Es ist über 10 Jahr her, dass ich zum ersten Mal durch diese Türen trat. Genauer gesagt war ich gerade einmal süße 16, als ich den Reiz des Studentenclubs erkannte. Damals interessierte es niemanden, dass meine Freundin und ich weder studierten, noch alt genug waren, um Hochprozentiges zu uns zu nehmen. Ob sich das gleiche Gefühl wie damals einstellen würde?
Wie sehr habe ich es genossen das Küken des Clubs zu sein. Damit uns auch ja niemand auf die Schliche kommen konnte, hatten wir uns einen ausgefeilten Lebenslauf kreiert, mit dem wir jegliche Altersbedenken aus dem Weg räumten. Geschichte und Informatik als Studienfächer anzugeben war ideal, da fragte niemand nach. Die Nächte, die wir in unserem Studentenclub verbrachten, waren magisch. Wie Barney Stinson aus HIMYM sagen würde, sie waren legen….warte es kommt gleich…där. Wir tanzten bis die Wolken wieder lila waren, um anschließend komatös die morgendliche erste Stunde Mathe zu besuchen. Fernab von gleichaltrigen Langweilern gingen wir im vermeintlichen Studentenleben auf.
Kleine Hipster-Mädels im H&M-Instagram-Style
Es ist sicherlich 3 Jahre her, dass ich das letzte Mal eine dieser legendären Donnerstags-Partys besuchte. Inzwischen zähle ich altersmäßig schon zu den “Langzeitstudenten”. Nun sollte es wieder soweit sein, Freitag Urlaub beantragt und Donnerstagabend pünktlich 21 Uhr an die Einlass-Schlange des Clubs gestellt. Als ich die Tür zum Partyglück durchschritt, erhoffte ich mir das Gefühl wieder zu spüren, welches ich aus meinen Jugendtagen kannte. Dieses: An morgen denken wir nicht, denn heute kann alles passieren. Doch irgendetwas war anders. Ich fühlte mich fehl am Platz. An mir vorbei zogen angetrunkene Kinder, bei deren Anblick mir direkt ein “Wissen ihre Eltern eigentlich, dass sie hier sind? Dürfen die überhaupt schon trinken?” in den Kopf schoss. Kleine Hipster-Mädels, die in ihrem H&M-Instagram-Style alle gleich aussahen, schauten mich an, als wäre gerade die Polizei aufgetaucht. Vermutlich konnten sie regelrecht riechen, dass ich hier einfach nicht hingehörte. “Komm, lass uns erstmal ein bisschen tanzen.” motivierte mich meine Freundin, die trotz der angespannten Stimmung das Beste aus der Situation machen wollte.
Früher war doch alles besser
Auf der Tanzfläche angekommen, fühlte ich mich wie kurz vor dem Rentenalter. Die Musik die der DJ spielte, hatte ich noch nicht einmal im Radio gehört. Und überhaupt, mit Musik hatte dieses Gedudel nur wenig zu tun. Waren wir früher die ersten, die die Tanzfläche unsicher machten, standen wir heute daneben wie diejenigen, die wir damals belächelten. Kopfschüttelnd zogen wir an die Bar, um uns auf diesen Schreck erst einmal ein kühles Blondes zu genehmigen. “Die Musik war damals aber besser.”, erinnerte ich meine Freundin, der die Enttäuschung deutlich anzusehen war. Während wir das wilde Treiben im Club beobachteten, stieg in mir eine gewisse Nostalgie auf. An jeder Ecke des Ladens waren Erinnerungen verborgen. “Weißt du noch, als wir an dem einen Abend die Tür hinter uns abgeschlossen haben, weil wir die letzten waren? Und weißt du noch, wie du damals mit dem Partyfotografen geflirtet hast, nur damit er besonders viele Bilder von uns macht?”. Während ich diese Worte aussprach, wurde ich zum gefühlt 100. Mal von betrunkenen Mädchen angerempelt. Wir wurden gar nicht mehr wahrgenommen. Waren wir früher schon fast Inventar, was von jedem Gast mit einem Lächeln begrüßt wurde, standen wir heute nur im Weg.
Nie wieder Donnerstagsparty im Stundentenclub!
Ich wollte nur noch eins: hier weg. Die Erinnerungen, die ich mit diesem Club verband, sollten nicht durch dieses respektlose Jungvolk zerstört werden, das Gottseidank gar nicht weiß, dass früher mal alles besser war. Es war kurz vor 0 Uhr, als wir den Laden verließen. “Dass wir hier vor Mitternacht rausgehen, bevor die Party vorbei ist, bevor es hell wird, und nicht einmal betrunken sind, heißt wohl, dass wir langsam alt werden.”, beklagte meine müde Freundin, während wir uns nach unserem kuscheligen Bett sehnten. Wir haben uns geschworen unseren alten Studentenclub nie wieder an einem Donnerstagabend zu betreten. Wir überlassen das Feld nun denjenigen, die gerade die Welt entdecken. Aber eines weiß ich sicher, so ganz los wird uns unser ehemaliger Lieblingsclub nicht, denn bald ist wieder Ü25 Party. Dann heißt es nostalgisch werden, in Erinnerungen schwelgen und alte Zeiten aufleben lassen. Das sogar bei guter Musik.