Ghosting – Behandelt euch wieder mit Respekt!

Ghosting“ ist ein neuer Trendbegriff, der vor Kurzem in den Weiten der Online-Dating Welt entstand. Man versteht darunter, dass jemand einfach aus dem Leben verschwindet, sozusagen zum Geist wird.

Ghosting tritt oft auf, nachdem man jemanden wenige Male gedatet hat. Der Gegenpart meldet sich einfach nicht mehr, manchmal wird man sogar auf allen Kommunikationskanälen blockiert. Dieses Phänomen gibt es auch in längeren Beziehungen, mir persönlich ist es aber nur bei kürzeren Datinggeschichten untergekommen. Wie kommt jemand darauf, zum Geist zu werden? Wie kommt jemand darauf, einem anderen Menschen nicht den geringsten Respekt entgegen zu bringen?

Keine Reaktion, nichts

Ich habe das Ghosting selbst schon oft miterleben müssen. Vor einigen Wochen traf ich in der Mittagspause einen Herren, den ich über OKcupid kennenlernte. Ganz unverbindlich saßen wir an einem Imbiss zusammen und unterhielten uns. Es lief gut. Tief waren die Gespräche nicht, aber was erwartet man von einem „Date“ zur Mittagszeit? Mit einer Umarmung verabschiedeten wir uns. Von da an war er wie vom Erdboden verschluckt. Nach den drei (für manche leider immer noch) obligatorischen Tagen, meldete ich mich bei ihm. „Hey, ich hoffe bei dir ist alles okay. Ich fand unser Treffen schön. Allerdings habe ich das Gefühl, dass es dir nicht so ging. Meld dich doch mal.“ – keine Reaktion. Nichts. Es ist sein gutes Recht, mich nicht zu mögen. Es ist sein gutes Recht, weiterzuziehen. Aber es ist aber nicht sein Recht, mich einfach so zu ignorieren. Ein einfaches „Ich glaube das passt nicht zwischen uns“ hätte mir gereicht. Aber keine Reaktion nach einem augenscheinlich guten Treffen, ist nicht zu entschuldigen. Einer Person, die man vorher mochte, so wenig Respekt entgegen zu bringen, ist traurig.

Es ist unsere verdammte Pflicht ehrlich zu sein

Wir haben es immer noch mit Menschen zu tun, auch wenn wir wie am Fließband daten. Uns gegenüber sitzt ein kleines, manchmal auch großes Herz und sucht nach Zuneigung. Wenn wir ihm diese Zuneigung nicht geben können, ist es unsere verdammte Pflicht, ehrlich zu sein! Ein noch respektloseres Beispiel, durfte ich leider auch schon erleben. Ich traf einen Mann, mit dem ich vorher relativ lange Nachrichten schrieb. Wir gingen in eine Bar etwas trinken. Es lief perfekt, er war charmant, wir unterhielten uns gut, er zahlte sogar die Rechnung. Nach einem langen Spaziergang brachte er mich zur Bahn. Mir blieb dort nichts anderes übrig, als ihn zu küssen. Ich empfand es als passenden Abschluss für dieses Date. Kurz darauf drückte er seine Freude über das Treffen mehrmals aus. Mein kleines Herz hüpfte, was für ein Mann, da hatte ich richtig Glück. Dachte ich zumindest. Einige Tage später bemerkte ich, dass er mich bei Whats App sowie Facebook blockiert hatte. Ohne erkennbaren Grund, einfach aus dem Leben gestrichen.

Schnelles Kennenlernen = Schnelles Vergessen?

„Ghosting ist eine Mischung aus sozialer Inkompetenz und Überforderung.“ – genau das! Ich glaube die Überforderung ist das, was den meisten Herren zu schaffen macht. Da ist auf einmal eine Person, die sich interessiert, die an der Oberfläche bohrt. Der Mensch ist in dieser Hinsicht meist ein Fluchttier. Kommst du mir zu nah, renne ich. Für viele impliziert ein schnelles Kennenlernen auch die Möglichkeit eines schnellen Vergessens. Hinter der nächsten Ecke wartet die nächste Möglichkeit. Ist diese Möglichkeit nicht direkt zufriedenstellend, weg damit. Sollte man so mit Menschen umgehen? Diese kleinen Herzen, die man damit verletzt, sind nach einer Weile so vernarbt, dass sie nur noch entfernt nach einem Herzen aussehen. Menschen mit verletztem Herz neigen dazu, es anderen gleich zu tun. „Ghoster“ erschaffen also neue „Ghoster“. Es ist ein Teufelskreis,

Ignoriert, weil es auf den ersten Blick nicht perfekt schien

Das muss ein Ende haben. Erinnern wir uns an die Ehrlichkeit, die wir uns tagtäglich wünschen. Auch wenn die Wahrheit manchmal schmerzt, uns ist danach bewusst, wo der Fehler lag. Werden wir allein gelassen mit unseren Vermutungen, Befürchtungen, schaden wir unserem Selbstbewusstsein. „Ghosten“ mag für den „Ghoster“ einfach sein, aber für den „geghosteten“, bedeutet es oft die Hölle. Wir stumpfen immer weiter ab, gewöhnen uns an Ignoranz, tragen sie weiter. Am Ende sitzen wir Sonntags allein auf unserer Couch, sehnen uns nach Nähe. Vielleicht wartet diesmal die Möglichkeit nicht hinter der nächsten Ecke, sondern wurde von uns ignoriert, „geghostet“, einfach weil sie auf den ersten Blick nicht perfekt schien.

