Schmerzensgeld – Geld gegen Angst?

  Als ich vorhin aufstand, fasste ich mir erstmal an den Kopf. War das gestern wirklich passiert? Habe ich nicht nur sehr komische Dinge geträumt? Ich zwang mich aus dem Bett und überprüfte, ob das was ich da Nachts erlebt haben soll, wirklich stattgefunden hatte. Als ich den 100€ Schein aus meiner Tasche zog, war mir klar, kein Traum, alles Realität!

Wie zum Teufel kommt ein 100€ Schein in meine Tasche? Ich kann die Momente, in denen ich einen solchen Geldschein in den Händen hielt, an einer Hand abzählen, bzw. an einem Finger! Aber beginnen wir mal von vorn.

Gestern gab es eine Ü25 Party in unserem Studentenclub. Das ist immer eine tolle Sache, da man dort erst gar nicht nach dem Alter fragen muss, da es niemanden unter 25 gibt. Gut angeheitert, ging es für meine Beste und mich auf die Tanzfläche. Unser Lieblingsbarkeeper mixte tolle Drinks und wir schwungen das Tanzbein. Relativ spät am Abend begrüßten wir einen Bekannten, den wir relativ regelmäßig auf den städtischen Partys antreffen. Er hatte zeitweise ein sehr enges Verhältnis zu meiner Besten. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten war, dass er an diesem Abend von seiner Freundin verlassen wurde. Dementsprechend war auch sein Alkoholpegel.

Er konnte nicht mehr richtig einschätzen, wieviel Distanz er meiner Freundin gegenüber zeigen sollte. Irgendwann griff er sie, und machte sich offensiv an sie heran. In meinen Augen war ihr das unangenehm, und ich versuchte dazwischen zu gehen. Zu Beginn funktionierte das ganz gut. Irgendwann schien ihm das jedoch zu bunt zu werden. Er packte mich an der Hüfte und zog mich durch den halben Club. Meine Abwehrversuche schlugen fehlt. Ich ruderte mit den Armen, versuchte ihn irgendwie mit Tritten zu erschwischen und bat ihn inständig, mich loszulassen. Aufgrund meiner Fluchtversuche, landete ich sehr unsaft an einer Wand und verzog schmerzvoll das Gesicht. Schnell lief ich zurück zu meiner Freundin. Direkt sprach mich ein anderer Typ an, ob alles okay wäre.

Hätte er nicht mal vorher eingreifen können? Er beobachtet, wie eine Frau gegen ihren Willen durch den Club gezerrt wird, aber tut nichts, damit es der Frau besser geht. Zumindest hat er im Nachhinein gefragt, besser als nichts.

Der Junge, aus dessen Fängen ich mich gerade befreite, erkundigte sich ebenfalls nach meinem Befinden. Als ich ihm klar machte, dass es mir weh tat, mit voller Wucht gegen einen Wand zu knallen, entschuldigte er sich nicht. Er zückte sein Portemonnaie und drückte mir einen Geldschein in die Hand. Es waren keine 5€, keine 10€, sondern 100€! Ich wusste nicht wie mir geschieht, aber ich steckte den Schein ein. Dass dem Herren Geld anscheinend sehr unwichtig war, tat er danach direkt noch einmal kund. Er griff sich einen 5€ Schein und zerriss ihn vor unseren Augen. Ich wusste nicht, was da bei ihm los war, aber ich war verstört.

Bevor er mit seinen großen Mengen an Geldscheinen noch ein Lagerfeuer anzünden würde, entschlossen wir uns zu gehen. Im Nachtbus angekommen, schrieb der anscheinend leicht reiche Kerl meiner Besten eine Nachricht. Er würde noch bei ihr vorbei kommen. Zu Beginn dachten wir an einen Scherz, und nahmen das nicht ernst. Als dann die zweite Nachricht kam, wurde uns doch etwas mulmig.

Bin gleich da!“ – hieß es. Okay, was tun wir nun? Ich bestand darauf, meine Beste nach Hause zu bringen für den Fall, dass der Kerl wirklich vor ihrer Tür stehen würde. Zuerst weigerte sie sich, aber sie konnte mir nicht verbieten, in die gleiche Richtung zu laufen. Vor ihrer Tür angekommen, waren wir beruhigt. Kein Kerl da. Doch wir freuten uns zu früh. In diesem Moment torkelte er um die Ecke und freute sich riesig, uns zu sehen. Wir beschlossen, zusammen noch ein Glas Wasser zu trinken, da der Kerl so betrunken war, dass er sonst vermutlich draußen umgefallen und erfroren wäre.

