Verpasste Chancen – Bereuen oder lernen damit umzugehen?

Mit jedem Jahr, welches wir auf dieser Erde verbringen, wächst nicht nur die Anzahl der grauen Haare, Falten oder Narben, sondern auch die Zahl der verpassten Chancen. Denke ich an die Chancen, die sich mir bis jetzt im Leben boten, bekomme ich ein komisches Bauchgefühl. Habe ich mich richtig entschieden? War der Weg den ich ging nicht nur einfach „das kleinere Übel“? Wir stehen so oft im Leben vor Entscheidungen, die alles verändern können. Sei es die Wahl eines Studiums oder einer Ausbildung, die Wahl eines Jobs oder die Entscheidung ein Kind zu bekommen. Besonders tiefgreifend ist die Wahl eines Partners. Er begleitet unser Leben und hinterlässt Spuren, die uns unser Leben lang prägen. Genau darum fällt den Menschen die Partnerwahl immer schwerer. Wir sehen die vielen Möglichkeiten, die wir in unserer modernen Gesellschaft haben. Ständig wird uns vor Augen geführt: Da gibt es noch eine bessere Option! Und so stehen wir an den Kreuzungen des Lebens, doch wissen nicht in welche Richtung unser Weg uns führen soll. Gehen wir einen Schritt nach links, könnte der Schritt nach rechts der eigentlich richtige gewesen sein. Aber auch das vermuten wir nur. Vielleicht wäre uns in einem Paralleluniversum, in dem wir nach rechts gegangen sind, schnell klar geworden, dass links doch die bessere Wahl gewesen wäre.

Die Möglichkeit sich entscheiden zu können ist ein Privileg, aber zugleich eine Qual. Gerade in meinem Alter, streng auf die 30 zugehend, könnte ein Schritt zurück, ein Schritt zu viel sein. Nehmen wir zum Beispiel das Berufsleben. Auch wenn der anfangs so spannend anmutende neue Job sich als langweilige Fließbandarbeit herausstellt, fällt der Schritt zurück schwer. Haben wir doch schon etwas aufgebaut, uns irgendwie eingerichtet. Sei der Job auch noch so eintönig, wir haben es uns in ihm bequem gemacht. Ein Schritt zurück zu gehen, bedeutet Risiko. Was, wenn der langweilige Job doch irgendwann zum Traumjob mutiert? Was, wenn der Folgejob noch eintöniger wäre? Meiner Generation hat man beigebracht, dass wir immer eine Wahl hätten. Wir hätten immer die Möglichkeit, alles zu erreichen. Wir hätten immer die Möglichkeit, auch später noch einmal den Weg zu ändern und unser Glück zu finden. Doch wer sagt uns, dass uns ein anderer Weg glücklicher machen würde? Lohnt es das Risiko einzugehen und gewohnte Pfade zu verlassen?

Ein Bekannter von mir war über längeren Zeitraum arbeitslos. Trotz eines guten Studiums, hatte er seinen Weg auf dem Arbeitsmarkt nicht richtig gefunden. Vor knapp einem Jahr fand er nun einen nach außen hin sehr spannenden und fordernden Job. Ich dachte, er wäre angekommen und würde nun ein „normales“ Erwerbsleben starten. Doch weit gefehlt! So erfuhr ich, dass er direkt nach einem Jahr kündigte. Ohne Folgejob. Das ist mal ein Statement! „Es hat einfach nicht gepasst.“, hieß es. Kommt euch das genauso bekannt vor wie mir? Richtig, diese Aussage kenne ich nur allzu gut, wenn es um die Liebe geht. Mein Bekannter hatte anscheinend nicht das gefunden, was er davor so lange gesucht hatte. Und er hatte den Mut, sich das einzugestehen. Respekt! Könnte jeder so viel Mut aufbringen und das eigene Leben auf den Kopf stellen? Ich für meinen Teil bin da etwas vorsichtiger. Bei mir braucht es schon eine große Motivation, um von bekannten Pfaden abzuweichen. Bestimmt ein Jahr habe ich damals gebraucht, um mich aus meiner Beziehung zu lösen und eine neue Route einzuschlagen. Vermutlich wäre ich heute noch mit meinem Ex zusammen, wenn ich auf mein Hirn gehört hätte. Gottseidank verfügt der Mensch nicht nur über ein Gehirn, sondern auch über Gefühle, die sich kaum steuern lassen. Sie machen einfach das, wonach ihnen ist. Manchmal ist einem das gar nicht bewusst, so lange bis es irgendwann einfach aus einem herausbricht. Kennt ihr das, dass man vom einen auf den anderen Moment sagt:“ Ich kündige!“? Dieses Gefühl wird plötzlich so stark, dass man es nicht mehr unterdrücken kann. Dahinter steckt so viel Energie, als hätte sich der Körper schon lange darauf vorbereitet, einen Speicher angelegt und so lange gewartet, bis der passende Moment gekommen war. Das Fass läuft plötzlich über. Alles, was einem vorher nur vage bewusst war, wird auf einmal klar und deutlich.

