Ein Kompliment für dich – 18 Jahre Freundschaft

18 Jahre – 18 Jahre ist es her, dass wir aufeinander trafen. Zwei Paar braune Augen, die naiv in die kleine , aber doch so groß erscheinende Welt um sich herum blickten. Der Horizont erstreckte sich auf Mathe, Deutsch, den verhassten Sportunterricht und ab und zu ein attraktives männlichen Wesen, das uns durch Zufall über den Weg lief. Als wir beste Freundinnen wurden, erwarteten wir nicht viel voneinander. Die gleiche Straßenbahn nehmen, die uns zur Schule brachte, über die gleichen schlechten Songs meckern und ab und zu eine gute Ratgeberin sein.

Das Leben schien so einfach, wenn wir zusammen waren. Niemals würden wir uns verändern, schworen wir auf kleinen geknüllten Papieren, die wir während des Unterrichts austauschten. Den Moment zusammen genießen, sich ohne Worte verstehen, aus einer Mücke einen Elefanten machen – im Herzen sind wir beide noch immer 12 Jahre alt.

Eine langjährige Freundschaft, das ist das, was einen Menschen jung hält. Gemeinsame Erinnerungen, deren Nachgeschmack nur wir beide kennen. Unsere Verbindung ist ein eigener kleiner Kosmos, in den wir unsere kleine Welt gezeichnet haben. Zwischen Geheimsprache und Insiderwitzen, haben wir es uns ordentlich bequem gemacht. Scheiß auf die da draußen, solange wir hier drinnen das Wichtigste haben: uns.

Ein Kompliment:

Wenn man so will,
bist du das Ziel einer langen Reise.
Die Perfektion der besten Art und Weise,
in stillen Momenten leise,
die Schaumkrone der Woge der Begeisterung,
bergauf, mein Antrieb und Schwung.

Ich wollte dir nur mal eben sagen,
dass du das Größte für mich bist,
und sichergehen, ob du denn dasselbe für mich fühlst,
für mich fühlst

Wenn man so will,
bist du meine Chill-Out Area,
meine Feiertage in jedem Jahr,
meine Süßwarenabteilung im Supermarkt.
Die Lösung, wenn mal was hakt,
so wertvoll, dass man es sich gerne aufspart,
und so schön, dass man nie darauf verzichten mag.
(Sportfreunde Stiller – Ein Kompliment)

18 Jahre – 18 Jahre, ein gefühlt ganzes Leben, gemeinsam. Du und ich – wir.

Früher war alles besser – Ein Besuch in meinem alten Studentenclub

Es ist über 10 Jahr her, dass ich zum ersten Mal durch diese Türen trat. Genauer gesagt war ich gerade einmal süße 16, als ich den Reiz des Studentenclubs erkannte. Damals interessierte es niemanden, dass meine Freundin und ich weder studierten, noch alt genug waren, um Hochprozentiges zu uns zu nehmen. Ob sich das gleiche Gefühl wie damals einstellen würde?

Wie sehr habe ich es genossen das Küken des Clubs zu sein. Damit uns auch ja niemand auf die Schliche kommen konnte, hatten wir uns einen ausgefeilten Lebenslauf kreiert, mit dem wir jegliche Altersbedenken aus dem Weg räumten. Geschichte und Informatik als Studienfächer anzugeben war ideal, da fragte niemand nach. Die Nächte, die wir in unserem Studentenclub verbrachten, waren magisch. Wie Barney Stinson aus HIMYM sagen würde, sie waren legen….warte es kommt gleich…där. Wir tanzten bis die Wolken wieder lila waren, um anschließend komatös die morgendliche erste Stunde Mathe zu besuchen. Fernab von gleichaltrigen Langweilern gingen wir im vermeintlichen Studentenleben auf.

