​Dancing in the rain – Les Bummms Boys unplugged

Ist man einmal nach einer feucht fröhlichen Nacht zusammen mit einer Band vom Barhocker gefallen, wundert es nicht, dass diese 5 Jungs sich schnell in mein Musikliebhaberherz schlichen. Als ich erfuhr, dass eben diese Musiker wieder in der Stadt sein würden, war eines klar: hin da und mitgefeiert. Als Headliner des diesjährigen Campus Festivals der Universität Potsdam, sollten Les Bummms Boys die Massen zum Kochen bringen.

Die Wettervorhersage für den Tag, an dem wir uns wiedersehen sollten, sah jedoch besorgniserregend aus. Die Regenkarte kündigte direkt zum Konzertbeginn einen heftigen Regenguss an. Als das erste Unwettergebiet am Nachmittag durchzog, hatte ich damit gerechnet, dass es das nun gewesen sein sollte, mit dem feuchten Nass. So schnappte ich mir meine beste Freundin und machte mich auf zu den Jungs, die extra den langen Weg aus Rostock angetreten hatten.

Tick tack, tick tack, pitsch patsch, pitsch patsch

Trotzdem der Platz vor der Bühne aufgrund des Wetters eher spärlich gefüllt war, ließen sich die Bummmsis, wie wir sie liebevoll getauft hatten, nicht demotivieren. Voller Elan griffen sie zu ihren Instrumenten und schon nach dem ersten Takt war klar: das wird eine fette Party. Vor der Bühne wurde gehüpft, gewippt und mitgesungen. Tick tack, tick tack, schallte es aus den Boxen, als die ersten Regentropfen die Tanzfläche erreichten. Der Blick in den Himmel verhieß nichts Gutes. Die Wolken waren regelrecht tief schwarz und zeigten in aller Dramatik, was da gerade auf uns zurollte. In der Ferne zuckten Blitze. Ob sie das Konzert nun abbrechen würden? Nein, natürlich nicht. Der Regen nahm zu und die Tänzerinnen und Tänzer, die vor lauter Bewegungswärme schon langsam die Regenjacken wieder auszogen, genossen jeden einzelnen Tropfen. “Was für eine grandiose Stimmung!”, rief mir meine Begleitung zu. Wie recht sie doch hatte. Ich war nie Fan von Festivals oder Konzerten, die aufgrund von Regen zu einer Schlammschlacht mutierten, aber ganz ehrlich: hat gefetzt.

Über uns Weltuntergang, unter uns ein See

Es waren gerade einmal 4 Lieder gespielt, als der Wettergott plötzlich eine große Gießkanne über uns ausschüttete. Der Regen flog waagerecht und die Sicht war von einer auf die andere Sekunde unter einen Meter gesunken. Ich versuchte mit meiner Freundin unseren Schirm so zu positionieren, dass die nassen Tropfen uns nicht erwischten. Erfolglos. Innerhalb von 5 Sekunden waren wir nass bis auf die Knochen. Wir hörten, wie sich langsam Chaos breit machte. Geistesgegenwärtig rannten wir in Richtung Bühne und quetschten uns unter das Technikzelt. Die Bummms Boys versuchten währenddessen verzweifelt ihre Instrumente in Sicherheit zu bringen. Wie ein Wasserfall ging der Regen aber auch auf die Bühne nieder. Unter unseren Füßen bildete sich zusehends ein kleiner See, sodass unsere Schuhe einem vollgelaufenen Boot glichen. Untergegangen war anscheinend auch die Technik, so dass nun auch die Lichter den Geist aufgaben. „Alle runter vom Platz!“, brüllten die Veranstalter, nachdem die Blitze nur gefühlte Meter neben uns niedergingen.  Durch Schlamm und Matsch rannten wir in das nahe gelegene Vereinsgebäude. Auch die Bummmsis suchte dort nach Unterschlupf. Im Vorraum der Umkleidekabinen machte sich Ratlosigkeit breit. Den Versuch zu wagen ein anderes Gebäude zu erreichen, war zwecklos. Wir wären vermutlich entweder durch den Schlamm gerutscht, oder gleich in einer Pfütze ertrunken. Doch plötzlich kam Bewegung in die nasse Menschenmenge. Die Bummmsis gaben sich nicht mit ihrem kurzen Bühnenbesuch zufrieden, sie wollten mehr.

