Ich will nicht, dass sich Menschen an Heizungen kuscheln, damit ihnen etwas wärmer wird

Wow! Einfach nur Wow! Am Samstag teilte fischundfleisch.com auf Facebook einen meiner Artikel. Das war vorher nicht angekündigt, umso mehr war ich positiv überrascht. Die Reaktionen auf den Artikel, haben mich schlichtweg umgehauen! Aktuell um die 50 Likes, 17 mal geteilt. Das mag auf den ersten Blick nicht viel erscheinen, aber für mich ist das ein großer Erfolg! Richtig vom Hocker gehauen, haben mich die vielen Kommentare. Was mir durch die Bank weg auffiel: das Alter verändert so einiges! Gerade in Bezug auf die Zufriedenheit mit dem Single-Status.

Fischundfleisch.com hat hauptsächlich Leser zwischen Mitte 30 und Mitte 50. Also schon etwas älter als ich. So wie sich Menschen verändern, verändern sich mit dem Alter auch die Probleme. Wie oft habe ich gelesen, dass es kaum etwas Schöneres gibt, als Single zu sein. Oftmals ersetzen Haustiere den Partner. Ich habe mich gefragt, wie sich die Ansichten über die Lebensjahre hinweg so verändern können. Meiner Ansicht nach, hat das viel mit dem biologischen Sinn des Lebens zu tun. Hat man erstmal mit einem Partner ein oder mehrere Kinder in die Welt gesetzt, diese aus dem Gröbsten raus gebracht, ist der biologische Sinn und Zweck einer Beziehung zum größten Teil erfüllt. Manchmal hält ein Paar eben nicht mehr zusammen, als der gemeinsame Hauskredit.

Besonders auffällig bei den vielen tollen Kommentaren unter meinem Text war, dass vor allem Frauen dazu neigen, das Singleleben zu suchen und auch zu genießen. Oftmals entsteht folgende Konstellation: Frau + Haustier. Diese Konstellation gibt es natürlich auch bei Männern, ich denke jedoch, dass dort die Anzahl geringer ist. Ein Haustier gibt einem unglaublich viel, das spüre ich jeden Tag aufs Neue. Ohne meine Mietzekatze wäre ich vermutlich schon depressiv geworden. Ich habe ein Wesen, um das ich mich kümmern kann und welches mir viel Zuneigung zurückgibt. Bin ich dienstlich unterwegs, kann ich kaum schlafen, da mir meine Mietz auf dem Bauch fehlt. Sie passt auf mich auf und sorgt dafür, dass ich mich nicht allein fühle. Was für mich eher eine „Übergangslösung“ ist, scheint im Alter zu DER Lösung zu werden.

Ein Haustier liebt Bedingungslos. Solange wir ihm Aufmerksamkeit und Futter schenken, hat es uns lieb. Das kann man vom Menschen leider nicht sagen. Menschen können nachtragend sein, unfair und gefühlskalt. Oberflächlich betrachtet ist es also eine logische Konsequenz, dass wir nach den „biologischen Notwendigkeiten“ den Menschen an unserer Seite gegen ein Haustier austauschen. Das ist meiner Ansicht nach eine sehr „moderne“ Entwicklung, da wir nicht mehr auf eine andere Person angewiesen sind. Gerade Frauen hatten in der Vergangenheit selten die Möglichkeit, unabhängig zu leben. Sie mussten sich damit arrangieren, den Lebensunterhalt von einem Mann sichern zu lassen. Die Zeiten sind vorbei.

Interessanterweise gibt es wenige Männer, die im höheren Alter mit ihrem Singlestatus zufrieden sind. Ein Leser schrieb, ihm wäre Körperwärme nicht vergönnt und er müsse da eher mit der Heizung kuscheln. Das hat mich schon getroffen. Wie kommt es, dass Frauen so viel besser allein zu recht kommen? Suchen sich Frauen eher eine „Ersatzaufgabe“? Etwas um das sie sich kümmern können? Gelegentlich höre ich, dass Single-Männern um die 50 eine Aufgabe fehlt, eine Daseinsberechtigung. Das ist irgendwie eine ziemlich traurige Vorstellung.

Wenn ich mir vorstelle, wie sich die Gesellschaft noch weiter in diese Richtung entwickelt, besorgt mich das. Single-Frauen mit Katze bzw. Hund, die glücklich ihren Kaffee in der Sonne schlürfen, und im Gegensatz dazu die verbitterten Männer, die sich nicht gebraucht fühlen. Das Bild was da in meinem Kopf entsteht, ist für mich nicht erstrebenswert. Vielleicht ist das auch nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus der Realität den ich da wahrnehme, aber allein der reicht.

Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass sich an diesem Leben noch etwas ändert? Ich meine, umso älter man wird, desto mehr scheut man Veränderungen! Es ist doch so einfach und unkompliziert, sich nicht auf einen Menschen einstellen zu müssen. Jeder stirbt für sich allein, sagt man. Aber wenn einen dann niemand vermisst, und das Haustier irgendwann etwas zu fressen sucht…okay, schlimme Gedanken, lassen wir das an dieser Stelle!

Vielleicht kann mich jemand aufklären, wie das alles weitergehen soll. Ich will viel öfter lesen: „Ich bin glücklich verheiratet, ich kann mir nichts schöneres vorstellen, als morgens neben meinem Partner aufzuwachen.“ Und das möchte ich bitte durch alle Altersgruppen lesen! Egal ob 20 oder 80. Ich will nicht, dass sich Menschen an Heizungen kuscheln, damit ihnen etwas wärmer wird.