Doch das ist der Nachteil, an diesen versteckten Gefühlen: Sind sie noch klein und unscheinbar, beirren sie unsere Entscheidungsfähigkeit nicht. Wir gehen munter den Weg entlang, den unser Gehirn für uns konstruiert hat. Immer schön logisch ein Bein vor das Andere, bloß nicht im Kreis drehen und immer mit angemessener Geschwindigkeit voranschreiten. Schön bequem ist das! Ein bisschen so, als würde man Bowling auf der Kinderbahn spielen. Anstatt die Möglichkeit und das Risiko zu haben, die Kugel in die Abgründe der Bahn zu versenken, doch gegen ein Sicherheitsband zu stoßen und dadurch nie ohne Punkte aus dem Spiel zu gehen. Langweilig! Langweilig, aber sicher. Stehen wir nun an einer Weggabelung, finden wir auf der einen Seite den sicheren, ausgepolsterten, schon leicht vorgetrampelten Weg. Die andere Seite jedoch, stellt eine Chance dar. Sie ist in Nebel gehüllt und nur vage erkennbar.

Befinde ich mich in so einer Situation, würde ich am liebsten einen kleinen Schritt in den Nebel machen um zu schauen, ob ich zumindest ein paar Umrisse erkennen könnte. Doch diese Möglichkeit bietet sich mir nicht. Eine „halbe“ Entscheidung, kann man nicht treffen. Man kann eine Alternativroute suchen, diese ist aber meist sehr nah am gepolsterten Pfad. Einfach mal mit einem Sprung ins Ungewisse die eigenen Grenzen austesten, das wär‘s! Ohne Rücksicht auf Verluste die Chance erkennen und nutzen. Doch Moment, da meldet sich wieder das Gehirn! Was, wenn hinter dem Nebel ein Abgrund lauert? Was, wenn das Ganze eine Falle war und unser Leben zerstört? Was, wenn nichts mehr so sein wird, wie es vorher war? Das Risiko ist hoch! Darum verlassen die wenigsten Menschen heutzutage ihren bequemen Weg, auch wenn er eintönig und langweilig erscheint. Vielleicht ist „ganz okay“ einfach besser als das Risiko einzugehen? Müssen wir uns mit „ganz okay“ abfinden, oder sollten wir immer nach Perfektion streben? Ist es Ziel des Lebens, die Extreme zu testen, oder sind nur die altbekannten Pfade, die Richtigen? Eine abschließende Antwort zu finden ist schwer, wenn nicht sogar unmöglich. Denn wir werden nie wissen, was uns im Nebel erwartet hätte. Wir werden nie wissen, wie unser Leben gelaufen wäre, wenn wir andere Wege eingeschlagen hätten. Es ist eine Herausforderung des älter werden, dies zu akzeptieren, sich darüber klar zu sein, dass man den Lebensweg bewusst so gegangen ist und sich nicht ohne Grund gegen die ein oder andere Chance entschieden hat.

Auf die besten Ideen kommt man betrunken – Mein Weg zu beziehungsweise-magazin.de

Ziemlich betrunken lag ich zu Hause auf der Couch, sinnierte über das Leben und versuchte mich irgendwie vom damaligen Liebeskummer abzulenken. Gottseidank hatte ich mein Smartphone und Google bei mir, die mich so lange beschäftigen konnten, bis ich wieder bei relativ klarem Verstand war. Ich befragte Google zu allen möglichen Liebesthemen, die mir gerade in den Sinn kamen. Ich suchte Hilfe. Irgendjemand, oder irgendwelche Zeilen im Internet werden mir doch meine Fragen in Punkto Liebe beantworten können, oder? Durch Zufall stieß ich auf beziehungsweise.de. Welchen Artikel ich dort las, ist mir leider nicht im Gedächtnis geblieben. Trotz eines nicht unerheblichen Alkoholpegels, schaltete ich relativ schnell: Diese Seite ist genau mein Ding! Hier müsste ich meine Texte veröffentlichen!

