Sind „dumme“ Menschen glücklicher, als intelligente?

„Weißt du eigentlich, dass dumme Menschen tendenziell glücklicher sind als intelligente?“, eröffnete mir ein Freund, während wir in der Speisekarte eines Restaurants blätterten. Dieser Satz brachte mich mit sofortiger Wirkung aus dem Konzept, so dass ich nur noch zwischen den Seiten blätterte, ohne auch nur ein Gericht auf der Karte zu lesen. Der Klang der sich bewegenden Seiten, half mir beim Nachdenken. Hatte die Intelligenz eines Menschen wirklich mit seinem Glücksempfinden zu tun? Waren es die „einfachen“ Menschen, die mir mit einem Lächeln entgegen kamen, währenddessen die  Bildungselite ein grimmiges Gesicht aufsetzte? So ganz unrecht hatte mein Kumpel nicht, bemerkte ich. „Was darf ich ihnen bringen?“, unterbrach der Kellner meine Gedanken schlagartig und holte mich wieder auf den Boden der Realität zurück. „Intelligente Menschen denken viel mehr nach. Sie zerdenken die Dinge so lange bis sie etwas gefunden haben, was ihnen nicht passt.“, fügte mein Kumpel hinzu. Hm, dachte ich, ist schon irgendwie was dran.

Gerade was die Liebe anbelangt, haben es gefühlt die Akademiker schwerer. Bevor überhaupt in Erwägung gezogen wird eine Beziehung aufzubauen, werden Pläne durchdacht, Abwägungen getroffen und Treffen ausgewertet. Da kann stundenlang darüber philosophiert werden ob, und wie sehr man nun verliebt sei. Die wenigsten verlassen sich auf ihr Bauchgefühl, wenn es ums Kennenlernen geht. Es hat eher etwas mit Vernunft zu tun, wenn intelligente Menschen eine Beziehung eingehen. Dabei sollte eine Anbandlung doch locker und entspannt vor sich gehen. Einfach mal auf sich zukommen lassen, ist die Ideallösung. Aber das können nur die Menschen, die eine rosarote Brille zulassen. Dies erfordert eine gewisse Naivität. „Vielleicht hat es bei dir deswegen so lange nicht geklappt, weil du die rosarote Brille zerdacht hast.“. Ohne rosarote Brille wird man direkt mit dem vollen Paket „Mensch“ konfrontiert. Da fehlt einfach der Filter, der ein Paar am Anfang denken lässt, den perfekten Partner gefunden zu haben. Man kann sie sich eben doch nicht herbeidenken, die Schmetterlinge im Bauch. Was die Liebe anbetrifft, bin ich anderer Meinung. Die lässt sich sehr wohl „herbeidenken“, da gehört viel Vernunft und Wille dazu.

Intelligenz hat meiner Meinung nach auch einen großen Einfluss auf das Sexualleben. Unter vorgehaltener Hand sagt man ja gern „Dumm fickt gut!“. Auch das hat damit zu tun, dass weniger intelligente Menschen ihren Kopf viel besser ausschalten können. Sie lassen die Eindrücke auf sich wirken, ohne sich unnötig das Hirn darüber zu zermatern, was gerade falsch laufen könnte. Gerade sexuell gesehen, kommt es bei Akademikerpaaren öfter dazu, dass sie sich als Paar nicht mehr genügen. „Wenn man sich die Leute in Swingerclubs so anschaut, fast nur studierte Menschen!“, gestand mir mein Kumpel. Das war neu für mich. Da ich mich nicht in solchen Lokalitäten aufhalte, fehlte mir einfach die Erfahrung. Logisch erklären, konnte ich es mir jedoch trotzdem. Ist der geistige Horizont weiter, als bei anderen Menschen, braucht es auch andere Dinge, um glücklich zu werden. Die Ansprüche sind höher, die Erfahrungen müssen spannender sein. Man gibt sich nicht so einfach zufrieden mit dem, was man hat.

