„Wenn Männer beste Freundinnen haben…“ – auf beziehungsweise-magazin.de

Mein Freundeskreis ist zu 99% männlich. Ob das schlimm ist? Die einen sagen so, die anderen sagen so! In meinen Augen könnte es kaum besser sein. Aus gegebenem Anlass: Ein hoch auf Männer im Freundeskreis! Ihre schonungslose Ehrlichkeit, hat mir schon das ein oder andere Mal Perspektiven aufgezeigt, die mir vorher nicht in den Sinn kamen.

Wenn Männer beste Freundinnen haben

Herzensmenschen – Sie sind das Salz in der Suppe meines Lebens

Weißt du eigentlich, wie toll du bist? Ich meine das ernst! Wenn die anderen Frauen wüssten, was sie verpassen, würden sie sich grün und blau ärgern!„, ungläubig starrte mich mein Gegenüber an. Vielleicht war ich ein bisschen betrunken, vielleicht war es mitten in der Nacht, aber ich meinte das ernst! Sowas von ernst! Mein Gegenüber nahm mich in den Arm, so als wollte er mich mit seinen Rückenklopfern beschwichtigen. Vielleicht sollte ich noch einmal über das Gesagte nachdenken? No way! Betrunkene und kleine Kinder sagen immer die Wahrheit. Der Mann, der mir in dieser feuchtfröhlichen Nacht gegenüberstand ahnte nicht, wieviel Herz ich in meine Worte legte. Er ahnte nicht, wie wichtig er mir über die Zeit geworden war.

Als wir uns das erste Mal begegneten, würdigte ich ihn kaum eines Blickes. „Prollo!„, dachte ich. Mit der Zeit sahen wir uns öfter. Man kennt das ja, irgendwann mutieren die Gestalten im Nachtleben zu „Bekannten“. Man sieht sich, man kennt sich. Mehr als ein kurzes Zunicken, kommt aber oft nicht zustande. So nickten wir uns über Wochen freundlich an, ohne auch nur ein paar Worte gewechselt zu haben. Irgendwann begannen wir, uns zur Begrüßung zu umarmen. Man verbringt ja schon sehr viel Zeit im Nachtleben nebeneinander. Da blieb es nicht aus, dass an der Bar ein paar Worte gewechselt wurden. Das bekannte Gesicht bekam endlich einen Namen. Das erste Gespräch habe ich noch sehr gut in Erinnerung. „Wollt ihr nen Sekt?„, prostete er mir und meiner Freundin zu. „Öhm, wenn der nix kostet, immer her damit!„, antworteten wir leicht verdutzt, oder so ähnlich, da dies nur der Anfang eines sehr sektreichen Abends war. Von nun an, waren wir sozusagen „Nachtleben-Freunde“. Wir tanzten zusammen, lagen uns in den Armen, ohne auch nur rudimentäre Kenntnisse über das Leben des Anderen zu haben.

Ich hatte kein Interesse an diesem Mann. Warum auch? Gar nicht mein Typ! Doch es war dieser eine Abend, an dem sich in meinem Hirn ein Schalter umlegte. Leider erinnere ich mich nicht mehr, was genau in dieser Nacht vorgefallen war. Ich erinnere mich nur an den Moment, in dem ich „Wir müssen unbedingt mal einen Tee zusammen trinken!„, in mein Telefon tippte. Auf einmal war ich überzeugt davon, diesen Mann kennenlernen zu müssen. Es war ein Segen! Selten so einen tollen Charakter getroffen. Mein erster Eindruck war komplett falsch. Hinter der Fassade verbarg sich ein so wertvoller Mensch. Kennt ihr das, wenn ihr so ein wundervolles Bauchgefühl bekommt, sobald ihr an jemanden denkt? Nicht die Schmetterlinge im Bauch, sondern das Gefühl, jemanden als Menschen unglaublich gern zu haben. Dieses Gefühl habe ich für sehr enge Freunde, egal ob männlich oder weiblich. Dieses Gefühl was schreit: „Ich hab dich so lieb, das kann man mit Worten gar nicht ausdrücken.

