It’s a Match! – Aber worauf achten Frauen bevor sie auf tinder nach rechts wischen?

Tinder ist irgendwie out! Ich glaube meine letzte tinder-Auswahlrunde ist schon ein halbes Jahr her! Wo ist nur die Zeit geblieben. Abgesehen davon, dass ich die Liebe überraschenderweise auch außerhalb von Datingapps fand, trug tinder selbst ziemlich viel dazu bei, dass es für mich als Kontaktbörse immer unattraktiver wurde.

Fürs Wischen zahlen? Ein No Go!

Vor einer Woche traf ich mich mit einem Freund, welcher wieder frisch auf den Singlemarkt geschmissen wurde. Was war seine erste Handlung nach einer offiziellen Trennung? Wieder tinder installieren! Als ich ihn nach seiner aktuellen Erfolgsbilanz fragte, zuckte er nur mit den Schultern und kramte sein Smartphone heraus. Kurz darauf hielt er es mir unter die Nase, damit ich mir selbst ein Bild machen konnte. 5 oder 6 Matches waren fein säuberlich auf dem Bildschirm aufgereiht, das wirkte geordneter als zu meiner tinder Zeit. Ich schnappte mir sein Smartphone und freute mich schon darauf, Frauen wischen zu können. Wisch nach links, Wisch nach links, oh die sieht aber nett aus! Wisch nach rechts….was? „Achtung Sie haben für heute alle Likes verbraucht“, ploppte es mir auf dem Bildschirm entgegen. Hö? Was ist denn hier los? Ich wischte nochmal, und nochmal, und nochmal nach rechts. Nichts passierte. „Na du kannst da jetzt Likes dazukaufen, weil man nur noch wenige Likes pro Tag kostenlos hat.“, erklärte mir mein Kumpel. Na tolle Wurst! Geld für Likes ausgeben, die am Ende vielleicht nicht einmal zu einem Match führen? Wer zahlt denn bitte schön dafür Menschen hin und her zu wischen?  In meinen Augen ein No Go! Wie schön war es noch, als ich damals stundenlang wischen konnte, ohne auch nur einen Cent dafür zu zahlen.

Was beeinflusst mein Wischverhalten?

Ich erinnerte mich an meine ersten Matches und die ersten interessanten Gespräche, die ich über die App führte. Schwupps, schob ich vor meinem geistigen Auge das eine Bild nach links, das andere nach rechts. Auch wenn ich tinder aktuell abgeschworen habe, reichen meine gemachten Erfahrungen wohl allemal aus, um eine mir gestellte Frage zu beantworten: Wonach sucht sich eine Frau bei tinder einen Mann aus?

Also, stellen wir uns vor wir würden freudig strahlend vor dem Smartphone sitzen, tinder öffnen und nach der großen Liebe suchen. Welchem Foto würden wir eine Chance geben? Zu allererst gibt es ein paar allgemeine Kriterien, die ein potenzielles Match erfüllen sollte:

  • Das erste was beim tindern zu sehen ist, ist das Foto. Dementsprechend wichtig ist der 1. Eindruck. Ich habe darauf geachtet, dass mein möglicherweise zukünftiges Match Bartträger ist. Einfach eine persönliche Vorliebe, die mir besonders wichtig war. Es sind meistens kleine Details, auf die Frauen bei tinder Bildern achten. Die eine fährt auf blonde Männer ab, die andere steht auf dunkle Augen. Ganz oberflächlich wird also geprüft, ob der Mann optisch ins Raster passt. Da sind wir Damen natürlich sehr wählerisch. Es hat schließlich keinerlei Auswirkungen, wenn wir einen Mann durch den Linkswischer aussortieren.
  • Hat der Mann den 1. optischen Check bestanden, klicken wir uns meist in sein Profil. Dort checke ich für meinen Teil erstmal die Profilbeschreibung, soweit vorhanden. „Ich suche keine Partnerin“ oder „Sex?“, werden direkt aussortiert. Manche Profiltexte sind so amüsant und persönlich, dass ich direkt zu einem Rechtswischer ansetze.
  • Kein Tourist!!! Ist auf den ersten Blick erkennbar, dass es sich bei dem gezeigten Herren um einen Touristen handelt, Wisch nach links! Da kann er noch so gut aussehen. Ist die Profilbeschreibung in einer anderen Sprache oder ist explizit angegeben, dass sich diese Person nur zeitweise hier aufhält, wird sie direkt aussortiert. Fernbeziehungen sind nicht das, wonach ich gesucht habe, also weg damit.
  • Stimmt das erste Bild, aber der Profiltext ist nicht vorhanden oder überzeugt nicht ganz, schaue ich mir mögliche andere Fotos an. Man glaubt gar nicht, wie unterschiedlich die verschiedenen Bilder sein können.
  • Aussehen und Profiltext sind für mich übrigens relativ irrelevant, sobald angezeigt wird, dass ich mit dem potenziellen Match viele gemeinsame Freunde habe. Freunde können nicht irren, das scheint ein netter Mensch zu sein!

