Der übrig gebliebene Rest – Warum nach 4 Uhr einfach nichts mehr geht

Umso öfter man abends weggeht, desto mehr erschließen sich die „Regeln“ eines Club-Abends. Es gibt gewisse Abfolgen, die bei so fast jedem Abend auftreten. Besonders interessant ist die Bedeutung der Uhrzeit, bei dem was passiert bzw. passieren sollte.

Stellen wir uns mal einen typischen Club-Abend vor:

Die Party beginnt 23 Uhr. Man begibt sich natürlich nicht pünktlich dorthin, sondern erst kurz nach 0 Uhr. Normalerweise ist man auch dann noch relativ früh dran. Gestern allerdings war es auch 0 Uhr schon richtig voll auf der 90er Party in unserer´m Stammclub. Betritt man den Club, beginnt Phase 1:

Sehen und gesehen werden! Man besorgt sich ein Getränk an der Bar, checkt das Männer/Frauen Verhältnis ab und ordnet das Publikum ein wenig „Schubladenmäßig“ ein. Danach weiß man relativ genau, auf welchem Floor man sich bewegen sollte, um die größtmögliche Anzahl an potenziell interessanten Männern kennenzulernen.

Eine Besonderheit gibt es beim Betreten eines Clubs: Meistens lernt man genau die Menschen später kennen, die man am Eingang oder auch an der Garderobe zuerst sieht. Gestern zum Beispiel, ist mir an  der Garderobe direkt eine Gruppe Männer aufgefallen, die hinter uns stand. Diese Gruppe von Männern sahen wir den kompletten Abend, so als würden wir uns gegenseitig verfolgen. Der ein oder andere Flirt mit einem Herren aus dieser Gruppe war ebenfalls drin.

Hat man sich einen groben Überblick über das Publikum geschaffen, geht es weiter mit Phase 2:

Zwischen 2 und 3 Uhr geht es darum, sich potenzielle „Opfer“ zu suchen. Man konzentriert sich auf einige wenige Herren und versucht, diese im Blick zu behalten. Auch das taten wir gestern ordnungsgemäß. Da meine beste Freundin und ich auf ziemlich genau die gleiche Art Männer abfahren, ist das bei uns relativ einfach. Sieht eine von uns einen schönen Mann, reicht ein kurzes Nicken, und wir beide wissen Bescheid, welche Person gemeint ist.

Unser Interesse hing nun relativ schnell an zwei Herren, die im Eingangsbereich des Rock-Floors standen. Einer der beiden kam mir bekannt vor. Nach einigen Momenten dämmerte es mir. Das ist der Kerl, den ich vor knapp einem Jahr jeden Morgen im Zug angeschmachtet habe. Leider hatte er, zumindest damals, eine Freundin.

Die beiden Jungs begannen intensiv mit uns zu flirten. Dass ihr Alkoholpegel leider nicht mehr niedrig war, fiel uns direkt auf.

Als wir den Floor wechselten, riefen uns zwei Herren hinterher. Wir drehten um, und ließen uns in ein Gespräch verwickeln.

„Was machst du denn beruflich?“- fragte ich einen der beiden

„Ich bin Delfintrainer!“- antwortete er grinsend.

Was er nicht wusste war, dass wir diese Masche schon kannten. Es handelt sich um eine sogenannte „Pick Up“-Anmache. Davon halte ich absolut nichts! Wir durften genau diese Masche schon einmal in einem anderen Club erleben. Wer zum Teufel lässt sich auf so etwas ein? Wir nicht!

„Leider kennen wir schon einen Delfintrainer! Danke fürs Gespräch. Machs gut.“ -und wir zogen zurück auf den 90er Floor.

