Jules 1×1 für deinen perfekten Liebesbrief

Wie die Zeit rennt, gerade war noch Weihnachten und schon steht wieder der Tag der Liebe vor der Tür: Valentinstag. Der Tag, an dem vergessliche Herren panisch die Blumenläden stürmen und hoffen, nicht die allerletzten Rosen zu erhaschen, die leider schon den Kopf haben hängen lassen. So schön Blümchen als kleine Aufmerksamkeit sind, so stereotyp und unkreativ wirken sie. Gibt es da nicht bessere Alternativen? Und ob! Ein absoluter Klassiker und mein persönlicher Favorit, wenn es um einen tollen Liebesbeweis geht, ist der Liebesbrief. Selbstgeschriebene Zeilen sind in Zeiten der Digitalisierung zur Seltenheit geworden. Wir schicken uns kleine animierte Herzchen, kürzen “Ich liebe dich” mit einem emotionslosen “ILD” ab und wundern uns dann, dass uns große Gefühlsäußerungen immer schwerer fallen. Dabei ist es viel leichter als gedacht, persönliche Worte mit kleinen Schmetterlingen und rosa Wolken zu kreuzen, damit die Herzchen in den Augen des Empfängers nicht nur auf dem Bildschirm blinken. Wer noch ein kleines bisschen Unterstützung benötigt, hält sich am besten an mein 1×1 für einen romantischen Liebesbrief.

  1. Aller Anfang ist schwer.

    Beim Schreiben einer Urlaubskarte wissen wir alle: wichtig ist, ob die Sonne scheint und wie das Essen schmeckt. Dazu einen lieben Gruß und fertig. Ein Liebesbrief hingegen muss mit Bedacht angegangen werden. Schon die Anrede kann den ein oder anderen Schreiber zur Verzweiflung bringen. “Hallo Schatz..”, “Liebes Spätzchen..:”, “Hey du Sexgott…”, ja, die Vielfalt ist schier unendlich. Ich empfehle ein klassisches “Mein *hier den liebevollen Kosenamen einsetzen*..”. Bei mir würde das in etwa so klingen: Mein Herzensmann… Dieser Einstieg ohne “Hallo”, “Liebe/r” etc., bewirkt eine gesteigerte Aufmerksamkeit, da er besonders persönlich wirkt.

  2. Ich weiß ja nicht, ob sie es wussten….

    Nach dem Einstieg ist es wichtig, nicht in Phrasen zu verfallen. Gleich zu Beginn mit Komplimenten um sich zu werfen, mag zwar schön klingen, verschwendet euer Pulver aber zu schnell und sorgt dafür, dass ihr euren Liebesbrief vielleicht sogar per Twitter versenden könntet. Ich empfehle einen Einstieg über ein gemeinsames Erlebnis, zum Beispiel so: “Weißt du noch, als wir zusammen durch den Park gingen und uns tief in die Augen schauten?”. Damit weckt ihr sofort romantische Erinnerungen bei eurem Herzblatt und versetzt es in die richtige Stimmung, um die folgenden Zeilen richtig ins Gefühlszentrum vordringen zu lassen.

  3. Seitdem bin ich mir sicher.

    Falls ihr es dem Menschen an eurer Seite nicht schon 100 Mal erzählt habt, greift auf, welcher Moment es war, der euch hat spüren lassen: Du bist die/der Richtige für mich. Beschreibt wie ihr euch in dieser Situation gefühlt habt, gerne auch richtig rosa wolkig emotional.

  4. Ich schätze dich.

    Nun weiß die/der Glückliche, seit wann euer Herz für sie/ihn schlägt. Was noch offen ist, sind die Gründe, warum es euch jeden Tag wieder in die Arme eures Schatzes treibt. Holt richtig weit aus und gebt den Eigenschaften, die ihr an eurem Herzensmenschen schätzt, einen Namen. Bitte auch hier Sätze vermeiden wie: “Du siehst gut aus.” Beschreibt lieber, welche Stelle am Körper des anderen euch besonders ans Herz gewachsen ist. Zum Beispiel so: “Immer wenn du lachst, freue ich mich deine zuckersüßen Grübchen zu sehen, die dich so einzigartig machen.”.