Manchmal sind solche Blitzgedanken gar nicht so verkehrt, dachte ich und klickte mich durch die komplette Homepage. Irgendwann fand ich es dann, das magische Wort: Gastautoren. Es gab hier also die Möglichkeit, eigene Texte an die Redaktion zu versenden mit der Chance, dass diese auf dem Portal online gehen würden. Genau danach habe ich gesucht! Kurz bevor ich mit dem Telefon in der Hand einschlief war mir eines klar: Gleich morgen! Gleich morgen nehme ich das in Angriff!

Knappe 10 Ausnüchterungsstunden später, war es dann soweit. Ich kopierte einen meiner Lieblingstexte „Emotionaler Krüppel“ in der vorgegebene Feld. Hm, dachte ich, ich hab doch noch viel mehr Artikel, die genau auf diese Plattform passen würden. Gesagt, getan. Kurz darauf schickte ich schon zum 4. Mal das Formular ab, mit welchem man die eigenen Texte einsenden konnte. Oftmals verschwinden solche Anfragen ja irgendwo im Nirvana des Internets. Imgegenteil.de, hat mich zum Beispiel bis heute komplett ignoriert. Als ich wenige Tage später eine Mail von beziehungsweise.de erhielt, war ich überrascht. Na wenn das so schnell geht mit der Reaktion, ist das sicherlich eine Ablehnung, dachte ich mir enttäuscht. Doch was ich dann zu lesen bekam, ließ mich kurz den Atmen anhalten. Der Chefredakteur fand meine Texte gut!

Es gibt im Internet viele Plattformen, auf denen man einfach so veröffentlichen kann. Allein hier auf WordPress könnte ich jeden Mist schreiben, der dann einfach so ins Internet geschwemmt wird. So war es für mich eine besondere Ehre, einen Chefredakteur überzeugt zu haben, dass meine Texte für die Zielgruppe interessant waren.

Einige Wochen später, konnte ich meinen ersten Text auf der Homepage von beziehungsweise.de bestaunen. Wow! Startseite, prominent platziert, ich war stolz! Als dann noch die Verlinkung auf Facebook dazu kam, wich mir das Grinsen gar nicht mehr vom Gesicht. So viele Likes, so viele tolle Kommentare. Das hatte ich nicht erwartet, als ich damals betrunken auf der Seite surfte. Als großes Glück, kann ich diesen Moment bezeichnen.

Auf diesem Wege möchte ich einen Dank an das beziehungsweise.de Team aussprechen! Vor allem an Eric, der immer ein offenes Ohr für mich hat und auch an jedem (in meinen Augen) nicht ganz so perfekten Text, positive Aspekte findet. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit und hoffe auf noch mehr Likes, noch mehr Kommentare, und noch mehr tolle Texte 🙂

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Herzensmenschen – Sie sind das Salz in der Suppe meines Lebens

Weißt du eigentlich, wie toll du bist? Ich meine das ernst! Wenn die anderen Frauen wüssten, was sie verpassen, würden sie sich grün und blau ärgern!„, ungläubig starrte mich mein Gegenüber an. Vielleicht war ich ein bisschen betrunken, vielleicht war es mitten in der Nacht, aber ich meinte das ernst! Sowas von ernst! Mein Gegenüber nahm mich in den Arm, so als wollte er mich mit seinen Rückenklopfern beschwichtigen. Vielleicht sollte ich noch einmal über das Gesagte nachdenken? No way! Betrunkene und kleine Kinder sagen immer die Wahrheit. Der Mann, der mir in dieser feuchtfröhlichen Nacht gegenüberstand ahnte nicht, wieviel Herz ich in meine Worte legte. Er ahnte nicht, wie wichtig er mir über die Zeit geworden war.