Ein Abend, von dem wir noch unseren Enkeln erzählen werden

Zwei Stühle, die noch nassen Instrumente in der Hand und fertig war die Unpluggedbühne. Unter tosendem Applaus stimmten sie das erste Lied an. In diesen knapp 30 m² Vorraum ergab sich eine Akustik, die ich nur von großen Konzerten kannte. Das Klatschen des Publikums, die anpeitschenden Pfiffe, und das Singen im Chor, entwickelten eine Dynamik, die eher einer großen Konzerthalle mit 1000 Gästen angemessen war. Während die Bummmsis bewiesen, dass sie auch ohne Strom grandiose Hits schmettern konnten, holten immer mehr Zuschauer ihre Telefone heraus. Dieses Erlebnis musste für die Nachwelt festgehalten werden. Auch ich stand wie hypnotisiert kopfschüttelnd vor der improvisierten Bühne. Ich habe schon einige Konzerte besucht, aber so eine Stimmung war mir neu. Plötzlich war es egal, wie durchnässt wir waren, wie unangenehm unsere Klamotten an uns klebten, wichtig war der Moment. Als Sänger Stephan zu “I just call…to say….I love you…”, einsetzte, war es endgültig um das Publikum geschehen. Hinter uns tanze ein verliebtes Paar, vor uns wurde geknutscht. Ich hielt meine beste Freundin im Arm und wir versprachen uns, diesen Abend nie wieder zu vergessen. So gut wir konnten sogen wir die Eindrücke dieses Auftrittes ein. Als sich das Wetter beruhigt hatte und wir den Heimweg antraten, waren wir immer noch wie elektrisiert, so als hätte sich der Beat der Musik direkt in unsere Herzen gespielt. Danke liebe Bummmsis! Danke für eure Spontanität, danke für diesen grandiosen Abend, von dem wir auch noch unseren Enkeln erzählen werden.

 

Der transpirierende Flummi – Bosse im Astra

Konzerte haben irgendwie immer etwas Magisches. Man weiß zu Beginn nie, mit welchem Gefühl man aus dem Abend gehen wird. Ist es Euphorie, wie ich sie beim letzten Madsen Konzert spürte? Oder hinterlässt die Stimmung im Saal eher eine Melancholie? Ich war gespannt wie ein Flitzebogen, als ich mich auf den Weg zum Bosse Konzert im Berliner Astra machte. Auf einen Sonntag eine Halle innerhalb von wenigen Tagen komplett ausverkauft zu bekommen, ist schon eine Leistung! Leider siegte auch hier wieder die Profitgier und das Astra wurde so sehr vollgestopft, dass nicht mal alle Zuschauer in den Konzertraum passten. Dementsprechend fühlten wir uns wie kleine Sardinen, die man in eine nicht passende Dose gequetscht hatte. Und wie ist es immer auf Konzerten? Die großen Zuschauer platzieren sich genau vor uns. Klein sind wir nicht, für Frauen ziemlich angemessen, finde ich! Trotzdem bekam ich schnell Nackenschmerzen, da ich meinen Kopf wie ein Wackeldackel ständig von rechts nach links bewegen musste, um etwas von der Bühne zu sehen. Ich wünsche mir eine Regelung, dass Menschen über 1,80m doch bitte rechts und links verteilt werden, damit jeder etwas sehen kann.

Nach der (meiner Meinung nach) guten aber etwas einschläfernden Vorband, ging es auch schon los. Ich hatte Bosse noch nie Live gesehen. Was für eine Verschwendung! Wie ein Flummi hüpfte er über die Bühne, so dass er schon nach dem zweiten Lied komplett hinüber war. Man merkte ihm richtig an, wieviel Spaß ihm der Auftritt machte. „So oder so“ war der zweite Song des Abends, mit dem er das Publikum komplett mit sich riss. Trotzdem kaum Platz in dieser Sardinenbüchse war, sprang und tanzte das Publikum. Langsam entfaltete sich die Magie eines solchen Konzertes. Trotz der Massen, fühlte ich mich wie in einem kleinen Kokon. Ich war ganz für mich und vergas die Welt um mich herum. Laut mitsingend, schloss ich die Augen und ließ vor meinen Augen die zum Song passenden Bilder ablaufen. Als dann „4 Leben“ ertönte, konnte ich kaum noch an mich halten.

„Ich müsste wirklich mal wieder an den See fahr’n
aber mach ich nicht

Kill die Bar, hau mich raus
aber schlafen kann ich nicht.

Immer zehntausend Dinge auf einmal und nichts wird fertig.