Wie betrunken er war, zeigte sich schnell. Meine Beste hat einen sehr lieben Kater, der natürlich direkt an der Tür stand. Der Kerl schnappte den Kater und trug ihn durch die Gegend. Allerdings nicht liebevoll, sondern eher brutal. Ich riss ihm den Kater aus den Armen, um Schlimmeres zu verhindern. Als hätte er nicht schon genug Geld verloren, begann er wiederholt Geldscheine auf dem Boden zu verteilen. Was ging da nur in seinem Hirn vor? Wir versuchten ihm verständlich zu machen, dass er sich ein Taxi rufen solle, da er nicht bleiben dürfte. Er versuchte alles, um sich zu drücken. Der Tiefpunkt wurde erreicht, als er sich im Garderobenschrank versteckte. Er schwankte so sehr, dass er sich nur mit Mühe und Not an der Tür festhalten konnte. Wehement pochten wir darauf, dass er endlich die Wohnung verlassen solle. Nachdem wir überprüft hatten, dass er auch Schuhe an hatte, setzten wir ihn vor die Tür.

Leider sahen wir nicht, dass er das Weite suchte. So wartete ich noch einige Minuten, bis ich mich selbst auf den Heimweg machte. Ich stand schlimme Ängste aus. Bei jedem Geräusch vermutete ich, dass er mir irgendwo auflauern würde. Ich drehte mich alle paar Meter um, damit ich sicher sein konnte, dass er nicht in der Nähe war. Zu Hause angekommen informierte mich meine Beste darüber, dass er  im Moment per klopfen und klingeln versuchte, wieder in ihre Wohnung zu kommen. Sie blieb standhaft und er ließ es irgendwann bleiben. Bis jetzt wissen wir nicht, ob er es heim geschafft hatte, oder auf irgendeiner Bank eingeschlafen war.

Wenn ich die 100€ nicht in meiner Tasche hätte, hätte ich das Ganze für einen bösen Traum gehalten.

Der übrig gebliebene Rest – Warum nach 4 Uhr einfach nichts mehr geht

Umso öfter man abends weggeht, desto mehr erschließen sich die „Regeln“ eines Club-Abends. Es gibt gewisse Abfolgen, die bei so fast jedem Abend auftreten. Besonders interessant ist die Bedeutung der Uhrzeit, bei dem was passiert bzw. passieren sollte.

Stellen wir uns mal einen typischen Club-Abend vor:

Die Party beginnt 23 Uhr. Man begibt sich natürlich nicht pünktlich dorthin, sondern erst kurz nach 0 Uhr. Normalerweise ist man auch dann noch relativ früh dran. Gestern allerdings war es auch 0 Uhr schon richtig voll auf der 90er Party in unserer´m Stammclub. Betritt man den Club, beginnt Phase 1:

Sehen und gesehen werden! Man besorgt sich ein Getränk an der Bar, checkt das Männer/Frauen Verhältnis ab und ordnet das Publikum ein wenig „Schubladenmäßig“ ein. Danach weiß man relativ genau, auf welchem Floor man sich bewegen sollte, um die größtmögliche Anzahl an potenziell interessanten Männern kennenzulernen.

Eine Besonderheit gibt es beim Betreten eines Clubs: Meistens lernt man genau die Menschen später kennen, die man am Eingang oder auch an der Garderobe zuerst sieht. Gestern zum Beispiel, ist mir an  der Garderobe direkt eine Gruppe Männer aufgefallen, die hinter uns stand. Diese Gruppe von Männern sahen wir den kompletten Abend, so als würden wir uns gegenseitig verfolgen. Der ein oder andere Flirt mit einem Herren aus dieser Gruppe war ebenfalls drin.

Hat man sich einen groben Überblick über das Publikum geschaffen, geht es weiter mit Phase 2:

Zwischen 2 und 3 Uhr geht es darum, sich potenzielle „Opfer“ zu suchen. Man konzentriert sich auf einige wenige Herren und versucht, diese im Blick zu behalten. Auch das taten wir gestern ordnungsgemäß. Da meine beste Freundin und ich auf ziemlich genau die gleiche Art Männer abfahren, ist das bei uns relativ einfach. Sieht eine von uns einen schönen Mann, reicht ein kurzes Nicken, und wir beide wissen Bescheid, welche Person gemeint ist.

Unser Interesse hing nun relativ schnell an zwei Herren, die im Eingangsbereich des Rock-Floors standen. Einer der beiden kam mir bekannt vor. Nach einigen Momenten dämmerte es mir. Das ist der Kerl, den ich vor knapp einem Jahr jeden Morgen im Zug angeschmachtet habe. Leider hatte er, zumindest damals, eine Freundin.