Oldies but goldies – Wie würde mein Singleleben mit 70 aussehen?

In jungen Jahren kann man sich nur schwer vorstellen, wie es sich mal im Alter mit der Liebe verhalten wird. Wenn ich träumen dürfte, würde ich vermutlich mit 70 noch kuschelnd vor dem Fernseher sitzen. Kuschelnd mit dem Mann, der auch nach 40 Jahren noch mein Herz erwärmt. Nicht mehr mit dem anfänglichen Herzklopfen, aber ein kleines Kribbeln im Bauch wäre schön. Ich möchte mich angekommen fühlen.

Doch was ist, wenn das nicht passiert? Wenn ich zu diesem Zeitpunkt Single bin? Sitze ich dann unglücklich stundenlang vorm Fernseher und schaue „Sturm der Liebe“? Habe ich mir aus lauter Einsamkeit mind. 3 Katzen angeschafft? Vermutlich würde ich meine komplette Nachbarschaft bebacken und ein Kochbuch schreiben. Wenn ich dafür überhaupt Zeit hätte. Arztbesuche würden vermutlich den halben Tag einnehmen.

Bis jetzt kam in meinen Vorstellungen zum Thema „Single im Alter“ viel Einsamkeit vor, Resignation. Vielleicht ist das ja alles gar nicht so „schlimm“? Ich habe heute einen tollen Artikel in der „Zeit“ gelesen: Herr W. sucht die Liebe

Er handelt von einem 71 Jährigen Single-Mann. Lässt man diesen Fakt außer Acht, könnte man beim Lesen meinen, es handele sich um einen jungen berliner Single, der nach der großen Liebe sucht. Herr W. datet regelmäßig Frauen. Er macht genau das, was wir Singles Mitte 20 auch tun, das andere Geschlecht „abchecken“ und hoffen, dass ein passendes Gegenstück dabei ist. Es zählen ähnliche Werte: Optik, Intellekt, Hobbys. Gesundheit ist ein Kriterium, welches in meinem Alter noch nicht so relevant ist. So lange jemand gesund aussieht. frage ich nicht nach irgendwelchen Hüftschäden. Ein gefragter Single im Rentenalter sollte also Schlank, Fit und intelligent sein.

Sind diese Kriterien erfüllt, steht dem weiteren Dating nichts mehr im Wege.

Mit 71 noch mehrere Frauen regelmäßig treffen, ist beachtlich! Beeindruckend fand ich ebenfalls, dass es auch in diesem Alter noch um Sex geht. Damit hatte ich weniger gerechnet.

Dieser Artikel bringt mich zum Nachdenken. Ich stelle mir vor, wie es mir im besten Fall ergehen könnte, als Single im Alter. Unsere Generation wird anders alt werden, „moderner“ alt werden.

Ich sehe mich mit 70 bei „tinder for oldies but goldies“ hin und her wischen. Ältere Herren vor Autos, ältere Herren vor Sehenswürdigkeiten, ältere Herren im Fitnessstudio. Ein Wisch nach rechts und ich treffe mich auf einen Kaffee in der Stadt. Ist der Mann annehmbar, versuche ich ihn zu einem „Filmabend“ zu überreden. Vermutlich würde man nur seicht kuscheln, anstatt wild rumzuvögeln, aber es würde sich trotzdem so anfühlen, wie mit Mitte 20.

Nach einer Weile würde man feststellen, dass der Gegenpart doch einige Eigenheiten hat, mit denen man nicht klar kommt. Die Wege würden sich wieder trennen. Andere Begegnungen würden an der „Beziehungsunfähigkeit“ scheitern. Alte emotionale Verletzungen werden ein Zusammenfinden verhindern.

Ist dann doch mal jemand dabei, der mein Herz erwärmt, bestünde eine realistische Chance, dass man zusammen zieht, und eine gemeinsame Zukunft plant. Abgesehen von der Familienplanung, alles so wie mit Mitte 20.

Wenn ich so recht darüber nachdenke, wird sich nichts verändern! Ich werde zwar nicht mehr so knackig sein , werde die Treppen nicht mehr so schnell hoch hüpfen wie jetzt. Vielleicht wird es auch nicht mehr so viel um Sex gehen wie jetzt, aber alles in allem, bleibt es gleich.

Ich werde mich weiterhin regelmäßig mit meiner besten Freundin auf ein Eis treffen, Männergeschichten austauschen und mich darüber beschweren, dass sich niemand auf eine andere Person einlassen will. „Hast du den heißen Kerl da drüben gesehen? Der hat sicherlich noch seine echten Zähne, und die Hüfte sieht auch noch gut in Schuss aus!“ – werden wir beim Abchecken der Herren sagen, wenn wir im Park auf einer Bank Tauben füttern. Ich werde weiterhin einen Singleblog schreiben, und über meine Erlebnisse als Single Ü60 berichten. Wer weiß, ob das nicht einen neuen Trend einläuten könnte.

Dieser Artikel hat mir ein wenig meine Angst genommen. Die Angst vor dem Single sein im Alter. Denn wenn ich mir vorstelle, dass mein Leben mit 70 ähnlich aussieht wie jetzt, kann ich kaum meckern! Okay, vermutlich werden wir anstatt in einen Club zum Rentner Tanztee gehen, aber egal, Hauptsache Tanzen!

Allemal besser, als verbittert zu Haus zu sitzen mit einem Mann, der einen unglücklich macht.