4 Dinge, die die Generation Z von der Generation Y lernen kann

Von anderen zu lernen hat unsere Gesellschaft so weit nach vorne gebracht, wie sie heute ist. Doch trotzdem gibt es Dinge, die anscheinend jede Generation wieder und wieder durchleben muss, um wertvolle Schlüsse darauf zu ziehen. Hätte ich die ein oder andere Sache schon vorher gewusst, was wäre mein leben leichter gewesen. Darum heißt es heute: Liebe Generation Z, macht nicht die gleichen Fehler wie ich!

Älter werden ist kacke! Echt jetzt, und ganz ehrlich. Wo ist die Zeit nur geblieben? 10 Jahre sind gefühlt wie im Schnellzug an mir vorbei gerast. Da steht sie nun, die große gruselige 30, die mit jedem Tag näher rückt. Ich bin nun nicht mehr 20-something, sondern „fast 30“, eigentlich ja schon fast 40 und mit einem halben Fuß im Grab. Manchmal fühle ich, wenn ich morgens um 05:30 Uhr in den Spiegel schaue und jede einzelnen Falte sehe, wie erwachsen mein Leben im Moment verläuft. Auf dem Weg zur Arbeit kommen mir feiernde Menschen entgegen, sie grölen laut und sehen nach vermutlich 10h Dauerparty immer noch fitter aus, als ich nach 7 Stunden Schlaf. Wenn ich mir die Jungs und Mädels um die 20 so anschaue, seufze ich leise. Noch einmal so unbeschwert sein….Ich hänge meinen Gedanken nach, bis es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen fällt: Wenn die wüssten! Oder besser gesagt: Wenn ich Anfang 20 gewusst hätte. Konnte mich damals nicht mal jemand zur Seite nehme, um mir einige wichtige Dinge des Lebens zu erklären? Nicht wie man ein Hemd richtig bügelt, sondern wie man glücklich wird. Oder, wie man zumindest an die Zutaten kommt, die ein zufriedenes Leben ermöglichen.

Freunde muss man sich verdienen

Hätte ich damals gewusst, wie unglaublich wichtig ein stabiler Freundeskreis ist, wäre es mir vielleicht besser ergangen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich, sobald ich mich in einer Beziehung befinde, meine Freunde teilweise komplett links liegen lasse. Keine Zeit, keinen Bock, man hat ja etwas Besseres zu tun. Ist doch total unproblematisch, wer einmal ein Freund ist, der bleibt es ein Leben lang, dachte ich. Pustekuchen! Als ich heulend vor den Trümmern meiner Beziehung stand, war kaum jemand da, der mir aufräumen half. Schrecklich allein fühlte ich mich, obwohl ich ständig von Menschen umgeben war. Erst in solchen Momenten fällt auf, wie wichtig ein Netz aus Freunden ist, das einen auffängt, sobald man fällt. Am liebsten würde ich der ganzen Generation Z ins Gesicht schreien, dass sie gefälligst mindestens einmal die Woche jedem einzelnen Freund zu sagen haben, wie wichtig er ihnen ist. Gerade in der Anonymität der Großstadt lässt es sich als Single sehr schlecht leben, wenn man niemanden hat, der sich kümmert, wenn es nötig ist. Ihr glaubt ihr schafft alles allein? Nö, könnt ihr vergessen.

Liebe hat nichts mit Schmetterlingen zu tun

Hätte ich damals gewusst, was Liebe ist, wäre mein Herz weniger vernarbt. Mit Anfang 20 glaubt man gerne die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, gerade was Gefühle betrifft. Alle waren schon einmal verliebt, Liebeskummer ist auch kein Fremdwort mehr. Umschwirren uns Schmetterlinge, glauben wir an Liebe auf den ersten Blick, Seelenverwandtschaft und das Schicksal. Hach, das klingt so romantisch. Aber das beschreibt sie nicht, die wirkliche Liebe. Was wir Anfang 20 als Liebe definieren, ist nicht mehr als eine dumpfe hormongeschwängerte Verliebtheit, die uns die Sinne vernebelt. Sind die bunten Schmetterlinge ausgeflogen, leiden wir unter Fluchtgedanken. Wir jagen den Krabbeltieren nach und hüpfen von Gefühlszustand zu Gefühlszustand. Das was Liebe ausmacht, die innige Verbundenheit, auch wenn der Partner mal wieder nervt, kennen wir in diesen jungen Jahren einfach nicht. Wenn ich gewusst hätte, dass Liebe Zeit braucht und nicht von den kleinen Flattertieren getragen wird, hätte ich meinem Herzen einiges an Schmerzen erspart. Würden die Jungs und Mädels da draußen einfach mal aufhören sich eine große Gefühlsexplosion unter Liebe vorzustellen, gäbe es vielleicht eine Chance unsere beziehungsgestörte Welt wieder etwas gerade zu rücken.