Geht immer: Fotos mit Haustieren, Lachen!

Geht gar nicht: Fotos mit Kindern die nicht die Eigenen sind, Fotos mit der Ex, Urlaubsfotos von sonst wo auf der Welt (wirkt angeberisch), Fotos mit nacktem Oberkörper, Spiegelselfies, Fotos auf denen nicht gelächelt wird

Am Ende kommt’s aufs Bauchgefühl an

Ich merke gerade, dass es viel mehr No-Gos gibt, als Gos. Das perfekte tinder-Profilbild ist also ein eher unaufgeregtes, aber authentisches Selbstportrait. Schließlich soll es bei der tindernden Dame ein positives Gefühl auslösen. Das war übrigens das Wichtigste, was bei jedem Rechtswischer stimmen musste: Das Gefühl! Ich weiß noch genau wie es war, als ich bei Carsten, einem inzwischen sehr guten Freund, nach rechts wischte. Auch wenn er optisch absolut nicht mein Typ zu sein schien, lösten seine Fotos in mir irgendwie ein positives Gefühl aus. Ich wusste auf Anhieb, dass wir auf einer Wellenlänge sein werden. Und was soll ich sagen, schon bei unserem ersten Treffen war ich überzeugt: genialer Kerl! Deshalb glaube ich, dass man sich beim tindern sehr auf sein Gefühl verlassen sollte. Auch wenn die eigenen Kriterien mal nicht erfüllt werden, kann ein Wisch nach rechts einen tollen Menschen bedeuten, der zukünftig das Leben bereichert.

Ist Dating ein Hobby?

Die einen gehen Golfen, die anderen bauen an einer Modelleisenbahn. Hobbys gehören zur Freizeitgestaltung einfach dazu. Wenn ich mich regelmäßig zu Dates verabrede, ist das dann nicht auch eine Art Hobby?

Die Weihnachtsfeiertage sind durch, die Besinnlichkeit löst sich langsam in Wohlgefallen auf. Die Tage zwischen den Jahren sind für mich gekennzeichnet durch eine gewisse Planlosigkeit. War doch das Feiertagswochenende durch zu viel Bier und Muskelkater vom exzessiven Tanzen geprägt. Rumliegen, schlafen, die Zeit verstreichen lassen. In 2015 muss ja auch nichts mehr geschafft werden. Ziele gibt es schließlich erst ab 2016 wieder. Diese Übergangszeit birgt allerdings die Möglichkeit, sich ganz entspannt mit Freunden zu treffen. So saß ich gestern mit meiner Besten und einigen Bekannten in einer Kneipe um die Ecke. Irgendwann griffen die Herren der Runde die Frage auf: „Ist Dating ein Hobby?„. Sofort entbrannte eine hitzige Diskussion.

Dating als regelmäßige Freizeitbeschäftigung

Kann man Dating als ein Hobby bezeichnen? An dieser Stelle befragen wir doch mal schnell Wikipedia, nach der Definition des Wortes „Hobby“ und erhalten folgendes:

Ein Hobby (deutscher Plural: Hobbys), auch Freizeitbeschäftigung oder Steckenpferd genannt, ist eine Tätigkeit, die der Ausübende freiwillig und regelmäßig betreibt, die dem eigenen Lustgewinn oder der Entspannung dient und zum eigenen Selbstbild beiträgt. Ein Hobby ist kein Beruf und repräsentiert für den Ausübenden einen Teil seiner Identität.

Der Begriff Hobby hat eine leichte Nähe zum Begriff Spiel. Als Hobby wird eine Tätigkeit indes nur bezeichnet, wenn man für diese Tätigkeit eine im Vergleich zu anderen Freizeitgestaltungen besondere Vorliebe hat und sie regelmäßig ausübt.