Man kann behaupten, dass wir die Zeit zwischen 2 und 3 Uhr gut genutzt haben. Einige Lächeln verteilt, schön viel getanzt. Unsere Schwächen zeigten sich erst in Phase 3:

Ab 3 Uhr beginnt das „Zuschlagen“. Die begonnen Flirts müssen beendet, oder zu einem Gespräch gebracht werden. Das gelang uns am Anfang auch ganz gut. Die beiden flirtwilligen Herren standen zufällig im Weg, und wir begannen ein Gespräch. Leider waren sie so betrunken, dass es kaum möglich war, sich mit ihnen zu unterhalten. Charakteristisch für das Gespräch war folgender Satz eines der Herren:

„Wer weiß, vielleicht kommt ja noch eine vorbei, die besser ist als ihr.“

Das war charakteristisch für diesen Abend. Die männlichen Gäste waren sehr flirtwillig. Allerdings waren sie es allen Frauen gegenüber. Als meine Freundin intensiv mit einem Herren an der Bar flirtete, wog ich mich schon in Sicherheit, dass der Abend einen positiven Ausgang für uns nehmen würde. Fünf Minuten später allerdings, konnte der Herr sich kaum mehr von einer Frau trennen, die zufällig vorbei kam. Düdüm, da war wohl eine besser!

Wenn bis 4 Uhr so wirklich gar nichts gegangen ist, dann kommt auch nichts mehr. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz! Wir tanzten nun ausgelassen im sich immer mehr leerenden Club. In den Ecken sammelten sich die knutschenden Paare, welche die Finger nicht voneinander lassen konnten.

So ein bisschen fühlt man sich wie der übrig gebliebene Rest, der niemanden abbekommen hat. In manchen Momenten habe ich noch ein wenig Mut zusammengenommen und den Herren, der mir schon an der Garderobe auffiel, angeflirtet. Er flirtete zurück, kam aber nicht auf die Idee, mal Hi zu sagen. Selbst aktiv zu werden, empfand ich in diesem Moment nicht als sonderlich erfolgsversprechend. Es war nun mal schon nach 4 Uhr, und wir wissen ja: Ungeschriebenes Gesetz 😉

Einen Vorteil haben solche Abende, ich habe genug Zeit um die Geschehnisse um mich herum zu analysieren. Schon während die letzten Lieder auf dem Floor ertönten, schrieb ich in Gedanken die ersten Zeilen dieses Textes. Man sagt ja, um eine Theorie zu bestätigen, muss man mehrere Praxistests durchführen.

Nichts leichter als das! Die nächsten Wochenenden sind vollgepackt mit nächtlichen Veranstaltungen, bei denen ich meine Theorie mehr als genug überprüfen kann.

Wer weiß, vielleicht kann man irgendwann von einer „Allgemeingültigkeit“ sprechen, wenn man auf die Uhr schaut und feststellt, dass allein aufgrund der Uhrzeit, nichts mehr gehen kann.

„Was wird denn jetzt aus uns?“

Zu lange kein Date zu haben, ist auch nicht gut! Ich beginne dann sehr gerne wieder mit der Träumerei, mit der Hoffnung, dass da jemand kommen mag, der meine teils nicht so positive Meinung über Männer verändert. So meldete ich mich wie berichtet vor Kurzem wieder bei tinder an.

Dort lernte ich A. kennen. Ein hübscher Mann aus meiner Gegend. Dazu auch noch Polizist. Da blieb mir nichts anderes übrig, als mich kurzfristig mit diesem Mann zu verabreden. Wir trafen uns auf den späten Abend in einer Bar, um ungezwungen festzustellen, ob wir uns sympathisch sind.

Lief auch meiner Ansicht nach richtig gut! Gemeinsame Interessen, wir haben viel gelacht, Schweigepausen gab es selten. Als sich unsere Zeit dem Ende näherte, kippte das Ganze.

Was wird denn jetzt aus uns?“ – fragte er mich interessiert.

Wie, was wird jetzt aus uns? Ich war leicht überfordert.

Heiraten und Kinder!“ – entgegnete ich scherzhaft.

Na gehen wir jetzt noch zu dir, oder nicht?“ – erwiderte er ungeduldig.

Ich stelle mir gerade vor, wie mein Gesicht ausgesehen haben muss: Kinnlade nach unten, Atem anhaltend und ziemlich dämlich aus der Wäsche guckend.

Verwirrt versuchte ich, die Situation klarzustellen. Klarzustellen, dass ich nur einen Tee trinken wollte, ein kurzes Kennenlernen, nichts weiter. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie er die Kellnerin heran winkte, um die Rechnung zu verlangen.