Einfach machen!

Kind, du hast alle Zeit der Welt, wurde mir tagtäglich eingetrichtert. Mach doch noch ein Praktikum, oder ein Auslandsjahr. Vielleicht fängst du nach einem abgebrochenen Studium einfach wieder von vorne an? Ach, was kostet die Welt. Hätte ich damals gewusst, dass ich doch nicht alle Zeit der Welt habe, hätte ich einige Dinge anders gemacht. Womit ich jedoch nicht gerechnet habe war, dass die Zeit an mir vorbeirennen würde. Am Anfang ist man noch überall das Küken, welches bevorzugt behandelt wird. Doch das ändert sich schnell. Plötzlich gibt es eine neue Generation, die erfolgreicher und vor allem cooler scheint als die eigene. Irgendwann ist es zu spät, um Entscheidungen zu revidieren. Ich kann keine Profi-Fußballerin mehr werden, selbst wenn ich ein Ausnahmetalent wäre. Liebe Generation Z, macht nicht den gleichen Fehler wie ich und verschiebt eure Vorhaben in die Zukunft. Ein perfektes Beispiel dafür ist die Familiengründung. Was soll aus den ganzen beziehungsgestörten jungen Menschen einmal werden? Meine Generation ist bekommt es ja schon kaum hin, für genug Nachwuchs zu sorgen. Wo soll das am Ende hinführen? Wer garantiert, dass der passende Partner an der nächsten Ecke wartet, sobald man „bereit“ wäre. Nichts aufschieben, Gelegenheiten nutzen und los geht’s. Einfach mal ein Risiko eingehen, einfach machen. Glaubt mir, ich werdet bereuen es nicht getan zu haben.

Eskaliert

Ja, jammern kann meine Generation gut, aber wir haben euch eine Sache voraus: wir sind eskaliert. Krawall und Remmidemmi. Ich halte nichts von einem Leben wie auf Schienen, in dem ein Ausbrechen verboten ist. Das ist vermutlich die einzige Sache, die ich von Anfang an richtig gemacht habe. Ich habe auf Tischen getanzt, gefeiert bis die Wolken wieder Lila wurden. Ich habe Dinge getan, die mir am Folgetag unendlich peinlich waren. Und das mit den Menschen, die mir die Liebsten sind.

Also liebe Jugend da draußen, Generation Z oder wie man euch nennen mag, lernt aus den Fehlern, die wir für euch gemacht haben.

  • Ehrt eure Freunde, als wären sie der größte Schatz, den ihr jemals gefunden habt.
  • Liebt! Mit ganzem Herzen und vergesst Schmetterlinge, die sind im Endeffekt auch nur Krabbelgetier.
  • Macht es jetzt! Setzt eure Pläne um, ohne Umschweife und Zeitverlust.
  • Eskaliert! Damit ihr auch in 20 Jahren noch zu euren Freunden sagt könnt: Wisst ihr noch als wir….

Und zu guter Letzt: Seid glücklich. Ihr habt euer Leben selbst in der Hand, also macht was draus!

Der Tod kennt keine schlüssigen Argumente, keine Begründungen

„Eilmeldung: Guido Westerwelle ist tot!“, lief es auf einer Newsseite durch, welche ich nichtsahnend auf meinem Telefon öffnete. Ich hasse diese großen, schwarzen Überschriften, theatralischen schwarz-weiß Fotos und die unübersehbaren Schlagzeilen. Sie schreien mir ins Gesicht, dass es schon wieder jemanden erwischt hat. Je älter ich werde, desto öfter kenne ich die Trauerfälle sogar. Michael Jackson, Robin Williams, David Bowie. Irgendwie waren das über die längste Zeit meines Lebens Personen, die zeitlos daher kamen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie altern würden. Die waren immer da und die werden immer da sein, dachte ich. Naiv! So richtig naiv war ich. Doch irgendwie tat mir das gut. Ich setzte mich mit dem Tod und dem Sterben nicht auseinander. Alles was man nicht sieht, ist nicht da. Eine kindische Denkweise, aber ich habe die Sorglosigkeit genossen. Jedes Lebensjahr, welches ich mehr „auf dem Buckel“ habe, nimmt mir diese Naivität. Es geht mir viel mehr zu Herzen, wenn ein Mensch weniger unter uns weilt.

