Beziehungsstörfaktor Ex-Partner – Wenn Vergangenheit die Liebe bestimmt

In jeder Partnerschaft gibt es einen Faktor, der die Streits und Auseinandersetzungen eines Paares bestimmt. Es ist der wunde Punkt, der sich durch die Beziehung zieht.

Oftmals sind das Ex-Partner oder Ex-Affären, die auch in einer folgenden Beziehung als Freunde fungieren. Gegen Freunde ist eigentlich nichts einzuwenden, aber sobald herauskommt, dass diese Freunde nicht immer welche waren, sondern auch auf intimeren Ebenen einen Draht zueinander hatten, wird es schwierig. Das beste Beispiel für diese Konstellationen ist mein Kumpel Marco, der eigentlich anders heißt.

Ach, der will doch noch was von ihr…

Marco hat einen großen Freundeskreis, der aus sehr vielen Frauen besteht. Dass er mit fast jeder von ihnen schon einmal etwas am Laufen hatte, erzählt er mir ganz unaufgeregt. Er berichtet, dass der Übergang zwischen Affäre/Beziehung und “Freundschaft” ziemlich nahtlos verlief, sobald klar wurde, dass es für eine ernsthafte Beziehung nicht reicht. Aus seiner Sicht erfolgte dieser Veränderung der Beziehungsebene meist reibungslos, solange niemand anderes involviert war. Genau da liegt das Problem, in der Sicht und Meinung der Außenstehenden. Es sind neue Partner oder der Freundeskreis, die hinter der plötzlichen Freundschaft irgendetwas anderes vermuten. “Ach, der will doch noch was von ihr und tut jetzt nur so.”, heißt es. So weit hergeholt ist das übrigens nicht. “Es kam vor, dass nochmal etwas passiert ist. Allerdings auch nur, wenn der Ist-Stand vorher wirklich geklärt war.”, gestand mir Marco, als ich ihn fragte, ob nach der Freundschaftsdefinition wirklich nichts mehr zwischen ihm und den Damen lief. Schließlich stand er seiner Aussage nach ja auf die Damen, nur eben nicht im Sinne des Verliebtheitsgefühls.

Vom Ex-Partner zum Freund werden ist gar nicht so leicht

Genau das ist der riskante Aspekt an Freundschaften, die aus Beziehungen oder Affären entstehen: man findet sich attraktiv. Da war am Anfang eine Basis zwischen zwei Menschen, wenn auch nur körperlicher Natur. Von heute auf Morgen einen Schalter umzulegen und von “sexy Hexi” auf “kannste mich drauf festbinden-Kumpel” zu wechseln, ist schlicht nicht möglich. Einem Menschen, den man sonst mit Küsschen begrüßt hat, soll nun neutral gegenüber getreten werden? Schwierig. Der Verstand mahnt zwar zur Vorsicht, aber spätestens wenn Alkohol im Spiel ist, wendet sich das Blatt. Dann heißt es: “Eigentlich war an ihr/ihm ja doch gar nicht so viel falsch…”. Das stellt eine Bedrohung für bestehende oder zukünftige Beziehungen dar.

Eine andere Form der Eifersucht

Sind die Fronten endgültig geklärt und der Versuchung kann konsequent widerstanden werden, kommt es meist dann zu Problemen, wenn einer der beiden einen neuen Partner findet. Plötzlich meldet sich ein eindringlichen “Meins!” in den Köpfen. Es ist ein kleiner Funke Eifersucht, der sich einfach nicht vertreiben lässt. Auf einmal wird an dem neuen Partner herumkritisiert und das auf vorgetäuscht freundschaftlicher Ebene.  “Ich denke, es ist eine andere Form der Eifersucht. Frei nach dem Motto: ‘Wenn es schon mit mir nicht gepasst hat, soll der Kerl wenigstens jemand anständiges sein!’”, definiert Marco dieses Gefühl. Was im ersten Moment fürsorglich klingt, hinterlässt jedoch einen faden Beigeschmack. Denn in so einer Konstellation wird es schwierig werden, die Kumpeline/den Kumpel ehrlich und bestenfalls neutral zu beraten, so wie es Freunde im Normalfall tun. Am Ende kommt es immer zu einem Vergleich: Ist er/sie besser als ich? Und wer gibt schon gerne zu, dass er einer anderen Person unterlegen ist.

Die Ängste des Partners müssen ernst genommen werden

Die Frage ist nun: akzeptiert man die Freundschaft zu ehemaligen Partnern/Affären, oder schränkt man den Kontakt ein, um die Beziehung nicht zu gefährden. Da prallen verschiedene Sichtweisen aufeinander. „Wir sind Freunde und Freunde darfst du mir nicht verbieten.“ und “Aber der/die will doch noch etwas von dir.“. Trotzdem man innerhalb einer Liebesbeziehung vertrauen sollte, ist es doch ein Stich ins Herz, wenn der/die Liebste ein enges Verhältnis zu der Person hat, mit der er/sie schon das Bett geteilt hat. Da ist das Eifersuchtsmonster ganz schnell geweckt. Das sollte man nicht unter den Teppich kehren. Auch wenn derjenige, der diese Freundschaft aufrecht erhält, der festen Meinung ist, es wäre überhaupt kein Problem für die Beziehung, da die Fronten geklärt sind, müssen die Ängste des Partners ernst genommen werden. Tut man das nicht, wird sich der Störfaktor immer weiter hochschaukeln und dafür sorgen, dass sich die Beziehung selbst vergiftet. Es muss in einer Partnerschaft Regeln geben, wie mit Ex-Partnern umgegangen werden soll, daran führt kein Weg vorbei. Diese Regeln kennt Marco nur zu gut. So viele Frauen er auch zu seinen Freunden zählt, so steigt auch stetig die Anzahl derjenigen, die den Kontakt zu ihm einschränken, um ihre Beziehung keinem Risiko auszusetzen.