Das hat alles überhaupt nichts mit verliebt sein oder ähnlichem zu tun. Ich schätze diese Menschen einfach sehr. Für sie würde ich durchs Feuer gehen. Es hat mich ungemein überrascht, dass ich so jemanden, den ich zu Beginn noch kaum wahrgenommen hatte, mal so gern haben könnte. Eine Macke von mir ist es allerdings, meine Zuneigung zu diesen Menschen ständig ausdrücken zu wollen. Vor allem betrunken! Dann würde ich ihnen am liebsten um den Hals fallen und einen Heiratsantrag machen. Letzteres ist mir Gottseidank noch nie passiert. Man könnte diese Menschen als „Herzensmenschen“ bezeichnen. Sie sind das Salz in der Suppe des Lebens, sie lassen mein Herzchen höher hüpfen, wenn ich sie sehe. Meist merken sie es daran, dass nicht nur das Herz hüpft, sondern ich gleich mit. Es kommt nicht selten vor, dass ich andere Leute umrenne, weil ich versuche in ihre Arme zu springen.

Ich bin dankbar für diese Herzensmenschen! Doch einen Herzensmenschen erkennt man nicht auf den ersten Blick. Es heißt nicht umsonst „HERZensmensch“! Man muss hinter die Fassade blicken, sich auf einen Menschen einlassen. Ich habe gerade den spontanen Impuls, alle meine Herzensmenschen auf einmal knuddeln zu wollen, das würde eng werden! Also falls ihr das lest, fühlt euch geknuddelt!

Die Lyrik der Kurznachricht

Als beste Freundin hat man so einige Jobs: Zuhörerin, Ratgeberin, Schulter zum Anlehnen. Für meinen besten Freund übe ich allerdings noch eine ganz andere Stellenbezeichnung aus: „Kurznachrichteninterpretöse“! Es ist ein Phänomen, dass Menschen die Nachrichten des anderen Geschlechtes nicht deuten können. Da nehme ich mich nicht aus. So gut ich Hintergedanken und Sinn in Nachrichten von Frauen erkennen kann, so unglaublich schlecht sehen meine Fähigkeiten aus, wenn es um erhaltene Nachrichten von Männern geht. Dem sind sich mein bester Freund und ich uns aber schon lange bewusst. So ist es essenzieller Bestandteil unserer Treffen, Nachrichten auf dem Telefon des anderen zu analysieren. Meist sehe ich auf den ersten Blick, wo der Kommunikationsfluss in Probleme geriet. Im Folgenden möchte ich euch von den größten Fehlern erzählen, die man in der Kurznachrichtenkommunikation begehen kann:

Zu lange und zu viele aufeinander folgende Nachrichten! Achtet auf die ca. gleichverteilte Anzahl und Länge der verschickten Texte. Natürlich hat man gerade zu Beginn der Kommunikation einiges loszuwerden. Die langen Texte sitzen einem regelrecht im Nacken, und wollen endlich versendet werden. Haltet dagegen! Nichts ist schlimmer, als Romane zu schreiben, und dann nur eine kurze Antwort darauf zu erhalten. Noch einen Ticken schlimmer, ist das versenden mehrerer Nachrichten kurz hintereinander. Ein Graus! Erhalte ich eine Nachricht, schaue ich kurz auf mein Telefon. Oft kann ich die Nachricht aber nicht direkt öffnen, da ich beschäftigt bin. Blinkt mein Smartphone dann aber immer wieder ständig auf, bin ich genervt. Genervt von Nachrichten, die ich noch nicht einmal gelesen habe. Da können am Ende die tollsten Sachen drin stehen, doch ich bin genervt. Wer mehrere Sachen mitzuteilen hat, bitte in eine Nachricht! Sollte man auf eine sehr lange Nachricht oder viele Nachrichten hintereinander, nur eine kurze und nicht auf den Text bezogene Antwort erhalten, ist Vorsicht geboten. Den Menschen am anderen Telefon interessiert anscheinend nicht, was euch bewegt. Ein wunderbares Beispiel las ich gestern in der Kommunikation meines besten Freundes mit einer Affäre. Sie schrieb einen langen Text über ihre Gefühle, zugegebenermaßen sehr übertrieben und wenig „Männertauglich“. Als ich die Antwort meines Freundes las, musste ich herzlich lachen: „ich muss lernen“. In your face! Spätestens jetzt hätte die Dame merken müssen, dass von seiner Seite aus kein Interesse bestand, und sie ihm gehörig auf den Geist ging. Sie hingegen nervte ihn weiter mit langen Texten. Fail!

