Von der Erfahrungen Älterer profitieren – Weisheit färbt ab

Umso älter ich werde, desto erfahrener werde ich. Das bezieht sich auf Fähigkeiten, sowie auch auf Lebensansichten und „Weisheit“, wenn man davon in meinem Alter schon sprechen kann. Da reicht schon ein weiteres Lebensjahr um Dinge zu lernen, die die eigenen Augen öffnen und ein „Hätte ich das mal vorher gewusst!“ auslösen. Manchmal sind das ganz einfache Dinge, einfache Erfahrungen, die das Leben beeinflussen. „Ab 4 Bier ist mir am Folgetag schlecht“ – einfach, aber ziemlich gut zu wissen. Von solchen „einfachen“ Erfahrungen möchte ich an dieser Stelle allerdings nicht sprechen. Es geht um Sinnesfragen, Lebensfragen und Liebesfragen. Gerade wenn es einer gewissen Weisheit bedarf, halte ich mich gerne an ältere Familienmitglieder. Meine Oma ist da ein großes Vorbild für mich. Jedes seltene Mal bei dem ich die Gelegenheit habe, länger mit ihr zu sprechen, ist wertvoll. Aus solchen Gesprächen gehe ich oft mit vielen neuen Erkenntnissen und Denkansätzen, die mich im Leben weiterbringen.

Zu Weihnachten traf ich nach knapp 10 Jahren mal wieder auf meine Großtante, also die Schwester meiner Oma. Trotzdem wir uns so lange nicht gesehen hatten, bestand eine Verbindung. Ich erinnerte mich, wie ich als Kind mit ihr und meinem Großonkel einkaufen ging. Unbedingt wollte ich eine bestimmte Packung Kaugummi, die mir meine Eltern nie erlaubt hätten. Dass meine Großtante sie mir ohne Widerrede in den Einkaufswagen packte, ist mir bis heute in Erinnerung geblieben. Verrückt, welche Kleinigkeiten sich Kinder so merken können. Als wir uns am Heiligabend verabschiedeten versprach ich meiner Großtante, dass ich zeitnah bei ihr vorbei schauen würde. So kam es dann auch. Wir verabredeten uns zu einem Tee, und zum Reden. Als ich mich auf den Weg zu ihr machte, war ich leicht verunsichert. Würden wir einen Drat zueinander finden, oder wüssten wir nach wenigen Minuten nicht mehr, über was wir uns unterhalten könnten? Diese Bedenken waren unbegründet. Wie alle Frauen meiner Familie mütterlicherseits, ist auch meine Großtante sehr gesprächig. Mit viel leckerem Tee eingedeckt, konnte es losgehen. Ich hatte mir vorher überlegt, welche Themen ich gerne ansprechen möchte, und wo ich mich nach einem Rat erkundigen werde. So hörte ich mir die verschiedensten Liebschafts-Geschichten an, lernte so einiges über den Alltag vor knapp 50 Jahren und konnte mir so ein gutes Bild machen.

Ich ließ es mir nicht nehmen Fragen zu stellen, die mich in Bezug auf die Liebe bewegten. Vielleicht würden mir die Erfahrungen eines weiseren Menschen helfen, selbst weise zu entscheiden. „Wie merke ich denn, ob mein Partner der Richtige für mich ist?“ – fragte ich in der Hoffnung, eine klar und anwendbare Antwort zu bekommen. Doch ich lag falsch. „Ob jemand der Richtige für dich ist, das weißt du nie!“ – erhielt ich als Antwort. Menschen entwickeln sich ein ganzes Leben lang. Was 40 Jahre zusammen passte, kann nach 41 Jahren komplett entgegengesetzt laufen. Liebe hat viel mit Vernunft zu tun, mit Vernunftentscheidungen. Sich verlieben ist eine tolle Sache, aber nur weil es nicht direkt funkt heißt es nicht, dass zwei Menschen nicht zusammen passen. Man muss ein Team bilden. Aus den Erfahrungen meiner Großtante lernte ich nun, wie wichtig es ist, in eine Beziehung zu investieren. Man muss etwas „reinstecken“ um etwas „herauszubekommen“. Ebenfalls sollte man nie den Blick auf den Partner verlieren. Ich sollte den Mann als Mann sehen und ihn auch so behandeln. Genauso ist es wichtig, dass ich mich als Frau gewertgeschätzt und gut behandelt fühle. Sich nicht aus den Augen zu verlieren, ist hier die Herausforderung.