Starkstrom an und nie aus
Menschenmeer und ich menschenleer

Und ich renn, ich renn ich renn
ich renn, ich renn
Als hätten wir vier Leben,
doch wir haben nur eins.“

Schon die ersten beiden Textzeilen ließen mir Tränen in die Augen schießen. Ich schluckte kurz und begann auch diese Zeilen leise mitzusingen. Wie wahr sie doch waren. Und ich renn, ich renn ich renn….Ein besonderer Moment. Machte er mir doch klar, dass ich mir doch mal Gedanken darüber machen sollte, was mich glücklich macht und womit ich meine Zeit verbringe.

Es fiel mir schwer, mich aus dieser Melancholie und gedrückten Stimmung wieder zu befreien. Doch als dann „3 Millionen“ erklang, blieb mir nichts anderes übrig, als die Füße tanzen zu lassen. Die Halle kochte. Mit voller Inbrunst sangen die Zuschauer textsicher den kompletten Song durch. Generell war es ein tolles Publikum! Sehr viele Paare, was mich doch eher verwunderte. Aber anscheinend versprühte Bosse mit seinen Songs so viel Liebe, dass einige Pärchen in unserer Nähe kaum noch voneinander lassen konnten. Diese Musik ist einfach voller Herz! Sie packte mich und ließ mich so schnell nicht wieder los. Rückblickend betrachtet, hatte ich wirklich bei jedem zweiten Song Pipi in den Augen. Das muss ein Künstler erstmal schaffen! Ich wünschte mir zwar, „Dein Takt“ von ihm zu hören, aber dabei hätte ich vermutlich eine komplette Packung Taschentücher verbraucht. In diesem Sinne, war das schon gut so.

Trotzdem ich schon leicht heiser war, musste „Schönste Zeit“ noch einmal richtig mitgebrüllt werden. Denn ja, es war die schönste Zeit an diesem Sonntag-Abend! Als überraschend viele bunte Luftballons durchs Publikum flogen, war es einer dieser Momente in dem man glaubt, dass einfach alles perfekt wäre. Bosse hat mich komplett mitgerissen. Ein wenig froh war ich, dass wir nicht in den vorderen Reihen standen. Seine Bühnenshow forderte nämlich seinen Tribut und er war komplett nass geschwitzt. Sozusagen ein rauf und runter hüpfender, transpirierender Flummi. Da Bosse die besten Worte findet, kann ich über dieses Konzert nur behaupten:

„Das war die schönste Zeit
weil alles dort began.
Und Berlin war wie New York
ein meilenweit entfernter Ort.“

Wenn Wolverine die Zombie Polizistin korbt

Zu Beginn möchte ich Danke sagen! Danke für die lieben Nachrichten auf Facebook 🙂 Ich freue mich über jede einzelne Zeile!

Damit auch der liebe Helge (liebe Grüße an dieser Stelle) am Montag wieder etwas zum Lesen hat, habe ich mich dieses Wochenende leicht widerwillig von der Couch bewegt, und mich auf die Suche nach neuen Geschichten gemacht.

Halloween – dieses Fest spaltet mich. Eines muss ich gestehen: Ich habe schwache Nerven! Richtig schwache Nerven! Unter den 10min „The Ring“, welche ich im Kino gesehen habe (danach war Augen und Ohren zuhalten angesagt), leide ich bis heute. Ich bin schreckhaft und bekomme leicht Albträume. Dementsprechend ist meine Vorfreude auf den 31.10., jedes Jahr gering. Der positive Aspekt dieses „Festes“ ist allerdings, dass man sich verkleiden kann. Ich liiiieeebe Verkleidungen! Mottopartys sind für mich ein Grund viel, viel Geld für Dinge auszugeben, die ich danach nie wieder benötige. Wer trägt ein Kostüm auch zweimal?

In meinem lieblings Studentenclub war für den 30.10. eine Halloweenparty angekündigt. Was macht Jule? Amazon leer kaufen! Weiße Strumpfhose, Kunstblut, Zombie Kontaktlinsen….wenn schon, denn schon! Das Kostüm an sich, hing noch bei mir auf der Kleiderstange. Ursprünglich für eine „Lust und Sünde“-Party gekauft, aber dann doch nicht getragen. Passend zu meinem leichten Polizeifetisch, wurde ich zur sexy Zombie Polizistin. Das Kunstblut verteilte ich großzügig auf der weißen Strumpfhose und dem Kleidchen. Dazu passend ein paar Handschellen an den Gürtel gehängt, eine Polizeimütze aufgesetzt, und das Outfit stand. Die Kontaktlinsen waren ein richtiger Knaller! Ich verbrachte bestimmt 10 Minuten damit, mir per Spiegel selbst in die Augen zu schauen.

