Generation Beziehungsunfähig Die Lösungen

„Generation Beziehungsunfähig – Die Lösungen“ – Die aufLÖSUNG meiner literarischen Liebe zu Michael Nast

Es ist eine gefühlte Ewigkeit her, dass ich mein erstes Michael Nast Buch in den Händen hielt. Dabei sind es gerade einmal um die 7 Jahre, die mich von der damaligen Begeisterung trennen. „Ist das Liebe, oder kann das weg?„, der Titel hielt, was er versprach. Es war Liebe. Auch die Folgewerke, besonders „Generation Beziehungsunfähig“ verschlang ich regelrecht. Dementsprechend in froher Erwartung war ich, als ich den Nachfolger „Generation Beziehungsunfähig – Die Lösungen“ in den Händen hielt. Lösungen, dieses Wort bezeichnet gut, welchen Prozess Michael Nasts neuestes Buch in mir vorantrieb: Die aufLÖSUNG meiner literarischen Liebe zum Autor.

Lernen durch Wiederholung – Warum manche Passagen wie Füllmaterial wirken

Nach dem riesen Erfolg des Vorgängerbuches war es thematisch sowie auch finanziell schlüssig, einen Nachfolger zu schreiben. Michael Nast nahm sich dafür Zeit. Sicherlich sorgte auch die Coronakrise dafür, dass besonders viel Autorenschweiß in das Buch fließen konnte. Schließlich schreiben sich ganze 301 Seiten nicht von allein. 301 – Diese Zahl verstärkt mein Gefühl, welches mich schon nach der Lektüre der ersten Kapitel beschlich: Füllmaterial-Alarm! Seite für Seite hatte ich das Gefühl, Michael würde sich wiederholen. Konsum, Tinder, ich habe mich nicht auf die Frauen eingelassen…blabla etc. pp. Vielleicht liegt es an meiner außergewöhnlich langen Aufmerksamkeitsspanne (was mir neu wäre), oder es ist gewollt, dass viele Erkenntnisse und „Lösungen“, wie es der Titel verspricht, immer und immer wieder aufgegriffen werden. Lernen durch Wiederholung, oder so.

Ein laufwarmer Aufguss von „Generation Beziehungsunfähig

Abgesehen von den Wiederholungen, schien ein anderer Aspekt zu begünstigen, dass sich meine Lesegeschwindigkeit mit jeder neuen Seite beschleunigte. Ich begann Wörter, Sätze und später sogar ganze Absätze nur noch zu überfliegen. Woran das lag? Ich hatte in vielen Kapiteln das Gefühl, das alles schon einmal gelesen zu haben. Die Geschichten klangen wir jene Erzählungen, die man sich auf jeder guten Party erzählt und deren Ende schon nach ein paar wenigen Worten absehbar ist. Manche Passagen fühlten sich an wie ein lauwarmer Aufguss der Vorgängerwerke. Was mich in Michael Nasts Buch „Ist das Liebe, oder kann das weg?“ noch so in den Bann zog, begann mich zu langweilen. Und zwar tierisch.

Ja Michael, das gleiche Buch nochmal!?

Auch wenn zwischen „Ist das Liebe, oder kann das weg?“ und „Generation Beziehungsunfähig – Die Lösungen“ einige Jahre liegen, habe ich nicht das Gefühl, Michael Nast hätte sich großartig weiterentwickelt. Natürlich ist er um Erkenntnisse reicher, aber mir persönlich fehlt ein gewisser Grad an Veränderung. Zu ähnlich sind sich Formulierungen, Thesen und Schlussfolgerungen. Vielleicht war genau dies auch das Briefing vom Verlag: „Michael, schreib das gleiche Buch nochmal.“ Das gleiche Buch nochmal? „Ja Michael, das gleiche Buch nochmal.“ Nur ein bisschen anders eben.

„Generation Beziehungsunfähig Die Lösungen“ – Die Grundlagenarbeit

Dabei sind durchaus gute Ansätze zu erkennen. Mehr als im Vorgängerwerk „Generation Beziehungsunfähig“ geht Michael Nast auf psychologische Grundlagen ein. Die Erklärung der verschiedenen Bindungsstile zu beginn ist sinnvoll und größtenteils gelungen, wenngleich sie noch nicht tief genug greift. Vielleicht wäre es eine gute Idee gewesen die Theorie im Buch etwas herauszulösen und für sich stehen zu lassen, anstatt dazu entsprechende persönliche Geschichten zu erwähnen. Denn diese Geschichten wirken oft ein wenig zu „Großstadt„. Sie mögen in Berlin realistisch klingen, aber sie sind teilweise zu speziell, um damit gut erforschte und allgemeingültige Psychologie zu erklären.

Mein Fazit zu Michael Nasts „Generation Beziehungsunfähig – Die Lösungen“

Es hätte „Generation Beziehungsunfähig – Die Lösungen“ gut gestanden, mal etwas anders zu machen, als das Buch, auf welches es sich bezieht. So wirkt es leider nur wie ein Abklatsch, der getrost in der Nachttischschublade liegen bleiben kann.

Lieber Michael, ich schätze dich sehr. Aber wir haben uns literarisch auseinandergelebt. Ich bin deiner überdrüssig geworden. Doch die Hoffnung bleibt, dass wir wieder zueinander finden werden. Vielleicht schreibst du demnächst über die Beziehungsherausforderungen während der Coronakrise oder von Ansätzen, wie man das Feuer und die Verliebtheit des Anfangs aufrechterhält. Wer weiß schon, was die Zukunft bringt? Ich freue mich darauf.