Kleine Hipster-Mädels im H&M-Instagram-Style

Es ist sicherlich 3 Jahre her, dass ich das letzte Mal eine dieser legendären Donnerstags-Partys besuchte. Inzwischen zähle ich altersmäßig schon zu den “Langzeitstudenten”. Nun sollte es wieder soweit sein, Freitag Urlaub beantragt und Donnerstagabend pünktlich 21 Uhr an die Einlass-Schlange des Clubs gestellt. Als ich die Tür zum Partyglück durchschritt, erhoffte ich mir das Gefühl wieder zu spüren, welches ich aus meinen Jugendtagen kannte. Dieses: An morgen denken wir nicht, denn heute kann alles passieren. Doch irgendetwas war anders. Ich fühlte mich fehl am Platz. An mir vorbei zogen angetrunkene Kinder, bei deren Anblick mir direkt ein “Wissen ihre Eltern eigentlich, dass sie hier sind? Dürfen die überhaupt schon trinken?” in den Kopf schoss. Kleine Hipster-Mädels, die in ihrem H&M-Instagram-Style alle gleich aussahen, schauten mich an, als wäre gerade die Polizei aufgetaucht. Vermutlich konnten sie regelrecht riechen, dass ich hier einfach nicht hingehörte. “Komm, lass uns erstmal ein bisschen tanzen.” motivierte mich meine Freundin, die trotz der angespannten Stimmung das Beste aus der Situation machen wollte.

Früher war doch alles besser

Auf der Tanzfläche angekommen, fühlte ich mich wie kurz vor dem Rentenalter. Die Musik die der DJ spielte, hatte ich noch nicht einmal im Radio gehört. Und überhaupt, mit Musik hatte dieses Gedudel nur wenig zu tun. Waren wir früher die ersten, die die Tanzfläche unsicher machten, standen wir heute daneben wie diejenigen, die wir damals belächelten. Kopfschüttelnd zogen wir an die Bar, um uns auf diesen Schreck erst einmal ein kühles Blondes zu genehmigen. “Die Musik war damals aber besser.”, erinnerte ich meine Freundin, der die Enttäuschung deutlich anzusehen war. Während wir das wilde Treiben im Club beobachteten, stieg in mir eine gewisse Nostalgie auf. An jeder Ecke des Ladens waren Erinnerungen verborgen. “Weißt du noch, als wir an dem einen Abend die Tür hinter uns abgeschlossen haben, weil wir die letzten waren? Und weißt du noch, wie du damals mit dem Partyfotografen geflirtet hast, nur damit er besonders viele Bilder von uns macht?”. Während ich diese Worte aussprach, wurde ich zum gefühlt 100. Mal von betrunkenen Mädchen angerempelt. Wir wurden gar nicht mehr wahrgenommen. Waren wir früher schon fast Inventar, was von jedem Gast mit einem Lächeln begrüßt wurde, standen wir heute nur im Weg.

Nie wieder Donnerstagsparty im Stundentenclub!

Ich wollte nur noch eins: hier weg. Die Erinnerungen, die ich mit diesem Club verband, sollten nicht durch dieses respektlose Jungvolk zerstört werden, das Gottseidank gar nicht weiß, dass früher mal alles besser war. Es war kurz vor 0 Uhr, als wir den Laden verließen. “Dass wir hier vor Mitternacht rausgehen, bevor die Party vorbei ist, bevor es hell wird, und nicht einmal betrunken sind, heißt wohl, dass wir langsam alt werden.”, beklagte meine müde Freundin, während wir uns nach unserem kuscheligen Bett sehnten. Wir haben uns geschworen unseren alten Studentenclub nie wieder an einem Donnerstagabend zu betreten. Wir überlassen das Feld nun denjenigen, die gerade die Welt entdecken. Aber eines weiß ich sicher, so ganz los wird uns unser ehemaliger Lieblingsclub nicht, denn bald ist wieder Ü25 Party. Dann heißt es nostalgisch werden, in Erinnerungen schwelgen und alte Zeiten aufleben lassen. Das sogar bei guter Musik.

Ü30 Partys – Ich gehe ab sofort entspannt feiern

Ich glaubte immer, dass Ü30 Partys etwas für das „alte Eisen“ wären. Seniorenpogo, sozusagen. Dabei ahnte ich nicht, wie entspannt solche Abende sein können.

