Müssen wir nicht langsam erwachsen werden?

„Ein alkoholfreies Bier bitte.“, sagte ich zu meinem Barkeeper, als ich ein Kichern neben mir vernahm. Ein junges Mädchen, vermutlich gerade mit dem Studium gestartet, musterte mich. Ihr Blick blieb an meinen Haaren hängen, an denen der Zahn der Zeit nicht Halt gemacht hatte. Sie belächelte die ersten grauen Haare, die meinen Kopf zierten. Dabei fühlte ich mich doch wie 22. Muss ich langsam erwachsen werden?

Als mich eine liebe Freundin vom Spiegel-Magazin fragte, ob ich ihr für einen Bericht eine*n Single-Student*in vermitteln könnte, dachte ich mir: Nichts leichter als das! War ich mir doch sicher, dass ich in meinem studentischen Single-Freundeskreis im Handumdrehen einen passenden Protagonisten finden würde. Doch während ich durch meine Facebook Freundesliste scrollte, kam ich ins Zweifeln. Studenten? Fehlanzeige. Singles? Fehlanzeige. Ich blickte nur auf romantische Pärchen-Profilbilder und Karriere-Typen in Anzügen. Hatte ich die letzten Jahre verpennt, oder warum ist mir nicht aufgefallen, dass sich mein Umfeld schleichend veränderte?

Es ist alles wie früher, nur wir haben uns verändert

Noch vor 3 Jahren stürmten wir im Rudel Single-Partys und ließen keine Veranstaltung im Studentenclub aus. Günstige Preise und überdurchschnittlich attraktive Gäste gaben uns das Gefühl, genau am richtigen Platz zu sein. Wir waren jung, wir waren frei und genossen unser unbeschwertes Leben in vollen Zügen. Aber Moment mal…hat sich daran wirklich etwas geändert? Nein. Auch heute sind die Semestereröffnungspartys unserer Stamm-Studentenkneipe eines unserer  Feier-Highlights des Jahres. Auch heute noch treffen wir uns an den Wochenenden bei einem günstigen Bier im Studentenclub. Es ist alles wie früher, nur wir haben uns verändert.

 Die Unverbrauchtheit der anderen hält uns jung

40 Stunden Jobs, zusammenziehen und Zukunftsplanung, das steht heute auf unserer Agenda. Trotzdem leben wir unser Leben, als wären wir keinen Tag älter als 22.Ist es nicht an der Zeit, langsam erwachsen zu werden? Spieleabende, Clubs für „Erwachsene“, vielleicht sogar ein Pärchen-Tanzabend. Sollte nicht so unser Partyleben aussehen? Nein. Allein bei der Vorstellung graust es mich. Was wollen wir zwischen all den „Erwachsenen“, die unsere Klagen wie „Früher war auch alles besser“ oder „Das Leben ist hart“ mit einem stummen Nicken bejahen würden? Ist es nicht die naive Jugendlichkeit der Menschen um uns herum, die wir während unserer studentischen Feierabenteuer spüren, die uns nicht mit dem Leben brechen lässt? Diese Unverbrauchtheit der Menschen, die mit uns im Beat der besten 90er hoch und runter springen, hält auch uns in Bewegung.

 Was kostet die Welt, wenn wir für ein Bierchen nur 2,20€ ausgeben?

 Ja, auch in meinem Freundeskreis gibt es Momente, in denen das “Erwachsen sein” sich Bahn bricht. Wenn wir uns am Freitagabend bei einem alkoholfreien Bier darüber unterhalten, ob es nicht langsam einmal Zeit wäre, an eigenen Nachwuchs zu denken. Doch dann schauen wir uns um, sehen die jugendliche Naivität in den Augen der anderen Gäste unserer Studentenbar und plötzlich ist er wieder da, der unverbrauchte Leichtsinn, der uns so oft abhanden kommt. Es dauert keine 5-Minuten und wir fühlen wir uns wie 22, spüren die ganzen offenen Türen, die wir sonst so gerne ignorieren. Was kostet die Welt, wenn wir für ein Bierchen nur 2,20 € ausgeben? Indem wir unseren Studenten-Lifestyle beibehalten, sperren wir das Erwachsenwerden aus. Wir bleiben in unserer Filterblase, die den Ernst des Lebens einfach nach draußen verbannt. Genau aus diesem Grund bin ich mir sicher: Erwachsen werden können die anderen. Soll das junge Gemüse in unseren Lieblingsclubs doch kichern, wenn wir mit ersten grauen Haaren an der Bar nach einem Bier verlangen. Was interessiert die fehlende Farbe im Haar, wenn in uns das bunte Leben tanzt.