Besonders wichtig war meiner Großtante mir zu vermitteln, dass ich kommunizieren müsse. Alles muss gesagt werden, auch unangenehme Dinge. Nicht als Vorwurf, sondern als Beschreibung der Gefühle. „Ich fühle mich unwohl, wenn du dies oder das tust.„. Diese klare Kommunikation sorgt dafür, dass der Partner zu jeder Zeit weiß, was im Gegenüber vorgeht. Das klingt auf den ersten Blick einfach, ist es aber nicht. Gerade als Frau kann ich mir schwer vorstellen, dass mein Partner manche Dinge einfach nicht merkt. Männer haben anscheinend nicht so feine Antennen für Gefühle, wie wir Frauen. Kommunikation als fester Untergrund für eine Beziehung. Irgendwie scheinen wir das zu wissen, aber die wenigsten setzen es um.

Es ist inspirierend, sich mit älteren Familienmitgliedern zu unterhalten. Nicht nur über oberflächliche Dinge, sondern über tiefgründige Fragen. Daraus können sich tolle Gespräche und Erkenntnisse ergeben. Somit kann ich euch nur raten, euch mit Großeltern, Eltern, Onkel, Tanten etc. pp. zusammen zu setzen und Fragen zu stellen. Es gibt Fehler, die andere vor uns gemacht haben, welche wir nicht wiederholen müssen. Ich nehme mir solche Ratschläge sehr zu Herzen und hoffe, dass sie in meiner Beziehung auf fruchtbaren Boden fallen werden.

Oldies but goldies – Wie würde mein Singleleben mit 70 aussehen?

In jungen Jahren kann man sich nur schwer vorstellen, wie es sich mal im Alter mit der Liebe verhalten wird. Wenn ich träumen dürfte, würde ich vermutlich mit 70 noch kuschelnd vor dem Fernseher sitzen. Kuschelnd mit dem Mann, der auch nach 40 Jahren noch mein Herz erwärmt. Nicht mehr mit dem anfänglichen Herzklopfen, aber ein kleines Kribbeln im Bauch wäre schön. Ich möchte mich angekommen fühlen.

Doch was ist, wenn das nicht passiert? Wenn ich zu diesem Zeitpunkt Single bin? Sitze ich dann unglücklich stundenlang vorm Fernseher und schaue „Sturm der Liebe“? Habe ich mir aus lauter Einsamkeit mind. 3 Katzen angeschafft? Vermutlich würde ich meine komplette Nachbarschaft bebacken und ein Kochbuch schreiben. Wenn ich dafür überhaupt Zeit hätte. Arztbesuche würden vermutlich den halben Tag einnehmen.

Bis jetzt kam in meinen Vorstellungen zum Thema „Single im Alter“ viel Einsamkeit vor, Resignation. Vielleicht ist das ja alles gar nicht so „schlimm“? Ich habe heute einen tollen Artikel in der „Zeit“ gelesen: Herr W. sucht die Liebe

Er handelt von einem 71 Jährigen Single-Mann. Lässt man diesen Fakt außer Acht, könnte man beim Lesen meinen, es handele sich um einen jungen berliner Single, der nach der großen Liebe sucht. Herr W. datet regelmäßig Frauen. Er macht genau das, was wir Singles Mitte 20 auch tun, das andere Geschlecht „abchecken“ und hoffen, dass ein passendes Gegenstück dabei ist. Es zählen ähnliche Werte: Optik, Intellekt, Hobbys. Gesundheit ist ein Kriterium, welches in meinem Alter noch nicht so relevant ist. So lange jemand gesund aussieht. frage ich nicht nach irgendwelchen Hüftschäden. Ein gefragter Single im Rentenalter sollte also Schlank, Fit und intelligent sein.

Sind diese Kriterien erfüllt, steht dem weiteren Dating nichts mehr im Wege.

Mit 71 noch mehrere Frauen regelmäßig treffen, ist beachtlich! Beeindruckend fand ich ebenfalls, dass es auch in diesem Alter noch um Sex geht. Damit hatte ich weniger gerechnet.

Dieser Artikel bringt mich zum Nachdenken. Ich stelle mir vor, wie es mir im besten Fall ergehen könnte, als Single im Alter. Unsere Generation wird anders alt werden, „moderner“ alt werden.