Als wir uns das erste Mal begegneten, würdigte ich ihn kaum eines Blickes. „Prollo!„, dachte ich. Mit der Zeit sahen wir uns öfter. Man kennt das ja, irgendwann mutieren die Gestalten im Nachtleben zu „Bekannten“. Man sieht sich, man kennt sich. Mehr als ein kurzes Zunicken, kommt aber oft nicht zustande. So nickten wir uns über Wochen freundlich an, ohne auch nur ein paar Worte gewechselt zu haben. Irgendwann begannen wir, uns zur Begrüßung zu umarmen. Man verbringt ja schon sehr viel Zeit im Nachtleben nebeneinander. Da blieb es nicht aus, dass an der Bar ein paar Worte gewechselt wurden. Das bekannte Gesicht bekam endlich einen Namen. Das erste Gespräch habe ich noch sehr gut in Erinnerung. „Wollt ihr nen Sekt?„, prostete er mir und meiner Freundin zu. „Öhm, wenn der nix kostet, immer her damit!„, antworteten wir leicht verdutzt, oder so ähnlich, da dies nur der Anfang eines sehr sektreichen Abends war. Von nun an, waren wir sozusagen „Nachtleben-Freunde“. Wir tanzten zusammen, lagen uns in den Armen, ohne auch nur rudimentäre Kenntnisse über das Leben des Anderen zu haben.

Ich hatte kein Interesse an diesem Mann. Warum auch? Gar nicht mein Typ! Doch es war dieser eine Abend, an dem sich in meinem Hirn ein Schalter umlegte. Leider erinnere ich mich nicht mehr, was genau in dieser Nacht vorgefallen war. Ich erinnere mich nur an den Moment, in dem ich „Wir müssen unbedingt mal einen Tee zusammen trinken!„, in mein Telefon tippte. Auf einmal war ich überzeugt davon, diesen Mann kennenlernen zu müssen. Es war ein Segen! Selten so einen tollen Charakter getroffen. Mein erster Eindruck war komplett falsch. Hinter der Fassade verbarg sich ein so wertvoller Mensch. Kennt ihr das, wenn ihr so ein wundervolles Bauchgefühl bekommt, sobald ihr an jemanden denkt? Nicht die Schmetterlinge im Bauch, sondern das Gefühl, jemanden als Menschen unglaublich gern zu haben. Dieses Gefühl habe ich für sehr enge Freunde, egal ob männlich oder weiblich. Dieses Gefühl was schreit: „Ich hab dich so lieb, das kann man mit Worten gar nicht ausdrücken.

Das hat alles überhaupt nichts mit verliebt sein oder ähnlichem zu tun. Ich schätze diese Menschen einfach sehr. Für sie würde ich durchs Feuer gehen. Es hat mich ungemein überrascht, dass ich so jemanden, den ich zu Beginn noch kaum wahrgenommen hatte, mal so gern haben könnte. Eine Macke von mir ist es allerdings, meine Zuneigung zu diesen Menschen ständig ausdrücken zu wollen. Vor allem betrunken! Dann würde ich ihnen am liebsten um den Hals fallen und einen Heiratsantrag machen. Letzteres ist mir Gottseidank noch nie passiert. Man könnte diese Menschen als „Herzensmenschen“ bezeichnen. Sie sind das Salz in der Suppe des Lebens, sie lassen mein Herzchen höher hüpfen, wenn ich sie sehe. Meist merken sie es daran, dass nicht nur das Herz hüpft, sondern ich gleich mit. Es kommt nicht selten vor, dass ich andere Leute umrenne, weil ich versuche in ihre Arme zu springen.

Ich bin dankbar für diese Herzensmenschen! Doch einen Herzensmenschen erkennt man nicht auf den ersten Blick. Es heißt nicht umsonst „HERZensmensch“! Man muss hinter die Fassade blicken, sich auf einen Menschen einlassen. Ich habe gerade den spontanen Impuls, alle meine Herzensmenschen auf einmal knuddeln zu wollen, das würde eng werden! Also falls ihr das lest, fühlt euch geknuddelt!

Digitalisierung der Liebe – Warum wir mehr Liebesbriefe schreiben sollten

Seitdem sich die digitale Revolution durch unsere Welt zieht, hat sich so einiges verändert. Gerade was Kommunikation in Beziehungen oder generell in Liebesanbahnungen angeht, ist es kaum vorstellbar, dass es auch einmal anders ging. Ohne Strom, ohne blaue Haken.

Als ich noch die Grundschule besuchte, schrieben wir uns gerne kleine Zettelchen. Wer kennt das nicht: Willst du mit mir gehen? Ja, Nein, Nur Eis essen. Trauten wir uns nicht das Zettelchen persönlich zu übergeben oder durch Mittelsmänner zustellen zu lassen, vertrauten wir auf die Post. Ob der Schwarm unser Anliegen wohl wahrgenommen hatte? Da gab es keine blauen Häkchen, die uns versicherten, dass unsere Botschaft angekommen war. Wir versuchten jeden Blick zu deuten. Wurden wir ausgelacht, oder war das ein verknalltes Lächeln auf dem Gesicht unseres Schwarms? Aufregend! Aus „Willst du mit mir gehen?„-Zettelchen wurden schnell lange Liebesbriefe. Was habe ich mich abgemüht. Schönschrift (überhaupt nicht meine Stärke), ein paar Aufkleber aus dem mühsam getauschten Stickeralbum, ein Spritzer Parfum und natürlich ein roter Umschlag. Ich legte in die geschriebenen Worte meine ganze Seele, manchmal sogar Tränen, große Gefühle.