Es gibt Wochenenden, an denen ist einfach nichts los. Im Stammclub tritt eine Band auf, die man nicht hören mag, und die 90er Party, welche um die Ecke stattfindet, wird nur von Menschen frequentiert, die man ungern in seiner Nähe hat. Während ich den Partyplaner für Samstag durchblätterte, sank meine Stimmung enorm. Ich wollte mich bewegen, den Bürofrust der Woche einfach wegtanzen. Da muss doch noch etwas gehen, dachte ich, und klickte mich durch die Angebote. „Ü30-Party“ erschien auf meinem Bildschirm. Sofort zuckte ein Reflex durch meine Hand und versuchte den Browser zu schließen als Bestrafung dafür, dass er es sich wagte mir so etwas überhaupt vorzuschlagen. Ü30, das ist doch noch ewig hin, bin ich doch gerade erst als frisches Küken aus dem Ei geschlüpft. Naja, zugegeben, ich flunkere. In einem Jahr und wenigen Monaten habe ich sie erreicht, die 30, mit der ich dann auch berechtigt wäre, so eine Party zu besuchen. Doch irgendetwas reizte mich schon jetzt daran. Feiermäßig war ich meinem Alter nämlich schon immer etwas voraus. Während sich meine Schulkameraden mit ihren süßen 16 Jahren auf Veranstaltungen mit gefälschtem Muttizettel herumtrieben, tanzte ich bis zur ersten morgendlichen Schulstunde im Studentenclub. Dort interessierte es weder den Einlasser, noch den Barkeeper, dass ich nicht studierte, geschweige denn 18 Jahre alt war. Es waren die besten Partys meines Lebens. Ich fühlte mich erwachsen und besonders.

Ab 22 Uhr packt meine Couch den Magnetmodus aus

Mit den Jahren verstrich dieses Gefühl. Plötzlich war ich vom Küken zum „alten Eisen“ geworden. Genau das war es, was mich tatsächlich darüber nachdenken ließ, diese Ü30 Party zu besuchen. Ich schnappte mir meinen Freundeskreis und dann sollte es auch schon losgehen. 21 Uhr öffneten die Tore, damit all diejenigen, die vom folgenden Sonntag noch etwas haben wollten, auch zum Zuge kommen würden. Ich erwischte mich dabei, wie ich mich insgeheim darüber freute vor 23 Uhr das Haus verlassen zu können. Pünktlich ab 22 Uhr packt meine Couch nämlich den Magnetmodus aus und es fällt mir immer schwerer mich dann noch aufzuraffen.

Keine gierigen Blicke, keine dummen Sprüche

Auf der Tanzfläche angekommen, begann ich zu grinsen. Wie jung ich mich plötzlich fühlte, als ich die Mitfeiernden sah. Bei einem leckeren Glas Sekt wanderten meine Blicke durch den Raum. 90% Frauen bevölkerten das Tanzparkett. Anscheinend hatten sie die Herren für diese Nacht als Kinderbetreuung eingeteilt, um mal wieder schwoofen gehen zu können. Mein Gott war das entspannt. Ich war es gewöhnt, mich während einer Party von blöden Anmachversuchen nicht verunsichern zu lassen. Sobald mein Freundeskreis auf „normalen“ Partys mal nicht neben mir stand, bekam ich es mit der Angst zu tun, dass gleich irgendein Idiot die Chance nutzen könnte und mir auf die Nerven gehen würde. Nicht so auf dieser Veranstaltung. Ich tanzte Lied für Lied im Rhythmus der Musik, auch allein. Keine gierigen Blicke, keine dummen Sprüche. Ich hatte genug Zeit, um mich alle 10 Minuten über die Musikauswahl zu freuen. Feinste 80er Beats, die besten 90er, so habe ich das gern. Fast hätte ich mir in die Hose gemacht, weil ich den Gang auf die Toilette immer weiter verschob, um ja keinen guten Song zu verpassen.

Ich freue mich schon auf Ü50 Partys!

Selten habe ich so einen entspannten Abend genießen können. Es war wie eine andere Welt, wenn ich diese Ü30 Party mit all den anderen Veranstaltungen vergleiche, auf denen ich mich normalerweise herumtreibe. Ich fühlte mich so wie damals, als ich partymäßig meinem Alter voraus war: Wunderbar! Lass euch eines gesagt sein: anstatt darauf zu achten, dass ich durch mein Make-Up besonders junge aussehen würde, mache ich mir nun die in jungen Jahren erlernten Tricks zu Nutze. Damals musste ich mit 16 schon für 18 durchgehen, heute schminke ich mich auf alt, um mit 28 auf eine Ü30 Party gelassen zu werden. „Denk daran, in 20 Jahren müssen wir es dann auf eine Ü50 Party schaffen.“, erwähnte einer meiner Freunde amüsiert, während wir zur Musik hüpften. Er hatte Recht. Und ganz ehrlich, ich freue mich darauf, wenn ich mir noch ein paar mehr Falten schminken muss, damit mich die Türsteher schon mit 48 Jahren dort durchwinken.