Ich sehe mich mit 70 bei „tinder for oldies but goldies“ hin und her wischen. Ältere Herren vor Autos, ältere Herren vor Sehenswürdigkeiten, ältere Herren im Fitnessstudio. Ein Wisch nach rechts und ich treffe mich auf einen Kaffee in der Stadt. Ist der Mann annehmbar, versuche ich ihn zu einem „Filmabend“ zu überreden. Vermutlich würde man nur seicht kuscheln, anstatt wild rumzuvögeln, aber es würde sich trotzdem so anfühlen, wie mit Mitte 20.

Nach einer Weile würde man feststellen, dass der Gegenpart doch einige Eigenheiten hat, mit denen man nicht klar kommt. Die Wege würden sich wieder trennen. Andere Begegnungen würden an der „Beziehungsunfähigkeit“ scheitern. Alte emotionale Verletzungen werden ein Zusammenfinden verhindern.

Ist dann doch mal jemand dabei, der mein Herz erwärmt, bestünde eine realistische Chance, dass man zusammen zieht, und eine gemeinsame Zukunft plant. Abgesehen von der Familienplanung, alles so wie mit Mitte 20.

Wenn ich so recht darüber nachdenke, wird sich nichts verändern! Ich werde zwar nicht mehr so knackig sein , werde die Treppen nicht mehr so schnell hoch hüpfen wie jetzt. Vielleicht wird es auch nicht mehr so viel um Sex gehen wie jetzt, aber alles in allem, bleibt es gleich.

Ich werde mich weiterhin regelmäßig mit meiner besten Freundin auf ein Eis treffen, Männergeschichten austauschen und mich darüber beschweren, dass sich niemand auf eine andere Person einlassen will. „Hast du den heißen Kerl da drüben gesehen? Der hat sicherlich noch seine echten Zähne, und die Hüfte sieht auch noch gut in Schuss aus!“ – werden wir beim Abchecken der Herren sagen, wenn wir im Park auf einer Bank Tauben füttern. Ich werde weiterhin einen Singleblog schreiben, und über meine Erlebnisse als Single Ü60 berichten. Wer weiß, ob das nicht einen neuen Trend einläuten könnte.

Dieser Artikel hat mir ein wenig meine Angst genommen. Die Angst vor dem Single sein im Alter. Denn wenn ich mir vorstelle, dass mein Leben mit 70 ähnlich aussieht wie jetzt, kann ich kaum meckern! Okay, vermutlich werden wir anstatt in einen Club zum Rentner Tanztee gehen, aber egal, Hauptsache Tanzen!

Allemal besser, als verbittert zu Haus zu sitzen mit einem Mann, der einen unglücklich macht.

Die Biologische Uhr bringt mich zum „austicken“

Manchmal liest man Artikel, die ein komisches Gefühl hinterlassen. Artikel die zum Nachdenken anregen, aber gleichzeitig auch auf eine Blockade im Kopf treffen. Es ist eine Art Schutzmauer vor Gedanken, die man in die hinterste Ecke des Kopfes geschoben hat. In manchen Situationen geht allerdings eine kleine Tür auf, und einige Denkansätze bahnen sich ihnen Weg.

Genau das ist mir heute nach dem Lesen des folgenden Artikels passiert:

http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/594141/Jungs-habt-ihr-Angst-vor-unserer-biologischen-Uhr

Die biologische Uhr, ein ziemlich fieses Ding! Ich als Frau kann das komplett nachvollziehen. Dieser kleine Wecker tickt leise aber stetig. Er wird lauter, sobald ich mir Gedanken um die Zukunft mache. Mädchen, du bist fast 30, besser wird’s nicht! Um mich herum sehe ich Kinderwagen, freudig strahlende Paare, die sich die Sabber von der Schulter wischen. Ich für meinen Teil schleppe mich jeden Morgen zur Arbeit, die Stunden bis zum Wochenende zählend, wo ich endlich wieder eskalieren kann. Eskalieren zur Ablenkung, damit die Mauer in meinem Kopf nicht aufbricht. Am Ende besteht der „große Sinn des Lebens“ ja doch irgendwie sich um eine neue Generation zu kümmern.