HDGGGGGGGGDL

Die digitale Revolution erwischte mich mit knapp 12 Jahren. Meinen ersten Freund lernte ich (natürlich) im Internet kennen. Die Telefonrechnung kostete mich jeden Monat mein sehnlich erwartetes Taschengeld. Die Telefonleitung war ständig besetzt, sobald meine Eltern nicht zu Hause waren. „Lass uns lieber unter der Woche chatten, am Wochenende ist das Internet immer so voll und ich komm nicht rein!“ – darüber würde jeder Jugendliche heute lachen. Das erste Handy durfte ich mit 14 Jahren mein Eigen nennen. 160 Zeichen um jemanden seine Liebe zu erklären. Ein „Ich liebe dich“ reichte da nicht aus. Schließlich bezahlte man für 160 Zeichen, also wurden diese ausgefüllt. Mit Belanglosigkeiten, Smileys, oder anderen Späßchen. HDGGGGGGGGGGDL! Je mehr Zeichen man noch frei hatte, um so „ganzer“ hatte man den Adressaten lieb. SMS waren etwas Besonderes. Jedes Aufleuchten des Telefons bedeutete, eine andere Person investierte gerade knappe 20 Cent, um mir etwas mitzuteilen. Auch kostete jede Nachricht Zeit. Vor der Erfindung von T9, musste jeder Buchstabe mühsam einzeln durch wiederholtes Drücken der Tasten ans Licht gebracht werden. Briefe hatten ausgedient. Ab sofort trug man den Schwarm immer in der Tasche. Zumindest so lang die Prepaidkarte aufgeladen war und das Telefon Empfang hatte. Antwortete jemand nicht, nahm man es ihm nicht übel. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Guthaben aufgebraucht war, war einfach zu hoch. Wir überlegten uns 10 Mal, ob diese Nachricht wirklich sein musste.

WhatsApp – Dahingeschluderte Nachrichten

Als Smartphones und die dazugehörigen Flatrates auf den Markt kamen, war es nicht mehr weit her mit der Romantik. Es war nichts besonderes mehr, eine Nachricht zu erhalten. Flatrate, Ramschware, Zeitvertreib. Das Piepsen des Telefons hatte seine Romantik verloren. Der ständige Kontakt kostete nichts, außer Zeit. Doch hier liegt das Problem. Ist man ständig in Kontakt, bleibt keine Zeit, den Anderen zu vermissen. Er ist ja irgendwie immer da, immer nur eine Whats App Nachricht entfernt. Die blauen „gelesen“-Häkchen haben jegliche Spannung entfernt. Sie sorgen nun eher dafür, dass wir uns wahnsinnig machen, wenn wir mal NICHT direkt eine Antwort erhalten. Was früher alle 3 Tage eine teure SMS war, sind heute alle 3 Minuten eine dahingeschluderte Nachricht. Ein Smiley, ein Daumen nach oben, das war’s.

Wir schweigen uns an und starren auf unsere Telefone

Wir kommunizieren 24/7 mit unserem Umfeld, sind ständig erreichbar. Doch über was reden wir mit unserem Partner, wenn wir über den Tag doch sowieso schon jedes kleine Detail schriftlich mitgeteilt haben? „Trinke gerade einen ekeligen Bürokaffee und bin müde„, „Kann gerade nicht, habe sehr viel zu tun, aber ich leide mit dir„. So vertreiben wir uns den langweiligen Arbeitstag mit Kommunikation. Das ist toll und macht Spaß. Doch über was reden wir zu Hause am Küchentisch? Da ist nichts neues mehr, nichts was unser Partner nicht schon wüsste. So schweigen wir uns an, und starren auf unsere Telefone. Eigentlich läuft unser Leben schriftlich ab. Und jeder ist darüber informiert. Alles beschleunigt sich.