Ode an meine Stammkneipe

Als wir uns kennenlernten, wurdest du gerade 15 Jahre alt. Zumindest ist das meine erste Erinnerung, die ich mit dir verknüpfe. Du hattest schönes Wetter bestellt und feiertest eine große Sause, bei der ich mich mit Bacardi Razz betrank. Es war Liebe auf den ersten Blick! Dass ich dich danach nicht angerufen habe, tut mir leid! Ich steckte in einer zeitaufwendigen Beziehung, die heimliche Treffen nicht zuließ. Doch als ich Single, und somit frei wurde, konnte unsere Lovestory endlich ihren Lauf nehmen.

Bei dir vergesse ich die Zeit

Es begann mit ersten schüchternen Bierchen, welche meine Freundin und ich ab und zu in deiner Gegenwart genossen. Meine intensive Liebe zu dir entfaltete sich aber erst, als mir die Magie deiner Abende bewusst wurde. Deine 4-Wände umschließen ein kleines Stückchen Erde, auf dem alles passieren kann. Wirklich alles! So oft wie ich die Zeit während des Tanzens vergaß, scheint es zumindest einen kleinen Knick im Raum-Zeit-Kontinuum zu geben. Dort wo du stehst, geht’s nicht mit rechten Dingen zu. „Magic Friday“ wurde von uns der Tag getauft, an dem alles passieren kann. Denn es waren die Freitage, an denen wir Dinge erlebten, von denen wir noch unseren Enkelkindern erzählen werden.

Was im Pub war, bleibt im Pub

Ich liebe dich für Abende, an denen wir einfach die Tische zur Seite schoben, die Musik laut drehten und tanzten. Allein tanzten, zu zweit tanzten, manchmal mit dem ganzen Laden tanzten. Einfach weil wir es konnten und vor allem durften! Laut mitbrüllen zu 90er Klassikern, Nackenschmerzen durch Headbanging bekommen, in welcher Kneipe kann man das schon? Du bist einzigartig! An einigen Abenden verlor ich nicht nur meine halbe Garderobe, sondern auch die ein oder andere Erinnerung. Na gut, vielleicht mehr „ein oder andere“ Erinnerungen. Das weiß ich nicht mehr so ganz genau. Sehen wir es mal positiv, so lernt man schließlich jede Woche die gleichen Leute noch einmal neu kennen, weil sich beide nicht an das Gegenüber erinnern können. „Was im Pub war, bleibt im Pub!“, wie wahr diese Worte doch sind. Denn im Pub nimmt man den Gästen wenig übel. Vor den Laden kotzen, betrunken andere Gäste und deren Gläser umrennen, Schwamm drüber! Wir waren schließlich alle mal jung. Würde ich alle Peinlichkeiten, die ich in diesem Laden schon erlebte, zusammenrechnen, käme da ein ziemlich großer Haufen zusammen.

Man weiß nie, was die Nacht bringt

Du bist irgendwie zu meinem zweiten zu Hause geworden. „Eigentlich, müssten wir uns hier ein Feldbett aufstellen!“, sagte ich scherzhaft zu meiner Freundin, als wir nur wenige Stunden nach einer sehr langen und alkoholreichen Partynacht, wieder vor den Toren unserer Kneipenliebe standen. Öffne ich deine Türen, fällt der Alltagsstress von meinen Schultern. Hier darf ich sein, wie ich bin. Verrückt, sonderbar und manchmal auch ein bisschen schlecht gelaunt. Stellt sich die Frage, wo man einen gelungen Abend beginnen könnte, ist die Auswahl schnell getroffen. Viele Kneipen haben versucht mein Herz zu gewinnen, aber sie wurden irgendwann langweilig. Irgendwann passierte nichts mehr, das Ding war durch. Doch das wird in meiner Stammkneipe nicht passieren. Jeden Abend andere Leute, jeden Abend eine andere Stimmung. Man weiß nie, wie die Nacht ausgehen wird. Manchmal ruhig mit wenigen Bieren, aber dafür umso besseren Gesprächen. Manchmal eskalierend mit Geschichten, die uns am nächsten Tag sowieso keiner mehr glaubt.