Womit ich allerdings Erfahrung habe, ist das Thema Alkohol. Ob man es glaubt oder nicht, intelligente Menschen trinken tendenziell mehr Alkohol als weniger intelligente. Sie werden nicht so schnell zum Alkoholiker, aber wenn es mal zur Sache geht, dann richtig. Ich schließe mich da nicht aus! Alkohol ist eine der besten Methoden, um das Hirn  etwas ruhig zu stellen. Einfach mal die Gedankenmaschine ausmachen und den Moment genießen. Ich genieße es, diese Möglichkeit der Entspannung zu haben. Doch die Ursachen der Gedankenspirale löst auch der Alkohol nicht, zumindest nicht dauerhaft. Es sind kleine Momente, die einen so manchen „einfachen“ Menschen beneiden lassen.

Ich wüsste manchmal gern, wie es sich anfühlt, sich nicht über jede Kleinigkeit Gedanken zu machen. Die Welt mal so zu nehmen, wie sie ist. Vielleicht hat man dann weniger Sorgen und Nöte? Vielleicht geht man dann ohne Taktiken und Hintergedanken vor? Das Leben könnte so einfach sein! Ich würde mir damit so einiges an Kummer ersparen, glaube ich. Einfach mal glücklich sein, ohne „wenn“, ohne „aber“.

Abwesend starrte ich auf den bestellten Salat, der vor meiner Nase stand. „Und, bist du glücklich?“, fragte mein Gegenüber. „Ja! Aber….“

„Vielleicht muss es einfach einen Knall geben“

„Vielleicht muss es einfach einen Knall geben“, das sagte der von mir sehr geschätzte Autor Michael Nast heute morgen in einem Interview des Frühstücksfernsehens. Worum ging es? „Generation Beziehungsunfähig“ und der Weg aus dieser Sackgasse. Wie finden wir wieder zu unserem „wahren“ ICH, dem ICH ohne Instagram Filter, ohne „Ich war übrigens schon hier und dort, bin super wichtig und dabei auch noch gutaussehend“? Fehlen uns Erfahrungen, die uns auf den Boden der Tatsachen zurück holen?

Ja! Ich kann das nur bestätigen. Ich war 7 Jahre in einer Beziehung, mehr oder weniger glücklich würde ich meinen. Das wäre ich bis heute, wenn es nicht diesen einen Menschen gegeben hätte, der mein „Knall“ war. Wird einem bewusst, wie endlich das Leben ist, wie zerbrechlich Glück und Zufriedenheit sind, denkt man um. Man stellt in Frage, findet Antworten. Diese Antworten passen oft nicht zur Lebensplanung, sie werfen über einen Haufen, was man vor Minuten noch als fest verwurzelt ansah. Seine Wucht bringt dich zum Wanken, wirft dich vielleicht auch um, aber wenn du aufstehst, siehst du die Welt mit anderen Augen.

Mein „Knall“ machte mich zum Single. Er sorgte dafür, dass ich mein Leben wieder in die Hand nahm. Dafür bin ich sehr dankbar. Wenn ein „Knall“ einen zum Single machen kann, dann muss das doch auch andersrum gehen. Es muss bei den anderen „Beziehungsunfähigen“ passieren, dieses eine Ereignis, welches die Lebenseinstellung verändert. Vielleicht könnten sie sich für etwas Neues öffnen, andere Menschen von einer anderen Seite betrachten.

Wie spannend wäre es, diesen „Knall“ wirklich hören zu können. Wir würden durch die Straßen laufen, gegenüber hören wir einen lauten „Rumms“, drehen uns um und lächeln. Wieder jemand, der bereit für etwas Neues ist, eine Beziehung, einen neuen Job, eine andere Lebensweise. Ich würde es am liebsten ständig knallen hören, wenn ich durch Berlin laufe. Es würde ein Rhythmus entstehen, der Rhythmus der Veränderung. Und wir würden tanzen, nicht jeder für sich, alle zusammen, individuell und doch synchron. Am Ende sitzen wir in einem Boot und wie sagte Michael so schön, eigentlich wollen wir doch alle das Gleiche 🙂

Denn es wäre nicht so wie es ist, wäre es damals nicht gewesen wie es war

Was bleibt von mir, wenn ich morgen plötzlich nicht mehr aufwache? Abgesehen von vielen digitalen Worten und Bildchen wäre das nicht viel, vermute ich. Was ich nicht weiß ist, welche Spuren ich im Leben der Anderen hinterlassen habe.  Erinnert sich überhaupt noch jemand an mich, wenn ich nicht regelmäßig etwas auf Facebook poste?