Der gute alte „Lustgewinn“…

Betreibt man Dating freiwillig? Na definitiv! Man sucht sich ja sogar die zu datende Person aus. Von Zwang kann hier also nicht die Rede sein. Dient Dating dem eigenen Lustgewinn? Was, wenn nicht das? Wir suchen gute Gespräche, interessante Menschen und Anregung. Definitiver Pluspunkt für den Lustgewinn! Ob ein Date zur Entspannung beiträgt, kann man freilich nicht verallgemeinern. Jeder hat schließlich schon einmal ein anstrengendes Date erlebt, bei dem man am liebsten durch den Notausgang verschwunden wäre. Handelt es sich allerdings um ein gutes Date, kann dieses durchaus zur Entspannung beitragen. Beim richtigen Menschen, kann man sich fallen lassen. Sehr passend finde ich die Formulierung: „…und zum eigenen Selbstbild beiträgt.„. Das ist ein wichtiger Punkt. Wo, wenn nicht bei einem Date, lernt man sich selbst so gut kennen? Man bekommt direkt gespiegelt, wie man auf eine meist fremde Person wirkt. Das eigene Ich muss gekonnt dargestellt werden, damit das Gegenüber schnellstmöglich erkennt, mit wem er/sie es zu tun hat.

Dating als Spiel

und repräsentiert für den Ausübenden einen Teil seiner Identität.“ – in meinem Fall würde ich auch dieser Definition zustimmen. Es ist definitiv ein Teil meiner Identität, dass ich gerne neue Menschen kennenlerne und das lässt sich ja bekanntlich durch Dating relativ leicht umsetzen. Ob jemand Spaß am Dating hat, ist denke ich auch eine Typfrage. Wem es Spaß bereitet, der ist im Normalfall auch eine gesellige Persönlichkeit. Ersetzen wir im Satz „Der Begriff Hobby hat eine leichte Nähe zum Begriff Spiel.“ das Wort „Hobby“ durch „Dating„, ergibt das für mich weiterhin eine wahre Aussage. Dating ist ein Spiel. An Spielen haben wir Menschen bekanntlich Spaß.

Die Regelmäßigkeit macht’s

Am Ende der Definition wird von „Regelmäßigkeit“ gesprochen. Ab wann gilt Dating denn als regelmäßige Tätigkeit? Gute Frage! Wenn ich jetzt mal einen groben Durchschnitt aus meinem Datingleben in 2015 nehme, dann kann man schon sagen, dass knapp alle 3 Wochen ein Date stattfand. Nicht immer waren es neue Menschen, gelegentlich datet man einen Menschen ja auch öfter. Ist „alle 3 Wochen“ regelmäßig? Ich denke schon! Das ist auch Jahreszeitenabhängig. Im Sommer geht man schneller mal auf ein Eis aus. Der Winter verführt zur Gemütlichkeit und lässt die Dates rarer werden.

Ein weiterer großer Streitpunkt bei der gestrigen Diskussion war das Statement, dass Dating eher „Arbeit“ sei. Auch hier kann man getrost Wikipedia zu Rate ziehen:

Ein wichtiges Kriterium für die Unterscheidung, was als Hobby oder als Arbeit gilt, ist häufig, aber nicht notgedrungen, ob es als Quelle für den Lebensunterhalt dient. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden diejenigen, die sich in ihrer Freizeit mit einem Fachgebiet befassen, Amateure bzw. Ehrenamtliche genannt – als Gegenstück zum beruflichen Fachmann, Profi. Eine ehrenamtliche Tätigkeit muss allerdings kein Hobby sein, sondern kann auch dem Notwendigkeitsdenken entspringen.

Jedes Date kostet, auch wenn es nur Zeit ist

Brauchen wir das Dating für den Lebensunterhalt? Ich denke nicht! „Arbeit“ ist vermutlich eher als Anstrengung gemeint, welche für Dates auf sich genommen wird. Fahrtwege, finanzielle Aspekte und als nicht zu vernachlässigender Punkt: Zeit!. Jedes Date kostet uns etwas. Haben wir das Gefühl, aus dem Date nicht genug „Lustgewinn“ zu ziehen, kommt es uns wie Arbeit vor. Hier eröffnet sich eine neue Sichtweise auf die „Dating als Hobby„- Diskussion: Kommt es vielleicht auf die Erwartungshaltung an? Ist Dating erst Hobby, wenn wir von einem Date Sex oder Liebe erwarten? Dem kann ich nicht ganz zustimmen. Ich für meinen Teil gehe in jedes Date mit einer gewissen Erwartung. Ich erwarte einen spannenden Menschen kennenzulernen, der bestenfalls auch noch zu mir passt. Das ist für mich kein ausschlaggebendes Kriterium, warum Dating nicht als Hobby bezeichnet werden kann.

Abschließend betrachtet lässt sich für mich kein Aspekt auftun, der gegen „Dating als Hobby“ spricht! Natürlich sollte niemand vergessen, dass der Datingpartner ein Mensch ist, den man wertschätzen sollte. Dating nur des Datings wegen, ist keine Lösung. So viel Spaß es auch bringt, das Endziel sollte doch eine funktionierende Beziehung sein.