Die beiden Jungs begannen intensiv mit uns zu flirten. Dass ihr Alkoholpegel leider nicht mehr niedrig war, fiel uns direkt auf.

Als wir den Floor wechselten, riefen uns zwei Herren hinterher. Wir drehten um, und ließen uns in ein Gespräch verwickeln.

„Was machst du denn beruflich?“- fragte ich einen der beiden

„Ich bin Delfintrainer!“- antwortete er grinsend.

Was er nicht wusste war, dass wir diese Masche schon kannten. Es handelt sich um eine sogenannte „Pick Up“-Anmache. Davon halte ich absolut nichts! Wir durften genau diese Masche schon einmal in einem anderen Club erleben. Wer zum Teufel lässt sich auf so etwas ein? Wir nicht!

„Leider kennen wir schon einen Delfintrainer! Danke fürs Gespräch. Machs gut.“ -und wir zogen zurück auf den 90er Floor.

Man kann behaupten, dass wir die Zeit zwischen 2 und 3 Uhr gut genutzt haben. Einige Lächeln verteilt, schön viel getanzt. Unsere Schwächen zeigten sich erst in Phase 3:

Ab 3 Uhr beginnt das „Zuschlagen“. Die begonnen Flirts müssen beendet, oder zu einem Gespräch gebracht werden. Das gelang uns am Anfang auch ganz gut. Die beiden flirtwilligen Herren standen zufällig im Weg, und wir begannen ein Gespräch. Leider waren sie so betrunken, dass es kaum möglich war, sich mit ihnen zu unterhalten. Charakteristisch für das Gespräch war folgender Satz eines der Herren:

„Wer weiß, vielleicht kommt ja noch eine vorbei, die besser ist als ihr.“

Das war charakteristisch für diesen Abend. Die männlichen Gäste waren sehr flirtwillig. Allerdings waren sie es allen Frauen gegenüber. Als meine Freundin intensiv mit einem Herren an der Bar flirtete, wog ich mich schon in Sicherheit, dass der Abend einen positiven Ausgang für uns nehmen würde. Fünf Minuten später allerdings, konnte der Herr sich kaum mehr von einer Frau trennen, die zufällig vorbei kam. Düdüm, da war wohl eine besser!

Wenn bis 4 Uhr so wirklich gar nichts gegangen ist, dann kommt auch nichts mehr. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz! Wir tanzten nun ausgelassen im sich immer mehr leerenden Club. In den Ecken sammelten sich die knutschenden Paare, welche die Finger nicht voneinander lassen konnten.

So ein bisschen fühlt man sich wie der übrig gebliebene Rest, der niemanden abbekommen hat. In manchen Momenten habe ich noch ein wenig Mut zusammengenommen und den Herren, der mir schon an der Garderobe auffiel, angeflirtet. Er flirtete zurück, kam aber nicht auf die Idee, mal Hi zu sagen. Selbst aktiv zu werden, empfand ich in diesem Moment nicht als sonderlich erfolgsversprechend. Es war nun mal schon nach 4 Uhr, und wir wissen ja: Ungeschriebenes Gesetz 😉

Einen Vorteil haben solche Abende, ich habe genug Zeit um die Geschehnisse um mich herum zu analysieren. Schon während die letzten Lieder auf dem Floor ertönten, schrieb ich in Gedanken die ersten Zeilen dieses Textes. Man sagt ja, um eine Theorie zu bestätigen, muss man mehrere Praxistests durchführen.

Nichts leichter als das! Die nächsten Wochenenden sind vollgepackt mit nächtlichen Veranstaltungen, bei denen ich meine Theorie mehr als genug überprüfen kann.

Wer weiß, vielleicht kann man irgendwann von einer „Allgemeingültigkeit“ sprechen, wenn man auf die Uhr schaut und feststellt, dass allein aufgrund der Uhrzeit, nichts mehr gehen kann.

Wenn Wolverine die Zombie Polizistin korbt

Zu Beginn möchte ich Danke sagen! Danke für die lieben Nachrichten auf Facebook 🙂 Ich freue mich über jede einzelne Zeile!

Damit auch der liebe Helge (liebe Grüße an dieser Stelle) am Montag wieder etwas zum Lesen hat, habe ich mich dieses Wochenende leicht widerwillig von der Couch bewegt, und mich auf die Suche nach neuen Geschichten gemacht.