Früher war alles besser – Ein Besuch in meinem alten Studentenclub

Es ist über 10 Jahr her, dass ich zum ersten Mal durch diese Türen trat. Genauer gesagt war ich gerade einmal süße 16, als ich den Reiz des Studentenclubs erkannte. Damals interessierte es niemanden, dass meine Freundin und ich weder studierten, noch alt genug waren, um Hochprozentiges zu uns zu nehmen. Ob sich das gleiche Gefühl wie damals einstellen würde?

Wie sehr habe ich es genossen das Küken des Clubs zu sein. Damit uns auch ja niemand auf die Schliche kommen konnte, hatten wir uns einen ausgefeilten Lebenslauf kreiert, mit dem wir jegliche Altersbedenken aus dem Weg räumten. Geschichte und Informatik als Studienfächer anzugeben war ideal, da fragte niemand nach. Die Nächte, die wir in unserem Studentenclub verbrachten, waren magisch. Wie Barney Stinson aus HIMYM sagen würde, sie waren legen….warte es kommt gleich…där. Wir tanzten bis die Wolken wieder lila waren, um anschließend komatös die morgendliche erste Stunde Mathe zu besuchen. Fernab von gleichaltrigen Langweilern gingen wir im vermeintlichen Studentenleben auf.

Kleine Hipster-Mädels im H&M-Instagram-Style

Es ist sicherlich 3 Jahre her, dass ich das letzte Mal eine dieser legendären Donnerstags-Partys besuchte. Inzwischen zähle ich altersmäßig schon zu den “Langzeitstudenten”. Nun sollte es wieder soweit sein, Freitag Urlaub beantragt und Donnerstagabend pünktlich 21 Uhr an die Einlass-Schlange des Clubs gestellt. Als ich die Tür zum Partyglück durchschritt, erhoffte ich mir das Gefühl wieder zu spüren, welches ich aus meinen Jugendtagen kannte. Dieses: An morgen denken wir nicht, denn heute kann alles passieren. Doch irgendetwas war anders. Ich fühlte mich fehl am Platz. An mir vorbei zogen angetrunkene Kinder, bei deren Anblick mir direkt ein “Wissen ihre Eltern eigentlich, dass sie hier sind? Dürfen die überhaupt schon trinken?” in den Kopf schoss. Kleine Hipster-Mädels, die in ihrem H&M-Instagram-Style alle gleich aussahen, schauten mich an, als wäre gerade die Polizei aufgetaucht. Vermutlich konnten sie regelrecht riechen, dass ich hier einfach nicht hingehörte. “Komm, lass uns erstmal ein bisschen tanzen.” motivierte mich meine Freundin, die trotz der angespannten Stimmung das Beste aus der Situation machen wollte.

