Alte Schulliebe: manchmal ist es besser, wenn es nicht klappt

Was man niemals tun sollte: alte Klassenkameraden auf Facebook stalken. Nie! Niemals, niemals nie! Denn man wird eines nicht finden: Singles!

Wie schaffen es diese Menschen eigentlich, so konsequent in Beziehungen zu sein? Wenn es wenigstens wechselnde Beziehungen wären, aber nö! Die Jungs und Mädels sind immer noch mit der Jugend-Schulliebe zusammen. Okay, manche sind auch weiter gezogen. Wo sind sie dann gelandet? Bei irgendeinem anderen Klassenkameraden. Gefühlt war mein Schuljahrgang eine große Partnerbörse, auf der bestimmt 50 % aller Teilnehmer zueinander gefunden haben. Vor 10 Jahren habe ich das noch belächelt, habe damit gerechnet, dass diese Beziehungen eh nicht halten würden. Ich muss nun allerdings zugeben, dass ich mich geirrt hatte.

Gemeinsam verbrachten wir unsere Freistunden

Denke ich an meine Schulzeit zurück, kam es mir nie in den Sinn, etwas mit einem Klassenkameraden anzufangen. Wobei, Moment…ich korrigiere: Es kam mir exakt einmal in den Sinn! C. war ein ziemlich lieber Kerl. Wir hatten den einen oder anderen Kurs in der Schule zusammen. Wie wir uns direkt kennengelernt haben, ist mir leider entfallen. Irgendwann verbrachten wir die Freistunden gemeinsam, und unternahmen auch privat das ein oder andere. So ein bisschen verknallt war ich, in die braunen langen Locken dieses Jungen. Alle anderen hielten ihn immer für ein wenig sonderbar und abgedreht, was er natürlich auch war. Aber irgendwie mochte ich ihn. Eines Tages nahm er mich mit zu seinem besten Freund, bei dem wir einen lustigen Nachmittag verbrachten. Es sollte der Tag werden, an dem ich mich endlich zu meiner Zuneigung bekenne, und offensiv baggern würde. Wie das Schicksal aber nun so spielt, bemerkte er das nicht. Er war einfach zu schüchtern. Im Gegensatz dazu, war sein Kumpel das Selbstbewusstsein in Person. Ich konnte mich eigentlich gar nicht wehren. Irgendwie schaffte er es, dass ich mich von da an mehr für ihn interessierte. Vermutlich lag es an meiner Enttäuschung, bei dem eigentlichen Herren meiner Wahl, nicht angekommen zu sein. Das Ende vom Lied war eine 6 monatige Beziehung, in der aber weder er noch ich, richtig glücklich waren.

Nach 8 Jahren entdeckte ich ihn bei tinder

Knapp 8 Jahre später, traf ich durch Zufall bei tinder auf meinen damaligen Schul-Schwarm. Wir matchten und brachten es relativ schnell fertig, uns zu verabreden. Natürlich sah er die Situation damals ganz anders als ich. Er hatte wirklich nicht gemerkt, dass ich Interesse zeigte. Wie sehr es ihn geärgert hatte, dass ich mit seinem besten Freund zusammen kam, erzählte er mir erst jetzt. Er stand damals auf mich. Hätte ich das bloß gewusst! Wer weiß, vielleicht wäre ich jetzt genauso Teil eines seit 10 Jahren verliebten Schulpaares? Wir werden es nie erfahren.

Welche Vorteile hat eine Schulliebe?

Allerdings stellt sich mir die Frage, warum funktionieren solche Schullieben so gut? Warum ist die Trennungsrate gegenüber späteren Beziehungen so gering? Ein Vorteil so einer Liebe ist, dass man sich sehr früh im Leben kennengelernt hat. Umso jünger man ist, desto einfacher kann man sich verändern. Man kann sich während der Beziehung also sozusagen an den anderen anpassen. Dadurch, dass man viele Dinge zusammen zum ersten Mal erlebt, entsteht eine innige Bindung. Der Partner prägt einen so sehr, wie es wohl kein anderer in Zukunft tun wird. Man baut sich zusammen eine Zukunft auf, studiert in der gleichen Stadt, zieht zusammen, hat den gleichen Freundeskreis. Das sind schon Argumente, die für eine lange Beziehung hilfreich sein können. Hier sehe ich aber auch die Fallstricke der ganzen Sache. Legt man sich sehr früh auf eine bestimmte Person fest, fehlen andere Eindrücke. Woher will ich wissen dass diese Person perfekt für mich ist, wenn ich doch keinen Vergleich habe? Vielleicht gibt es Dinge der eigenen Persönlichkeit, welche verborgen bleiben, da sie niemand herauskitzelt?

Ist da draußen nicht noch mehr?

Hier sehe ich ganz klar den Vorteil an Beziehungen, die man mit einer gewissen vorhergehenden Erfahrung eingeht. Man weiß was man will, und was man nicht will. Eine gewisse Abgeklärtheit lässt einen nicht jeden Mist mitmachen. Wenn ich von mir selbst ausgehe und sehe, was ich alles in den letzten Jahren gelernt habe, könnte ich mir so eine Schulliebe gar nicht mehr vorstellen. Was mir alles entgangen wäre…ne, muss nun wirklich nicht sein! Ich kann mir nicht vorstellen, dass so ein Paar bis ans Lebensende glücklich sein kann. Kommt nicht irgendwann der Punkt an dem man sich fragt: „Ist da draußen nicht noch mehr?“. Das Gefühl habe ich bei vielen Paaren, die sich früh kennengelernt haben. Sie tun so, als wäre alles super, aber irgendwie erscheinen sie unzufrieden. Manchmal erscheinen sie mir wie eingesperrt. Eingesperrt in den eigenen Ritualen, Gewohnheiten und Abläufen, die sich so über die Jahre festgefahren haben. Da kommt in mir das Gefühl auf, dass man nur zusammen ist, weil es eben irgendwie schon immer so war.

Ich möchte jetzt nicht dazu anregen, solche Beziehungen aufzulösen, aber man sollte sich Gedanken machen. Will ich diesen Menschen mein ganzen Leben lang bei mir haben? Bleibe ich nur, damit sich in meinem Leben ja nichts verändert? Habe ich mich überhaupt in den letzten Jahren verändert? Rückblickend betrachtet mache ich drei Kreuze, dass ich damals nicht mit meiner Schulliebe zusammengekommen bin. Wieviel ich verpasst hätte! Ne, dann lieber ab und zu unglücklicher Single 🙂