Mensch abgehakt, hat nicht gepasst

Heute wissen wir oft schon nach wenigen Stunden, ob der neue Kontakt, den wir zu Beginn so interessant fanden, wirklich so interessant ist. Einfach ein, zwei Stündchen hin und her schreiben, fertig. Mensch abgehakt, hat nicht gepasst. Wir lassen uns keine Zeit mehr. Vielleicht braucht es das Kennenlernen ja, das Warten. Wartet man, hat man Zeit. Zeit sich über sich selbst klar zu werden. Was will ich eigentlich? Was finde ich interessant an meinem Gegenüber? Stattdessen hetzen wir von Kontakt zu Kontakt, um ja keine Zeit zu verlieren. Wir tauschen eine Zeile Text gegen einen Smiley. Wo ist die gute alte Briefromantik geblieben? Seiten voll mit Gefühlen und Bekenntnissen. Alles ersetzt durch ein gelbes Gesicht mit Herzchen in den Augen. Wir sollten lernen wieder zu warten, unserem gegenüber Zeit zu geben, um Gedanken und Gefühle zu formulieren. Doch heutzutage sehen wir zwei blaue Häkchen und stempeln eine zu langsame Antwort als Desinteresse ab.

Briefpapier rauskramen und Schönschrift üben!

Vielleicht sollten wir uns im Zuge des anstehenden Winters auf die „gute, alte Zeit“ besinnen und Zettel und Stift hervorkramen. Zeit hat man schließlich genug, wenn es draußen stürmt und schneit. Geschriebene Worte, in unserer eigenen Schriftart. Krumm und schief, wie wir es nun einmal auch manchmal sind. Persönlichkeit auf Papier, anstatt Smileys, die die ganze Welt benutzt. Zeigen wer wir sind, und was wir für jemanden fühlen. Ganz ohne Bits und Bytes, ganz ohne HDGDL und ILD. Für die ganz digitalisierten unter euch: das Porto für einen Standardbrief beträgt aktuell 0,70 €. Ich bin gerade selbst schockiert, dass ich das googlen musste. Wird wohl für mich auch wieder Zeit, das alte Briefpapier raus zu kramen und mich in Schönschrift zu üben.

 

Aus „hier und jetzt“ wird Zukunft – dabei habe ich erst 1/3 meines Lebens gelebt

Befindet man sich in einer frischen Beziehung, hebt man in den eigenen Gedanken oftmals ein wenig ab. Der Hirnschmalz beschäftigt sich dann nicht mehr nur mit dem hier und jetzt, sondern mit der Zukunft. Als Single lebte ich im Moment. Nie plante ich über mehr als 48h hinaus. Wenn ich Montags wusste, was ich am darauffolgenden Samstag tun würde, war das schon sehr weit gedacht. Das ist einer dieser Punkte, der sich durch eine Beziehung ändert. Auf einmal plant man sich Termine schon Monate vorher in den Kalender. Familienfeiern, Geburtstage…alles Anlässe, die ich als Single bewusst vor mich her geschoben habe, da ja immer dieses „wer weiß, welcher Mann da gerade aktuell ist“ im Raum schwebte. Ziemlich unbedarft und frei, kann man das nennen. Seitdem ich mich in einer Beziehung befinde, fühlt es sich so an, als hätte ich mich hingesetzt. Das klingt natürlich ziemlich dämlich, aber ich erkläre es kurz: Das Singleleben strebt nach Erlebnissen, nach Eskalation und Bewegung. So als würde man ständig hinter etwas her oder vor etwas weglaufen. Immer am Limit und nur nicht stehen bleiben. Das was bremst ist der Mann, der plötzlich interessant wird. Man beginnt langsamer zu laufen. Irgendwann bleibt man zusammen stehen. Nun wird es im Stehen irgendwann unbequem und anstrengend, und man setzt sich. Da sitzt man nun, bequem auf seinem Stuhl und dreht den Kopf nach links, dreht den Kopf nach rechts. Während man da so sitzt, lässt man die Gedanken schweifen. Auf einmal ist eine Zukunft greifbar. Plötzlich weiß man schon jetzt, was man in drei Wochen machen wird. Der Blick erweitert sich vom hier und jetzt auf irgendwann dann.  Aus Planlosigkeit wird Planbarkeit