Die erste indirekte Begegnung mit dem Tod hatte ich, als mein Uropa starb. Ich war vielleicht gerade einmal 5 Jahre alt, aber ich verstand gut, was passiert war. „Uropa war lange krank und auch schon sehr alt, er kommt nicht mehr wieder.“, so oder so ähnlich überbrachten mir meine Eltern die schlechte Nachricht. Ich war zwar etwas traurig, aber ich konnte die Argumente verstehen. Schließlich hatte mein Uropa damals nur noch zwei ganze Zähne, weswegen ich ihn bei jedem Besuch aufzog und ihm regelmäßig ans Herz legte, doch mal einen Zahnarzt aufzusuchen. Kindliche Leichtigkeit ist wirklich ein Segen. So jung ich auch war, mir war es wichtig, dass ich Dinge verstand. Mir war schnell klar, dass man halt irgendwann nicht mehr da ist, wenn man sehr alt wird. Diese Ansicht konnte ich sehr lange mit mir herum tragen. Es klappte genau bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich Robert kennenlernte. Als er zur Tür herein kam, war ich direkt von seiner Ausstrahlung fasziniert. Er hatte eine unglaublich positive Ausstrahlung. Über eine längere Zeit betrachtete ich ihn eher aus der Distanz. Woher meine Faszination kam, war mir lange nicht bewusst. Er schien einfach ein interessanter Mensch zu sein. Als meine damaligen Schwiegereltern bemerkten, wie meine Blicken an diesem Mann hängen blieben, nahmen sie mich kurz zur Seite. „Das ist Robert, ein toller Mensch. Aber Robert hat Krebs.“, ich schluckte. Man sah es ihm nicht an, aber er war mit seinen jungen Jahren schon arg vom Schicksal gebeutelt. Mit Anfang 20 bekam er die Diagnose Krebs. In diesem Alter rechnet man mit einer Grippe, einem gebrochenen Arm, aber doch nicht mit Krebs! Das muss ein unglaublicher Cut in seinem Leben gewesen sein. Chemotherapie nach Chemotherapie, stand er durch wie ein Held. Ich weiß bis heute nicht, wo er den Mut und den Humor hernahm, um nicht in Depressionen zu verfallen.

Als ich Robert kennenlernte, befand er sich kurz vor einer weiteren Chemotherapie. Ich hatte somit das Glück, ihn für eine kurze Zeit fit und erholt zu erleben. Wir verstanden uns sofort und er schaffte es innerhalb von wenigen Treffen, sich in mein Herz zu lächeln. Er ist sozusagen direkt zum „Herzensmensch“ geworden. Doch die sorglose Zeit sollte bald vorbei sein. Ich erlebte aus nächster Nähe, wie ihm die Chemo zusetzte. Wir telefonierten, wir schrieben SMS. Teilweise stand ich sogar nachts auf, um ihm per Nachricht die Zeit zu vertreiben. Die Chemo macht den Körper kaputt. In einigen Zeiten schlief er kaum, in anderen wachte er kaum auf. Die Medikamente machten Robert kaputt. Doch er blieb trotzdem der freudige Kullerkeks, den ich kennengelernt hatte. Kurz nach der Chemo erfuhr er, dass für ihn nun die Diagnose „unheilbar“ bestand. Die ganzen Chemos haben nur dafür gesorgt, dass der Krebs ein wenig zurückgehalten wurde. Ich erfuhr von dieser Diagnose, indem Robert mir ein Bild der schriftlichen Diagnose schickte. Das Medizin-Chinesisch musste ich erst umständlich googeln, doch mir war schnell klar, was diese Diagnose bedeutete. „Wie lange hast du noch?“, fragte ich ihn mit zittriger Stimme. „Naja, so 2 oder 3 Jahre vielleicht? Aber das haben die schon so oft gesagt, vielleicht werd ich auch 80!“, scherzte Robert in alter Manier. Ich konnte darüber nicht lachen. Ich weinte.