Früher war doch alles besser

Auf der Tanzfläche angekommen, fühlte ich mich wie kurz vor dem Rentenalter. Die Musik die der DJ spielte, hatte ich noch nicht einmal im Radio gehört. Und überhaupt, mit Musik hatte dieses Gedudel nur wenig zu tun. Waren wir früher die ersten, die die Tanzfläche unsicher machten, standen wir heute daneben wie diejenigen, die wir damals belächelten. Kopfschüttelnd zogen wir an die Bar, um uns auf diesen Schreck erst einmal ein kühles Blondes zu genehmigen. “Die Musik war damals aber besser.”, erinnerte ich meine Freundin, der die Enttäuschung deutlich anzusehen war. Während wir das wilde Treiben im Club beobachteten, stieg in mir eine gewisse Nostalgie auf. An jeder Ecke des Ladens waren Erinnerungen verborgen. “Weißt du noch, als wir an dem einen Abend die Tür hinter uns abgeschlossen haben, weil wir die letzten waren? Und weißt du noch, wie du damals mit dem Partyfotografen geflirtet hast, nur damit er besonders viele Bilder von uns macht?”. Während ich diese Worte aussprach, wurde ich zum gefühlt 100. Mal von betrunkenen Mädchen angerempelt. Wir wurden gar nicht mehr wahrgenommen. Waren wir früher schon fast Inventar, was von jedem Gast mit einem Lächeln begrüßt wurde, standen wir heute nur im Weg.

Nie wieder Donnerstagsparty im Stundentenclub!

Ich wollte nur noch eins: hier weg. Die Erinnerungen, die ich mit diesem Club verband, sollten nicht durch dieses respektlose Jungvolk zerstört werden, das Gottseidank gar nicht weiß, dass früher mal alles besser war. Es war kurz vor 0 Uhr, als wir den Laden verließen. “Dass wir hier vor Mitternacht rausgehen, bevor die Party vorbei ist, bevor es hell wird, und nicht einmal betrunken sind, heißt wohl, dass wir langsam alt werden.”, beklagte meine müde Freundin, während wir uns nach unserem kuscheligen Bett sehnten. Wir haben uns geschworen unseren alten Studentenclub nie wieder an einem Donnerstagabend zu betreten. Wir überlassen das Feld nun denjenigen, die gerade die Welt entdecken. Aber eines weiß ich sicher, so ganz los wird uns unser ehemaliger Lieblingsclub nicht, denn bald ist wieder Ü25 Party. Dann heißt es nostalgisch werden, in Erinnerungen schwelgen und alte Zeiten aufleben lassen. Das sogar bei guter Musik.

Schmerzensgeld – Geld gegen Angst?

  Als ich vorhin aufstand, fasste ich mir erstmal an den Kopf. War das gestern wirklich passiert? Habe ich nicht nur sehr komische Dinge geträumt? Ich zwang mich aus dem Bett und überprüfte, ob das was ich da Nachts erlebt haben soll, wirklich stattgefunden hatte. Als ich den 100€ Schein aus meiner Tasche zog, war mir klar, kein Traum, alles Realität!

Wie zum Teufel kommt ein 100€ Schein in meine Tasche? Ich kann die Momente, in denen ich einen solchen Geldschein in den Händen hielt, an einer Hand abzählen, bzw. an einem Finger! Aber beginnen wir mal von vorn.

Gestern gab es eine Ü25 Party in unserem Studentenclub. Das ist immer eine tolle Sache, da man dort erst gar nicht nach dem Alter fragen muss, da es niemanden unter 25 gibt. Gut angeheitert, ging es für meine Beste und mich auf die Tanzfläche. Unser Lieblingsbarkeeper mixte tolle Drinks und wir schwungen das Tanzbein. Relativ spät am Abend begrüßten wir einen Bekannten, den wir relativ regelmäßig auf den städtischen Partys antreffen. Er hatte zeitweise ein sehr enges Verhältnis zu meiner Besten. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten war, dass er an diesem Abend von seiner Freundin verlassen wurde. Dementsprechend war auch sein Alkoholpegel.

Er konnte nicht mehr richtig einschätzen, wieviel Distanz er meiner Freundin gegenüber zeigen sollte. Irgendwann griff er sie, und machte sich offensiv an sie heran. In meinen Augen war ihr das unangenehm, und ich versuchte dazwischen zu gehen. Zu Beginn funktionierte das ganz gut. Irgendwann schien ihm das jedoch zu bunt zu werden. Er packte mich an der Hüfte und zog mich durch den halben Club. Meine Abwehrversuche schlugen fehlt. Ich ruderte mit den Armen, versuchte ihn irgendwie mit Tritten zu erschwischen und bat ihn inständig, mich loszulassen. Aufgrund meiner Fluchtversuche, landete ich sehr unsaft an einer Wand und verzog schmerzvoll das Gesicht. Schnell lief ich zurück zu meiner Freundin. Direkt sprach mich ein anderer Typ an, ob alles okay wäre.