Bitte behandelt euren Gegenüber wieder mit Respekt, zeigt Größe und setzt auf Ehrlichkeit. Nur so können kleine verletzliche Herzen, Herzen bleiben. Narben tragen wir schon genug mit uns rum.

Wie liebevoll sollte man mit einer Affäre umgehen?

Affären können schön sein, sie können aber auch zum Albtraum werden. Wie verhält man sich richtig gegenüber einem Menschen, der irgendwie wichtig ist, aber eigentlich auch nicht?

Wie liebevoll sollte man mit einer Affäre umgehen? Ich habe einen Bekannten, von dem ich vor kurzem erfahren habe, dass er eine offene Beziehung führt. Soweit, so gut. Seitdem flirten wir ab und zu per SMS, da wir uns sonst meist nur auf seiner Arbeit sehen, und ich es dort für unangebracht halte. Nun ist seine Freundin  für ein paar Tage nicht zu Hause, ich habe Urlaub und dementsprechend Langeweile. Spontan haben wir uns für den gestrigen Abend verabredet. Es war relativ eindeutig, auf was es hinaus laufen würde, aber ich wusste, dass es sich in der Realität schwieriger gestalten könnte.

Er wehrte sich nicht, das war aber auch alles was er tat

Wir saßen an diesem Abend zusammen auf der Couch, bestellten Pizza und schauten einen miesen Film im TV. Ich tat mein Bestes, um zu signalisieren, dass ich gerne ein wenig kuscheln würde. Während ich versuchte näher an ihn heranzurücken, wurde ich immer unsicherer. Er wehrte sich nicht, erwiderte aber auch nicht offensiv. Als sich der Film dem Ende näherte, war es dann geschafft, meinen Kopf platzierte ich auf seiner Schulter und unsere Arme lagen eng beieinander. Nachdem der Film zu Ende war, drehte er sich plötzlich zu mir und küsste mich. Ein guter Anfang, dachte ich zuerst, aber dann ging er sofort in die Vollen. So ein Tempo hatte ich vorher noch nicht erlebt. Ich fragte ihn daraufhin, wieso er vorher keine Anstalten machte, wenigstens zu kuscheln. Seine Aussage stellte mich leider nicht zufrieden, sie schockierte mich eher: „Na ich wollte doch den Film sehen!“

Der emotionale Abstand spiegelte sich im räumlichen Abstand

Danke für nichts. In dem Tempo wie es angefangen hatte, ging es auch zu Ende. Ich war komplett verwirrt, weil ich das so einfach nicht kannte. Aus Gewohnheit schmiegte ich mich danach an ihn und wir unterhielten uns ein wenig. Davon unberührt zog er sich an und ging schnell auf Abstand. Auf der Couch saßen wir die nächste Stunde einen Meter auseinander und ich war bedient. Ich wollte im Arm gehalten werden, das Gefühl haben, dass es für ihn ein schöner Abend war. Er machte nur einige Andeutungen, dass er Sex und Gefühle sehr gut trennen könne. Ok, Sex und Gefühle trennen ist eine gute Sache, allerdings erwarte ich mir von einer Affäre, dass sie mich begehrt und gerne in meiner Nähe ist. Ich hielt diese Emotionslosigkeit nicht mehr aus und lief im strömenden Regen nach Hause. Ich fühlte mich fehl am Platz. Kurz darauf erhielt ich eine SMS, dass er den Abend echt schön fand und sich bedankt, dass ich vorbei gekommen war. Ich solle nicht denken, nur eine Gelegenheit gewesen zu sein, er mag mich wirklich.

Benutzen und dann in die Ecke stellen

Sorry, aber das Gefühl hatte ich nicht, ihr empfand es eher so: man kann sie ja mal benutzen und dann in die Ecke stellen.  Das muss doch auch anders gehen. Aber wie sollte es eigentlich richtig sein? Wie sollte sich eine Affäre anfühlen? Gefühlskalt und den Sex nur als körperliche Sache zu sehen, oder Wertschätzung und Begehren mit einem freundschaftlichen Aspekt? Eine Affäre wird eingegangen, weil irgendetwas fehlt. Mal körperlich Nähe, mal das Gefühl attraktiv für einen anderen Menschen zu sein. Es geht um Bedürfnisse, die befriedigt werden wollen. Und zwar auf eine liebevolle und wertschätzende Art und Weise.  Am Ende zählt der Respekt füreinander. Nur weil keine feste Partnerschaft geführt wird, heißt das nicht, dass miteinander umgegangen werden kann, als bestünde keine Wertschätzung in der zwischenmenschlichen Beziehung.