Scheinbar schafft es jeder Depp, eine Familie zu gründen. Aber ich, ich stehe hier allein. Auch wenn ich wollen würde, fehlt der (leider) biologisch notwendige zweite Part. Wie formulierte es meine Beste so schön: „Kinder kriegen ist die eine Sache, erstmal Beziehung ist die andere. Das ist schon schwer genug!“. Genau das ist der Punkt, der in mir die biologische Uhr zum „austicken“ bringt. Auch wenn ich in naher Zukunft einen Partner finden würde, erstmal muss die Beziehung klappen. Das sollte dann über Jahre der Fall sein. Ich wäre dann 30, wenn nicht sogar einen Tick älter. Ist zeitlich sogar noch in Ordnung. Es setzt aber voraus, dass ich ZEITNAH jemanden kennen lerne. Dieses Paar Schuhe habe ich mir allerdings schon ausgezogen.

Eine feste Beziehung eingehen, das möchte heute kaum noch jemand. Ohne feste Beziehung entstehen Kinder meist nur durch „Unfälle“. Wieso erscheint es mir so realistisch, dass ich irgendwann mit einem „Unfall“ auf dem Arm umher laufe? Alleinerziehende, das ist das Bild was ich im Kopf habe. Traue ich den Männern nicht mehr zu, dass sie Verantwortung übernehmen können? Das mag die eine Seite sein, die andere ist, dass es mir ab einem gewissen Alter wohl egal wäre, ob ich einen Partner hätte, der mich unterstützt.

Das Idealbild einer Familie entfernt sich mit den Jahren und mit den sich anhäufenden Erfahrungen, immer mehr. Umso öfter ich höre, dass Männer eine Familie nur als Kostenfaktor und Einschränkung der Lebensqualität sehen, desto mehr verabschiede ich mich von meinen Vorstellungen.

Die Männer in meinem Umfeld, die offen für Kinder sind, ergänzen aber regelmäßig: „Schon gerne, aber noch nicht jetzt, ich habe ja noch Zeit.“.

Ja liebe Männer, die Zeit habt ihr. Wir aber nicht. Wollt ihr eine starke Frau, die euch auf Augenhöhe gegenüber tritt, lohnt es sich in der „kritischen“ Altersgruppe zu schauen. Klar gibt es einige sehr extreme Ausprägungen. So hörte ich von einer Dame, die nach kurzen 2 Monaten Beziehung schon alles fest machen wollte: Zusammenziehen, Kinderzimmer, Familienplanung.

Man mag es als übertrieben bezeichnen, aber ich kann es nachvollziehen! Die Zeit rennt. Verliert man Monate, Jahre, verliert man vielleicht seinen Traum von einer eigenen Familie.

Es ist eine Angst, die einen mit der Zeit zerfrisst. Mit dieser Angst setzen Frauen Männer oft unter Druck, ohne es zu wollen. Was bleibt aber anderes übrig? Warten? Warten bis die Biologie uns sagt: „Nö, du nicht mehr“?

Warum ich mich nicht zwischen Singleleben und Beziehung entscheiden kann

„Genieße das Single sein!“ – Wie oft hört man diesen Satz, wenn man sich über das Allein sein beschwert. Was soll man am Singleleben genießen? Das frage ich mich oft, wenn ich auf meiner Couch liege, mich gerne an jemanden anlehnen würde, aber stattdessen in Embryonalstellung mit dem Kissen kuschle. In diesen Momenten wünsche ich mir nichts mehr als jemanden, der einfach da ist.

Was wäre wenn…

Doch was passiert, wenn sich auf einmal eine Möglichkeit ergibt, sich ein Mensch ins Leben schleicht, der diese Einsamkeit beenden könnte? So romantisch die Gedankengänge dann auch sein mögen: Gemeinsame Sonnenuntergänge, kuscheln zu einem Horrorfilm, sein Umfeld mit Turtelei nerven etc. Irgendwann ploppt im Hirn auf: Aber wenn dich nun der eine tolle Typ aus deiner Stammkneipe endlich wahrnimmt und mit dir ausgehen will? Was, wenn sich der Traummann von vor einem Jahr meldet und dich zurück haben will? Was, wenn der Zukünftige ein Problem mit deinem Partyleben hat? Was, wenn du dich wieder in einer Beziehung verlierst?