Halloween – dieses Fest spaltet mich. Eines muss ich gestehen: Ich habe schwache Nerven! Richtig schwache Nerven! Unter den 10min „The Ring“, welche ich im Kino gesehen habe (danach war Augen und Ohren zuhalten angesagt), leide ich bis heute. Ich bin schreckhaft und bekomme leicht Albträume. Dementsprechend ist meine Vorfreude auf den 31.10., jedes Jahr gering. Der positive Aspekt dieses „Festes“ ist allerdings, dass man sich verkleiden kann. Ich liiiieeebe Verkleidungen! Mottopartys sind für mich ein Grund viel, viel Geld für Dinge auszugeben, die ich danach nie wieder benötige. Wer trägt ein Kostüm auch zweimal?

In meinem lieblings Studentenclub war für den 30.10. eine Halloweenparty angekündigt. Was macht Jule? Amazon leer kaufen! Weiße Strumpfhose, Kunstblut, Zombie Kontaktlinsen….wenn schon, denn schon! Das Kostüm an sich, hing noch bei mir auf der Kleiderstange. Ursprünglich für eine „Lust und Sünde“-Party gekauft, aber dann doch nicht getragen. Passend zu meinem leichten Polizeifetisch, wurde ich zur sexy Zombie Polizistin. Das Kunstblut verteilte ich großzügig auf der weißen Strumpfhose und dem Kleidchen. Dazu passend ein paar Handschellen an den Gürtel gehängt, eine Polizeimütze aufgesetzt, und das Outfit stand. Die Kontaktlinsen waren ein richtiger Knaller! Ich verbrachte bestimmt 10 Minuten damit, mir per Spiegel selbst in die Augen zu schauen.

Auf dem Weg zur Party, waren meine Mitmenschen komischerweise etwas irritiert. Dabei fand ich gar nicht, dass ich so alienmäßig aussah 😉

Auf der Party angekommen bemerkte ich, dass ca. 50% der Gäste die gleichen Kontaktlinsen trugen…Gemeinheit! Umgeben von Zombies, Hexen und Vampiren, genoss ich einen leckeren Gin Fizz, während ich das Tanzbein schwang. Verkleidungen sind wirklich etwas tolles! Schmunzelnd betrachtete ich das rosa Einhorn neben mir. Nein, es war keine Frau! Es war ein Kerl, der sich als rosa Einhorn verkleidet hatte. Cooler Typ! Auch ein Pinguin wackelte zur Musik neben mir.

Ziemlich zu Beginn der Party, fiel mir ein Mann ins Auge. Ich hatte ihn schon häufiger gesehen und seinen „Hot-Faktor“ ausreichend festgestellt. Seine Verkleidung als Wolverine, erhöhte diesen Faktor nur noch. Wir schauten uns an und ich konnte mich sogar zu einem Lächeln durchringen.

Ab diesem Zeitpunkt tanzten wir mit Sicherheitsabstand, aber immer im Augenwinkel des Anderen. Aus Versehen stieß ich nach einer Zeit mit der Schulter an ihn. Er lächelte und rämpelte zurück. Dies verstand ich als Flirt und erwiderte mit einem Schubser. Nach mehrmaligem hin und her geschubse, schaute er plötzlich leicht verstört:

Eeeeeyyyy was solln das?“ – grimmig drehte er sich weg. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Hatte ich irgendetwas falsch verstanden? Anscheinend! Ich trat den Rückzug an, und schloss mich wieder meiner „Tanzgruppe“ an.

Zu Beginn der Party tanzte ich mich mit einer guten Freundin warm. Zu uns gesellten sich entfernte Bekannte. Irgendwann fand ich mich dann als einzige Frau in einer Runde Männer wieder. Anscheinend zog das Polizistinoutfit.

Ein Herr in dieser Truppe war einer der Barkeeper meiner Lieblingsbar. Wir kannten uns also vom Sehen und ab und zu quatschen. Wir tanzten eine Weile, bis er sich offensiv an mich heranmachte. Anscheinend waren die Handschellen an meinem Gürtel eine Einladung, etwas verbotenes zu tun. Angenehm war mir das nicht, fremde Hände an meinem Hintern, kann ich nicht leiden. Ich versuchte mich ein wenig aus der Truppe rauszutanzen, das klappte leider nur semi gut.

Zur Ablenkung setzte ich mich an die Bar und suchte das Gespräch mit einem der Barkeeper. Ich kannte den Herren von seinem Junggesellenabschied. Irgendwie war die Stimmung diesmal aber alles andere als gut zwischen uns. „Denk dran, wir hatten auch schon mal bessere Zeiten!“ – erinnerte ich ihn, als er mir widerwillig einen Gin Tonic zubereitete. Dass wir einige Monate vorher noch wild knutschend im selben Club standen, hatte er anscheinend verdrängt.

