines Unternehmens an den Mann/ die Frau zu bringen.

Leider sieht Philipp auch das Datingbusiness als Geschäft.

Du wohnst ja gar nicht so weit von mir weg. Fährt bei dir die S1? Wie lange muss man denn da umsteigen? Dann brauche ich knapp 50 Minuten bis zu dir.“ – erörterte er, nachdem ich ihm kurz erklärte, wo ich zu Hause bin.

Das ist schon ein Stückchen weg, den Weg würdest du dir eh nicht machen.“ – erwiderte ich.

Das Gespräch entwickelte sich erstmal wieder in eine andere Richtung, bevor wir zum Thema „Erfahrungen mit tinder“ kamen. Da wurde es dann interessant! Ich berichtete davon, dass es da jemanden gab, der am liebsten direkt nach dem Tee mit mir ins Bett gesprungen wäre. Er schaute interessiert und reagierte mit:

Naja wenn es sich lohnt! So weit wohnst du ja nicht weg.

Okay? Ich überhörte das mal großzügig. Leider lief der Herr nun zur Höchstform auf. Wie ein Top-Verkäufer erklärte er mir, wie man eine Frau rumbekommen könne.

Bei der einen klappt es gleich nach einem Kaffee, bei Anderen dauert es schon ein paar Wochen. Man muss nur im richtigen Moment zuschlagen.

Bäm! Mir blieb mein Salat fast im Hals stecken. Nach einer Ausführung über die besten, auf die Sex-suche angepassten, Verkaufsstrategien, blühte der Herr regelrecht auf.

Sollte ich nun begeistert Applaudieren?

Vermutlich ist ein wirklich gut in seinem Job! Vermutlich mag er damit auch bei den Frauen landen, aber ich finde es perfide. Es wirkt so wie die Akquisition eines Auftrages, man hängt sich so lange rein, bis der Kunde unterschreibt. Dann ist die Sache erledigt, und alle sind glücklich.

Alle? Ich wäre vermutlich nicht glücklich damit, wenn er mich in seine Sammlung von „erfolgreich akquirierten Frauen“ einreiht.

Das scheint dem Herren nicht bewusst zu sein. Noch während des Mittagessens versuchte er sich schon für die nächste Woche mit mir zu verabreden. Als wir uns am Bahnhof verabschiedeten, fragte er mich nochmals, wann wir denn nun etwas zusammen trinken gehen würden.

Er hat anscheinend noch nicht gemerkt, dass auf mir drauf ein großer Aufkleber befestigt ist: „Unverkäuflich!“

Suchbegriff: Singlehandschuh

Ein hoch auf das Frühstücksfernsehen! Durch den allmorgendlichen Wetterbericht, war ich heute früh genug gewarnt. Kalt! Sehr sehr kalt draußen! Schätzungsweise um den Gefrierpunkt müssen sich die Temperaturen so gegen 7 Uhr bewegt haben. Gottseidank wusste ich ja Bescheid und hatte genug Zeit eingeplant, um in meiner seit März nicht mehr geöffneten „Winterutensilien-Schublade“ zu kramen. War mir letzten Winter schon bewusst, dass ich abgesehen von einem Schal und einer Mütze, keine tageslichttauglichen Kopf- und Halsbedeckungen hatte? Anscheinend bin ich durch den letzten Winter ohne Handschuhe, bzw. mit nur einem Handschuh gekommen. Zumindest fand sich immer nur ein Teil, des normalerweise gängigen Paares.

Meine Handschuhe haben es anscheinend verstanden, alleine lässt es sich auch ganz gut leben!

Mit Winterjacke, dickem Schal und überdimensionaler Mütze ging es in die gefühlt sibirische Kälte. Wie soll ich das nur aushalten, wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken? Man gewöhnt sich ja an alles, irgendwie.

Ganz so schlecht ist das eigentlich gar nicht. Kennt ihr dieses „Sommergefühl“, welches man gerade an sonnigen Wochenenden verspürt? Man denkt „Wenn ich mich jetzt nicht sofort sonnen gehe, dann verpasse ich was.“. Das fällt im Herbst/Winter komplett aus! Tagelang zu Hause vor der frischen Luft verstecken, alles kein Problem!