Es geht nicht nur darum was bleibt wenn wir physisch nicht mehr sind, sondern auch was passiert, wenn wir jemanden verlassen. Das ist ja nicht Deckel zu, Affe tot, denn nie geht man so ganz, zumindest nicht aus den Köpfen. Auch wenn es so schön heißt „Man sieht sich immer zweimal im Leben“, können wir nie sicher sein, dass wir eine zweite Chance bekommen. Was uns meist nicht bewusst ist: Wir bleiben in den Erinnerungen vieler Personen, auch wenn wir diese vielleicht nur einmal kurz trafen. Es gibt Begegnungen, die verändern Leben, manchmal das Eigene, manchmal das der Anderen. Warum nehmen wir das nicht wahr? Veränderungen erkennen wir am besten in uns selbst, oft nicht einmal das. Es müssen keine großen Dinge sein. Es können Zitate sein, die wir von einem anderen Menschen hören und diese ein ganzes Leben mit uns herumtragen. Sätze vor die wir zu Beginn „XY hat immer gesagt..“ setzten, werden irgendwann zu unseren eigenen. Mir persönlich wird leider erst nach einer gewissen Zeit bewusst, wie sehr mich manche Menschen doch geprägt haben. Ich habe Rituale übernommen, Eigenheiten adaptiert und teilweise sogar meine Vorlieben so weit verändert, dass ich mich in einigen Momenten gar nicht wiedererkenne.

Manchmal reicht eine kleine Tat aus, dass wir uns an einen Menschen ein Leben lang erinnern

Oft sind es Gefühle die ein Mensch in uns weckt, und die ein Leben lang in uns verwurzelt bleiben. Der erste richtige Herzschmerz, das Gefühl beschützt zu werden. Das sind nur Beispiele für Emotionen die ich mit bestimmten Menschen verbinde und die sich dadurch in mein Hirn eingebrannt haben. Leider teilen wir diesen besonderen Personen in unserem Leben viel zu selten mit, was sie in uns ausgelöst haben. Wir sollten uns bei ihnen bedanken. Bedanken bei den Menschen, die uns motiviert haben Dinge zu tun, die wir ohne sie nicht in Angriff genommen hätten. Bedanken für die Lebenserfahrungen, die sie uns beschert haben, seien sie positiv oder negativ. Diese Menschen sollten wissen welchen wichtigen Stellenwert sie in unserem Leben haben. Es kann eine Kleinigkeit sein, die wir nicht vergessen können. Eine Tat reicht manchmal aus, damit wir uns ein Leben lang an einen Menschen erinnern.

Sagt Danke

Ich habe mir vorgenommen viel öfter für solche Kleinigkeiten Danke zu sagen. Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht euch bei jemandem zu bedanken, der euch sehr weh getan hat? Was im ersten Moment dämlich erscheint, ist auf den zweiten Blick mehr als sinnvoll. „Denn es wäre nicht so wie es ist, wäre es damals nicht gewesen wie es war…„, schrieb einmal ein Freund, mit dem ich mich sehr verbunden fühle. Und er hatte Recht. Auch wenn wir uns manchmal wünschen einen bestimmten Menschen nie kennengelernt zu haben, hat er uns doch dorthin gebracht, wo wir uns heute befinden. Ihr würdet zum Beispiel diese Worte nicht lesen, wenn mir vor zwei Jahren  mein kleines Herzchen nicht sprichwörtlich in 1000 Teile zerbrochen wäre.

Ein Appell: Denkt darüber nach, wer euch auf eurem Lebensweg beeinflusst und beeindruckt hat. Wer hat etwas in euch verändert? Und dann sagt danke! Am Ende bleibt nicht viel, aber die Gewissheit etwas in anderen Menschen zum Positiven verändert zu haben, ist wunderbar.