Als ich heute Nacht deine Zahnbürste in meinem Zahnputzbecher sah, legte sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Deine Zahnbürste neben meiner. Sie sahen aus, als gehörten sie zusammen. In diesem Moment zogen Bilder an mir vorbei, wie du in meiner Tür standst, mit dem großen Koffer in der Hand. Du hattest deinen Wohnungsschlüssel vergessen und ich dich spontan zu mir eingeladen. Wie lange wir uns schon kennen? Lass es einen Monat sein.
Deine Stimme erkannte ich sofort wieder, sie fühlte sich so vertraut an. Oft hatte ich deine Stimme hier gehört, nur leider fehlte mir der Rest dazu. Nun standen sie vor mir, die 100%. 100% DU! Es tut mir leid, dass ich dir direkt um den Hals gefallen bin, aber ich hatte dir gesagt, dass ich vorher ahnte, worauf wir uns da einließen.
Es fühlte sich an, als wärst du schon immer da gewesen. Und so dauerte es nicht lang, bis ich in deinen Armen versank. Geborgenheit ist wohl der richtige Ausdruck für dieses Gefühl, welches sich in mir breit machte. Ich konnte loslassen, mich fallen lassen. In deinen Armen fühle ich mich leicht, so als könnte mir kein Mensch dieser Welt etwas anhaben.
Es gibt Menschen, denen wir uns nur zaghaft nähern, bei denen es eine gewisse Distanz zu überwinden gilt. Anders bei uns, 100% Nähe und Vertrautheit.
Wenn meine Hand in eine andere greift, fühle ich direkt eine Verbundenheit. Das ist für mich bei jedem Mann, mit dem ich näher zu tun habe, ein besonderer Augenblick. Es erzeugt einen Moment, in dem ich sehr schnell definieren kann, ob ich mit dem Gegenüber „Hand in Hand“ durchs Leben gehen könnte. Mit dir fühlte es sich selbstverständlich an, gewohnt und vertraut. Stundenlang könnte ich auf deiner Brust liegen, deinem Herzschlag lauschen und die starken Arme um mich spüren.
Als du gingst, konnte ich nicht von dir lassen, hielt dich fest. Das Letzte, was ich von dir sah, war deine Hand, wie sie hinter der Tür verschwand. Nun stand ich da, allein. Die Geborgenheit verflogen, schon nach Sekunden schmerzlich vermissend.
Als ich ins Bad ging, fehlte deine Zahnbürste. Es war mal wieder Glück auf Raten. „Lass uns die kurze Zeit, die wir haben, einfach genießen“, hast du gesagt, aber es zerreißt mir das Herz, meine Zahnbürste wieder so einsam zu sehen.