Auf dem Weg zur Party, waren meine Mitmenschen komischerweise etwas irritiert. Dabei fand ich gar nicht, dass ich so alienmäßig aussah 😉

Auf der Party angekommen bemerkte ich, dass ca. 50% der Gäste die gleichen Kontaktlinsen trugen…Gemeinheit! Umgeben von Zombies, Hexen und Vampiren, genoss ich einen leckeren Gin Fizz, während ich das Tanzbein schwang. Verkleidungen sind wirklich etwas tolles! Schmunzelnd betrachtete ich das rosa Einhorn neben mir. Nein, es war keine Frau! Es war ein Kerl, der sich als rosa Einhorn verkleidet hatte. Cooler Typ! Auch ein Pinguin wackelte zur Musik neben mir.

Ziemlich zu Beginn der Party, fiel mir ein Mann ins Auge. Ich hatte ihn schon häufiger gesehen und seinen „Hot-Faktor“ ausreichend festgestellt. Seine Verkleidung als Wolverine, erhöhte diesen Faktor nur noch. Wir schauten uns an und ich konnte mich sogar zu einem Lächeln durchringen.

Ab diesem Zeitpunkt tanzten wir mit Sicherheitsabstand, aber immer im Augenwinkel des Anderen. Aus Versehen stieß ich nach einer Zeit mit der Schulter an ihn. Er lächelte und rämpelte zurück. Dies verstand ich als Flirt und erwiderte mit einem Schubser. Nach mehrmaligem hin und her geschubse, schaute er plötzlich leicht verstört:

Eeeeeyyyy was solln das?“ – grimmig drehte er sich weg. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Hatte ich irgendetwas falsch verstanden? Anscheinend! Ich trat den Rückzug an, und schloss mich wieder meiner „Tanzgruppe“ an.

Zu Beginn der Party tanzte ich mich mit einer guten Freundin warm. Zu uns gesellten sich entfernte Bekannte. Irgendwann fand ich mich dann als einzige Frau in einer Runde Männer wieder. Anscheinend zog das Polizistinoutfit.

Ein Herr in dieser Truppe war einer der Barkeeper meiner Lieblingsbar. Wir kannten uns also vom Sehen und ab und zu quatschen. Wir tanzten eine Weile, bis er sich offensiv an mich heranmachte. Anscheinend waren die Handschellen an meinem Gürtel eine Einladung, etwas verbotenes zu tun. Angenehm war mir das nicht, fremde Hände an meinem Hintern, kann ich nicht leiden. Ich versuchte mich ein wenig aus der Truppe rauszutanzen, das klappte leider nur semi gut.

Zur Ablenkung setzte ich mich an die Bar und suchte das Gespräch mit einem der Barkeeper. Ich kannte den Herren von seinem Junggesellenabschied. Irgendwie war die Stimmung diesmal aber alles andere als gut zwischen uns. „Denk dran, wir hatten auch schon mal bessere Zeiten!“ – erinnerte ich ihn, als er mir widerwillig einen Gin Tonic zubereitete. Dass wir einige Monate vorher noch wild knutschend im selben Club standen, hatte er anscheinend verdrängt.

Als ich wieder zu meiner Truppe Männer zurückkehrte, wurde das Ganze leider nicht besser. Ich fühlte mich dauerhaft unwohl und beschloss, den Laden mehr oder weniger Polnisch zu verlassen.

Insgesamt ein toller Abend, viel getanzt, nett unterhalten. Gut, der Korb hätte nicht sein müssen, aber wer nicht will, der will nicht.

Dafür entschädigte mich der Samstag Abend. Madsen Konzert! Mega Stimmung, viele wunderschöne Menschen, tolle Freunde – so muss es sein! Ich bin immer noch leicht euphorisiert. Abgesehen davon, dass es in der Halle bestimmt 50 Grad waren, hat die Stimmung wirklich gekocht. Geile Show, tolle Songs, ein Traum!

Mit den Madsen möchte ich auch schließen. Lass die Musik an!

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=JxyhAxN9bnk]

Brauchen wir nicht alle eine Person, zu der wir aufschauen können?