Besonders auffallend an der Kommunikation der beiden war, dass sie ihn regelmäßig mit seinem vollständigen Vornamen ansprach. Natürlich kann man auch schriftlich jemanden direkt ansprechen, aber doch bitte nicht mit dem vollständigen Vornamen! Zumindest nicht, wenn man sich besser kennt. Für mich weckt ein „blablabla…, Jule“ immer ein sehr ungutes Bauchgefühl. Als ich um die 18 Jahre alt war, bandelte ich mit einem Studenten an, der die „direkte Ansprache“ für sich entdeckt hatte. Jede Nachricht begann mit: „Jule,…..“ bzw. endete mit „….,Jule“. Ich weiß, wie ich heiße! Mir vermittelte diese Art und Weise zu kommunizieren das Gefühl, er würde sich über mich stellen wollen. So als würde er mich belehren wollen. Genau das tat auch die Kommunikationspartnerin meines Freundes. Sie gab ihm das Gefühl, es besser zu wissen. Wir kennen das doch noch von unseren Eltern, eine direkte Ansprache mit dem vollen Vornamen bedeutete immer Ärger! Wer also ein gutes Verhältnis zum Kommunikationspartner aufbauen will: Spitznamen verwenden oder direkte Ansprachen vermeiden.

Ähnlich verhält es sich mit den berühmten Punkten am Ende einer Aussage…Die mag ich besonders gern…Sie geben einem das Gefühl, irgendwas wäre da los beim Anderen…Eine gewisse Traurigkeit vielleicht…Vielleicht auch eine Nachdenklichkeit…Oh weh, umso öfter ich diese drei Punkte benutze, desto schlechter geht’s mir irgendwie. Also Schluss damit! Jemand, dem es gerade sehr gut geht, würde wohl nicht zu diesen Punkten greifen. Ein Bekannter von mir hat anscheinend einen Narren an den Pünktchen gefunden, und beendet jeden Satz damit. Wirklich jeden! Jedes Mal denke ich darüber nach, ob ich etwas Falsches geschrieben hätte, oder ob er Probleme hat. Ich beziehe diese rübergebrachte „schlechte Laune“, direkt auf mich. „Na, alles klar bei dir?“ – „Ja, alles super…“, ist doch etwas anderes als: „Ja, alles super!“, nicht wahr? Mein Tipp: die drei Punkte weglassen! Sie führen nur zu Verwirrungen. Lieber mit Emojis arbeiten, die sind eindeutiger und vermitteln direkt eine Emotion.

Auch wenn man meinen möchte, dass geschriebene Worte keine Stimmungen und Gefühle rüberbringen können, lasse ich mich jeden Tag aufs Neue eines Besseren belehren. Schriftliche Kommunikation erzeugt sehr schnell ein Bauchgefühl für den Kommunikationspartner. Schon wenige Zeilen reichen, damit sich in unseren Köpfen ein Bild ausprägt. Und nicht nur der Kopf, sondern auch der Bauch bildet sich eine Meinung. Schreibt mir jemand: „Jule, heute ist so ein schöner Tag…“, sagt mein Bauch: Nenene Jule, lass mal, der tut dir nicht gut. Und das nur durch wenige Worte. Ich denke wir sind uns oft gar nicht bewusst, was unsere geschriebenen Worte beim Gegenüber auslösen. Wenn ich genauer darüber nachdenke, ist schriftliche Kommunikation mitnichten einfacher als ein persönliches Gespräch. Allein kleine Punkte, Schreibfehler oder direkte Ansprachen können den anderen verschrecken. Also Vorsicht! Lieber zweimal checken, was man gerade zu Beginn eines Kontaktes von sich gibt 😉

In was für Beziehungen leben wir eigentlich?