Zu viele Möglichkeiten

Da kommt sie wieder zum Vorschein, die „Generation Beziehungsunfähig“. Zu viele Möglichkeiten. Lege ich mich fest, entgehen mir vielleicht viel bessere Nächte, viel schönere Menschen. Meine „to fuck“ – Liste ist noch nicht leer, sie füllt sich eher kontinuierlich. Ärgert es mich zu sehr, wenn ich durch eine Beziehung mögliche Gelegenheiten verstreichen lasse? In meinem Alter hat man den Anspruch jemanden zu finden, mit dem man den Großteil seines Lebens verbringen kann. Da gibt es keinen Plan B. Wer will schon das halbe Leben alleine verbringen? Dann gibt es keine Partys mehr, auf denen man bis Morgens um 6 Uhr tanzen kann. Immer mehr Freunde heiraten, bekommen Kinder, man gehört nicht mehr dazu. Weihnachten zu Hause allein vor dem nicht vorhandenen Weihnachtsbaum. Wenigstens die Katze bekommt ein Geschenk. Na herzlichen Glückwunsch.

Hin- und hergerissen zwischen den Welten

So langsam verstehe ich die „Beziehungsunfähigen“, hin- und hergerissen zwischen zwei Welten. Das Pärchenleben erscheint so endgültig, so abgeschottet. Schaue ich mir die Paare in meinem Umfeld an, gibt es neben den Neid- auch viele die-tun-mir-leid-Momente. Mit jeder Beziehung gewinnt man zwar einen tollen Menschen, verliert jedoch im gleichen Zug Freunde, möchte ich das? Loslassen fällt schwer, egal ob es sich um eine Beziehung oder um eine Freundschaft handelt. Loslassen von einer Lebensweise, fällt mir persönlich besonders schwer. Ich habe mich eingewöhnt, mich arrangiert mit dem Ablauf des Alltags. Montag bis Freitag: Arbeit, Hobby, im Idealfall Freunde. Freitag bis Sonntag: Party. Spaß. Leben genießen.

Samstags alleine zu Haus sitzen, da kocht die Einsamkeit hoch

Für mich gehört es jedes Wochenende dazu, neue Menschen kennenzulernen, zu flirten und auch mal jemanden abzuschleppen. Ich mag wie es ist. Solange das genau so klappt, habe ich keinen Grund mich zu beschweren. Aber was passiert, wenn ich Samstag Abend mal nicht unterwegs bin und alleine zu Hause sitze? Dann wünsche ich mir nichts sehnlicher, als jemanden an meiner Seite zu haben. Es ist so widersprüchlich. Manchmal will ich dies, manchmal will ich das. Ich will mich nicht festlegen, keinen Teil von mir selbst aufgeben.

„Man muss auch mal loslassen können“

Eine Affäre stellt eine mögliche Lösung dar. Sie gibt Nähe und ist unverbindlich. Aber auch diese Nähe ist nur begrenzt. Geht es einem Part der Affäre schlecht, hat der Gegenpart keinerlei Verpflichtung, sich zum Anlehnen zur Verfügung zu stellen. Hin- und hergerissen steht man nun da, mit Mitte/Ende 20. Man will sich weiterentwickeln, vorankommen im Leben. Familiengründung, Haus bauen, Baum pflanzen etc. andererseits möchte man an seinem aufregenden Partyleben festhalten, Langeweile weiterhin als Fremdwort betrachten. Wie sagte mein Tanzlehrer so passend: „Man muss auch mal loslassen können!“. Die Frage ist, was man loslassen sollte: Den Traum eines glücklichen Beziehungslebens oder das ausschweifende Singleleben? Am Ende werde ich mich wohl immer fragen: Hätte ich nicht ein erfüllteres Leben gehabt, wenn….?

Ich bin irgendwie stehen geblieben, und alle anderen haben sich bewegt

Älter werden ist gemein, älter werden, ist ungerecht! Man wird 18, die Welt steht einem offen, man hat so unglaublich viel Zeit! „Du bist doch noch so jung!“, „Krass, was du in deinem Alter schon kannst/getan hast!“. Man wird 20, ist nur minimal reifer, denkt sich: „Was kostet die Welt? Tequila, und dann noch einen!“.

Arbeit? Ach, einen Tag durchhängen? Bier, Wein, Schnaps, die Mischung machts! Wer ist das da eigentlich neben mir? Achso, schön dich zu sehen, kennen wir uns? Ich geh mal kotzen.

Zwischen dem 20. und 26. Geburtstag exisitert ein Loch. Wo war ich da nochmal? Was hab ich gemacht? Ach was, echt? Bist du dir da sicher? Komischerweise, wacht man genau an seinem 26. Geburtstag auf und hat das Gefühl, verschlafen zu haben. Wo sind die Jahre hin? Was habe ich erreicht? Irgendwie, nichts. 8 Stunden arbeiten, jeden Tag essen, schlafen, mit Glück auch mal was mit Spaßfaktor erleben.