Es fühlte sich für mich so an, als würde mir schon jetzt ein Stück aus meinem Herzen entrissen werden. Dass er in 2 oder 3 Jahren nicht mehr da sein sollte, wollte mir nicht in den Kopf. Hatte er mich doch so motiviert, so inspiriert. Es fiel mir schwer, normal mit ihm umzugehen. Schließlich sollte er nicht das Gefühl haben, dass ich unter der Situation litt. Doch ich konnte damit nicht umgehen. Ich war komplett überfordert. Es traf hier keines meiner Argumente zu, welches einen Tod als „okay“ definierte. Er war weder sehr alt, noch hatte er so ungesund gelebt, dass man es als selbst verschuldet deklarieren könnte. In meinem Kopf gab einfach kein Verständnis. Ich wollte es nicht wahr haben und zog mich von ihm zurück. Ich ertrug es nicht, ihn leiden zu sehen. Die Unfähigkeit der Menschheit, an dieser Krankheit etwas zu ändern, sie zu heilen, machte mich fertig. Ich musste das irgendwie verarbeiten. Den ganzen Schmerz den ich empfand, musste ich irgendwie bündeln.

Robert war der Auslöser für mein erstes Tattoo. Ich kombinierte unser gemeinsames Hobby das Tanzen, mit der Textzeile eines Songs, welchen wir beide sehr mochten. Ein Tattoo empfand ich als tolle Lösung, um diese Situation zu verarbeiten. Der Schmerz während des Stechens machte mir noch einmal körperlich bewusst, wie sehr ich unter der Situation litt. Das Ergebnis hält ein Leben lang. Es wird da sein, wenn er es nicht mehr ist. Das Tattoo wird mich mein Leben lang an einen Menschen erinnern, der mein Leben veränderte. Robert nahm mir meine kindliche Naivität und machte mir klar, dass nichts für immer ist, dass alles schneller vorbei sein kann, als man damit rechnet. Es war eine harte Erkenntnis, mit der ich noch heute zu kämpfen habe. Gerade in Momenten, in denen ich die großen Eilmeldungen zum Tod von Prominenten sehe, falle ich in den alten Schmerz zurück. Doch genau dieser Schmerz ist es, der mich immer wieder daran erinnert, die schönen Momente im Leben zu genießen. Ich kann für die Zukunft planen, bis mir schlecht wird, aber ich werde nie wissen ob es diese Zukunft für mich oder die eingeplanten Personen gibt. Das ist hart! Das ist schwer! Aber das ist ein Teil des Lebens, den man nicht übergehen darf. Er gehört dazu, zum erwachsen werden.

Sind „dumme“ Menschen glücklicher, als intelligente?

„Weißt du eigentlich, dass dumme Menschen tendenziell glücklicher sind als intelligente?“, eröffnete mir ein Freund, während wir in der Speisekarte eines Restaurants blätterten. Dieser Satz brachte mich mit sofortiger Wirkung aus dem Konzept, so dass ich nur noch zwischen den Seiten blätterte, ohne auch nur ein Gericht auf der Karte zu lesen. Der Klang der sich bewegenden Seiten, half mir beim Nachdenken. Hatte die Intelligenz eines Menschen wirklich mit seinem Glücksempfinden zu tun? Waren es die „einfachen“ Menschen, die mir mit einem Lächeln entgegen kamen, währenddessen die  Bildungselite ein grimmiges Gesicht aufsetzte? So ganz unrecht hatte mein Kumpel nicht, bemerkte ich. „Was darf ich ihnen bringen?“, unterbrach der Kellner meine Gedanken schlagartig und holte mich wieder auf den Boden der Realität zurück. „Intelligente Menschen denken viel mehr nach. Sie zerdenken die Dinge so lange bis sie etwas gefunden haben, was ihnen nicht passt.“, fügte mein Kumpel hinzu. Hm, dachte ich, ist schon irgendwie was dran.