Als ich wieder zu meiner Truppe Männer zurückkehrte, wurde das Ganze leider nicht besser. Ich fühlte mich dauerhaft unwohl und beschloss, den Laden mehr oder weniger Polnisch zu verlassen.

Insgesamt ein toller Abend, viel getanzt, nett unterhalten. Gut, der Korb hätte nicht sein müssen, aber wer nicht will, der will nicht.

Dafür entschädigte mich der Samstag Abend. Madsen Konzert! Mega Stimmung, viele wunderschöne Menschen, tolle Freunde – so muss es sein! Ich bin immer noch leicht euphorisiert. Abgesehen davon, dass es in der Halle bestimmt 50 Grad waren, hat die Stimmung wirklich gekocht. Geile Show, tolle Songs, ein Traum!

Mit den Madsen möchte ich auch schließen. Lass die Musik an!

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And the winner takes it all

Urlaub, endlich Urlaub! Monate habe ich durchgearbeitet und mir diese zwei Wochen “Erholung” verdient. Hätte mir jemand vorher gesteckt, mit welchem Gefühl ich aus diesem Urlaub kommen würde, hätte ich wohlmöglich lieber weitergearbeitet. Aber von vorn.

Wochenende, 5 Sterne Hotel in Berlin und ein voller Partyplan. Auf eine bestimmte Rockparty freuten wir uns schon seit Wochen und widmeten uns schon Stunden vorher den Vorbereitungen.

Perfekt gestylt malten wir uns den Ablauf des Abends aus. Wir würden den Club betreten, die Blicke der Männer hingen sich an unsere Fersen, Augenpaare nur auf uns gerichtet. Der DJ hätte keine andere Möglichkeit, als unsere Lieblingslieder zu spielen. Wie in Trance würden wir zum Beat tanzen, unseren Wimpernaufschlag nur zum Flirt mit den schönsten Männern nutzen. Am anderen Ende des Clubs würde jede von uns den Mann ihrer Träume erspähen, ihm ein Lächeln  schenken und ihn Minuten später inkl. zweier Biere in der Hand auf der Tanzfläche treffen. Zu viert würden wir uns anlächeln in dem Wissen, dass wir kurz darauf wild knutschen in der Ecke stehen sollten. Mit neuen Handynummern in der Tasche, würden wir trunken vor Freude bei Sonnenschein den Club verlassen und glückselig ins Hotelbett fallen.

So der Plan. Leider hat die Realität auch noch ein Wörtchen mitzureden. Perfekt gestylt liefen wir an den Türstehern eines Berliner Rockclubs vorbei, schon von weitem hübsche Männer entdeckend. Reizüberflutung, Blicke nach rechts, Blicke nach links. Nehme ich den dort? Oder den? Oder vielleicht doch den da hinten? Inklusive der obligatorischen Turbo-Mate begutachtete ich die anderen Gäste und rang mich zu diesem frühen Zeitpunkt zu einigen Augenaufschlägen durch.

Dass zu so früher Stunde noch keine offensichtliche Reaktion zurückkam, war nicht weiter verwunderlich. Doch desto später der Abend wurde, umso komischer wurde mir. Als ich mit meiner Freundin den Tanzfloor wechselte, erblickte ich einen wunderschönen Mann. Tolle Augen, gut angezogen, richtig schnuckelig. Ich lächelte, er lächelte zurück, perfekt! Meine Blicke wichen, in der Hoffnung, dass er mir hinterher kommen würde. Kurz darauf drehte ich mich um, sah meine Freundin lächelnd. Sie flirtete offensiv mit diesem schicken Herrn. Ich fühlte, wie sich mein Magen zusammen zog. Was fällt ihm ein? Leicht geknickt, tanzte ich die schlechte Laune weg. Schon sah ich am anderen Ende des Floors einen weiteren schönen Mann. Ich behielt ihn im Augenwinkel, während ich mit meiner Freundin tanzte. Ab und zu lächelte ich ihm zu, versuchte verführerisch auszusehen. Obligatorisch fragte ich meine Freundin, ob sie denn aktuell jemanden zum Flirten hätte, nicht dass ich sie allein lassen müsste, um mich mit dem Herren zu unterhalten. „Da guck mal, der da hinten flirtet mich schon die ganze Zeit an!“ hörte ich sie sagen, während sie auf meinen Herren zeigte. WTF? Wir Mädels haben leider den gleichen Typ Mann auf den wir abfahren, aber so extrem habe ich das nie wahrgenommen. Es könnten 500 Männer in einem Club sein, wir würden uns genau den Gleichen aussuchen.