Die Gedanken beschäftigen sich mit der Zukunftsplanung: Job, Kinder, Altersvorsorge. Und wie sie so dahinschweifen, die Gedanken, schütteln mich alte Singlemarotten. „Das soll es schon gewesen sein?“ – hallt es durch meinen Kopf. Wie, was, schon gewesen sein? Es ist doch normal, dass man Ende 20 einen Partner findet, und mit diesem sein Leben verbringt. Naja, normal vermutlich heute auch nicht mehr. Aber in der allgemeinen Vorstellung, ist das eben so. Wenn ich davon ausgehe, dass ich 87 Jahre alt werde, sind das ganze 60 Jahre, die ich auf meinem imaginären Stuhl sitzend, verweilen werde. 60…das sind knapp 2/3 meiner Lebenszeit. Wenn man es so betrachtet, fange ich ja gerade erst an. Ich bin rein vom Alter her gesehen, seit knapp 9 Jahren erwachsen. Das heißt, dass ich noch über 6 mal so viel Zeit habe, um erwachsener und reifer zu werden.

Wieso meint man eigentlich immer, ab 25 Jahren geht’s abwärts? Rein biologisch gesehen, ist das so. Rein biologisch gesehen, ist der Zenit ab 25 überschritten. Jaja, die liebe Biologie! Wenn die nicht wäre, könnte ich locker bis Mitte 40 die Clubs abklappern, feiern, und das Leben genießen. Aber nö, da war ja was: Kinder, Familie und so. Böse Biologie! Schäm dich was! Warum schiebt sie die beste Zeit zum Familie gründen nicht einfach auf 50? Aber das sind Dinge, die sich nicht beeinflussen lassen, damit muss ich leben.

Wenn ich mir die aktuellen Entwicklungen der Gesellschaft so anschaue, denke ich, dass es bald (wenn es nicht schon längst so ist), eine zweite „wilde Phase“ im Leben geben wird. Eine Phase die beginnt, sobald die Kinder aus dem Haus sind und wir unser Leben wieder für uns haben, so um die 50 rum. Dann haben wir wieder die freie Wahl, ob wir weiterhin auf unserem Stuhl sitzen wollen, oder ob uns das ereignisreiche Rennen viel besser gefällt. Wir werden mit 50 Jahren wieder beginnen zu tindern, zu daten, uns neu zu verlieben. Da geht es sozusagen wieder von vorn los. Denn wir haben ja noch Zeit, viel Zeit! Wenn wir noch über 20 Jahre auf unserem Stuhl sitzen bleiben, tut uns sicherlich ziemlich der Hintern weh. Vermutlich denken einige unter euch jetzt: „Wie? Aber da ist doch ein Partner, Ehepartner, mit dem man alt werden möchte.“ – umso schöner, wenn man das möchte! Das sei jedem gegönnt, und darum kann man jemanden schon beneiden. Allerdings bin ich der Meinung, dass sich meine Generation sehr schnell dazu verleiten lassen wird, wieder aufzubrechen. Neue Dinge erleben, Grenzen testen, weiterentwickeln. Vielleicht ist das eine ganz unrealistische Vorstellung, aber ich werde mit der Vorstellung nicht warm, dass wir „für immer und ewig“ auf unserem Stuhl sitzen werden und unsere Perspektive nur so weit verändern, wie sich unser Kopf drehen lässt.

Von der Erfahrungen Älterer profitieren – Weisheit färbt ab

Umso älter ich werde, desto erfahrener werde ich. Das bezieht sich auf Fähigkeiten, sowie auch auf Lebensansichten und „Weisheit“, wenn man davon in meinem Alter schon sprechen kann. Da reicht schon ein weiteres Lebensjahr um Dinge zu lernen, die die eigenen Augen öffnen und ein „Hätte ich das mal vorher gewusst!“ auslösen. Manchmal sind das ganz einfache Dinge, einfache Erfahrungen, die das Leben beeinflussen. „Ab 4 Bier ist mir am Folgetag schlecht“ – einfach, aber ziemlich gut zu wissen. Von solchen „einfachen“ Erfahrungen möchte ich an dieser Stelle allerdings nicht sprechen. Es geht um Sinnesfragen, Lebensfragen und Liebesfragen. Gerade wenn es einer gewissen Weisheit bedarf, halte ich mich gerne an ältere Familienmitglieder. Meine Oma ist da ein großes Vorbild für mich. Jedes seltene Mal bei dem ich die Gelegenheit habe, länger mit ihr zu sprechen, ist wertvoll. Aus solchen Gesprächen gehe ich oft mit vielen neuen Erkenntnissen und Denkansätzen, die mich im Leben weiterbringen.