Freitagabend – Beziehungstalk! Wie sehr freue ich mich im Moment, wenn ich spontan nach einem abendlichen Bierchen gefragt werde. Seitdem auf meiner Stirn „Vergeben!“ steht, ist das leider eine Seltenheit geworden. Umso mehr fieberte ich dem Treffen mit einem guten Freund entgegen. Wir hatten uns schon eine lange Weile nicht mehr gesehen, da er, seit er sich in einer Beziehung befindet, so ziemlich vom Erdboden verschluckt ist. Das klappt sogar, wenn man nur 500m Fußweg voneinander entfernt wohnt, verrückt! In einer Bar um die Ecke, machten wir es uns am Tresen gemütlich. Das obligatorische Bier durfte natürlich nicht fehlen. Auf meine Fragen, wie es denn so laufen würde in seiner Beziehung, konnte ich die Antwort schon in seinem Gesicht ablesen. Irgendwas war da nicht in Ordnung, irgendwo drückte der Schuh. Sehr überrascht hat mich das nicht. Wenn ich so zurückdenke, war in dieser Beziehung noch nie etwas in Ordnung. So zumindest mein Eindruck. Als eine gute Freundin, wie ich nun mal bin, hörte ich mir den Verlauf der letzten Wochen und Monate an. Naja, ich versuchte es zumindest! Schon nach wenigen Sätzen, musste ich mich an meinem Bier festkrallen, um nicht aus Versehen spontane Erwürgungsversuche zu starten. Was mir da berichtet wurde, machte mich wütend und sprachlos. Hätte ich nicht gewusst, dass mir von einer Beziehung erzählt wurde, hätte ich es glatt für eine zementierte Feindschaft gehalten. Beleidigungen, ständige Trennungen, Streit um Geld…um nur mal die gravierendsten Punkte zu erwähnen. Was bewegt Menschen dazu, freiwillig mit einer Person zu leben, die ständig beleidigt und verletzt?

Du musst diese Frau rausschmeißen! Und sie danach direkt verklagen!“ – entfuhr es mir. So schockiert war ich. Verklagen deshalb, weil sie eine nicht unerhebliche Geldsumme an Schulden bei ihm hatte. Miete zahlen? Wer braucht denn sowas? Solche Frauen machen mich wütend! Einen so lieben Kerl ausnutzen und für ihre Nachfolgerinnen versauen. Klasse!

Ich verstehe nicht, wie man so eine Beziehung aufrechterhalten kann. Doch er ist da nicht der Einzige. Es gibt so viele Menschen die in Beziehungen leben, bei denen ich schreiend wegrennen würde. Eine Beziehung soll Kraft geben und nicht Kraft kosten! Nur weil es in den ersten Wochen „so toll gepasst hat„, muss man sich doch nicht ein Leben lang zusammen quälen. Manchmal habe ich das Gefühl, die Beteiligten merken gar nicht, was bei ihnen falsch läuft. Als ich meinem Bekannten kurz von meiner Beziehung erzählte, schaute er mich neugierig an. „Das klingt ja richtig entspannt!“ – sagte er mir. Natürlich ist das entspannt! Was sollte es auch anderes sein? Ich führe doch keine Beziehung, um mehr Stress und Sorgen in meinem Leben zu haben. Befürchte ich, dass Freunde sich in einer nicht bereichernden Beziehung befinden, stelle ich gerne einige Fragen: „Möchtest du mit diesem Menschen alt werden? Kannst du dir vorstellen, dass du niemand anderen mehr haben würdest, außer dieser einen Person? Kannst du dir vorstellen, Kinder mit dieser Person zu haben?„. Wenn auf alle diese Fragen mit „Nein!“ geantwortet wird, weiß ich nicht, was die Menschen in diesen Beziehungen hält. Ist es nicht reine Zeitverschwendung?

Junge, du vergibst gerade nur deine Lebenszeit. Ohne sie hättest du viel weniger Stress, weniger Geldsorgen, und könntest dich nach einer Frau umschauen, die dich zu schätzen weiß!“ – versuchte ich meinem Gegenüber klar zu machen. Zeit ist etwas so elementares, was man nicht verschenken sollte. Er hat eine Frau verdient, die dafür dankbar ist, einen so tollen Mann zu haben. Denn toll ist er wirklich! Bewusst ist ihm das glaube ich nicht, da er ja von seiner Freundin andere Dinge eingetrichtert bekommt. Kein Wunder, dass immer mehr Männer abstumpfen und eine emotionale Schutzmauer um sich herum errichten. Genau wegen solcher Frauen! Die sie komplett fertig machen. Nicht nur finanziell. Wie auf Trampolins springen sie auf den Gefühlen ihrer Partner umher. Ekelhaft! Etwas anderes fällt mir dazu nicht ein.