Hätte er nicht mal vorher eingreifen können? Er beobachtet, wie eine Frau gegen ihren Willen durch den Club gezerrt wird, aber tut nichts, damit es der Frau besser geht. Zumindest hat er im Nachhinein gefragt, besser als nichts.

Der Junge, aus dessen Fängen ich mich gerade befreite, erkundigte sich ebenfalls nach meinem Befinden. Als ich ihm klar machte, dass es mir weh tat, mit voller Wucht gegen einen Wand zu knallen, entschuldigte er sich nicht. Er zückte sein Portemonnaie und drückte mir einen Geldschein in die Hand. Es waren keine 5€, keine 10€, sondern 100€! Ich wusste nicht wie mir geschieht, aber ich steckte den Schein ein. Dass dem Herren Geld anscheinend sehr unwichtig war, tat er danach direkt noch einmal kund. Er griff sich einen 5€ Schein und zerriss ihn vor unseren Augen. Ich wusste nicht, was da bei ihm los war, aber ich war verstört.

Bevor er mit seinen großen Mengen an Geldscheinen noch ein Lagerfeuer anzünden würde, entschlossen wir uns zu gehen. Im Nachtbus angekommen, schrieb der anscheinend leicht reiche Kerl meiner Besten eine Nachricht. Er würde noch bei ihr vorbei kommen. Zu Beginn dachten wir an einen Scherz, und nahmen das nicht ernst. Als dann die zweite Nachricht kam, wurde uns doch etwas mulmig.

Bin gleich da!“ – hieß es. Okay, was tun wir nun? Ich bestand darauf, meine Beste nach Hause zu bringen für den Fall, dass der Kerl wirklich vor ihrer Tür stehen würde. Zuerst weigerte sie sich, aber sie konnte mir nicht verbieten, in die gleiche Richtung zu laufen. Vor ihrer Tür angekommen, waren wir beruhigt. Kein Kerl da. Doch wir freuten uns zu früh. In diesem Moment torkelte er um die Ecke und freute sich riesig, uns zu sehen. Wir beschlossen, zusammen noch ein Glas Wasser zu trinken, da der Kerl so betrunken war, dass er sonst vermutlich draußen umgefallen und erfroren wäre.

Wie betrunken er war, zeigte sich schnell. Meine Beste hat einen sehr lieben Kater, der natürlich direkt an der Tür stand. Der Kerl schnappte den Kater und trug ihn durch die Gegend. Allerdings nicht liebevoll, sondern eher brutal. Ich riss ihm den Kater aus den Armen, um Schlimmeres zu verhindern. Als hätte er nicht schon genug Geld verloren, begann er wiederholt Geldscheine auf dem Boden zu verteilen. Was ging da nur in seinem Hirn vor? Wir versuchten ihm verständlich zu machen, dass er sich ein Taxi rufen solle, da er nicht bleiben dürfte. Er versuchte alles, um sich zu drücken. Der Tiefpunkt wurde erreicht, als er sich im Garderobenschrank versteckte. Er schwankte so sehr, dass er sich nur mit Mühe und Not an der Tür festhalten konnte. Wehement pochten wir darauf, dass er endlich die Wohnung verlassen solle. Nachdem wir überprüft hatten, dass er auch Schuhe an hatte, setzten wir ihn vor die Tür.