  5. Sagt Danke.

    Habt ihr formuliert, welche wunderbaren Eigenschaften den Menschen an eurer Seite auszeichnen, kommt das Wichtigste: Sagt danke. Im Alltag fällt es schwer zu sehen, welche Kompromisse eurer Partner eingeht und welche Anstrengungen er unternimmt, um euch glücklich zu machen. Dankt ihm für seine Zuneigung, für das geduldige Zuhören und für die kleinen Dinge, die eure Beziehung auch auf Dauer glücklich sein lassen. “Ich danke dir, dass du meine Marotten erträgst und mich beim Fernsehen auf der Couch schlafen lässt, auch wenn du durch mein Schnarchen deine Sendung nicht mehr verstehst.” Nur als kleines Beispiel 🙂

  6. Die Zukunft gehört uns.

    Was einen tollen Anfang hatte, muss mindestens ein gleichwertiges Ende haben. Aus meiner Sicht gehört zum Abschluss eines romantischen Liebesbriefes ein Blick in die Zukunft. Wo siehst du deinen Herzensmenschen und dich in ein paar Jahren? Welche Abenteuer habt ihr vor? Vielleicht ist es die nächste Urlaubsreise, vielleicht aber auch die Gründung einer Familie oder der Bau eines Hauses. Beschreibe, wie sehr du dich auf die kommenden Jahre freust, die ihr gemeinsam verbringen könnt.

Wenn du diese 6 Tipps des 1×1 eines romantischen Liebesbriefes beachtest, kann eigentlich gar nichts mehr schief gehen 🙂 Ganz wichtig übrigens: Unbedingt auf Papier und per Hand schreiben! Nichts ist persönlicher als die eigene Handschrift.

In diesem Sinne, frohes Schreiben meine lieben Verliebten <3

Digitalisierung der Liebe – Warum wir mehr Liebesbriefe schreiben sollten

Seitdem sich die digitale Revolution durch unsere Welt zieht, hat sich so einiges verändert. Gerade was Kommunikation in Beziehungen oder generell in Liebesanbahnungen angeht, ist es kaum vorstellbar, dass es auch einmal anders ging. Ohne Strom, ohne blaue Haken.

Als ich noch die Grundschule besuchte, schrieben wir uns gerne kleine Zettelchen. Wer kennt das nicht: Willst du mit mir gehen? Ja, Nein, Nur Eis essen. Trauten wir uns nicht das Zettelchen persönlich zu übergeben oder durch Mittelsmänner zustellen zu lassen, vertrauten wir auf die Post. Ob der Schwarm unser Anliegen wohl wahrgenommen hatte? Da gab es keine blauen Häkchen, die uns versicherten, dass unsere Botschaft angekommen war. Wir versuchten jeden Blick zu deuten. Wurden wir ausgelacht, oder war das ein verknalltes Lächeln auf dem Gesicht unseres Schwarms? Aufregend! Aus „Willst du mit mir gehen?„-Zettelchen wurden schnell lange Liebesbriefe. Was habe ich mich abgemüht. Schönschrift (überhaupt nicht meine Stärke), ein paar Aufkleber aus dem mühsam getauschten Stickeralbum, ein Spritzer Parfum und natürlich ein roter Umschlag. Ich legte in die geschriebenen Worte meine ganze Seele, manchmal sogar Tränen, große Gefühle.

HDGGGGGGGGDL

Die digitale Revolution erwischte mich mit knapp 12 Jahren. Meinen ersten Freund lernte ich (natürlich) im Internet kennen. Die Telefonrechnung kostete mich jeden Monat mein sehnlich erwartetes Taschengeld. Die Telefonleitung war ständig besetzt, sobald meine Eltern nicht zu Hause waren. „Lass uns lieber unter der Woche chatten, am Wochenende ist das Internet immer so voll und ich komm nicht rein!“ – darüber würde jeder Jugendliche heute lachen. Das erste Handy durfte ich mit 14 Jahren mein Eigen nennen. 160 Zeichen um jemanden seine Liebe zu erklären. Ein „Ich liebe dich“ reichte da nicht aus. Schließlich bezahlte man für 160 Zeichen, also wurden diese ausgefüllt. Mit Belanglosigkeiten, Smileys, oder anderen Späßchen. HDGGGGGGGGGGDL! Je mehr Zeichen man noch frei hatte, um so „ganzer“ hatte man den Adressaten lieb. SMS waren etwas Besonderes. Jedes Aufleuchten des Telefons bedeutete, eine andere Person investierte gerade knappe 20 Cent, um mir etwas mitzuteilen. Auch kostete jede Nachricht Zeit. Vor der Erfindung von T9, musste jeder Buchstabe mühsam einzeln durch wiederholtes Drücken der Tasten ans Licht gebracht werden. Briefe hatten ausgedient. Ab sofort trug man den Schwarm immer in der Tasche. Zumindest so lang die Prepaidkarte aufgeladen war und das Telefon Empfang hatte. Antwortete jemand nicht, nahm man es ihm nicht übel. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Guthaben aufgebraucht war, war einfach zu hoch. Wir überlegten uns 10 Mal, ob diese Nachricht wirklich sein musste.