 

„Bromance“ auf den ersten Blick

Langsam beginne ich ja tinder teilweise nur noch aus „Recherchegründen“ zu nutzen. Treffe ich mich mit einem tinder Kontakt, schreibe ich schon während des Dates in Gedanken an einem neuen Text.

Soeben schloss sich meine Wohnungstür und ich kann nichts anderes tun, als den Laptop aufzuklappen. Mein Abend war als ruhiger TV Abend geplant. Ich und Netflix, wir sind ein Traumpaar! Noch schnell beim Dönermann meines Vertrauens vorbei, und ab auf die Couch. Die Zeitumstellung tut ihr übriges und versetzt auch das Licht in eine perfekte chill Stimmung.

Während ich mich gemütlich auf meiner Couch einrichtete, schrieb ich mit S.

Wir matchten vor einigen Tagen, und unterhielten uns seit dem relativ gut. S. bot mir an, auf den Abend bei mir vorbei zu schauen. So ganz ernst nahm ich das Angebot am Anfang nicht. Ein fremder Mann neben mir auf der Couch? Muss ja eigentlich nicht sein. Doch dann blitzte ein Gedanke in meinem Kopf auf: „Warum eigentlich nicht? Jetzt wo du schon so viele Idioten getroffen hast, wäre einer mehr oder weniger ja auch nicht tragisch.“. Vielleicht wäre er auch so angenehm, dass ich mich anlehnen könnte, ein bisschen entspannen und nett quatschen.

Noch schnell die Wohnung in Ordnung gebracht, das Make Up gerichtet, da klingelte es auch schon an der Tür. Nach den 5 zu bewältigenden Etagen, stand er vor mir. Hübsch der Herr! Gut angezogen, freundlich lächelnd. Kann man machen!

Wir umarmten uns, und ich drückte ihm ein Bier in die Hand. Sofort unterhielten wir uns ausgelassen. Ich würde ihn als eher extravertiert bezeichnen. Okay, er arbeitet bei Film und Fernsehen, da bleibt einem wohl keine andere Möglichkeit. Nachdem wir uns das Netflix Angebot näher angeschaut hatten, bat er mich die Serie „Californication“ einzuschalten. Aufgrund vieler Empfehlungen, wollte er schon immer mal reinschauen. Ich war nicht vorbelastet, da ich von der Serie vorher noch nicht gehört hatte.

Hätte ich gewusst, was mich erwartet, hätte ich wohl lieber Family Guy angemacht. „Californication“ kann man relativ kurz zusammen fassen: Sex, belanglose Unterhaltung, Sex, Unterhaltung über Sex.

Da saß ich nun da, ein mehr oder weniger wildfremder Typ neben mir, und rumvögelnde Menschen im Fernsehen. Herrlich! Im 10 Minuten Takt erwähnte S., dass das genau seine Serie sei, Frauen, Brüste, so soll das sein!

Unsere Gesprächsthemen wurden von dieser Serie natürlich ebenfalls beeinflusst. Wir unterhielten uns über Affären, Aufreißstrategien und komische Übernachtungssituationen. Hätte ich das ganze von außen betrachtet, hätte ich uns glatt für beste Freunde gehalten.

Es war eine komische Situation. Irgendwie mochten wir uns, konnten die Gesprächsthemen aber nicht auf eine praktische Ebene heben. Ich glaube dieser Herr wäre ein perfekter Wingman und ich seine perfekte Wingwomen. Wir würden uns gegenseitig jemanden aufreißen, und es unserem gegenüber von Herzen gönnen.

Insgesamt kann ich es nicht empfehlen, beim 1. „Date“ so eine sexualisierte Serie zu schauen. Das macht das Ganze um einiges schwieriger. Aber bei uns beiden ging das! Wir konnten lachen und uns gegenseitig peinlich sein. Ich halte ihm sehr zu Gute, dass er nicht einmal ansatzweise versucht hat, mich anzubaggern.

Das erinnert mich an das erste Kennenlernen eines bis heute sehr guten Freundes: Man hat sich total gern, aber komme was wolle, da geht nichts!

Ich glaube, den S. werde ich wiedersehen! Nicht in meinem Bett, aber vielleicht in einem Club, in dem er mir den schönsten Mann im Raum aufreißt 😉

„Was wird denn jetzt aus uns?“

Zu lange kein Date zu haben, ist auch nicht gut! Ich beginne dann sehr gerne wieder mit der Träumerei, mit der Hoffnung, dass da jemand kommen mag, der meine teils nicht so positive Meinung über Männer verändert. So meldete ich mich wie berichtet vor Kurzem wieder bei tinder an.