Die weiblichen Freunde kurieren gerade ihre Kugelgrippe, die männlichen debatieren über Heiratsanträge und Hausbau. Wo ist mein Platz? Alle rücken näher zusammen, und drängen mich raus. Ich bin irgendwie stehen geblieben, und alle anderen haben sich bewegt.

Aus der vielen Zeit ist: „Du muss aber auch langsam mal zusehen.“ geworden. Aus „Krass was du schon kannst“ ist: „Was? Das kannst du noch nicht? Das hast du noch nicht gemacht?“ geworden. Der Strom der Zeit hat mich mitgerissen, trotzdem ich mich nicht bewegte. Ich habe mich treiben lassen, ohne das Ziel zu sehen.

Jetzt hänge ich hier am Ast und will nicht loslassen, will meine Jugend nicht hergeben, bevor ich meine Ziele erreicht habe.

Vor mir schwebt die böse 30. Wenn mich schon jetzt keiner mehr will, wie soll ich dann die nächsten Jahre überstehen? Ich klammere mich fester an meinen Ast, versuche zurück zu rundern. Es hilft nicht.

Hätte mich doch mal jemand früher geweckt, ich fühle mich so müde und….alt.

Energielos

Soeben habe ich meinen kurzen Ausflug ins Onlinedating beendet. Es war, wie soll ich sagen, interessant aber anstrengend.

Ich hätte Tage und Nächte damit zubringen können, dort zu kommunizieren. Sobald sich mein Status auf „online“ geändert hat, flogen die Nachrichten nur so in mein Postfach. Leider waren auch viele Nachrichten von Mitbürgern Ü40 dabei, was denken die sich eigentlich dabei? Stellt man den Altersfilter nur aus Spaß auf 25 – 35 Jahre ein? Nun gut, da wurde einfach nicht geantwortet. Zum Thema nicht Antworten ist mir dort auch so einiges untergekommen, die Männer sind heutzutage ja sehr sehr zickig. Wird man angeschrieben und schreibt nicht zurück, kommt direkt eine Beschwerdenachricht, was denn so falsch an demjenigen wäre, dass man sich nicht melden würde. Was so falsch an denen war? Das Alter, das Bild, die Interessen..was weiß ich, einfach Gründe, wonach ich sofort aussortieren konnte. Den Vogel hat ein Mann heute Nacht abgeschossen. Ich erhielt gegen 23:40 Uhr eine Nachricht (zu dieser Zeit weilte ich natürlich längst im Land der Träume). Um 23:50 Uhr erhielt ich dann direkt die Beschwerde, was mir einfallen würde nicht zu antworten. Hallo? Gehts noch? Aber egal, hab gerade keine Energie um mich aufzuregen. Klasse war auch ein Mann, der behauptete super erfolgreich zu sein. Wenn 1 oder 2 Treffen klappen würden, wäre das Nächste doch eine Einladung ins Waldorf Astoria 5* Hotel. Natürlich nur, wenn ich mir auch vorstellen könnte, die Mutter seiner Kinder zu werden…achso, Urlaub in der Karibik wäre ebenfalls für mich drin. Kam mir irgendwie, nicht ganz koscher vor 😉 Was gab es dort sonst noch interessantes? Einem Mann war ich nicht verweifelt genug, bei dem solle ich mich melden, wenn ich wirklich ganz ganz ernsthaft etwas suche. Natürlich hat er mich 3 mal am Tag gefragt ob ich denn jetzt schon etwas ernsthaftes suchen würde 😀

Alles in Allem habe ich erreicht, was ich wollte. Diese belanglosen Gespräche und uninteressanten Männer haben es geschafft, dass mir jetzt einfach die Lust fehlt, mich ums andere Geschlecht zu kümmern. Männer gehen mir im Moment einfach auf die Nerven.

Möglicherweise wird das auch gerade durch meinen Gesundheitszustand unterstützt. Darf mich seit gestern Abend mit Fieber rumplagen und bin froh, wenn ich mal aus dem Bett komme. Grundstimmung ist im Moment also semi optimal. Ziehe mir  lieber die Decke über den Kopf, als irgendwas sinnvolles zu tun.

Da fällt mir ein…wo ist mein Bett? Ich will schlafen…*gähn*

Jule