Leider sahen wir nicht, dass er das Weite suchte. So wartete ich noch einige Minuten, bis ich mich selbst auf den Heimweg machte. Ich stand schlimme Ängste aus. Bei jedem Geräusch vermutete ich, dass er mir irgendwo auflauern würde. Ich drehte mich alle paar Meter um, damit ich sicher sein konnte, dass er nicht in der Nähe war. Zu Hause angekommen informierte mich meine Beste darüber, dass er  im Moment per klopfen und klingeln versuchte, wieder in ihre Wohnung zu kommen. Sie blieb standhaft und er ließ es irgendwann bleiben. Bis jetzt wissen wir nicht, ob er es heim geschafft hatte, oder auf irgendeiner Bank eingeschlafen war.

Wenn ich die 100€ nicht in meiner Tasche hätte, hätte ich das Ganze für einen bösen Traum gehalten.

Wenn Wolverine die Zombie Polizistin korbt

Zu Beginn möchte ich Danke sagen! Danke für die lieben Nachrichten auf Facebook 🙂 Ich freue mich über jede einzelne Zeile!

Damit auch der liebe Helge (liebe Grüße an dieser Stelle) am Montag wieder etwas zum Lesen hat, habe ich mich dieses Wochenende leicht widerwillig von der Couch bewegt, und mich auf die Suche nach neuen Geschichten gemacht.

Halloween – dieses Fest spaltet mich. Eines muss ich gestehen: Ich habe schwache Nerven! Richtig schwache Nerven! Unter den 10min „The Ring“, welche ich im Kino gesehen habe (danach war Augen und Ohren zuhalten angesagt), leide ich bis heute. Ich bin schreckhaft und bekomme leicht Albträume. Dementsprechend ist meine Vorfreude auf den 31.10., jedes Jahr gering. Der positive Aspekt dieses „Festes“ ist allerdings, dass man sich verkleiden kann. Ich liiiieeebe Verkleidungen! Mottopartys sind für mich ein Grund viel, viel Geld für Dinge auszugeben, die ich danach nie wieder benötige. Wer trägt ein Kostüm auch zweimal?

In meinem lieblings Studentenclub war für den 30.10. eine Halloweenparty angekündigt. Was macht Jule? Amazon leer kaufen! Weiße Strumpfhose, Kunstblut, Zombie Kontaktlinsen….wenn schon, denn schon! Das Kostüm an sich, hing noch bei mir auf der Kleiderstange. Ursprünglich für eine „Lust und Sünde“-Party gekauft, aber dann doch nicht getragen. Passend zu meinem leichten Polizeifetisch, wurde ich zur sexy Zombie Polizistin. Das Kunstblut verteilte ich großzügig auf der weißen Strumpfhose und dem Kleidchen. Dazu passend ein paar Handschellen an den Gürtel gehängt, eine Polizeimütze aufgesetzt, und das Outfit stand. Die Kontaktlinsen waren ein richtiger Knaller! Ich verbrachte bestimmt 10 Minuten damit, mir per Spiegel selbst in die Augen zu schauen.

Auf dem Weg zur Party, waren meine Mitmenschen komischerweise etwas irritiert. Dabei fand ich gar nicht, dass ich so alienmäßig aussah 😉

Auf der Party angekommen bemerkte ich, dass ca. 50% der Gäste die gleichen Kontaktlinsen trugen…Gemeinheit! Umgeben von Zombies, Hexen und Vampiren, genoss ich einen leckeren Gin Fizz, während ich das Tanzbein schwang. Verkleidungen sind wirklich etwas tolles! Schmunzelnd betrachtete ich das rosa Einhorn neben mir. Nein, es war keine Frau! Es war ein Kerl, der sich als rosa Einhorn verkleidet hatte. Cooler Typ! Auch ein Pinguin wackelte zur Musik neben mir.

Ziemlich zu Beginn der Party, fiel mir ein Mann ins Auge. Ich hatte ihn schon häufiger gesehen und seinen „Hot-Faktor“ ausreichend festgestellt. Seine Verkleidung als Wolverine, erhöhte diesen Faktor nur noch. Wir schauten uns an und ich konnte mich sogar zu einem Lächeln durchringen.