Dort lernte ich A. kennen. Ein hübscher Mann aus meiner Gegend. Dazu auch noch Polizist. Da blieb mir nichts anderes übrig, als mich kurzfristig mit diesem Mann zu verabreden. Wir trafen uns auf den späten Abend in einer Bar, um ungezwungen festzustellen, ob wir uns sympathisch sind.

Lief auch meiner Ansicht nach richtig gut! Gemeinsame Interessen, wir haben viel gelacht, Schweigepausen gab es selten. Als sich unsere Zeit dem Ende näherte, kippte das Ganze.

Was wird denn jetzt aus uns?“ – fragte er mich interessiert.

Wie, was wird jetzt aus uns? Ich war leicht überfordert.

Heiraten und Kinder!“ – entgegnete ich scherzhaft.

Na gehen wir jetzt noch zu dir, oder nicht?“ – erwiderte er ungeduldig.

Ich stelle mir gerade vor, wie mein Gesicht ausgesehen haben muss: Kinnlade nach unten, Atem anhaltend und ziemlich dämlich aus der Wäsche guckend.

Verwirrt versuchte ich, die Situation klarzustellen. Klarzustellen, dass ich nur einen Tee trinken wollte, ein kurzes Kennenlernen, nichts weiter. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie er die Kellnerin heran winkte, um die Rechnung zu verlangen.

Das hat schon etwas von Prostitution, was du da vor hattest. Meinst du nicht?“ – konnte ich mir nicht verkneifen. Aber ganz ehrlich, entspricht das nicht der Wahrheit? Man trifft sich mit einer Frau, redet kurz, und ab gehts. Einziger „Fehler“ an der Situation war, dass wir keinen Preis verhandelt haben. Nicht mal den Tee hat er bezahlt. Hätte ich da mitgemacht, wäre das im wahrsten Sinne des Wortes „billig“ gewesen!

Ich fühlte mich nicht wertgeschätzt. Ich fühlte mich wie ein Objekt, bei dem kein Charakter zählt, sondern nur der Fakt, ob ich mich kurzfristig auf einen One Night Stand einlassen würde.

Läuft das nicht so über tinder?“ – fragte er mich leicht wütend. Nein! tinder ist doch keine App, mit der man sich die Kosten für eine Prostituierte sparen kann. Natürlich kann es sein, dass am Ende ein One Night Stand raus kommt, aber doch bitte nicht nach einer Stunde oberflächlichen Quatschens!

Als ich nach Hause ging, steckte mir der Schock noch in den Knochen. Ich habe ja schon einiges auf Dates erlebt, aber das war mir neu!

In meiner „Gutmensch-Denke“ versuchte ich, das nicht so eng zu sehen. Vielleicht haben wir uns einfach missverstanden? Vielleicht war ihm nicht bewusst, um was es geht? Eine Nacht drüber schlafen und dann vielleicht noch mal ein klärendes Gespräch anvisieren.

Mit diesem Gedanken ging ich ins Bett und hoffte, den Abend schnellstmöglich zu vergessen.

Am nächsten Morgen dachte ich in meinem Eifer, dass ich dem Herren doch eine Nachricht schreiben könne. Ganz unverbindlich: „Hey, bist du gut heim gekommen? Blöd gelaufen gestern. Wollen wir noch mal drüber reden?“

Doch das blieb Theorie. Der Herr hatte mich geblockt! Ich dachte ich werd nicht mehr! Er hat aktiv die Kommunikationsmöglichkeit unterbrochen. Was geht denn bitte in ihm vor?

„Die will nicht direkt vögeln, also ist sie es nicht wert, meine Zeit zu stehlen?“

Schon mal was von Menschlichkeit oder Respekt gehört? Anscheinend nicht! In solchen Momenten würde ich mir gerne mal einen Stellvertreter der Spezies Mann schnappen,  ihn anbrüllen und ihm blaue Flecken zufügen. Das passt alles nicht zu meinem Menschenbild.

Vielleicht müssen wir uns erst an diese „neue Romantik“ gewöhnen?

Ich bin heute Morgen zu spät aufgestanden. Ganz gewollt irgendwie. Als ich gegen 1 Uhr Nachts auf meinen Wecker schaute wusste ich, dass ich um 6 Uhr definitiv noch nicht wach sein werde. Bzw. wäre ich durch das Weckerklingeln wohl wach, aber nicht ausgeschlafen. Ich streckte meine Hand in Richtung des Weckers, stellte ihn auf 06:45 Uhr und legte mich beruhigt schlafen. Natürlich stand ich 06:30 Uhr hellwach in meinem Bett, aber besser so, als todmüde.

