Als beste Freundin hat man so einige Jobs: Zuhörerin, Ratgeberin, Schulter zum Anlehnen. Für meinen besten Freund übe ich allerdings noch eine ganz andere Stellenbezeichnung aus: „Kurznachrichteninterpretöse“! Es ist ein Phänomen, dass Menschen die Nachrichten des anderen Geschlechtes nicht deuten können. Da nehme ich mich nicht aus. So gut ich Hintergedanken und Sinn in Nachrichten von Frauen erkennen kann, so unglaublich schlecht sehen meine Fähigkeiten aus, wenn es um erhaltene Nachrichten von Männern geht. Dem sind sich mein bester Freund und ich uns aber schon lange bewusst. So ist es essenzieller Bestandteil unserer Treffen, Nachrichten auf dem Telefon des anderen zu analysieren. Meist sehe ich auf den ersten Blick, wo der Kommunikationsfluss in Probleme geriet. Im Folgenden möchte ich euch von den größten Fehlern erzählen, die man in der Kurznachrichtenkommunikation begehen kann:
Zu lange und zu viele aufeinander folgende Nachrichten! Achtet auf die ca. gleichverteilte Anzahl und Länge der verschickten Texte. Natürlich hat man gerade zu Beginn der Kommunikation einiges loszuwerden. Die langen Texte sitzen einem regelrecht im Nacken, und wollen endlich versendet werden. Haltet dagegen! Nichts ist schlimmer, als Romane zu schreiben, und dann nur eine kurze Antwort darauf zu erhalten. Noch einen Ticken schlimmer, ist das versenden mehrerer Nachrichten kurz hintereinander. Ein Graus! Erhalte ich eine Nachricht, schaue ich kurz auf mein Telefon. Oft kann ich die Nachricht aber nicht direkt öffnen, da ich beschäftigt bin. Blinkt mein Smartphone dann aber immer wieder ständig auf, bin ich genervt. Genervt von Nachrichten, die ich noch nicht einmal gelesen habe. Da können am Ende die tollsten Sachen drin stehen, doch ich bin genervt. Wer mehrere Sachen mitzuteilen hat, bitte in eine Nachricht! Sollte man auf eine sehr lange Nachricht oder viele Nachrichten hintereinander, nur eine kurze und nicht auf den Text bezogene Antwort erhalten, ist Vorsicht geboten. Den Menschen am anderen Telefon interessiert anscheinend nicht, was euch bewegt. Ein wunderbares Beispiel las ich gestern in der Kommunikation meines besten Freundes mit einer Affäre. Sie schrieb einen langen Text über ihre Gefühle, zugegebenermaßen sehr übertrieben und wenig „Männertauglich“. Als ich die Antwort meines Freundes las, musste ich herzlich lachen: „ich muss lernen“. In your face! Spätestens jetzt hätte die Dame merken müssen, dass von seiner Seite aus kein Interesse bestand, und sie ihm gehörig auf den Geist ging. Sie hingegen nervte ihn weiter mit langen Texten. Fail!
Besonders auffallend an der Kommunikation der beiden war, dass sie ihn regelmäßig mit seinem vollständigen Vornamen ansprach. Natürlich kann man auch schriftlich jemanden direkt ansprechen, aber doch bitte nicht mit dem vollständigen Vornamen! Zumindest nicht, wenn man sich besser kennt. Für mich weckt ein „blablabla…, Jule“ immer ein sehr ungutes Bauchgefühl. Als ich um die 18 Jahre alt war, bandelte ich mit einem Studenten an, der die „direkte Ansprache“ für sich entdeckt hatte. Jede Nachricht begann mit: „Jule,…..“ bzw. endete mit „….,Jule“. Ich weiß, wie ich heiße! Mir vermittelte diese Art und Weise zu kommunizieren das Gefühl, er würde sich über mich stellen wollen. So als würde er mich belehren wollen. Genau das tat auch die Kommunikationspartnerin meines Freundes. Sie gab ihm das Gefühl, es besser zu wissen. Wir kennen das doch noch von unseren Eltern, eine direkte Ansprache mit dem vollen Vornamen bedeutete immer Ärger! Wer also ein gutes Verhältnis zum Kommunikationspartner aufbauen will: Spitznamen verwenden oder direkte Ansprachen vermeiden.
Ähnlich verhält es sich mit den berühmten Punkten am Ende einer Aussage…Die mag ich besonders gern…Sie geben einem das Gefühl, irgendwas wäre da los beim Anderen…Eine gewisse Traurigkeit vielleicht…Vielleicht auch eine Nachdenklichkeit…Oh weh, umso öfter ich diese drei Punkte benutze, desto schlechter geht’s mir irgendwie. Also Schluss damit! Jemand, dem es gerade sehr gut geht, würde wohl nicht zu diesen Punkten greifen. Ein Bekannter von mir hat anscheinend einen Narren an den Pünktchen gefunden, und beendet jeden Satz damit. Wirklich jeden! Jedes Mal denke ich darüber nach, ob ich etwas Falsches geschrieben hätte, oder ob er Probleme hat. Ich beziehe diese rübergebrachte „schlechte Laune“, direkt auf mich. „Na, alles klar bei dir?“ – „Ja, alles super…“, ist doch etwas anderes als: „Ja, alles super!“, nicht wahr? Mein Tipp: die drei Punkte weglassen! Sie führen nur zu Verwirrungen. Lieber mit Emojis arbeiten, die sind eindeutiger und vermitteln direkt eine Emotion.
Auch wenn man meinen möchte, dass geschriebene Worte keine Stimmungen und Gefühle rüberbringen können, lasse ich mich jeden Tag aufs Neue eines Besseren belehren. Schriftliche Kommunikation erzeugt sehr schnell ein Bauchgefühl für den Kommunikationspartner. Schon wenige Zeilen reichen, damit sich in unseren Köpfen ein Bild ausprägt. Und nicht nur der Kopf, sondern auch der Bauch bildet sich eine Meinung. Schreibt mir jemand: „Jule, heute ist so ein schöner Tag…“, sagt mein Bauch: Nenene Jule, lass mal, der tut dir nicht gut. Und das nur durch wenige Worte. Ich denke wir sind uns oft gar nicht bewusst, was unsere geschriebenen Worte beim Gegenüber auslösen. Wenn ich genauer darüber nachdenke, ist schriftliche Kommunikation mitnichten einfacher als ein persönliches Gespräch. Allein kleine Punkte, Schreibfehler oder direkte Ansprachen können den anderen verschrecken. Also Vorsicht! Lieber zweimal checken, was man gerade zu Beginn eines Kontaktes von sich gibt 😉