Das hat schon etwas von Prostitution, was du da vor hattest. Meinst du nicht?“ – konnte ich mir nicht verkneifen. Aber ganz ehrlich, entspricht das nicht der Wahrheit? Man trifft sich mit einer Frau, redet kurz, und ab gehts. Einziger „Fehler“ an der Situation war, dass wir keinen Preis verhandelt haben. Nicht mal den Tee hat er bezahlt. Hätte ich da mitgemacht, wäre das im wahrsten Sinne des Wortes „billig“ gewesen!

Ich fühlte mich nicht wertgeschätzt. Ich fühlte mich wie ein Objekt, bei dem kein Charakter zählt, sondern nur der Fakt, ob ich mich kurzfristig auf einen One Night Stand einlassen würde.

Läuft das nicht so über tinder?“ – fragte er mich leicht wütend. Nein! tinder ist doch keine App, mit der man sich die Kosten für eine Prostituierte sparen kann. Natürlich kann es sein, dass am Ende ein One Night Stand raus kommt, aber doch bitte nicht nach einer Stunde oberflächlichen Quatschens!

Als ich nach Hause ging, steckte mir der Schock noch in den Knochen. Ich habe ja schon einiges auf Dates erlebt, aber das war mir neu!

In meiner „Gutmensch-Denke“ versuchte ich, das nicht so eng zu sehen. Vielleicht haben wir uns einfach missverstanden? Vielleicht war ihm nicht bewusst, um was es geht? Eine Nacht drüber schlafen und dann vielleicht noch mal ein klärendes Gespräch anvisieren.

Mit diesem Gedanken ging ich ins Bett und hoffte, den Abend schnellstmöglich zu vergessen.

Am nächsten Morgen dachte ich in meinem Eifer, dass ich dem Herren doch eine Nachricht schreiben könne. Ganz unverbindlich: „Hey, bist du gut heim gekommen? Blöd gelaufen gestern. Wollen wir noch mal drüber reden?“

Doch das blieb Theorie. Der Herr hatte mich geblockt! Ich dachte ich werd nicht mehr! Er hat aktiv die Kommunikationsmöglichkeit unterbrochen. Was geht denn bitte in ihm vor?

„Die will nicht direkt vögeln, also ist sie es nicht wert, meine Zeit zu stehlen?“

Schon mal was von Menschlichkeit oder Respekt gehört? Anscheinend nicht! In solchen Momenten würde ich mir gerne mal einen Stellvertreter der Spezies Mann schnappen,  ihn anbrüllen und ihm blaue Flecken zufügen. Das passt alles nicht zu meinem Menschenbild.

Warum ich Männer liebe

Ab und zu liken meine Freunde auf Facebook etwas fragwürdige Artikel. In diesem Fall handelt es sich um einen Artikel mit dem Titel: „Männer: Die tollsten Menschen der Welt“ (http://www.maennerseite.net/mannernews/maenner-tollsten-menschen-welt/). Allein als ich die Überschrift las, juckte es mir schon in den Fingern, mal meine Meinung dazu zu äußern. An sich empfinde ich es als toll, dass mal vom Männerbashing abgesehen wird, und man sich auf die Vorzüge des starken Geschlechts konzentriert.

„Die meisten Männer besitzen eine Bohrmaschine und freuen sich, wenn sie sie auspacken und benutzen können.“ – schreibt die Autorin als zweiten Punkt ihrer Liste. Hm, ich besitze auch eine Bohrmaschine, welche ich gerne mal auspacke und benutze, einfach weil die Regale ja irgendwie an die Wand müssen. Ist das ein Grund, wieso wir Männer lieben? Es ist eher ein Grund, wieso es gut ist, einen männlichen Nachbarn mit Bohrmaschine zu haben. Die kann man super ausleihen!

“Man kann Männern immer Autos zum Spielen schenken, egal, ob sie zwei oder 80 Jahre alt sind. Und man landet damit immer einen Treffer.” – Ist der 3. Punkt auf der Liste. Im Ernst? Ich habe noch nie versucht, einem Mann einen Spielzeug-Trabbi zu schenken, aber ich sollte es versuchen. Garantiert ein Treffer! Und auch schön günstig, da wird er mir zu Füßen liegen, der Mann meiner Träume. Ich stelle mir das gerade vor, wie ein Mann zu Weihnachten ein kleines Playmobil Auto auspackt. Er wird Tränen in den Augen haben, aber vor Freude? Nun ja, Ansichtssache.