Ich überließ ihr den Mann. Was soll ich mit jemandem, der auf meine Freundin steht? So erging es mir noch einige Male an diesem Abend. Ich fühlte mich unbedeutend, klein und hässlich. In meinem Bauch hegte sich Groll, Wut, Enttäuschung. Schlimme Gedanken schossen mir durch den Kopf „Wenn die Männer wüssten, wie zickig sie sein kann, würden sie mich wählen.“ Ich hasste mich für diese Gedanken, meine Freundin bedeutet mir viel. Doch in diesen Momenten verfluchte ich sie. Sie machte mir wieder einmal bewusst, dass ich eben NICHT die Wahl habe, dass ich kämpfen muss, um einen Mann zu halten. Meine Gefühle zu diesem Zeitpunkt, kann ich kaum in Worte fassen. Ich fühlte mich wie in einer Seifenblase, in der ich laut um Hilfe schreie. Brüllend sehe ich die Menschen um mich herum teilnahmslos an mir vorbei ziehen. Hören sie mich nicht? Sie müssen doch merken, dass ich laut nach Hilfe rufe. Die Blase um mich herum füllt sich mit Energie, ich bebe, zittere am ganzen Körper. Ich will diese Blase platzen lassen, will dass die Welle der freigesetzten Energie die Menschen umschmeißt. Wieso hört mich denn keiner? Irgendjemand muss meine Schreie doch hören!

Aus Trotz ließ ich meine Blicke über den Tanzfloor schweifen und entdeckte einen Herrn, der allein auf einem Barhocker saß. Typ Hipster, eigentlich nicht meins. Insgesamt aber recht gutaussehend. Also Jule, wenn du heute noch was reißen willst, dir beweisen willst, dass du es doch kannst, dann ran! Jetzt! Attacke!

Neben ihm stehend begann ich ein Gespräch, unverfänglich aber direkt. Minuten später fanden wir uns knutschend auf der Tanzfläche wieder. Yes! Es geht noch! Lächelnd suchte ich nach meiner Freundin, meine Trophäe musste schließlich präsentiert werden.

Sie war gerade in ein Gespräch vertieft, mit Mr. Hot persönlich. Ok, will man ja nicht stören. Mein Hipster verabschiedete sich kurz darauf, es war schließlich schon spät. Nummern haben wir nicht getauscht, mehr als einen Namen habe ich nicht bekommen.

Alleine tanzend sprach mich ein Kumpel von Mr. Hot an, sturzbetrunken, aber besser als alleine tanzen. Er erzählte mir, dass Mr. Hot bei der Polizei arbeitet, und zufällig auch noch bei mir um die Ecke wohnt. Ich lief rot an, Wut machte sich in meinem Körper breit. Das wäre meiner gewesen, das wäre Schicksal gewesen. Ich halte nicht hinterm Berg damit, dass ich auf Polizisten abfahre. Ein Polizist, der zufällig bei mir um die Ecke wohnt. Ich dachte ich spinne! Knutschend stand meine Freundin nun mit MEINEM zukünftigen Freund in der Ecke. Mich zog es ebenfalls in eine Ecke, allerdings in eine andere. Heulen, einfach nur zum Heulen war mir zu Mute. Was soll das alles? Ich glaube an das Schicksal, aber was es mir damit sagen wollte, ist mir unklar. Meine Trophäe erschien mir nur noch wie ein Trostpreis. Ein Trostpreis für das Mitmachen bei einem Wettbewerb, bei dem der Gewinner schon fest stand. Am Ende steht nur fest:

And the winner takes it all

1 Jahr Single

1 Jahr Single sein. Dass mir das in meinem Leben noch einmal passieren könnte, wollte ich mir nicht ausmalen. 7 Jahre wog ich mich in Sicherheit, Traum von Heirat, Kindern, Familie. Vor genau einem Jahr, lies ich diesen Traum platzen. Das erste Mal so richtig auf eigenen Beinen stehen. Zu Beginn genoss ich es, tanzend durch die Wohnung zu springen, Zeug rumliegen zu lassen, nur zu kochen worauf ICH Lust hatte.

Auf der ersten Partynacht nach der Trennung warf ich gegen 2 Uhr den obligatorischen Blick auf die Bahnverbindungen nach Hause. Wie gewohnt war es, um die Zeit zu gehen, damit sich der Partner keine Sorgen machte. Es war ein Gefühl von Freiheit welches mich durchfuhr, als ich die Uhr wegsteckte und einfach weiterfeierte. Wann ich nach Hause kam, interessierte niemanden. Ob ich überhaupt nach Hause kam, interessierte niemanden.