Gerade was die Liebe anbelangt, haben es gefühlt die Akademiker schwerer. Bevor überhaupt in Erwägung gezogen wird eine Beziehung aufzubauen, werden Pläne durchdacht, Abwägungen getroffen und Treffen ausgewertet. Da kann stundenlang darüber philosophiert werden ob, und wie sehr man nun verliebt sei. Die wenigsten verlassen sich auf ihr Bauchgefühl, wenn es ums Kennenlernen geht. Es hat eher etwas mit Vernunft zu tun, wenn intelligente Menschen eine Beziehung eingehen. Dabei sollte eine Anbandlung doch locker und entspannt vor sich gehen. Einfach mal auf sich zukommen lassen, ist die Ideallösung. Aber das können nur die Menschen, die eine rosarote Brille zulassen. Dies erfordert eine gewisse Naivität. „Vielleicht hat es bei dir deswegen so lange nicht geklappt, weil du die rosarote Brille zerdacht hast.“. Ohne rosarote Brille wird man direkt mit dem vollen Paket „Mensch“ konfrontiert. Da fehlt einfach der Filter, der ein Paar am Anfang denken lässt, den perfekten Partner gefunden zu haben. Man kann sie sich eben doch nicht herbeidenken, die Schmetterlinge im Bauch. Was die Liebe anbetrifft, bin ich anderer Meinung. Die lässt sich sehr wohl „herbeidenken“, da gehört viel Vernunft und Wille dazu.

Intelligenz hat meiner Meinung nach auch einen großen Einfluss auf das Sexualleben. Unter vorgehaltener Hand sagt man ja gern „Dumm fickt gut!“. Auch das hat damit zu tun, dass weniger intelligente Menschen ihren Kopf viel besser ausschalten können. Sie lassen die Eindrücke auf sich wirken, ohne sich unnötig das Hirn darüber zu zermatern, was gerade falsch laufen könnte. Gerade sexuell gesehen, kommt es bei Akademikerpaaren öfter dazu, dass sie sich als Paar nicht mehr genügen. „Wenn man sich die Leute in Swingerclubs so anschaut, fast nur studierte Menschen!“, gestand mir mein Kumpel. Das war neu für mich. Da ich mich nicht in solchen Lokalitäten aufhalte, fehlte mir einfach die Erfahrung. Logisch erklären, konnte ich es mir jedoch trotzdem. Ist der geistige Horizont weiter, als bei anderen Menschen, braucht es auch andere Dinge, um glücklich zu werden. Die Ansprüche sind höher, die Erfahrungen müssen spannender sein. Man gibt sich nicht so einfach zufrieden mit dem, was man hat.

Womit ich allerdings Erfahrung habe, ist das Thema Alkohol. Ob man es glaubt oder nicht, intelligente Menschen trinken tendenziell mehr Alkohol als weniger intelligente. Sie werden nicht so schnell zum Alkoholiker, aber wenn es mal zur Sache geht, dann richtig. Ich schließe mich da nicht aus! Alkohol ist eine der besten Methoden, um das Hirn  etwas ruhig zu stellen. Einfach mal die Gedankenmaschine ausmachen und den Moment genießen. Ich genieße es, diese Möglichkeit der Entspannung zu haben. Doch die Ursachen der Gedankenspirale löst auch der Alkohol nicht, zumindest nicht dauerhaft. Es sind kleine Momente, die einen so manchen „einfachen“ Menschen beneiden lassen.

Ich wüsste manchmal gern, wie es sich anfühlt, sich nicht über jede Kleinigkeit Gedanken zu machen. Die Welt mal so zu nehmen, wie sie ist. Vielleicht hat man dann weniger Sorgen und Nöte? Vielleicht geht man dann ohne Taktiken und Hintergedanken vor? Das Leben könnte so einfach sein! Ich würde mir damit so einiges an Kummer ersparen, glaube ich. Einfach mal glücklich sein, ohne „wenn“, ohne „aber“.

Abwesend starrte ich auf den bestellten Salat, der vor meiner Nase stand. „Und, bist du glücklich?“, fragte mein Gegenüber. „Ja! Aber….“

Verpasste Chancen – Bereuen oder lernen damit umzugehen?

