Manchmal liest man Artikel, die ein komisches Gefühl hinterlassen. Artikel die zum Nachdenken anregen, aber gleichzeitig auch auf eine Blockade im Kopf treffen. Es ist eine Art Schutzmauer vor Gedanken, die man in die hinterste Ecke des Kopfes geschoben hat. In manchen Situationen geht allerdings eine kleine Tür auf, und einige Denkansätze bahnen sich ihnen Weg.
Genau das ist mir heute nach dem Lesen des folgenden Artikels passiert:
http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/594141/Jungs-habt-ihr-Angst-vor-unserer-biologischen-Uhr
Die biologische Uhr, ein ziemlich fieses Ding! Ich als Frau kann das komplett nachvollziehen. Dieser kleine Wecker tickt leise aber stetig. Er wird lauter, sobald ich mir Gedanken um die Zukunft mache. Mädchen, du bist fast 30, besser wird’s nicht! Um mich herum sehe ich Kinderwagen, freudig strahlende Paare, die sich die Sabber von der Schulter wischen. Ich für meinen Teil schleppe mich jeden Morgen zur Arbeit, die Stunden bis zum Wochenende zählend, wo ich endlich wieder eskalieren kann. Eskalieren zur Ablenkung, damit die Mauer in meinem Kopf nicht aufbricht. Am Ende besteht der „große Sinn des Lebens“ ja doch irgendwie sich um eine neue Generation zu kümmern.
Scheinbar schafft es jeder Depp, eine Familie zu gründen. Aber ich, ich stehe hier allein. Auch wenn ich wollen würde, fehlt der (leider) biologisch notwendige zweite Part. Wie formulierte es meine Beste so schön: „Kinder kriegen ist die eine Sache, erstmal Beziehung ist die andere. Das ist schon schwer genug!“. Genau das ist der Punkt, der in mir die biologische Uhr zum „austicken“ bringt. Auch wenn ich in naher Zukunft einen Partner finden würde, erstmal muss die Beziehung klappen. Das sollte dann über Jahre der Fall sein. Ich wäre dann 30, wenn nicht sogar einen Tick älter. Ist zeitlich sogar noch in Ordnung. Es setzt aber voraus, dass ich ZEITNAH jemanden kennen lerne. Dieses Paar Schuhe habe ich mir allerdings schon ausgezogen.
Eine feste Beziehung eingehen, das möchte heute kaum noch jemand. Ohne feste Beziehung entstehen Kinder meist nur durch „Unfälle“. Wieso erscheint es mir so realistisch, dass ich irgendwann mit einem „Unfall“ auf dem Arm umher laufe? Alleinerziehende, das ist das Bild was ich im Kopf habe. Traue ich den Männern nicht mehr zu, dass sie Verantwortung übernehmen können? Das mag die eine Seite sein, die andere ist, dass es mir ab einem gewissen Alter wohl egal wäre, ob ich einen Partner hätte, der mich unterstützt.
Das Idealbild einer Familie entfernt sich mit den Jahren und mit den sich anhäufenden Erfahrungen, immer mehr. Umso öfter ich höre, dass Männer eine Familie nur als Kostenfaktor und Einschränkung der Lebensqualität sehen, desto mehr verabschiede ich mich von meinen Vorstellungen.
Die Männer in meinem Umfeld, die offen für Kinder sind, ergänzen aber regelmäßig: „Schon gerne, aber noch nicht jetzt, ich habe ja noch Zeit.“.
Ja liebe Männer, die Zeit habt ihr. Wir aber nicht. Wollt ihr eine starke Frau, die euch auf Augenhöhe gegenüber tritt, lohnt es sich in der „kritischen“ Altersgruppe zu schauen. Klar gibt es einige sehr extreme Ausprägungen. So hörte ich von einer Dame, die nach kurzen 2 Monaten Beziehung schon alles fest machen wollte: Zusammenziehen, Kinderzimmer, Familienplanung.
Man mag es als übertrieben bezeichnen, aber ich kann es nachvollziehen! Die Zeit rennt. Verliert man Monate, Jahre, verliert man vielleicht seinen Traum von einer eigenen Familie.
Es ist eine Angst, die einen mit der Zeit zerfrisst. Mit dieser Angst setzen Frauen Männer oft unter Druck, ohne es zu wollen. Was bleibt aber anderes übrig? Warten? Warten bis die Biologie uns sagt: „Nö, du nicht mehr“?