Allein die Möglichkeit, dass ich theoretisch jemanden abschleppen konnte, brachte mich zum Grinsen. Es fühlte sich ein wenig so an, wie der Moment nach dem letzten Schultag: Frei! Man hat alle Möglichkeiten, nichts kann einen aufhalten! Beschwingt von meiner neuen Freiheit tanzte ich durch meinen Alltag, entdeckte immer wieder neue Vorteile am Single-Leben. Oft drehte ich die Musik so laut, dass mich die Nachbarn sicherlich nicht mehr singen hörten.

Meine Wandlung blieb nicht unbemerkt, meine Freundeskreis freute ich, dass ich nun endlich wieder „am Start“ war. Leider hielt diese euphorische Phase nicht lange an. Unter die tollen Momente, mischten sich immer mehr Momente der Einsamkeit. Irgendwann hatte ich oft genug in der Wohnung getanzt, oft genug Sachen rumliegen lassen, bin oft genug spät oder gar nicht nach Hause gekommen. Das Alleinsein wurde Alltag. Man gewöhnt sich ja bekanntlich an alles, aber an das Einsam sein, gewöhnte ich mich nie.

Es sind nicht die Momente, in denen man alleine auf der Couch sitzt. Es sind die Momente, in denen man gerne in einem Arm liegen würde, jemanden küssen möchte und das Gefühl haben will, geliebt zu werden.

Ich stelle mir das immer wie eine Art „Liebes-Akku“ vor. Umarmungen, Küsse, zusammen einschlafen laden diesen Akku auf. Umso intensiver die Bindung zum Gegenüber ist, desto schneller läd der Akku. In vielen Phasen meines SIngledaseins, war der Akku leer, bei 0%. Und manchmal hatte ich das Gefühl, ich müsste mein Herz so langsam abschalten, es hatte einfach keinen „Saft“ mehr.

Aus der Not heraus trifft man sich öfter mit neuen Männern, geht in Clubs in die Offensive. Hat man Erfolg, läd man seinen Liebesakku kurzweilig wieder auf. Eh man es sich versieht, ist der Akku aber wieder leer, und man beginnt erneut mit der Suche nach einer „Energiequelle“.

Die Suche nach einer „Energiequelle“ hat den Platz des „Single sein genießens“ eingenommen. Logischerweise genießt man die Momente des Flirtens, Eroberns, Abschleppens. Das sind aber nur kurze Augenblicke, die in Relation zum Alltag verschwindend gering sind.

Viele Rückschläge musste ich einstecken. Ablehnung, ausgenutzt werden, all das nagt am Glauben an die Liebe. Tief im Inneren habe ich sie aber nicht verloren, die Hoffnung. Hoffnung auf einen vollen Liebes-Akku, der regelmäßig wieder aufgeladen wird.

„Man gewöhnt sich an alles!“ – mittlerweile sogar an mein Singledasein. Es geht mir oft nicht sonderlich gut, aber ich komme mit mir zurecht.

Ich glaube man braucht diese vielen Hochs und Tiefs nach einer langen Beziehung. Oft bleibt man in der Beziehung etwas stehen in der persönlichen Entwicklung. Umso größer ist der Entwicklungsschub nach einer Trennung. Man arbeitet so vieles auf, Dinge die längst an der Reihe waren. Man wird mutiger, Unternehmungslustiger und nimmt das Leben wieder in die eigene Hand. Es gibt niemanden, der einen abhält, etwas zu tun. Man macht Fehler, und lernt daraus.

Selten habe ich mich in meiner Persönlichkeit so weiterentwickelt, wie in diesem einen SIngle-Jahr. Ich habe tolle Freunde gefunden und bestehende Freundschaften gefestigt. Ich habe mich selbst mehr gefunden und gelernt was ich brauche.

So sehr ich auch manchmal unter meinem Alleinsein leide, umso mehr sehe ich, dass es richtig war, mich dieser Aufgabe zu stellen.

Was einen nicht umbringt, macht einen Härter.

Junggesellenabschied die Zweite

Nachdem ich im vorherigen Artikel über einen Junggesellinnenabschied berichtet habe, gibt es der Gerechtigkeit halber einen Bericht von dem männlichen Gegenpart, dem Junggesellenabschied. Ein bisschen Gendern muss sein 😉

Es ist einige Wochen her. Ich stand mit meiner Besten und einer Bekannten vor meiner Lieblingsbar. Sommer, Sonne, Bierchen, Cocktail, ein typischer Freitagabend. Plötzlich lief eine Truppe Männer an uns vorbei. „Du, ich glaube der R. ist jetzt bei der Bundeswehr!“ – flüsterte ich zu meiner Freundin.

