Glaubt man dem Internet, sollte man mit der Hochzeitsorganisation ca. 1 bis 1,5 Jahre vor dem geplanten Feiertermin beginnen. Puh, klingt fast ein bisschen so, als würde man nicht eine „stinknormale“ Party für 50 – 100 Gäste veranstalten, sondern die olympischen Spiele. So aufwendig und detailverliebt kann die Organisation einer Hochzeit nicht sein, dachte ich. Doch ich wurde eines Besseren belehrt…
Wer keine perfekte Hochzeit plant, wird erschossen?
„Der schönste Tag im Leben“ – dieser werbeartige Spruch hält sich schon über Jahrzehnte. Dass überhaupt noch jemand den Bund fürs Leben eingeht, wenn er diese Worte hört, verwundert mich. Wenn es dieser eine Tag ist, der nicht mehr zu toppen sein wird, dann kann es danach ja nur noch abwärts gehen, oder? Trotzdem planen Brautpaare den Tag der Eheschließung, als sei es das Letzte, was sie tun. Hält man sich an die vielen Foren, Hochzeitsmagazine oder thematisch passenden Fernsehserien, könnte man tatsächlich meinen: wer keine perfekt geplante Hochzeit inkl. den Trends angepasster Hippie, Boho, Vintage veranstaltet, wird erschossen.
Ohne Candy-Bar wird das nichts mit der glücklichen Ehe
Entziehen kann man sich diesem ganzen Wahnsinn trotzdem kaum. Die Hochzeitsindustrie ist darauf ausgerichtet, einem das Gefühl zu geben, ohne einen fancy Tischplan oder der aufwendig dekorierten Candy-Bar kann es gar nichts werden mit der glücklichen Ehe. All das sorgt dafür, dass Menschen wie ich, die zu Beginn freudig in die Hochzeitsplanung starteten, schon nach kurzer Zeit nicht mehr wissen, wo oben und unten ist.
Sperrt Instagram und Pinterest!
„Wie habt ihr euch den Ein- und Auszug in der Kirche vorgestellt?“, „Welches Farbmotto soll die Hochzeit haben?“, „Wie sieht der Ablauf des Hochzeitstages aus?“ – Fragen über Fragen, die auf mich einprasseln, seitdem ich mich mit der Organisation der Hochzeitsfeier beschäftige. Ich solle mir doch Inspirationen bei Instagram und Pinterest holen, zusammensuchen, was mir bei anderen Veranstaltungen gefallen hat. Ein kleiner Tipp für angehende Brautpaare: sperrt Pinterest und Instagram bestenfalls auf euren Endgeräten!
Mich überfordert die Perfektion anderer Hochzeiten
Mich überfordert diese Perfektion, die mir auf den bildlastigen sozialen Medien entgegenschlägt. Nach wenigen Momenten fühle ich mich schlecht. Und vor allem: arm. Niemals könnte ich so kreativ sein, um die Feier komplett durchzudesignen. Und finanziell reicht es wohl eher nur für zwei kleine Plastikblumen pro Tisch, als für Steppengras und unzählige Lichterketten.
Ich habe gerade erst den Verlobungsring am Finger realisiert
Nun sitze ich da und versuche zu ergründen, was ich überhaupt möchte, für diesen besonderen Tag. Ich stehe zwischen den verschiedenen Dienstleistern, die bestenfalls einen genauen Plan und exakte Farbwerte für das fertige Corporate Design hätten. In meiner Gedankenwelt hänge ich aber gerade mal an dem Punkt, an dem ich realisiert habe, dass ich einen Verlobungsring am Finger trage.
Ich weiß, dass ich nichts weiß
Ich weiß nicht, welche Farben ich will. Ich weiß nicht, ob ich einen romantischen oder modernen Einzug in die Kirche haben möchte. Ich weiß nicht, ob mein Hochzeitskleid lieber weiß oder doch rosé sein soll. Ich weiß, dass ich nichts weiß.
Ich will keine Inspirationen auf Instagram oder Pinterest. Ich will keine Traditionen, an die ich den Ablauf meiner Hochzeitsfeier anpassen muss. Ich will mich nicht für jedes kleine Detail lange entscheiden müssen. Vielleicht will ich auch gar keine Hochzeitstorte?
Warten auf die Eingebung
Manchmal frage ich mich, ob andere Paare, in diesem Fall vermutlich eher die Bräute, mit gewissen Vorstellungen zur zukünftigen Hochzeit geboren werden. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass alle einen Plan zu haben scheinen, abgesehen von mir. Vielleicht gibt es auch diesen einen Moment, so 6 Monate vor dem großen Tag, an dem es einem wie Schuppen von den Augen fällt und ein Bild der eigenen Trauung im Geiste erscheint. Daumen sind gedrückt!