„Männer können (fast) immer. Wenn ich also wuschig werde muss ich mich nicht erst fragen, ob gerade der richtige Zeitpunkt für Bettspielchen sein könnte. Denn der ist eigentlich immer.“ – bei Punkt 4 ging mir wirklich sprichwörtlich gesagt der Hut hoch! Wie kann man Männer so stigmatisieren? Als „immer Sex haben wollende-Wesen“. Nach meiner Erfahrung ist das nämlich überhaupt nicht so. Auch Männer fühlen sich mal nicht gut, sind traurig oder haben Stress im Job. Und vor allem macht es nicht einfach „puff“ und voila, da sind sie. Haben Männer nicht das Recht, mal nicht zu wollen? Oder auch mal nicht zu können? Wer erwartet, dass ein Mann allzeitbereit ist? Die Autorin dieser „Warum liebe ich Männer“ – Liste anscheinend schon.

„Männer haben viel mehr Ahnung von Technik als ich. Ein eingefrorener Bildschirm am PC? Ein Staubsauger, der nicht mehr saugt? Alles kein Problem für euch.“ – der letzte Punkt dieser Liste, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Sie stigmatisiert die Frauen als kleine Dummchen, die lieber die Finger von Technik lassen. Ich arbeite selbst in der IT und möchte behaupten, dass viele Männer hilfloser sind als ich, wenn etwas nicht so funktioniert, wie sie es gerne hätten.

Alles in allem, finde ich diese Liste viel zu oberflächlich, zu beliebig. Es gibt viel mehr, viel schönere Dinge, die Männer zu tollen Wesen machen. Vielleicht können sich die weiblichen Leser eher mit dieser Liste anfreunden:

  1. Ich liebe ihre starken Arme, die mich festhalten, wenn ich mich verloren fühle. Sie geben mir das Gefühl, dass mir nichts passieren kann, dass sie da sind und mich beschützen.
  2. Ich liebe ihre Wärme. Mit einem Mann an meiner Seite, muss ich nie frieren. Sie geben mir ihre Jacke, ohne selbst zu frieren. Liegen sie im Winter neben mir, kann ich meine kalten Füße an ihre Beine schmiegen und gewärmt einschlafen.
  3. Ich liebe es, wie sie mir auf die Stirn küssen und mir so das Gefühl geben, etwas besonders wertvolles zu sein.
  4. Ich bewundere sie für ihre körperliche Stärke. Seitdem ich meinen Einkauf immer allein bis in den 5. Stock tragen muss, bewundere ich, wie Männer sogar volle Bierkästen ohne Mühe durch die Gegend schleppen.
  5. Ich bewundere sie für ihre Furchtlosigkeit. Sie drehen sich nicht regelmäßig um, wenn sie nachts alleine nach Hause gehen. Sie fühlen sich sicher, sind mutig und lassen sich nicht vom Weg abbringen.
  6. Ich liebe es, wenn sie mit ihren Kindern so wunderbar kreativ spielen. Ein Mann kann auch aus der kleinsten Kleinigkeit ein Abenteuer machen. Das können Frauen natürlich auch, aber Männer haben ihren eigenen, unverwechselbaren Stil.
  7. Ich liebe sie für ihre Entspanntheit. Wenn ich sie neben mir schlafen sehe, ähnelt das einem rundum glücklichen Baby.
  8. Ich liebe sie dafür, dass sie mich beschützen wollen, sich Sorgen um mich machen. Sie zeigen mir, dass ich zu ihnen gehöre.
  9. Ich liebe sie für ihre innere Ruhe. Viele Männer strahlen so viel Ruhe aus. Ruhe die mir fehlt. Ruhe die ich ungemein genieße.
  10. Ich bewundere Männer dafür, dass sie sich für ihre Familie aufopfern. Sie arbeiten auf Anschlag, damit Frau und Kind es gut haben. Sie streben nach Karriere, um ihre Liebsten abzusichern.