Da bleibt nur eins zu sagen: Liebes Pub a la Pub, bleib so wie du bist! Und lass deine Gäste so sein, wie sie sind. Denn beides zusammen entfaltet seine Magie, jeden Abend aufs Neue.

Veto!- Was zählt Bauchgefühl?

Wieviel sollte man eigentlich auf die Meinung sehr enger Freunde geben? Kann es sein, dass sie Dinge sehen, die einem selbst gar nicht auffallen? Oder kann es sein, dass auch die allerbesten Freunde eine Sache falsch einschätzen? Aber von vorn. Ich habe ja bekanntlich begonnen, mich dem ernsthaften Dating zu widmen. Soweit, so schön. Samstagabend sollte der Abend werden, an dem ich merken wollte, ob da mehr Substanz hinter der Sache steckt. Nach einem geselligen Vorglühen, war der Gang auf eine Party geplant. Was uns auf dieser Party erwarten würde, wussten wir im Vorfeld nicht. Sie war mehr nur eine halb öffentliche Veranstaltung. Ebenfalls war nicht bekannt, ob ich auf dieser Party auf meinen aktuellen Datepartner treffen würde. Er war für den Abend schon anderweitig ausgeplant.

Der erste Schock ereilte meinte Beste und mich, als wir den Club betraten. Wer hat bitte die ganzen Kinder hier reingelassen? Zahnspangen und Babyfaces, wohin das Auge blickte. Na das kann ja heiter werden! So galt unsere erste Aufmerksamkeit der Bar. Wodka, Wodka, Wodka. So langsam interessierten wir uns nur noch semi für das Publikum und tanzten ausgelassen zur Musik. Nach und nach trafen endlich unsere liebsten Partyfreunde ein, und der Abend schien noch eine positive Wendung zu nehmen.

Nach einigen Stunden bemerkte ich, dass immer mehr Personal meiner Stammbar im Club ankam. So auch mein aktuelles Date. Natürlich freute ich mich ihn zu sehen, war trotzdem etwas überrascht. Wir begrüßten uns freudig und schafften es auf der Tanzfläche ab und zu miteinander zu quatschen. Ich zog ihn mit auf den Floor und schwang die Hüften. Es dauerte nicht lang, bis wir eng Hand in Hand tanzten. Und schon war es passiert. Er drückte mir endlich einen Kuss auf.

Das war aber langsam wirklich überfällig!“ – sagte ich, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten. Er beteuerte, dass er sich bis jetzt bewusst zurück gehalten hatte, um der Sache Ernsthaftigkeit zu verleihen. Ebenfalls berichtete er mir davon, dass eine gemeinsame Bekannte ihn eindringlich davor gewarnt hatte, mir das Herz zu brechen. Süß, wie sich mein Umfeld um mein Herz sorgt. Wir konnten uns kaum voneinander lösen. Wie ungünstig das öffentliche Knutschen war, merkte ich erst später. Ich hatte auch schon vorher nicht den Ruf der Keuschheit in Person. Gerade in meiner Stammbar ist bekannt, dass ich gelegentlich nichts anbrennen lasse. So stand ich nun knutschend mit dem Chef-Barkeeper eben dieser Stammbar im Club, in dem sich ca. 50 % des Barpersonals aufhielten. Zumindest traut sich jetzt niemand mehr, mich an der Bar lange warten zu lassen, das würde sich sonst direkt zum „Chef“ weitertragen.

Kurze Zeit später sahen wir keinen Grund mehr darin, die anderen Gäste zu nerven, und verließen den Club. Ein schlechtes Gewissen hatte ich schon, ließ ich doch meine Beste zurück. Das Angebot eines Katerfrühstücks bei mir wurde dankend angenommen, und so hatte ich endlich mal wieder jemanden, an dem ich mich nachts wärmen konnte. Sogar meine Mietzekatze (wird von Fans auch „Dalek“ genannt), fand Gefallen an meinem Gast. Ich sehe es ja immer als Kompliment, wenn sie am Frühstückstisch auf dem Teller meines Besuches sitzt und versucht, dem die Wurst vom Brötchen zu klauen. Alles lief super, besser hätte man es sich nicht wünschen können.

Womit ich nicht gerechnet hatte: Das Vetorecht meiner Besten! Nachdem mein Gast gegangen war, nahm ich vorsichtig Kontakt zu meiner Freundin auf und erkundigte mich über den Grad ihres sauer seins. Gottseidank war dieser gering. Als sie mir dann jedoch ihr offizielles Veto aussprach, war ich verwundert.