Ich bin ein Groupie. Ja, trotzdem ich Ü16 bin 😉 Ich bin Groupie von Michael Nast. Lustigerweise sogar mehr, als ich dachte. Gestern besuchte ich mit Freunden eine Lesung von Michael. Man sollte dazu erwähnen, dass zwei meiner drei Freunde Michael vorher nicht Live erleben durften. Als die Lesung beendet war, schaute mich J. an und sagte: „Der Michael, der sieht aus wie Carsten, ist dir das schon mal aufgefallen?“ Ich antwortete: „Was? Ach Quatsch, das stimmt doch gar nicht.“ Als ihr die Anderen jedoch zustimmten, begann ich nachzudenken. Sollte meine letzte Liebelei wirklich ein Ebenbild meines Lieblingsautoren sein? „Guck dir doch mal das Lächeln an, die Ausstrahlung und das Verhalten, das ist verdammt ähnlich!“ Umso mehr ich darüber nachdachte, umso klarer wurde es mir. Irgendwie…gruselig.

J. steht auf Charme, auf viel Charme. Dass sie sich von einer Person so verzaubern lässt, ist selten. Vorher konnten meine Mädels nicht wirklich verstehen, wieso ich so ein Groupie bin, jetzt sind sie ebenfalls Mitglieder im inoffiziellen Michael Nast Fanclub 😉

Brauchen wir nicht alle eine Person, zu der wir aufschauen können? In unserer Jugend waren es vielleicht Schauspieler, Musiker oder was auch immer. Aus diesem Alter sind wir jetzt vermutlich raus. Jetzt sind es die Menschen, die greifbarer sind, nicht so abgehoben wie die Idole aus Jugendtagen.

„Erhebend“, ich glaube das ist das Gefühl, welches man fühlt, wenn das Groupie-Herzchen hüpft. Ich erinnere mich an ein Erlebnis mit meiner früheren Lieblingsband. Ich war um die 16 und besuchte mit meiner besten Freundin ein Konzert. Natürlich durften wir dort nicht hin, mitten in der Nacht als Mädels in Berlin, das sahen unsere Eltern nicht gern. Clever wie wir waren, kündigten wir an, beim jeweils anderen zu übernachten. Es gab daran nur einen Haken: Wir konnten weder bei ihr, noch bei mir bleiben. So saßen wir nach dem Konzert vor dem Club und vertrieben uns die Zeit. Plötzlich stand der Schlagzeuger der Band neben uns. Mit schlechtem Schulenglisch versuchten wir zu erklären, wieso wir mitten in der Nacht in der Kälte saßen. Es entwickelte sich ein tolles Gespräch, an dessen Ende wir mit einer innigen Umarmung der Bandmitglieder verabschiedet wurden. Unser Übernachtungsproblem hatte sich ebenfalls gelöst. Wir erhielten von der Band die Informationen die wir benötigten, um in deren Hotelzimmer einzuchecken.

Leider fuhren sie direkt weiter zur nächsten Tourstation, so dass wir die Nacht alleine im Hotelzimmer verbrachten. Allerdings war dies das aufregendste Groupieerlebnis meines Lebens 🙂 Immer wieder gern denke ich daran zurück, wie wir im Hotelzimmer standen und vor lauter Adrenalin auf dem Bett hoch und runter gesprungen sind. Damals, mit 16, konnte ich mir kaum etwas Schöneres vorstellen. Aber Zeiten ändern sich, heute kann man mich schon mit dem Lesen meiner Lieblingstexte glücklich machen 🙂

Die Lesung war (wie immer) total super! Mein Groupieherzchen schlug höher, als Michael den letzten Text ankündigte. Es war der Text, den ich mir vorher bei ihm gewünscht hatte. Seelig grinsend versunk ich in seinen Worten und blendete die Menschenmassen um mich herum aus. Genau dieses Gefühl hatte ich mir erhofft, diesen Nachhall im Kopf, wie man ihn nur nach einem guten Kinofilm kennt.

Ein Buch oder einen Text selbst zu lesen ist toll, man verbindet seine eigenen Gedanken damit und erschafft sich ein Bild im Kopf. Einen Text jedoch direkt vom Autor zu hören, verändert dieses Bild noch einmal grundlegend. Andere Betonungen, eingeschobene Lacher, das alles macht die Worte noch lebendiger. Umso mehr empfand ich den letzten Text der Lesung als Inspiration. Schon als ich ihn für mich las, hinterließ er mich nachdenkend. Von Michael gelesen, entdeckte ich Facetten, die ich nicht bedacht hatte und die mich die Worte noch mehr verinnerlichen ließen.

Hier die besagte Kolumne:

http://imgegenteil.de/blog/nicht-ohne-meinen-therapeuten/