Ich beeilte mich besonders, da ich noch eine frühere Bahn schaffen wollte. Der frühe Vogel fängt den Wurm. Mein Lesebuch für die Bahnfahrt hatte es nicht mehr in die Tasche geschafft, dafür die aktuelle NEON, die ich am Vortag in meinem Briefkasten fand.

Wie sollte es anders sein, wenn man sich mal beeilt, fällt die Bahn ohne Angabe von Gründen aus. Ist ja nicht so, als wäre es nicht kalt draußen!! Nach 10 Minuten Wartezeit fand ich sogar noch einen Platz, in der sonst überfüllten Bahn. Ich schnappte mir die NEON und blieb direkt am Artikel „Der Klick-Punkt“ hängen. Gleich der erste Satz „Die schönste Gabe des Menschen, ist der Selbstbeschiss.“ ließ mich stumm nicken.

Es geht um Affären, One-Night-Stands und dem, was daraus werden kann.

Wir haben uns darauf geeinigt, dass es nichts bedeutet.“ – wird im Artikel zitiert. Genau, man „einigt“ sich. Man geht irgendwie einen Kompromiss ein, obwohl so etwas „unkompliziertes“ eigentlich kompromissfrei sein sollte. Es gibt meiner Meinung nach drei Arten von Affären:

Die 1. ist die wohl wünschenswerteste: Beide Parteien finden sich optisch ganz okay, charakterlich ganz nett, und der Sex ist auch in Ordnung. Somit sind beide auf dem Level „kann man machen, muss man aber nicht“. Man sieht sich ab und zu, unterhält sich, hat Spaß, aber vergisst sich auch schnell.

So eine Art Affäre ist mir selbst erst einmal begegnet. Entspannt ist hier das richtige Wort! So war es, tiefenentspannt, nicht aufwühlend und frei von irgendwelchen Fragen nach Definition. Wir schätzten uns, aber es war uns egal, was der Andere abseits der gemeinsamen Stunden trieb.

Die 2. Art der Affäre ist die, bei der ein Part Gefühle hat, oder Gefühle entwickelt. Sie ist die undankbarste. Nach außen hin macht sie den Eindruck, alles sei unkompliziert, aber ein Part der Affäre denkt zu wissen: Da muss mehr sein! Jede kleine Geste, jedes in den Arm nehmen, kuscheln oder anlächeln, wird als „dem Anderen geht es genauso!“ gedeutet. Auch wenn das Objekt der Begierde einen mit Füßen tritt, gibt man nicht auf. Man redet es sich so lange schön, bis die große Erkenntnis kommt: Er/Sie steht einfach nicht auf dich!

Diese Art der Affäre erlebe ich häufiger. Man hat eine gute Zeit, aber es schreit nach Definition. Mal auf der Straße Händchen halten, als Freund/Freundin vorgestellt werden, das wär’s! Genau mit diesem Ziel führt man den Kram weiter. Es macht einen innerlich kaputt, besonders wenn man teilen muss. War ich in diesen Situationen, habe ich versucht die Momente der Zweisamkeit zu genießen und aufzusaugen, für schlechtere Zeiten sozusagen. Wurde es unerträglich, versuchte ich mich zu lösen. Mal mit mehr Erfolg, mal mir weniger. Diese Affären enden mit Schmerz, aber auch Erkenntnis. Der Erkenntnis, dass das alles keinen Sinn macht.

Die 3. Art der Affäre ist die, die in großen Gefühlen und Hochzeiten endet. Beide Parteien suchen etwas unkompliziertes, finden es und merken plötzlich, dass dieses „unkomplizierte“ Ding, ziemlich schön ist. Es dauert seine Zeit, bis es zu einer offiziellen Definition kommt. Ist das Ganze erstmal definiert, steht einer glücklichen Zukunft nichts mehr im Wege.

Meine Erfahrungen mit dieser 3. Art gehen leider Richtung Null! So etwas passiert immer nur den Anderen. Komischerweise ziemlich häufig. Vermutlich gibt es eine festgelegte Zahl an Paaren, die sich so lieben lernen dürfen. In meinem Freundeskreis ist die Zahl wohl ausgeschöpft, da bleibt nichts mehr für mich über. Pech, oder so?