Mit jedem Jahr, welches wir auf dieser Erde verbringen, wächst nicht nur die Anzahl der grauen Haare, Falten oder Narben, sondern auch die Zahl der verpassten Chancen. Denke ich an die Chancen, die sich mir bis jetzt im Leben boten, bekomme ich ein komisches Bauchgefühl. Habe ich mich richtig entschieden? War der Weg den ich ging nicht nur einfach „das kleinere Übel“? Wir stehen so oft im Leben vor Entscheidungen, die alles verändern können. Sei es die Wahl eines Studiums oder einer Ausbildung, die Wahl eines Jobs oder die Entscheidung ein Kind zu bekommen. Besonders tiefgreifend ist die Wahl eines Partners. Er begleitet unser Leben und hinterlässt Spuren, die uns unser Leben lang prägen. Genau darum fällt den Menschen die Partnerwahl immer schwerer. Wir sehen die vielen Möglichkeiten, die wir in unserer modernen Gesellschaft haben. Ständig wird uns vor Augen geführt: Da gibt es noch eine bessere Option! Und so stehen wir an den Kreuzungen des Lebens, doch wissen nicht in welche Richtung unser Weg uns führen soll. Gehen wir einen Schritt nach links, könnte der Schritt nach rechts der eigentlich richtige gewesen sein. Aber auch das vermuten wir nur. Vielleicht wäre uns in einem Paralleluniversum, in dem wir nach rechts gegangen sind, schnell klar geworden, dass links doch die bessere Wahl gewesen wäre.

Die Möglichkeit sich entscheiden zu können ist ein Privileg, aber zugleich eine Qual. Gerade in meinem Alter, streng auf die 30 zugehend, könnte ein Schritt zurück, ein Schritt zu viel sein. Nehmen wir zum Beispiel das Berufsleben. Auch wenn der anfangs so spannend anmutende neue Job sich als langweilige Fließbandarbeit herausstellt, fällt der Schritt zurück schwer. Haben wir doch schon etwas aufgebaut, uns irgendwie eingerichtet. Sei der Job auch noch so eintönig, wir haben es uns in ihm bequem gemacht. Ein Schritt zurück zu gehen, bedeutet Risiko. Was, wenn der langweilige Job doch irgendwann zum Traumjob mutiert? Was, wenn der Folgejob noch eintöniger wäre? Meiner Generation hat man beigebracht, dass wir immer eine Wahl hätten. Wir hätten immer die Möglichkeit, alles zu erreichen. Wir hätten immer die Möglichkeit, auch später noch einmal den Weg zu ändern und unser Glück zu finden. Doch wer sagt uns, dass uns ein anderer Weg glücklicher machen würde? Lohnt es das Risiko einzugehen und gewohnte Pfade zu verlassen?

Ein Bekannter von mir war über längeren Zeitraum arbeitslos. Trotz eines guten Studiums, hatte er seinen Weg auf dem Arbeitsmarkt nicht richtig gefunden. Vor knapp einem Jahr fand er nun einen nach außen hin sehr spannenden und fordernden Job. Ich dachte, er wäre angekommen und würde nun ein „normales“ Erwerbsleben starten. Doch weit gefehlt! So erfuhr ich, dass er direkt nach einem Jahr kündigte. Ohne Folgejob. Das ist mal ein Statement! „Es hat einfach nicht gepasst.“, hieß es. Kommt euch das genauso bekannt vor wie mir? Richtig, diese Aussage kenne ich nur allzu gut, wenn es um die Liebe geht. Mein Bekannter hatte anscheinend nicht das gefunden, was er davor so lange gesucht hatte. Und er hatte den Mut, sich das einzugestehen. Respekt! Könnte jeder so viel Mut aufbringen und das eigene Leben auf den Kopf stellen? Ich für meinen Teil bin da etwas vorsichtiger. Bei mir braucht es schon eine große Motivation, um von bekannten Pfaden abzuweichen. Bestimmt ein Jahr habe ich damals gebraucht, um mich aus meiner Beziehung zu lösen und eine neue Route einzuschlagen. Vermutlich wäre ich heute noch mit meinem Ex zusammen, wenn ich auf mein Hirn gehört hätte. Gottseidank verfügt der Mensch nicht nur über ein Gehirn, sondern auch über Gefühle, die sich kaum steuern lassen. Sie machen einfach das, wonach ihnen ist. Manchmal ist einem das gar nicht bewusst, so lange bis es irgendwann einfach aus einem herausbricht. Kennt ihr das, dass man vom einen auf den anderen Moment sagt:“ Ich kündige!“? Dieses Gefühl wird plötzlich so stark, dass man es nicht mehr unterdrücken kann. Dahinter steckt so viel Energie, als hätte sich der Körper schon lange darauf vorbereitet, einen Speicher angelegt und so lange gewartet, bis der passende Moment gekommen war. Das Fass läuft plötzlich über. Alles, was einem vorher nur vage bewusst war, wird auf einmal klar und deutlich.