Übrigens bekommst du jetzt mein offizielles Veto in Bezug auf A. und dich.“ – der hat gesessen!

Ich finde es gut, dass meine Freunde ihre ehrliche Meinung zu meinen Männern abgeben. Sie kennen mich und können vermutlich sehr gut einschätzen, wer zu mir passen würde. Diesem Veto stimmte auch ein anderer guter Freund zu, so dass an der Sache schon etwas dran sein musste. Wie geht man nun mit so etwas um? Ignorieren macht keinen Sinn, denn irgendwas muss dieses Veto ja ausgelöst haben. Ich muss zugeben, dass der A. und ich optisch eher kein Traumpaar abgeben. Aber was zählt da die Optik? Was genau das Veto ausgelöst hat, konnte meine Beste gar nicht richtig definieren. Bauchgefühl.

Ich bin ein großer Fan von Bauchgefühl und nehme es sehr ernst. Es ist also angebracht, mal darüber nachzudenken, was da dran ist, an diesem Veto. Am Ende entscheide ich, wer oder was mir gut tut, aber einen solchen Hinweis sollte man nicht ignorieren. Wie ist jetzt mein weiterer Plan? Vermutlich werde ich A. unter der Woche nicht sehen. Freitag werde ich versuchen, ihn in der Stammbar zu erwischen. Dann wird sich herausstellen, wie wir nun zueinander stehen. Ob er mich nett in den Arm nimmt, oder das Risiko eingeht, mich vor dem ganzen Laden zu küssen. Letzteres wäre genau das Zeichen, welches es gerade bräuchte. Dann werde ich auch spüren, ob es das ist, was ich mir für die Zukunft vorstelle. Und sollte es das sein, dann ist meine erste Aufgabe, ihn meinen Freunden näher zu bringen. Manchmal täuscht auch das Bauchgefühl und hinter dem Veto versteckt sich doch ein netter Kerl 🙂

Der übrig gebliebene Rest – Warum nach 4 Uhr einfach nichts mehr geht

Umso öfter man abends weggeht, desto mehr erschließen sich die „Regeln“ eines Club-Abends. Es gibt gewisse Abfolgen, die bei so fast jedem Abend auftreten. Besonders interessant ist die Bedeutung der Uhrzeit, bei dem was passiert bzw. passieren sollte.

Stellen wir uns mal einen typischen Club-Abend vor:

Die Party beginnt 23 Uhr. Man begibt sich natürlich nicht pünktlich dorthin, sondern erst kurz nach 0 Uhr. Normalerweise ist man auch dann noch relativ früh dran. Gestern allerdings war es auch 0 Uhr schon richtig voll auf der 90er Party in unserer´m Stammclub. Betritt man den Club, beginnt Phase 1:

Sehen und gesehen werden! Man besorgt sich ein Getränk an der Bar, checkt das Männer/Frauen Verhältnis ab und ordnet das Publikum ein wenig „Schubladenmäßig“ ein. Danach weiß man relativ genau, auf welchem Floor man sich bewegen sollte, um die größtmögliche Anzahl an potenziell interessanten Männern kennenzulernen.

Eine Besonderheit gibt es beim Betreten eines Clubs: Meistens lernt man genau die Menschen später kennen, die man am Eingang oder auch an der Garderobe zuerst sieht. Gestern zum Beispiel, ist mir an  der Garderobe direkt eine Gruppe Männer aufgefallen, die hinter uns stand. Diese Gruppe von Männern sahen wir den kompletten Abend, so als würden wir uns gegenseitig verfolgen. Der ein oder andere Flirt mit einem Herren aus dieser Gruppe war ebenfalls drin.

Hat man sich einen groben Überblick über das Publikum geschaffen, geht es weiter mit Phase 2:

Zwischen 2 und 3 Uhr geht es darum, sich potenzielle „Opfer“ zu suchen. Man konzentriert sich auf einige wenige Herren und versucht, diese im Blick zu behalten. Auch das taten wir gestern ordnungsgemäß. Da meine beste Freundin und ich auf ziemlich genau die gleiche Art Männer abfahren, ist das bei uns relativ einfach. Sieht eine von uns einen schönen Mann, reicht ein kurzes Nicken, und wir beide wissen Bescheid, welche Person gemeint ist.