Im 21. Jahrhundert baut sich jeder sein persönliches, maßgeschneidertes Lebens- und Liebeskonzept zu Hause, alleine, vor dem Laptop, während er im Internet in einer aktuellen Studie liest, dass 33 Prozent der Menschen bereit sind, eine Fernbeziehung zu führen – >>kommt für mich nicht infrage!<<. Während er sich mal wieder das Liebeskummerschluchzen des Kollegen anhört, der sich leider in die Chefin verliebt hat – >>Emotionen haben doch am Arbeitsplatz nichts verloren!<<

Genau das! Wie drückte es Slavoj Zizek so schön aus, wir wollen alle diesen Moment, in dem wir stolpern und uns jemand daraufhin aufhelfen will. Zufällig ist dieser jemand ein gutaussehender Singlemann, es macht Peng und wir reiten davon, auf dem weißen Pferd. Oft wird von vornherein ausgeschlossen, dass es eine andere Art und Weise gibt, sich kennen- und lieben zu lernen. Sehr anschaulich beschreibt Zizek, warum es „to fall in love“ heißt. Sich fallen lassen, etwas aufgeben. Das Einzige, was viele Menschen heutzutage noch aufgeben, ist ein Frühstück, nachdem man bei einem One-Night-Stand übernachtet hat.

Das Gefühl der Nähe und Geborgenheit wird sich über die verschiedenen Arten der Affären geholt. Diese Art des „Kennenlernens“ hat anscheinend den „Standard“ vergangener Jahrzehnte ersetzt. Der Vormarsch von tinder etc. hat uns ent-romantisiert. „Es war so romantisch, als du mit deinem zitternden Finger mein Bild nach rechts gewischt hast, Es hat regelrecht geknallt. Da wusste ich sofort, dich werde ich einmal heiraten!„. Klingt doof, oder? Allerdings muss ich gestehen, dass ich manchmal eine Art Bauchgefühl hatte, als ich Männer „wischte“. Der Moment, in dem ich Carsten, den letzten Mann, der mein Herz so richtig zum Schmelzen brach, mit einem Herz markierte, war es etwas besonderes. Es war kein „Foto nett, wische ich also nach rechts“, sondern eher ein „der könnte zu mir passen, der hat was, was ich suche“. Es ist schwer zu umschreiben, aber mein Bauch sagte mir, dass dieser Mann mir gut tun würde. Und er tat es!

Vielleicht müssen wir uns erst an diese „neue Romantik“ gewöhnen? „Weißt du noch, als wir diese unkomplizierte Affäre hatten? Erst dachte ich, du bedeutest mir nichts, aber als ich durch die Hülle hindurch sah, trafen mich die Funken auf einen Schlag.“ – klingt schon besser, oder? Auch diesen „neuen“ Formen des kennen- und liebenlernens sollte man eine Chance geben. Das hat die Autorin wunderbar beschrieben.

Abschließen möchte ich mit ein paar Zeilen eines Songtextes von Udo Lindenberg, welchen auch die Autorin des NEON Artikels als Ende wählte: „Als wir uns damals trafen / Hab ich an nichts besonderes gedacht / Vielleicht dass wir’n bisschen probieren / Einen Tag und eine Nacht / Jetzt bin ich immer noch hier / Bei dir / Bleib ich jetzt hier kleben / Für so’n ganzes Leben / Oder jedenfalls bestimmt noch sehr, sehr lange.

tinder – mein Fazit

Als ich mir vor knapp einem Jahr tinder installierte, konnte ich nur ansatzweise ahnen, auf was ich mich da einlasse. Auf den ersten Blick, sieht es harmlos aus. Bilder wischen – nichts leichter als das.

Das 1. Match, yeah! Das 2. Match, läuft! Gerade wenn man mit dem tindern beginnt, kann man leicht in eine Sucht verfallen. So viele Bilder, man weiß nie wer sich nach dem nächsten Wischer verbirgt. Vielleicht ist es ja genau der Mann, den man schon immer gesucht hat. Wischen, wischen, wischen…Match, Match…Stunde um Stunde vergeht.

Geirrt habe ich mich nie

Natürlich ist es mit dem Wischen nicht getan. Tinder ist dazu da, Menschen kennenzulernen, die man sonst nicht kennengelernt hätte, trotzdem sie nur wenige Kilometer entfernt sind. Jedes beginnende Gespräch ist spannend. Wer ist auf der anderen Seite des Telefons? Warum nutzt er tinder? „Taugt“ er für ein Treffen? Seitdem ich tinder nutze, habe ich das Gefühl, dass ich schon nach wenigen Sätzen einschätzen kann, mit wem ich es zu tun habe. Geirrt habe ich mich kurioser Weise nie. Die Menschen, die direkt einen guten Eindruck machten, taten dies auch im realen Leben. Bauchgefühl ist sehr wichtig wenn man Datingapps nutzt. Ohne ein Gefühl für den Gegenüber zu haben, kann man an gefährliche Menschen geraten.