Doch das ist der Nachteil, an diesen versteckten Gefühlen: Sind sie noch klein und unscheinbar, beirren sie unsere Entscheidungsfähigkeit nicht. Wir gehen munter den Weg entlang, den unser Gehirn für uns konstruiert hat. Immer schön logisch ein Bein vor das Andere, bloß nicht im Kreis drehen und immer mit angemessener Geschwindigkeit voranschreiten. Schön bequem ist das! Ein bisschen so, als würde man Bowling auf der Kinderbahn spielen. Anstatt die Möglichkeit und das Risiko zu haben, die Kugel in die Abgründe der Bahn zu versenken, doch gegen ein Sicherheitsband zu stoßen und dadurch nie ohne Punkte aus dem Spiel zu gehen. Langweilig! Langweilig, aber sicher. Stehen wir nun an einer Weggabelung, finden wir auf der einen Seite den sicheren, ausgepolsterten, schon leicht vorgetrampelten Weg. Die andere Seite jedoch, stellt eine Chance dar. Sie ist in Nebel gehüllt und nur vage erkennbar.

Befinde ich mich in so einer Situation, würde ich am liebsten einen kleinen Schritt in den Nebel machen um zu schauen, ob ich zumindest ein paar Umrisse erkennen könnte. Doch diese Möglichkeit bietet sich mir nicht. Eine „halbe“ Entscheidung, kann man nicht treffen. Man kann eine Alternativroute suchen, diese ist aber meist sehr nah am gepolsterten Pfad. Einfach mal mit einem Sprung ins Ungewisse die eigenen Grenzen austesten, das wär‘s! Ohne Rücksicht auf Verluste die Chance erkennen und nutzen. Doch Moment, da meldet sich wieder das Gehirn! Was, wenn hinter dem Nebel ein Abgrund lauert? Was, wenn das Ganze eine Falle war und unser Leben zerstört? Was, wenn nichts mehr so sein wird, wie es vorher war? Das Risiko ist hoch! Darum verlassen die wenigsten Menschen heutzutage ihren bequemen Weg, auch wenn er eintönig und langweilig erscheint. Vielleicht ist „ganz okay“ einfach besser als das Risiko einzugehen? Müssen wir uns mit „ganz okay“ abfinden, oder sollten wir immer nach Perfektion streben? Ist es Ziel des Lebens, die Extreme zu testen, oder sind nur die altbekannten Pfade, die Richtigen? Eine abschließende Antwort zu finden ist schwer, wenn nicht sogar unmöglich. Denn wir werden nie wissen, was uns im Nebel erwartet hätte. Wir werden nie wissen, wie unser Leben gelaufen wäre, wenn wir andere Wege eingeschlagen hätten. Es ist eine Herausforderung des älter werden, dies zu akzeptieren, sich darüber klar zu sein, dass man den Lebensweg bewusst so gegangen ist und sich nicht ohne Grund gegen die ein oder andere Chance entschieden hat.

Aus „hier und jetzt“ wird Zukunft – dabei habe ich erst 1/3 meines Lebens gelebt

Befindet man sich in einer frischen Beziehung, hebt man in den eigenen Gedanken oftmals ein wenig ab. Der Hirnschmalz beschäftigt sich dann nicht mehr nur mit dem hier und jetzt, sondern mit der Zukunft. Als Single lebte ich im Moment. Nie plante ich über mehr als 48h hinaus. Wenn ich Montags wusste, was ich am darauffolgenden Samstag tun würde, war das schon sehr weit gedacht. Das ist einer dieser Punkte, der sich durch eine Beziehung ändert. Auf einmal plant man sich Termine schon Monate vorher in den Kalender. Familienfeiern, Geburtstage…alles Anlässe, die ich als Single bewusst vor mich her geschoben habe, da ja immer dieses „wer weiß, welcher Mann da gerade aktuell ist“ im Raum schwebte. Ziemlich unbedarft und frei, kann man das nennen. Seitdem ich mich in einer Beziehung befinde, fühlt es sich so an, als hätte ich mich hingesetzt. Das klingt natürlich ziemlich dämlich, aber ich erkläre es kurz: Das Singleleben strebt nach Erlebnissen, nach Eskalation und Bewegung. So als würde man ständig hinter etwas her oder vor etwas weglaufen. Immer am Limit und nur nicht stehen bleiben. Das was bremst ist der Mann, der plötzlich interessant wird. Man beginnt langsamer zu laufen. Irgendwann bleibt man zusammen stehen. Nun wird es im Stehen irgendwann unbequem und anstrengend, und man setzt sich. Da sitzt man nun, bequem auf seinem Stuhl und dreht den Kopf nach links, dreht den Kopf nach rechts. Während man da so sitzt, lässt man die Gedanken schweifen. Auf einmal ist eine Zukunft greifbar. Plötzlich weiß man schon jetzt, was man in drei Wochen machen wird. Der Blick erweitert sich vom hier und jetzt auf irgendwann dann.  Aus Planlosigkeit wird Planbarkeit