R. kenne ich schon seit knapp 10 Jahren. Er war der erste Mann, den ich auf unserer ersten Studentenparty sah. DJ in dem Club, der uns mit 16 Jahren so aufregend und erwachsen schien. Mit einer Kiste Bier stand er vor uns. Der Club war noch leer, wir waren überpünktlich. Soweit ich mich erinnere, spielte er auf unseren Wunsch Manu Chao- King of the Bongo. R. war schon damals ein hübscher Kerl! Lange schwärmte ich aus der Ferne, bis ich einige Jahre später gelegentlich das Gespräch suchte.

„Wenn wir beide mal zeitgleich Single sind, muss da was gehen!“ – versprachen wir uns nach 4 Tequila. Doch dieser Moment kam nie, vor ca. 5 Jahren verloren wir uns aus den Augen. Bis zu diesem Abend.

R. war natürlich nicht bei der Bundeswehr. Die Uniformierung war Teil des Junggesellenabschiedes eines Freundes. Süß sahen sie aus, bei 30 Grad Hitze im langen Bundeswehroutfit. Ob er mich wohl erkennen würde?`Auch ich werde nicht jünger.

Sein Freund S. war schon ziemlich betrunken. Die Jungs hatten es sich auf die Fahne geschrieben, ihm allerlei dämliche Aufgaben zu stellen, welche er als Rekrut ohne Murren zu erledigen hatte. Wichtigste Aufgabe: So viele Menschen wie möglich küssen!

Natürlich erkannte R. mich und schob die Männertruppe zu uns rüber. „Der Rekrut muss heute so viele Küsse sammeln, wie möglich!“ – lallten sie uns entgegen. Man gibt sich ja gerne her für die Sache! Abgesehen davon, war S. eine Sahneschnitte, logisch, dass der vom Markt geklaut wurde. So ging es nun die Reihe rum, Kuss 1, Kuss 2…bis er bei mir ankam. Die vorher Geküssten wurden mit einem relativ kurzen Schmatzer bedacht, mir hingegen drückte er einen längeren Kuss auf. Dies wurde natürlich direkt von der Mannschaft bemerkt. Unter starkem Gruppenzwang, ergab ich mich und stimmte einer Wiederholung zu. Die Sekunden wurden gezählt, wie lange halten wir beide diesen Kuss aus? Ziemlich lange 😉

Noch leicht beeindruckt vom Kuss, beschloss die Truppe, weiterzuziehen. Ob wir mitkommen würden, stand zur Debatte. Schlussendlich war ich die Einzige, die den Weg in den nächsten Club mit den Herren antrat. Auf halber Strecke wurde eine Pause eingelegt. Ich überlegte kurz, ob die ganze Sache eine gute Idee war. Um mich zu überzeugen, hob mich der zukünftige Bräutigam auf seine Schultern und ließ mir keine andere Wahl.

Aus den spaßigen Küssen wurde lange, intensive Knutschereien. Auf offener Straße. Wenn das die Zukünftige gesehen hätte.

Der Weg zum Club führte an einem Park vorbei. Dieser Park ist nachts geschlossen, aber gelegentlich ist das ein oder andere Tor offen. Als ich ein offenes Tor entdeckte, schnappte ich mir den DJ R. und versicherte der Truppe, dass wir uns im Club treffen würden.

Stockdunkel war es im Park. Ich klammerte mich vor Angst an R.

Wieso nie etwas aus uns geworden war, fragte ich und erhielt leider keine befriedigende Antwort.

Plötzlich stand ich in seinem Arm, schaute ihm in die Augen und konnte nicht anders, als ihn endlich zu küssen.

10 verdammte Jahre habe ich darauf gewartet! R. hat eine Freundin, was er mir vorher noch nicht ernsthaft mitgeteilt hatte. Ein Kuss ist kein Kuss und wir dachten „Es ist schon schlimm genug, dann wenigstens ein bisschen genießen“.

Am Club angekommen versprach R., mich später nach Hause zu begleiten, wenn schon, denn schon! Es war mir klar, dass dies nicht passieren würde.

Eine Stunde später lief ich allein zum Bus, R. war nicht mehr auffindbar. An der Bushaltestelle saß der zukünftige Bräutigam, deutlich gezeichnet von der Nacht. Er drückte mir einen letzten Kuss auf und sagte: „Du bist die letzte Frau mit der ich das getan habe, abgesehen von meiner Frau“.

Es wirkte so endgültig. Er lächelte und ich wusste, der hat seine Traumfrau gefunden!