Als wir gegen 1 Uhr die Bar verließen, schnappte ich mir direkt mein Smartphone. „Weißt du eigentlich, wie froh ich bin dich zu haben? Ich glaube, wir machen das schon ganz gut, dieses Beziehungsding!“ – schrieb ich meinem Freund. Man weiß erst wie gut man es hat, wenn man sieht, wie schlecht es anderen geht.

Meinem Bekannten sagte ich zum x-ten Mal, dass er sich endlich von ihr lösen soll. „Aktuell bin ich ja Single!“ – antwortete er mir. Ach stimmt ja, sie hatte ihn kurz vor unserem Treffen (mal wieder) verlassen. Dass er direkt nachdem sie die Tür hinter sich schloss, wieder auf tinder aktiv war zeigte mir, dass er sich ja schon „etwas Neues“ vorstellen konnte. Einige Tage später erkundigte ich mich, wie der aktuelle Beziehungsstatus nun aussehen würde. Irgendwie habe ich es ja schon geahnt, aber die Antwort machte mich trotzdem traurig. Natürlich war sie zurückgekommen, die „Frau seines Herzens„. Und natürlich wiederholte sie regelmäßig, was für einen tollen Mann sie da doch hätte. Klar, bis zur nächsten Trennung, bis zum nächsten Zerschmettern seines Herzens. Gefühlsmasochismus in Reinform. Das hat keiner verdient.

Da bleibt mir nur übrig, etwas zu wiederholen: Zeit ist etwas so elementares. Warum sollte man sie mit Menschen verschwenden, die einem die Lebensenergie entziehen? Raus da, aber flotti! Raus aus Beziehungen, die nur Kosten und nicht auf das Seelenwohl einzahlen.

Ich habe das Gefühl, jetzt einen Stempel auf der Stirn zu haben „Vergeben, gehört nicht mehr dazu“

Wenn man eine Weile Single ist, beginnt man sich eine Beziehung irgendwie zu „romantisieren“. Die Sehnsucht nach Zweisamkeit sorgt dafür, dass ein Partner als „rettendes Ufer“ angesehen wird. Ist man frisch Single, hält man sich oft noch an die Werte und Vorstellungen der vorherigen Beziehung. So ging es auch mir. Kurz nachdem ich getrennt war, suchte ich unbewusst genau nach dem, was ich davor hatte. Eine feste Bindung, Verlässlichkeit und vor allem Sicherheit. Dass das mit diesen Vorstellungen nicht geklappt hat, wundert mich heute wenig. Es braucht Zeit. Zeit um sich selbst weiterzuentwickeln, herauszufinden wer man ist und vor allem: Wen man sucht. Es ist spannend, wie sich der eigene Blick auf Beziehungen, Liebe und Single sein verändert, wenn sich die Lebenssituation verändert. Hätte mich jemand vor einem Monat gefragt, wie ich das Leben sehe, hätte ich anders geantwortet, als heute. Bis vor kurzem war ich so in meinen „Suchmodus“ vertieft, dass sich meine Vorstellungen und Wünsche ziemlich verändert haben. Trotzdem ich mich nach einer Beziehung sehnte, stand für mich der Spaß an erster Stelle. Was erleben, Erfahrungen machen. Es waren die Momente, an die man sich auch noch in 50 Jahren erinnert, die mir das allein sein versüßten. So sehr ich auch unter dem Single-Dasein gelitten habe, so sehr konnte ich es auch als Luxus verbuchen.

Der harte Cut zwischen Single und Beziehung, ist schwieriger als gedacht. Wie sagte es eine Freundin so schön, die sich schon eine Weile in einer Beziehung befindet: „Was meinst du, was das für eine Umstellung für mich war? Erstmal Vertrauen fassen. Das Gefühl bekommen, sich auf den anderen verlassen zu können.„. So hatte ich es damals gar nicht wahrgenommen, als die beiden zusammen kamen. Ich dachte, die sind nun glücklich und ab dem Zeitpunkt der Beziehungsdefinition, passt das schon. So war es zumindest in jungen Jahren, soweit ich mich erinnere. Da musste ich mich nicht großartig umgewöhnen. Man war zusammen und dann war das eben so. Keine großen Gedanken, keine Zweifel. Muss das entspannt gewesen sein! Da ist es für mich auf einmal auch verständlich, warum sich viele als „Mingles“ bezeichnen. Sich nicht festzulegen, birgt schon einen gewissen Reiz. Man entgeht den vielen Gedanken, Fragen und Zweifeln.