WhatsApp – Dahingeschluderte Nachrichten

Als Smartphones und die dazugehörigen Flatrates auf den Markt kamen, war es nicht mehr weit her mit der Romantik. Es war nichts besonderes mehr, eine Nachricht zu erhalten. Flatrate, Ramschware, Zeitvertreib. Das Piepsen des Telefons hatte seine Romantik verloren. Der ständige Kontakt kostete nichts, außer Zeit. Doch hier liegt das Problem. Ist man ständig in Kontakt, bleibt keine Zeit, den Anderen zu vermissen. Er ist ja irgendwie immer da, immer nur eine Whats App Nachricht entfernt. Die blauen „gelesen“-Häkchen haben jegliche Spannung entfernt. Sie sorgen nun eher dafür, dass wir uns wahnsinnig machen, wenn wir mal NICHT direkt eine Antwort erhalten. Was früher alle 3 Tage eine teure SMS war, sind heute alle 3 Minuten eine dahingeschluderte Nachricht. Ein Smiley, ein Daumen nach oben, das war’s.

Wir schweigen uns an und starren auf unsere Telefone

Wir kommunizieren 24/7 mit unserem Umfeld, sind ständig erreichbar. Doch über was reden wir mit unserem Partner, wenn wir über den Tag doch sowieso schon jedes kleine Detail schriftlich mitgeteilt haben? „Trinke gerade einen ekeligen Bürokaffee und bin müde„, „Kann gerade nicht, habe sehr viel zu tun, aber ich leide mit dir„. So vertreiben wir uns den langweiligen Arbeitstag mit Kommunikation. Das ist toll und macht Spaß. Doch über was reden wir zu Hause am Küchentisch? Da ist nichts neues mehr, nichts was unser Partner nicht schon wüsste. So schweigen wir uns an, und starren auf unsere Telefone. Eigentlich läuft unser Leben schriftlich ab. Und jeder ist darüber informiert. Alles beschleunigt sich.

Mensch abgehakt, hat nicht gepasst

Heute wissen wir oft schon nach wenigen Stunden, ob der neue Kontakt, den wir zu Beginn so interessant fanden, wirklich so interessant ist. Einfach ein, zwei Stündchen hin und her schreiben, fertig. Mensch abgehakt, hat nicht gepasst. Wir lassen uns keine Zeit mehr. Vielleicht braucht es das Kennenlernen ja, das Warten. Wartet man, hat man Zeit. Zeit sich über sich selbst klar zu werden. Was will ich eigentlich? Was finde ich interessant an meinem Gegenüber? Stattdessen hetzen wir von Kontakt zu Kontakt, um ja keine Zeit zu verlieren. Wir tauschen eine Zeile Text gegen einen Smiley. Wo ist die gute alte Briefromantik geblieben? Seiten voll mit Gefühlen und Bekenntnissen. Alles ersetzt durch ein gelbes Gesicht mit Herzchen in den Augen. Wir sollten lernen wieder zu warten, unserem gegenüber Zeit zu geben, um Gedanken und Gefühle zu formulieren. Doch heutzutage sehen wir zwei blaue Häkchen und stempeln eine zu langsame Antwort als Desinteresse ab.

Briefpapier rauskramen und Schönschrift üben!

Vielleicht sollten wir uns im Zuge des anstehenden Winters auf die „gute, alte Zeit“ besinnen und Zettel und Stift hervorkramen. Zeit hat man schließlich genug, wenn es draußen stürmt und schneit. Geschriebene Worte, in unserer eigenen Schriftart. Krumm und schief, wie wir es nun einmal auch manchmal sind. Persönlichkeit auf Papier, anstatt Smileys, die die ganze Welt benutzt. Zeigen wer wir sind, und was wir für jemanden fühlen. Ganz ohne Bits und Bytes, ganz ohne HDGDL und ILD. Für die ganz digitalisierten unter euch: das Porto für einen Standardbrief beträgt aktuell 0,70 €. Ich bin gerade selbst schockiert, dass ich das googlen musste. Wird wohl für mich auch wieder Zeit, das alte Briefpapier raus zu kramen und mich in Schönschrift zu üben.