Meine 1. Tindererfahrung war direkt ein Volltreffer

Matthias aus Stuttgart, gebürtig aus meiner Heimatstadt. Verliebt auf den 1. Blick. In meinem Wahn habe ich tinder direkt wieder deinstalliert. Was aus der Geschichte wurde? Ich war frisch Single nach 7 Jahren, habe wohl zu viel gewollt, war mit der beziehungsunfähigen Generation noch nicht vertraut. Dass man viele Nächte und Tage miteinander verbringen konnte inklusive Gefühle, ohne zusammen zu sein, war mir fremd. Herzschmerz war für diese Situation leicht untertrieben. Ich habe gelitten wie ein Hund, weil ich keine Schutzmauer gegen Gefühle hatte.

Meine 2. Tindererfahrung ist heute ein guter freund

Martin traf ich angetrunken in einer meiner Lieblingsbars. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass wir wenige Monate später eine enge Freundschaft führen würden. Man könnte sagen, ich habe mich in ihn verknallt, allerdings freundschaftlich. Wenn wir Zeit verbringen, wird immer was erlebt, ist es nie langweilig. Vermutlich war unser Kennenlernen ein kleines bisschen Schicksal. Wann trifft man schon einen hübschen Mann, der zufällig das eigene (bis dahin ziemlich unbekannte) Lieblingsbuch liest? Seitdem fehlen wir bei keiner Lesung unseres Lieblingsautoren, soweit sie örtlich erreichbar ist. Lieber Martin, du bist ein Traummann und ich danke tinder dafür, dass wir uns darüber kennen lernen durften!

Meine 3. Tindererfahrung bescherte mir einen Herzensmenschen

Der Moment an dem ich nach rechts wischte, ist mir noch genau in Erinnerung. Ich mochte seine Ausstrahlung, außerdem hatten wir einen gemeinsamen Freund. Am Abend unseres Matches haben wir uns tatsächlich um 10min in meiner Stammkneipe verpasst, schade eigentlich 😉 Wir schrieben, telefonierten, da er leider im Ausland lebt. Unser erstes Treffen war grandios! Die Chemie stimmte sofort und mir war klar, diesen Mann sollte ich nicht so schnell gehen lassen. Uns waren nur wenige Treffen vergönnt, weil sich schnell herausstellte, dass wir wie „Arsch auf Eimer“ zusammen passten. Genau dieser Fakt sorgte dafür, dass wir uns voneinander entfernen mussten. Eine Fernbeziehung war nicht sinnvoll. Bis heute halten wir Kontakt. Er sollte wissen, dass er tief in meinem Herzen ist! Er ist der Mann, der an meiner Seite sein sollte. Da er das nicht kann, müssen wir wohl oder übel weitersuchen.

Danke

Danke an tinder, dass es mir den Glauben zurückgegeben hat, den passenden Partner noch zu finden! Ich könnte noch so viele Tindererfahrungen aufzählen: meine total entspannte Affäre, die ich dort fand; eine der besten Nächte meines Lebens, die ich mit einem Tinderdate hatte; der ehemalige Mitschüler, den ich durch tinder wiedertraf und mit dem mich seitdem eine enge Freundschaft verbindet Noch so vieles könnte ich aufzählen. Ich liebe tinder, aber ich hasse es ebenso. Nie wurde mir so oft das Herz gebrochen. Die ständige Verfügbarkeit neuer Kontakte bringt eine gewisse Dynamik mit sich. War ein Date schlecht, geht man am nächsten Tag auf ein Neues. Man öffnet sich so vielen Menschen und nur die Wenigsten sind es wert. In der Endabrechnung zählen die Menschen, die geblieben sind. Das sind Wenige, aber die Besten, die ich erwischen konnte.

Wenn ich eine Empfehlung aussprechen darf: tinder sollte man nur installieren, wenn man über einen gewissen Selbstschutz verfügt. Es tun sich Abgründe auf, denen nicht jeder gewachsen ist. Lässt man sich allerdings darauf ein, kann man den Partner oder auch Freunde fürs Leben finden. Liebes tinder, wir hatten eine tolle Zeit. Aber nun ist es soweit, wir müssen uns voneinander verabschieden. Ich muss mich entschleunigen, lernen zu warten, lernen nicht zu sortieren.

Tschüss tinder, hallo reales Leben!