Ab diesem Zeitpunkt tanzten wir mit Sicherheitsabstand, aber immer im Augenwinkel des Anderen. Aus Versehen stieß ich nach einer Zeit mit der Schulter an ihn. Er lächelte und rämpelte zurück. Dies verstand ich als Flirt und erwiderte mit einem Schubser. Nach mehrmaligem hin und her geschubse, schaute er plötzlich leicht verstört:

Eeeeeyyyy was solln das?“ – grimmig drehte er sich weg. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Hatte ich irgendetwas falsch verstanden? Anscheinend! Ich trat den Rückzug an, und schloss mich wieder meiner „Tanzgruppe“ an.

Zu Beginn der Party tanzte ich mich mit einer guten Freundin warm. Zu uns gesellten sich entfernte Bekannte. Irgendwann fand ich mich dann als einzige Frau in einer Runde Männer wieder. Anscheinend zog das Polizistinoutfit.

Ein Herr in dieser Truppe war einer der Barkeeper meiner Lieblingsbar. Wir kannten uns also vom Sehen und ab und zu quatschen. Wir tanzten eine Weile, bis er sich offensiv an mich heranmachte. Anscheinend waren die Handschellen an meinem Gürtel eine Einladung, etwas verbotenes zu tun. Angenehm war mir das nicht, fremde Hände an meinem Hintern, kann ich nicht leiden. Ich versuchte mich ein wenig aus der Truppe rauszutanzen, das klappte leider nur semi gut.

Zur Ablenkung setzte ich mich an die Bar und suchte das Gespräch mit einem der Barkeeper. Ich kannte den Herren von seinem Junggesellenabschied. Irgendwie war die Stimmung diesmal aber alles andere als gut zwischen uns. „Denk dran, wir hatten auch schon mal bessere Zeiten!“ – erinnerte ich ihn, als er mir widerwillig einen Gin Tonic zubereitete. Dass wir einige Monate vorher noch wild knutschend im selben Club standen, hatte er anscheinend verdrängt.

Als ich wieder zu meiner Truppe Männer zurückkehrte, wurde das Ganze leider nicht besser. Ich fühlte mich dauerhaft unwohl und beschloss, den Laden mehr oder weniger Polnisch zu verlassen.

Insgesamt ein toller Abend, viel getanzt, nett unterhalten. Gut, der Korb hätte nicht sein müssen, aber wer nicht will, der will nicht.

Dafür entschädigte mich der Samstag Abend. Madsen Konzert! Mega Stimmung, viele wunderschöne Menschen, tolle Freunde – so muss es sein! Ich bin immer noch leicht euphorisiert. Abgesehen davon, dass es in der Halle bestimmt 50 Grad waren, hat die Stimmung wirklich gekocht. Geile Show, tolle Songs, ein Traum!

Mit den Madsen möchte ich auch schließen. Lass die Musik an!

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=JxyhAxN9bnk]

Junggesellenabschied die Zweite

Nachdem ich im vorherigen Artikel über einen Junggesellinnenabschied berichtet habe, gibt es der Gerechtigkeit halber einen Bericht von dem männlichen Gegenpart, dem Junggesellenabschied. Ein bisschen Gendern muss sein 😉

Es ist einige Wochen her. Ich stand mit meiner Besten und einer Bekannten vor meiner Lieblingsbar. Sommer, Sonne, Bierchen, Cocktail, ein typischer Freitagabend. Plötzlich lief eine Truppe Männer an uns vorbei. „Du, ich glaube der R. ist jetzt bei der Bundeswehr!“ – flüsterte ich zu meiner Freundin.

R. kenne ich schon seit knapp 10 Jahren. Er war der erste Mann, den ich auf unserer ersten Studentenparty sah. DJ in dem Club, der uns mit 16 Jahren so aufregend und erwachsen schien. Mit einer Kiste Bier stand er vor uns. Der Club war noch leer, wir waren überpünktlich. Soweit ich mich erinnere, spielte er auf unseren Wunsch Manu Chao- King of the Bongo. R. war schon damals ein hübscher Kerl! Lange schwärmte ich aus der Ferne, bis ich einige Jahre später gelegentlich das Gespräch suchte.