Wenn ich ganz ehrlich bin, sorge ich mich aber auch etwas. Was wird aus dem wöchentlichen Feierabend-Eis mit der besten Freundin? Wird meine Motivation ab und zu joggen zu gehen, den Temperaturen stand halten? Gut, die zweite Frage kann ich mir direkt beantworten: Nein! Nicht weil ich nicht Lust hätte, die habe ich definitiv, ich brauche Bewegung! Allerdings macht mir meine Gesundheit einen dicken Strich durch die Rechnung. Innerhalb von 2 Wochen zweimal erkältet sein, muss auch erstmal geschafft werden.

Ich befinde mich somit seit Wochen im Modus „Erholen, ausruhen, auf die Gesundheit achten“. So richtig gut funktioniert das anscheinend nicht. Da lobe ich mir die lauen Sommerabende, an denen es kein Problem war stundenlang draußen zu sitzen, oder nach einer Party mitten in der Nacht die 3 km nach Hause zu Fuß zu gehen.

Es hört sich schon an, als wäre seit drei Monaten Winter. Die Übergangszeit zwischen 25 Grad und 0 Grad, war irgendwie zu kurz!  Habe ich nicht gerade noch in meiner Dachgeschosswohnung bei gefühlten 40 Grad ohne Decke geschwitzt? Nun habe ich schon die Winterdecke aufgezogen und teilweise trotzdem das Gefühl, ich müsste Nachts erfrieren.

Apropos Decke: Seitdem ich Single bin, habe ich in meinem Bett immer zwei Decken und zwei Kissen gehabt, der Gewohnheit halber. Die zweite Bettgarnitur hat mich unbewusst jeden Abend daran erinnert, dass da ein Platz neben mir frei ist. Vor zwei Wochen dann der radikale Schritt: Die zweite Decke kommt weg! Das zweite Kissen kommt weg! Zwar sieht mein Bett jetzt etwas leerer aus, aber es signalisiert nicht mehr „hier fehlt etwas“, sondern „guck mal wie viel Platz du hast, leg dich ruhig quer!“. Es hat ein bisschen mehr von Freiheit. In meiner Freiheit eingeschränkt werde ich nur durch meine Mietzekatze, welche nun nicht mehr auf der Decke neben mir, sondern auf mir schläft. Wer das eine will, muss das andere mögen.

Wenn ich es so betrachte, brauche ich eigentlich auch gar keinen zweiten Handschuh. Perfekt wäre ein Handschuh, für beide Hände! Zumindest würde das zu meinem aktuellen Lebensstil passen. Einzeln, aber irgendwie doch vollständig.

Ehrlich gesagt habe ich nicht vermutet, dass ich so gut in die eigentlich unangenehmste Jahreszeit des Single-seins starten würde. Irgendwie ist der Druck weg, der Druck jedes Wochenende auszugehen, jemanden zu finden, der mit durch den Winter friert. Fühlt sich gut an! Ist kälter als erwartet, aber dann muss ich eben mal die Heizung anmachen.

So, ich werde jetzt erstmal schauen, was diverse Online-Marktplätze so zu bieten haben, Suchbegriff: Single-Handschuh.

Aktive Selbstzerstörung

Aktive Selbstzerstörung. So könnte man das benennen was ich, sowie auch andere frische Singles betreiben. Diese Selbstzerstörung äußert sich meist in dem Missbrauch von allerlei Betäubungsmitteln. Es gibt auch abgeschwächte Varianten, manch Einer beginnt sehr viel zu essen, Frustfressen sozusagen, oder verfällt dem exzessiven Sport.

Zu Beginn mag das alles noch irgendwie „cool“ sein, man testet seine Grenzen und holt nach, was man denkt verpasst zu haben.

Mit der Zeit nimmt das Ganze jedoch unschöne Formen an. Ich sehe es an mir selbst. Wie sehr habe ich es in der Anfangszeit meines Single-Daseins genossen, lange weg zu bleiben. Mal bis um 4 Uhr feiern, ohne dass sich jemand zu Hause Sorgen macht. Mal die Nacht woanders verbringen, das war Luxus. Dieser Luxus wurde irgendwann zum Alltag. Ich wollte mehr, es musste doller werden. Gab ich mich am Anfang mit einem kleinen Flirt zufrieden, werden heute erbeutete Handynummern und Küsse gezählt. Ein erfolgreicher Abend ist es erst dann, wenn „irgendwas ging“. Das hat in den ersten Monaten noch gut funktioniert. Es war neu, spannend und amüsant.