Von der Entspannung, wie ich sie in jungen Jahren erlebt habe, kann ich aktuell leider gar nicht sprechen. Klar, ich befinde mich in einer Beziehung. Das war das Ziel, das war das „rettende Ufer“, nachdem ich immer Ausschau gehalten hatte. Womit ich nicht gerechnet hatte, waren meine „Anpassungsschwierigkeiten“. Umso älter man wird, desto schwieriger fällt es, sich zu verändern. God damn, yes! Der erste Momente des Glücks den ich empfand, als nun endlich die Definition als Paar ausgesprochen wurde, verflog schnell. Er wurde abgelöst von der immer wiederkehrenden Gedankenspirale. „Was erwartet er von einer Beziehung? Was erwartet er von mir? Können wir unsere Leben aneinander anpassen? Haben wir eine Zukunftsperspektive?„…etc. pp. All diese Fragen rotieren in meinem Kopf. Ich soll nicht so viel planen, sagte mein Freund zu mir. Manche Dinge, kann man einfach nicht planen, da muss man einfach schauen, was passiert. Und das fällt mir verdammt schwer! Durch die viele Denkerei will ich jetzt schon feststellen, ob das eine Sache „für immer und ewig“ werden kann. Klar geht das nicht, aber sagt das mal meinem Hirn.

Mit diesen Gedanken bin ich den „Pärchen-Freunden“ plötzlich viel näher, als ich es vermutet hätte. Die können das nämlich sehr gut nachvollziehen. Der Single-Freundeskreis hingegen, tut sich da schwer. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, jetzt einen Stempel auf der Stirn zu haben „Vergeben, gehört nicht mehr dazu„. Vermutlich fällt auch ihnen die Umstellung schwer. Dabei hat sich absolut nichts geändert. Ich bin weiterhin am Wochenende feiern, gehe weiterhin gerne mal auf ein Bier aus, und hab auch weiterhin Zeit. Wenn ich genauer darüber nachdenke, habe ich aber schon ähnlich gehandelt. Seitdem ein guter Freund vergeben ist, sehen wir uns fast gar nicht mehr. Zu Beginn habe ich ihn aus Gewohnheit immer noch gefragt, ob er Abends mitkommen mag. Aber mit jeder Absage, reduzierte sich das. Aus Single-Sicht, ist der Herr komplett in seiner Beziehung verschwunden. Aber wer weiß, vielleicht fühlt auch er sich wie „abgestempelt“?

Single sein, in einer Beziehung sein, das ist einfach zu verschieden. Ein Single ist gerne unter Singles, ein Pärchen gerne unter Pärchen. Einfach weil die Interessen irgendwann zu sehr auseinander gehen. Doch das will ich nicht! Nur weil ich Abends nicht mehr mit dem Ziel weggehe, jemanden abzuschleppen, kann ich trotzdem bis morgen um 7 Uhr tanzen. Ich will mein Leben nicht ändern. Ich streiche bloß die Anbandelungen mit Männern weg und ersetze diese durch meinen Freund.

„Kein Mann ist gut genug für dich!“

Das menschliche Verhalten ist manchmal wirklich unergründlich. Warum  jemand handelt, wie er handelt, bleibt uns oft verborgen. Wieso wird man von jemandem geküsst, der eigentlich keine Zuneigung empfindet? Warum hält jemand Abstand, trotzdem zwischen zwei Menschen Gefühle bestehen? Das sind beispielhafte Fragen, die wir uns oft nicht beantworten können. Sogar das Einschätzen von sehr engen Freunden, kann schon mal schwer fallen. Als meine Beste mir vor einer Weile ihr Veto für meine damalige Liebelei aussprach, war ich verwundert. Wollte sie nicht, dass ich glücklich werde? Konnte sie nicht froh sein, dass ich endlich jemanden gefunden hatte, mit dem eine ernsthafte Beziehung zumindest denkbar gewesen wäre? Ich war ratlos. Bemerkte ich irgendetwas nicht? War der Kerl vielleicht total daneben, und ich übersah es nur? Doch an Silvester, mitten in der Nacht, sagte sie mir endlich ins Gesicht, was in ihrem Kopf vorging: „Ich hatte Angst, dass er dich mir wegnehmen würde.“ – da war sie endlich, da war sie, die Wahrheit! Es lag nicht an dem Kerl an sich, sondern an der Tatsache, dass eine Beziehung uns wieder ein Stück auseinander reißen würde. Das würde passieren. Egal wie viel Mühe wir uns geben würden. Ein Mann würde in welcher Art und Weise auch immer, zwischen uns stehen. Gerade wenn nur ein Part von uns in einer Beziehung wäre, würde der andere Part leiden.