„Wenn wir beide mal zeitgleich Single sind, muss da was gehen!“ – versprachen wir uns nach 4 Tequila. Doch dieser Moment kam nie, vor ca. 5 Jahren verloren wir uns aus den Augen. Bis zu diesem Abend.

R. war natürlich nicht bei der Bundeswehr. Die Uniformierung war Teil des Junggesellenabschiedes eines Freundes. Süß sahen sie aus, bei 30 Grad Hitze im langen Bundeswehroutfit. Ob er mich wohl erkennen würde?`Auch ich werde nicht jünger.

Sein Freund S. war schon ziemlich betrunken. Die Jungs hatten es sich auf die Fahne geschrieben, ihm allerlei dämliche Aufgaben zu stellen, welche er als Rekrut ohne Murren zu erledigen hatte. Wichtigste Aufgabe: So viele Menschen wie möglich küssen!

Natürlich erkannte R. mich und schob die Männertruppe zu uns rüber. „Der Rekrut muss heute so viele Küsse sammeln, wie möglich!“ – lallten sie uns entgegen. Man gibt sich ja gerne her für die Sache! Abgesehen davon, war S. eine Sahneschnitte, logisch, dass der vom Markt geklaut wurde. So ging es nun die Reihe rum, Kuss 1, Kuss 2…bis er bei mir ankam. Die vorher Geküssten wurden mit einem relativ kurzen Schmatzer bedacht, mir hingegen drückte er einen längeren Kuss auf. Dies wurde natürlich direkt von der Mannschaft bemerkt. Unter starkem Gruppenzwang, ergab ich mich und stimmte einer Wiederholung zu. Die Sekunden wurden gezählt, wie lange halten wir beide diesen Kuss aus? Ziemlich lange 😉

Noch leicht beeindruckt vom Kuss, beschloss die Truppe, weiterzuziehen. Ob wir mitkommen würden, stand zur Debatte. Schlussendlich war ich die Einzige, die den Weg in den nächsten Club mit den Herren antrat. Auf halber Strecke wurde eine Pause eingelegt. Ich überlegte kurz, ob die ganze Sache eine gute Idee war. Um mich zu überzeugen, hob mich der zukünftige Bräutigam auf seine Schultern und ließ mir keine andere Wahl.

Aus den spaßigen Küssen wurde lange, intensive Knutschereien. Auf offener Straße. Wenn das die Zukünftige gesehen hätte.

Der Weg zum Club führte an einem Park vorbei. Dieser Park ist nachts geschlossen, aber gelegentlich ist das ein oder andere Tor offen. Als ich ein offenes Tor entdeckte, schnappte ich mir den DJ R. und versicherte der Truppe, dass wir uns im Club treffen würden.

Stockdunkel war es im Park. Ich klammerte mich vor Angst an R.

Wieso nie etwas aus uns geworden war, fragte ich und erhielt leider keine befriedigende Antwort.

Plötzlich stand ich in seinem Arm, schaute ihm in die Augen und konnte nicht anders, als ihn endlich zu küssen.

10 verdammte Jahre habe ich darauf gewartet! R. hat eine Freundin, was er mir vorher noch nicht ernsthaft mitgeteilt hatte. Ein Kuss ist kein Kuss und wir dachten „Es ist schon schlimm genug, dann wenigstens ein bisschen genießen“.

Am Club angekommen versprach R., mich später nach Hause zu begleiten, wenn schon, denn schon! Es war mir klar, dass dies nicht passieren würde.

Eine Stunde später lief ich allein zum Bus, R. war nicht mehr auffindbar. An der Bushaltestelle saß der zukünftige Bräutigam, deutlich gezeichnet von der Nacht. Er drückte mir einen letzten Kuss auf und sagte: „Du bist die letzte Frau mit der ich das getan habe, abgesehen von meiner Frau“.

Es wirkte so endgültig. Er lächelte und ich wusste, der hat seine Traumfrau gefunden!