Die Gedanken beschäftigen sich mit der Zukunftsplanung: Job, Kinder, Altersvorsorge. Und wie sie so dahinschweifen, die Gedanken, schütteln mich alte Singlemarotten. „Das soll es schon gewesen sein?“ – hallt es durch meinen Kopf. Wie, was, schon gewesen sein? Es ist doch normal, dass man Ende 20 einen Partner findet, und mit diesem sein Leben verbringt. Naja, normal vermutlich heute auch nicht mehr. Aber in der allgemeinen Vorstellung, ist das eben so. Wenn ich davon ausgehe, dass ich 87 Jahre alt werde, sind das ganze 60 Jahre, die ich auf meinem imaginären Stuhl sitzend, verweilen werde. 60…das sind knapp 2/3 meiner Lebenszeit. Wenn man es so betrachtet, fange ich ja gerade erst an. Ich bin rein vom Alter her gesehen, seit knapp 9 Jahren erwachsen. Das heißt, dass ich noch über 6 mal so viel Zeit habe, um erwachsener und reifer zu werden.

Wieso meint man eigentlich immer, ab 25 Jahren geht’s abwärts? Rein biologisch gesehen, ist das so. Rein biologisch gesehen, ist der Zenit ab 25 überschritten. Jaja, die liebe Biologie! Wenn die nicht wäre, könnte ich locker bis Mitte 40 die Clubs abklappern, feiern, und das Leben genießen. Aber nö, da war ja was: Kinder, Familie und so. Böse Biologie! Schäm dich was! Warum schiebt sie die beste Zeit zum Familie gründen nicht einfach auf 50? Aber das sind Dinge, die sich nicht beeinflussen lassen, damit muss ich leben.

Wenn ich mir die aktuellen Entwicklungen der Gesellschaft so anschaue, denke ich, dass es bald (wenn es nicht schon längst so ist), eine zweite „wilde Phase“ im Leben geben wird. Eine Phase die beginnt, sobald die Kinder aus dem Haus sind und wir unser Leben wieder für uns haben, so um die 50 rum. Dann haben wir wieder die freie Wahl, ob wir weiterhin auf unserem Stuhl sitzen wollen, oder ob uns das ereignisreiche Rennen viel besser gefällt. Wir werden mit 50 Jahren wieder beginnen zu tindern, zu daten, uns neu zu verlieben. Da geht es sozusagen wieder von vorn los. Denn wir haben ja noch Zeit, viel Zeit! Wenn wir noch über 20 Jahre auf unserem Stuhl sitzen bleiben, tut uns sicherlich ziemlich der Hintern weh. Vermutlich denken einige unter euch jetzt: „Wie? Aber da ist doch ein Partner, Ehepartner, mit dem man alt werden möchte.“ – umso schöner, wenn man das möchte! Das sei jedem gegönnt, und darum kann man jemanden schon beneiden. Allerdings bin ich der Meinung, dass sich meine Generation sehr schnell dazu verleiten lassen wird, wieder aufzubrechen. Neue Dinge erleben, Grenzen testen, weiterentwickeln. Vielleicht ist das eine ganz unrealistische Vorstellung, aber ich werde mit der Vorstellung nicht warm, dass wir „für immer und ewig“ auf unserem Stuhl sitzen werden und unsere Perspektive nur so weit verändern, wie sich unser Kopf drehen lässt.