Das sind Dinge, die ich an Männern schätze. Es sind keine Oberflächlichkeiten, keine Bohrmaschinen, keine Autos, keine Belanglosigkeiten.

Männer sind unglaublich liebenswert! Leider sind sich viele Männer dessen nicht bewusst. Manche Eigenschaften sind einfach verloren gegangen. An alle Männer die das hier lesen: Werdet euch bewusst, wie toll ihr sein könnt! Und dann raus mit euch. Umarmt eine Frau mit euren starken Armen. Wärmt sie, damit sie nicht friert. Beschützt sie, damit sie keine Angst haben muss. Gebt ihr das Gefühl, etwas ganz besonderes zu sein! Denn dafür lieben wir euch.

Dieser Mann ist ein „Emotionaler Krüppel“

„Ich bin ein emotionaler Krüppel!“ – Diesen Satz höre ich in letzter Zeit vermehrt von den Herren, mit denen ich zu tun habe.

Ich lerne sie oberflächlich kennen, sehe ihre Stärken und ihre Schwächen. Umso tiefer ich in ihre Seele blicken darf, desto wertvoller und wundervoller erscheinen mir diese Männer. Manchmal schaue ich sie verträumt an, sehe sie lachen und denke mir: „Wenn du wüsstest, wie toll du bist! Wenn du wüsstest, was ich in dir sehe!“. Wird unsere Verbindung jedoch enger, suchen die Männer einen „Ausweg“, um sich nicht noch weiter öffnen zu müssen. „Ich bin ein emotionaler Krüppel, du kannst von mir nichts erwarten!“ – Eat that! Als Totschlagargument kann man das bezeichnen! Was will ich so einer Aussage entgegen stellen?“Nein, stimmt doch gar nicht!“ – hilft da wenig. Ich nehme es also hin.“Emotionaler Krüppel“ – diese Formulierung schwirrt mir so oft in meinem Kopf herum. Ich möchte sie für mich definieren, eine Erklärung finden, wie jemand dazu kommt, sich als so etwas zu bezeichnen.

Traurigkeit und Resignation

Was ist ein „Emotionaler Krüppel“? Ist das eine Person, welche keine Emotionen empfinden kann? Nein! Die Männer, die mir so etwas sagten, hatten tiefe Emotionen. In ihren Augen sah ich Traurigkeit und Resignation. Es waren kleine Momente, in denen die Maske fiel. Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist mir eine Situation, in der ich mich mit einer Affäre stritt. Er hatte mich schlecht behandelt, und ich lag daraufhin weinend in seinem Bett. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, so wütend und verletzt war ich. Er strich mir über die Wange und bemerkte die Tränen in meinem Gesicht. Bis zu diesem Zeitpunkt war ihm nicht klar, wie nah mir das Ganze ging. Ihn durchfuhr ein Schauer, eine kleine Explosion, etwas schwer zu beschreibendes, was plötzlich sein Herz öffnete. „Ich weine auch manchmal, ziemlich oft sogar.„, gestand er mir. Ich drehte mich zu ihm und sah in seine feuchten Augen. Das sonst dauerhafte Lächeln war verschwunden, plötzlich zeichnete eine Ernsthaftigkeit sein Gesicht.

Ein „Emotionaler Krüppel“ ist also vermutlich jemand, der seine Emotionen unterdrückt, oder überspielt.

„Emotionale Krüppel“ entstehen durch tiefe Verletzungen

Wie wird man  zu einem „Emotionaler Krüppel“? Ich kann hier nur Vermutungen anstellen, die ich aus den beiläufigen Erzählungen der Männer ziehe. Meistens waren es Herren, die eine längere Beziehung hinter sich hatten. Sie glaubten die Frau fürs Leben gefunden zu haben. Wie oft sah ich Fotos aus ihrer Vergangenheit: Verliebte Blicke, Urlaub am Meer, gemeinsame Feiern. Diese Männer waren angekommen. Nur hielt die Beziehung verschiedenen Faktoren nicht stand. Seien es verschiedene Lebenswege, oder verschiedene Lebensweisen gewesen. Es waren nie große tränenreiche Trennungen. Kein Rosenkrieg, wie man es normalerweise annimmt. Diese verflossenen Frauen haben tiefe Spuren in den Herzen der Männer hinterlassen. Manchmal so tief, dass es keine andere Frau schafft, ihre eigenen Abdrücke zu hinterlassen.