Das ist schon eine kleine Urangst geworden, die hochschwappt, sobald ein interessanter Mann auftaucht. Darum vielleicht auch unser Wunsch, Brüder zu daten. Da würde die Chance bestehen, gleichzeitig in einer Beziehung zu landen, und sehr oft auch zu viert etwas unternehmen zu können. Wenn ich mir vorstelle, dass meine Beste einen ernsthaften „Kandidaten“ an der Hand hätte, würde mich das vermutlich auch verunsichern. Denn dieser Mann dürfte nicht „Durchschnitt“ sein. Dieser Mann müsste perfekt sein. Ich muss schon von 500m Weite erkennen, wie sehr er meine Beste liebt. Brichst du meiner Freundin das Herz, breche ich dir die Knochen. Welch wahre Aussage! Man sagt ja, dass man nur selbst für die Auswahl eines Partners verantwortlich ist. Das stimmt jedoch nicht. Auch als beste Freundin ist man in der Pflicht zu verhindern, dass sich die Beste „vergreift“. Man versucht objektiv zu sein, und Störfaktoren direkt anzusprechen. Ob das ganze wirklich objektiv ist, wage ich zu bezweifeln.

Wenn meine Beste zum Beispiel ihren Traummann kennenlernen würde, der jedoch weit weg wohnen würde, wäre ich im ersten Moment dagegen. Allein die Vorstellung, dass sie irgendwann wegziehen würde, wäre schlimm. Vielleicht könnte man die Rolle einer besten Freundin bei der Partnerwahl, so wie die Rolle einer Schwiegermutter sehen. Im ersten Moment nett und freundlich, aber jederzeit auf der Lauer nach schlechten Angewohnheiten und Charaktereigenschaften, die wir als Gegenargument vorbringen könnten. Man muss lernen, die Freundin loszulassen, sie einfach machen zu lassen, was sie für richtig hält. Es ist ein ganz schmaler Grad zwischen Freiraum geben, und ins Verderben rennen lassen. So ein bisschen ist man doch schon Mami, wenn man den Großteil seines Lebens zusammen verbracht hat. Das ist schön, das ist gut, aber das kann auch gefährlich werden. Auf das eigene Bauchgefühl zu hören, darf man nicht verlernen. Auch wenn der ein oder andere Freund einen zukünftigen Partner vielleicht nicht als 100% passend empfindet heißt das nicht, dass man keine glückliche Beziehung führen kann. 100% passend gibt es nämlich nicht, da beißt sich die Katze in den Schwanz. Am Ende müssen sich beide Partner in einer Beziehung wohl fühlen. Toll ist es natürlich, wenn auch der Freundeskreis begeistert ist, und sich um den Partner erweitert.

Eine Pflicht ist es in meinen Augen aber nicht. Meine Beste wird immer meine Beste bleiben! Vielleicht sieht man sich nur noch einmal die Woche zum Feiern, aber irgendwann sollte man schließlich auch erwachsen werden. Ein Partner hält nicht davon ab, anstatt mehrmals feiern zu gehen, einfach mal einen Brunch zu genießen, oder einen Filmabend. Idealerweise hat auch die Beste ein „Kuscheltier“, um sich die Freundinnenfreie-Zeit zu vertreiben.  Auch wenn ich absolut nicht auf Pärchenabende stehe, stellen sie doch eine Alternative zum ausschweifenden Singleleben dar.

Meine Beste und ich sind ein Team, ein sehr gutes sogar. Sobald sich dort ein Partner dazugesellt, gilt es seinen Platz zu verteidigen und die Rollen neu zu ordnen. Das ist eine Bedrohung, das lässt sich nicht von der Hand weisen. Denkt man aber genauer darüber nach, kann jede Bedrohung auch eine Chance sein. Veränderungen sind nicht immer leicht zu akzeptieren, aber wer weiß, vielleicht macht es das Ganze nur noch besser 🙂