Unser Interesse hing nun relativ schnell an zwei Herren, die im Eingangsbereich des Rock-Floors standen. Einer der beiden kam mir bekannt vor. Nach einigen Momenten dämmerte es mir. Das ist der Kerl, den ich vor knapp einem Jahr jeden Morgen im Zug angeschmachtet habe. Leider hatte er, zumindest damals, eine Freundin.

Die beiden Jungs begannen intensiv mit uns zu flirten. Dass ihr Alkoholpegel leider nicht mehr niedrig war, fiel uns direkt auf.

Als wir den Floor wechselten, riefen uns zwei Herren hinterher. Wir drehten um, und ließen uns in ein Gespräch verwickeln.

„Was machst du denn beruflich?“- fragte ich einen der beiden

„Ich bin Delfintrainer!“- antwortete er grinsend.

Was er nicht wusste war, dass wir diese Masche schon kannten. Es handelt sich um eine sogenannte „Pick Up“-Anmache. Davon halte ich absolut nichts! Wir durften genau diese Masche schon einmal in einem anderen Club erleben. Wer zum Teufel lässt sich auf so etwas ein? Wir nicht!

„Leider kennen wir schon einen Delfintrainer! Danke fürs Gespräch. Machs gut.“ -und wir zogen zurück auf den 90er Floor.

Man kann behaupten, dass wir die Zeit zwischen 2 und 3 Uhr gut genutzt haben. Einige Lächeln verteilt, schön viel getanzt. Unsere Schwächen zeigten sich erst in Phase 3:

Ab 3 Uhr beginnt das „Zuschlagen“. Die begonnen Flirts müssen beendet, oder zu einem Gespräch gebracht werden. Das gelang uns am Anfang auch ganz gut. Die beiden flirtwilligen Herren standen zufällig im Weg, und wir begannen ein Gespräch. Leider waren sie so betrunken, dass es kaum möglich war, sich mit ihnen zu unterhalten. Charakteristisch für das Gespräch war folgender Satz eines der Herren:

„Wer weiß, vielleicht kommt ja noch eine vorbei, die besser ist als ihr.“

Das war charakteristisch für diesen Abend. Die männlichen Gäste waren sehr flirtwillig. Allerdings waren sie es allen Frauen gegenüber. Als meine Freundin intensiv mit einem Herren an der Bar flirtete, wog ich mich schon in Sicherheit, dass der Abend einen positiven Ausgang für uns nehmen würde. Fünf Minuten später allerdings, konnte der Herr sich kaum mehr von einer Frau trennen, die zufällig vorbei kam. Düdüm, da war wohl eine besser!

Wenn bis 4 Uhr so wirklich gar nichts gegangen ist, dann kommt auch nichts mehr. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz! Wir tanzten nun ausgelassen im sich immer mehr leerenden Club. In den Ecken sammelten sich die knutschenden Paare, welche die Finger nicht voneinander lassen konnten.

So ein bisschen fühlt man sich wie der übrig gebliebene Rest, der niemanden abbekommen hat. In manchen Momenten habe ich noch ein wenig Mut zusammengenommen und den Herren, der mir schon an der Garderobe auffiel, angeflirtet. Er flirtete zurück, kam aber nicht auf die Idee, mal Hi zu sagen. Selbst aktiv zu werden, empfand ich in diesem Moment nicht als sonderlich erfolgsversprechend. Es war nun mal schon nach 4 Uhr, und wir wissen ja: Ungeschriebenes Gesetz 😉

Einen Vorteil haben solche Abende, ich habe genug Zeit um die Geschehnisse um mich herum zu analysieren. Schon während die letzten Lieder auf dem Floor ertönten, schrieb ich in Gedanken die ersten Zeilen dieses Textes. Man sagt ja, um eine Theorie zu bestätigen, muss man mehrere Praxistests durchführen.

Nichts leichter als das! Die nächsten Wochenenden sind vollgepackt mit nächtlichen Veranstaltungen, bei denen ich meine Theorie mehr als genug überprüfen kann.

Wer weiß, vielleicht kann man irgendwann von einer „Allgemeingültigkeit“ sprechen, wenn man auf die Uhr schaut und feststellt, dass allein aufgrund der Uhrzeit, nichts mehr gehen kann.