Ihr Lachen ist Fassade

Aufgefallen ist mir, dass sich diese Männer in einer Sache sehr ähnlich sind. Sie sind ungemein selbstbewusst. Betreten sie einen Raum, liegt die Aufmerksamkeit sofort bei ihnen. Ihr Lächeln lässt andere Menschen strahlen. Sie wirken mit sich im Reinen. Ihre Ausstrahlung hat eine enorme Anziehungskraft auf Frauen. Auch mich ziehen solche Männer an wie Magneten. Viel Spaß kann man mit ihnen haben, so lange man nicht zu sehr an der Fassade kratzt. Man bleibt nur an der Oberfläche. Bei mir lösen solche Männer oft Gedanken aus wie: „Ich helfe dir mit deinen emotionalen Problemen klar zu kommen. Wir schaffen das gemeinsam.„. Das ist für mich eine innere Motivation, der ich mich nur schwer entziehen kann.

Verletzungen begleiten unseren Lebensweg

Wir haben alle unser Päckchen zu tragen. Niemand geht seinen Lebensweg ohne Schrammen. Mir stellt sich nur die Frage: Sollten wir die Menschen, die unsere Narben sehen, von uns fern halten? Sie mit den Verursachern vergleichen? Ich versuche das nicht zu tun. Jeder Mensch ist wundervoll, mit all seinen Wunden und Narben. Kein Mensch, welchen ich kennenlerne, kann etwas für das, was andere Menschen vor ihm getan haben. Jeder hat somit die Chance verdient zu versuchen, die Wunden zu heilen und die Narben verschwinden zu lassen. Ein „Emotionaler Krüppel“ ist für mich jemand, der nicht weiß, wie man seine Wunden und Narben behandeln kann. Er sollte sich nach der richtigen Medizin umschauen. Manchmal ist das nicht die „Schulmedizin“, sondern etwas, was neu ist, ungewohnt.

Wunden, die jemand in uns hinterlassen hat, sind heilbar. Wir müssen uns nicht zum „Krüppel“ machen lassen. Es braucht nur die richtige Medizin.

Die Biologische Uhr bringt mich zum „austicken“

Manchmal liest man Artikel, die ein komisches Gefühl hinterlassen. Artikel die zum Nachdenken anregen, aber gleichzeitig auch auf eine Blockade im Kopf treffen. Es ist eine Art Schutzmauer vor Gedanken, die man in die hinterste Ecke des Kopfes geschoben hat. In manchen Situationen geht allerdings eine kleine Tür auf, und einige Denkansätze bahnen sich ihnen Weg.

Genau das ist mir heute nach dem Lesen des folgenden Artikels passiert:

http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/594141/Jungs-habt-ihr-Angst-vor-unserer-biologischen-Uhr

Die biologische Uhr, ein ziemlich fieses Ding! Ich als Frau kann das komplett nachvollziehen. Dieser kleine Wecker tickt leise aber stetig. Er wird lauter, sobald ich mir Gedanken um die Zukunft mache. Mädchen, du bist fast 30, besser wird’s nicht! Um mich herum sehe ich Kinderwagen, freudig strahlende Paare, die sich die Sabber von der Schulter wischen. Ich für meinen Teil schleppe mich jeden Morgen zur Arbeit, die Stunden bis zum Wochenende zählend, wo ich endlich wieder eskalieren kann. Eskalieren zur Ablenkung, damit die Mauer in meinem Kopf nicht aufbricht. Am Ende besteht der „große Sinn des Lebens“ ja doch irgendwie sich um eine neue Generation zu kümmern.