Zu Weihnachten traf ich nach knapp 10 Jahren mal wieder auf meine Großtante, also die Schwester meiner Oma. Trotzdem wir uns so lange nicht gesehen hatten, bestand eine Verbindung. Ich erinnerte mich, wie ich als Kind mit ihr und meinem Großonkel einkaufen ging. Unbedingt wollte ich eine bestimmte Packung Kaugummi, die mir meine Eltern nie erlaubt hätten. Dass meine Großtante sie mir ohne Widerrede in den Einkaufswagen packte, ist mir bis heute in Erinnerung geblieben. Verrückt, welche Kleinigkeiten sich Kinder so merken können. Als wir uns am Heiligabend verabschiedeten versprach ich meiner Großtante, dass ich zeitnah bei ihr vorbei schauen würde. So kam es dann auch. Wir verabredeten uns zu einem Tee, und zum Reden. Als ich mich auf den Weg zu ihr machte, war ich leicht verunsichert. Würden wir einen Drat zueinander finden, oder wüssten wir nach wenigen Minuten nicht mehr, über was wir uns unterhalten könnten? Diese Bedenken waren unbegründet. Wie alle Frauen meiner Familie mütterlicherseits, ist auch meine Großtante sehr gesprächig. Mit viel leckerem Tee eingedeckt, konnte es losgehen. Ich hatte mir vorher überlegt, welche Themen ich gerne ansprechen möchte, und wo ich mich nach einem Rat erkundigen werde. So hörte ich mir die verschiedensten Liebschafts-Geschichten an, lernte so einiges über den Alltag vor knapp 50 Jahren und konnte mir so ein gutes Bild machen.

Ich ließ es mir nicht nehmen Fragen zu stellen, die mich in Bezug auf die Liebe bewegten. Vielleicht würden mir die Erfahrungen eines weiseren Menschen helfen, selbst weise zu entscheiden. „Wie merke ich denn, ob mein Partner der Richtige für mich ist?“ – fragte ich in der Hoffnung, eine klar und anwendbare Antwort zu bekommen. Doch ich lag falsch. „Ob jemand der Richtige für dich ist, das weißt du nie!“ – erhielt ich als Antwort. Menschen entwickeln sich ein ganzes Leben lang. Was 40 Jahre zusammen passte, kann nach 41 Jahren komplett entgegengesetzt laufen. Liebe hat viel mit Vernunft zu tun, mit Vernunftentscheidungen. Sich verlieben ist eine tolle Sache, aber nur weil es nicht direkt funkt heißt es nicht, dass zwei Menschen nicht zusammen passen. Man muss ein Team bilden. Aus den Erfahrungen meiner Großtante lernte ich nun, wie wichtig es ist, in eine Beziehung zu investieren. Man muss etwas „reinstecken“ um etwas „herauszubekommen“. Ebenfalls sollte man nie den Blick auf den Partner verlieren. Ich sollte den Mann als Mann sehen und ihn auch so behandeln. Genauso ist es wichtig, dass ich mich als Frau gewertgeschätzt und gut behandelt fühle. Sich nicht aus den Augen zu verlieren, ist hier die Herausforderung.

Besonders wichtig war meiner Großtante mir zu vermitteln, dass ich kommunizieren müsse. Alles muss gesagt werden, auch unangenehme Dinge. Nicht als Vorwurf, sondern als Beschreibung der Gefühle. „Ich fühle mich unwohl, wenn du dies oder das tust.„. Diese klare Kommunikation sorgt dafür, dass der Partner zu jeder Zeit weiß, was im Gegenüber vorgeht. Das klingt auf den ersten Blick einfach, ist es aber nicht. Gerade als Frau kann ich mir schwer vorstellen, dass mein Partner manche Dinge einfach nicht merkt. Männer haben anscheinend nicht so feine Antennen für Gefühle, wie wir Frauen. Kommunikation als fester Untergrund für eine Beziehung. Irgendwie scheinen wir das zu wissen, aber die wenigsten setzen es um.

Es ist inspirierend, sich mit älteren Familienmitgliedern zu unterhalten. Nicht nur über oberflächliche Dinge, sondern über tiefgründige Fragen. Daraus können sich tolle Gespräche und Erkenntnisse ergeben. Somit kann ich euch nur raten, euch mit Großeltern, Eltern, Onkel, Tanten etc. pp. zusammen zu setzen und Fragen zu stellen. Es gibt Fehler, die andere vor uns gemacht haben, welche wir nicht wiederholen müssen. Ich nehme mir solche Ratschläge sehr zu Herzen und hoffe, dass sie in meiner Beziehung auf fruchtbaren Boden fallen werden.