Auch das reichte auf Dauer nicht. Mehr, länger, exzessiver war die Devise. Die Nächte dauerten bis in den Morgen, vor 6 Uhr geht hier niemand nach Hause! Auch gab ich mich nicht mehr zufrieden mit einem Kuss, da musste mehr passieren. Die ersten Male war auch das noch aufregend und neu. Mit der Zeit nutzt sich alles ab. Man sucht nach neuen Kicks, neuen Erfahrungen.

Jedes Wochenende erzeugt sich ein Druck des „etwas erleben müssen“. Das Leben ist kurz, wir sind noch (relativ) jung, diese Zeit muss man genießen. Dass ich mit der Zeit daran zerbrach, war mir lange nicht klar. Über ein Jahr spiele ich nun schon dieses Spiel: größer, höher, weiter. Ich fühle mich trotzdem als Verlierer. Früher habe ich so etwas nicht gebraucht. Ich habe kaum etwas getrunken, war wenig feiern und einfach zufrieden. Der Mann an meiner Seite gab mir die Ruhe, die mir jetzt so schmerzlich fehlt.

Wieso trinkt man auf Partys so übermäßig viel? Die ersten Getränke dienen dem Locker werden, Hemmungen abbauen und leichter Spaß haben. Normalerweise hört man an diesem Punkt auf. Ich nicht. Wenn bei vielen eine gewisse Zufriedenheit einsetzt, steigt in mir die Einsamkeit hoch. Dinge die ich unter der Woche verdränge, bahnen sich ihren Weg in meine Gedanken. „Du möchtest doch einfach nur jemanden, der dich in den Arm nimmt“ – schreit es durch meinen Kopf. Jemanden, der dich als liebenswerten Menschen sieht, nicht als Sexobjekt. Ich schaue mich um, schaue in die leeren Gesichter der fremden Männer und versuche so auszusehen, als hätte ich Interesse an einem Gespräch. Ich wünsche mir in diesen Situationen jemanden, der sieht was in mir vor geht. Jemanden, der mir anstatt des nächsten Cocktails eine Cola in die Hand drückt, und mich aus der Masse herauszieht.

Da dies nicht passiert, sticht die Einsamkeit immer weiter auf mich ein. Meine einzige Abwehr in diesem Moment ist der nächste Drink. Irgendwann sind die Gefühle so abgeschaltet, dass ich für einen Augenblick vergesse, dass ich nur kompensiere.

Jede übertriebene Partynacht kompensiert Gefühle, die sich nur in bestimmten Situationen zeigen. Ich kompensiere, da ich mich hilflos gegenüber diesen Gefühlen sehe. Ich glaube, dass ich jemanden an meiner Seite brauche, um aus diesem Strudel herauszukommen.

Mir geht es gut. So lange ich meinem Alltag nachgehe, ist die Welt in Ordnung.

Es sind die Momente, in denen ich zum Beispiel durch einen Albtraum verängstigt aufwache, neben mich greife, und niemanden habe, der mich in diesem Moment trösten könnte. Was würde ich dafür geben, in so einem Augenblick einen starken Arm um mich zu haben, der mich zu sich heran zieht. Ein beruhigenden Herzschlag zu hören, und einfach wieder einzuschlafen.

Diese Gefühle sammeln sich und wollen irgendwann raus. Aber mein Körper wehrt sich, er vergiftet sich selbst, um sich vor ihnen zu schützen. Am Ende sind die durchzechten Partynächte nur ein Hilfeschrei. Mit der Zeit schreie ich immer lauter, in der Hoffnung, dass mich jemand hört. Doch die Männer um mich herum sind taub.

Irgendwann folgt die Resignation. Ein unschönes Wort, aber Resignation ist der erste Weg raus aus diesem Teufelskreis. Sich mit der Situation abzufinden, einen eigenen Weg heraus zu entdecken.

Am Ende kann ich mich nur selbst „retten“, mir selbst unter die Arme greifen, eine Cola bestellen, und auch manchmal vor 4 Uhr nach Hause gehen. Weil ich mich um mich selbst sorge und für mich sorge.