Scheinbar schafft es jeder Depp, eine Familie zu gründen. Aber ich, ich stehe hier allein. Auch wenn ich wollen würde, fehlt der (leider) biologisch notwendige zweite Part. Wie formulierte es meine Beste so schön: „Kinder kriegen ist die eine Sache, erstmal Beziehung ist die andere. Das ist schon schwer genug!“. Genau das ist der Punkt, der in mir die biologische Uhr zum „austicken“ bringt. Auch wenn ich in naher Zukunft einen Partner finden würde, erstmal muss die Beziehung klappen. Das sollte dann über Jahre der Fall sein. Ich wäre dann 30, wenn nicht sogar einen Tick älter. Ist zeitlich sogar noch in Ordnung. Es setzt aber voraus, dass ich ZEITNAH jemanden kennen lerne. Dieses Paar Schuhe habe ich mir allerdings schon ausgezogen.

Eine feste Beziehung eingehen, das möchte heute kaum noch jemand. Ohne feste Beziehung entstehen Kinder meist nur durch „Unfälle“. Wieso erscheint es mir so realistisch, dass ich irgendwann mit einem „Unfall“ auf dem Arm umher laufe? Alleinerziehende, das ist das Bild was ich im Kopf habe. Traue ich den Männern nicht mehr zu, dass sie Verantwortung übernehmen können? Das mag die eine Seite sein, die andere ist, dass es mir ab einem gewissen Alter wohl egal wäre, ob ich einen Partner hätte, der mich unterstützt.

Das Idealbild einer Familie entfernt sich mit den Jahren und mit den sich anhäufenden Erfahrungen, immer mehr. Umso öfter ich höre, dass Männer eine Familie nur als Kostenfaktor und Einschränkung der Lebensqualität sehen, desto mehr verabschiede ich mich von meinen Vorstellungen.

Die Männer in meinem Umfeld, die offen für Kinder sind, ergänzen aber regelmäßig: „Schon gerne, aber noch nicht jetzt, ich habe ja noch Zeit.“.

Ja liebe Männer, die Zeit habt ihr. Wir aber nicht. Wollt ihr eine starke Frau, die euch auf Augenhöhe gegenüber tritt, lohnt es sich in der „kritischen“ Altersgruppe zu schauen. Klar gibt es einige sehr extreme Ausprägungen. So hörte ich von einer Dame, die nach kurzen 2 Monaten Beziehung schon alles fest machen wollte: Zusammenziehen, Kinderzimmer, Familienplanung.

Man mag es als übertrieben bezeichnen, aber ich kann es nachvollziehen! Die Zeit rennt. Verliert man Monate, Jahre, verliert man vielleicht seinen Traum von einer eigenen Familie.

Es ist eine Angst, die einen mit der Zeit zerfrisst. Mit dieser Angst setzen Frauen Männer oft unter Druck, ohne es zu wollen. Was bleibt aber anderes übrig? Warten? Warten bis die Biologie uns sagt: „Nö, du nicht mehr“?

Ich stelle euch auf Mute, auf meine Ignorelist

An manchen Tagen würde ich mich am liebsten unsichtbar machen, oder irgendwo eingraben. Menschen gehen mir dann einfach auf die Nerven, auch wenn sie nur anwesend sind. Jeder Blick löst in mir ein „Hab ich irgendwas im Gesicht, oder was?“ aus. Mag es an meiner After-Wochenend-Übermüdung liegen, oder an meinem allgemeinen aktuellen Befinden.

Hier ein kleiner Tipp: Niemals auf einer Veranstaltung aufhalten, wo man gefühlt 90% aller Einwohner der Heimatstadt trifft. Riesig gefreut habe ich mich auf den Samstag Abend, die Party des Jahres. Nicht wenig überfordert war ich, so viele Menschen zu sehen, zu scannen, kenne ich die? Wenn ja, woher kommen die mir nochmal bekannt vor? Irgendwann ging ich dazu über, alle um mich herum auszublenden und mich nur mit meinem Freundeskreis und der tanzbaren Musik zu beschäftigen. Leider war das nicht so einfach wie gedacht. Ich schaute meiner besten Freundin in die Augen, als ihr auf einmal alles aus dem Gesicht fiel. Ein Mix zwischen Schock, Verwunderung und Unsicherheit legte sich auf ihr Gesicht. Fest damit rechnend, dass mir gleich ein Alien seine Tentakel auf die Schulter legen würde, fragte ich verwundert: „Was ist denn los? Was hast du gerade gesehen?“. Leicht durcheinander und unsicher antwortete sie: „Ach…da war…nur der Stefan.“ Ach, nur der Stefan, na dann: „Lass uns doch rüber gehen und ihm Hi sagen!“. So einfach war es dann doch nicht, sie kniff die Lippen zusammen und stotterte: „Eigentlich…ist da gar nicht Stefan…ich habe P. gesehen…“.

Eines war in diesem Moment wieder glasklar: Diese Frau kann nicht lügen! Vor dieser Veranstaltung hatte ich sie gebeten, mich doch bitte von P. fern zu halten, weil mir klar war, dass ich nach spätestens 3 Bier auf die gloreiche Idee kommen würde, es nochmal bei ihm zu versuchen. Meinen letzten hoch peinlichen Fehlversuch würde ich vergessen haben, die massive Abfuhr war sicherlich nur schlechte Tagesform.

Nun wusste ich, dass P. nur wenige Meter von mir entfernt stand. Klasse! Ich bewegte mich nicht mehr vom Fleck, starrte gerade aus, und hoffte er würde verschwinden. Nach einer Weile hatte ich ihn wieder vergessen, P. einen der schönsten Männer auf diesem Planeten. Unachtsam begann ich später meinen Blick über die Masse schweifen zu lassen. Plötzlich bildete sich auf der vollen Tanzfläche eine Gasse. Diese Gasse endete genau an einem Punkt, sie endete bei P. So als hätten meine Blicke alle Menschen dazwischen zur Seite geschoben. Ich starrte ihn an, bevor ich mich aus der Schockstarre befreien konnte. Nächste Reaktion: Flucht!

Vom Regen in die Traufe, so könnte man den Verlauf des Abends beschreiben. Auf einem anderen Tanzfloor, wog ich mich in Sicherheit. Tanzend scannte ich die Menschenmassen und blieb schnell hängen. Einsam an der Wand stehend, erblickte ich R. Wir haben uns eine Weile nicht gesehen, waren nach unserem missglückten Kennenlernen auf dem Stand: „Lass uns versuchen, Freunde zu bleiben!“. Ich ging auf ihn zu, umarmte ihn und freute mich sichtlich, diesem tollen Mann mal wieder in die Augen schauen zu können. Für ein Gespräch war keine Zeit, es liefen 90er, da muss ich jeden Beat mitnehmen.

Mein tequilagetränktes Blut war in Aufruhe, die zwei schönsten Männer, die ich in letzter Zeit kennenlernte, auf der gleichen Veranstaltung. Puls am oberen Limit.

Ich bat R. an, sich zu meinem Freundeskreis zu gesellen, so machen das Freunde eben, oder? Wir versprachen uns, später intensiver zu quatschen.

Kurz darauf stand ich mit meinen Mädels draußen, um die kühle Nachtluft zu genießen. Ein Blick nach rechts versetzte mir einen Schlag in die Bauchgegend. R. mit einer fremden, nichtmal schönen Frau an der Hand. In your face! Mir fiel unsere Freundschaft aus dem Gesicht, mein gebrochenes Herz verlangte nach Tequila. Wieso diese unschöne Frau? Was hat die Tussi, was ich nicht habe? Die Gedanken in meinem Kopf überschlugen sich. Es schnürte mir die Kehle zu.

Ich stand vor der Entscheidung, lässt du den Abend eskalieren und knallst dir die nächsten Shots rein, oder bist du erwachsen und trittst den Rückzug an. Nach kurzer Überlegung entschied ich mich für die erwachsene Variante. Ich hielt es nicht mehr aus, konnte den Anblick  nicht mehr ertragen. Eine Freundschaft undenkbar, R. starb gerade den Heldentot in meinem Herzen. He just died in my arms tonight.

Ich genoss den Heimweg, Morgenstund hat Gold im Mund. Einen Haken mehr an das Projekt „Mann“. Merke: Freundschaft mit einem Mann, neben dem dein Puls einem Technobeat gleicht, ist unmöglich. Ignoranz, schlichtweg Ignoranz ist der Schlüssel. P. hats mir beigebracht, ignoriere was dir weh tut.

Lieber P., lieber R. ihr seid einfach zu schön für meine Welt, ich stelle euch auf Mute, auf meine Ignorelist.