Ich bin irgendwie stehen geblieben, und alle anderen haben sich bewegt

Älter werden ist gemein, älter werden, ist ungerecht! Man wird 18, die Welt steht einem offen, man hat so unglaublich viel Zeit! „Du bist doch noch so jung!“, „Krass, was du in deinem Alter schon kannst/getan hast!“. Man wird 20, ist nur minimal reifer, denkt sich: „Was kostet die Welt? Tequila, und dann noch einen!“.

Arbeit? Ach, einen Tag durchhängen? Bier, Wein, Schnaps, die Mischung machts! Wer ist das da eigentlich neben mir? Achso, schön dich zu sehen, kennen wir uns? Ich geh mal kotzen.

Zwischen dem 20. und 26. Geburtstag exisitert ein Loch. Wo war ich da nochmal? Was hab ich gemacht? Ach was, echt? Bist du dir da sicher? Komischerweise, wacht man genau an seinem 26. Geburtstag auf und hat das Gefühl, verschlafen zu haben. Wo sind die Jahre hin? Was habe ich erreicht? Irgendwie, nichts. 8 Stunden arbeiten, jeden Tag essen, schlafen, mit Glück auch mal was mit Spaßfaktor erleben.

Die weiblichen Freunde kurieren gerade ihre Kugelgrippe, die männlichen debatieren über Heiratsanträge und Hausbau. Wo ist mein Platz? Alle rücken näher zusammen, und drängen mich raus. Ich bin irgendwie stehen geblieben, und alle anderen haben sich bewegt.

Aus der vielen Zeit ist: „Du muss aber auch langsam mal zusehen.“ geworden. Aus „Krass was du schon kannst“ ist: „Was? Das kannst du noch nicht? Das hast du noch nicht gemacht?“ geworden. Der Strom der Zeit hat mich mitgerissen, trotzdem ich mich nicht bewegte. Ich habe mich treiben lassen, ohne das Ziel zu sehen.

Jetzt hänge ich hier am Ast und will nicht loslassen, will meine Jugend nicht hergeben, bevor ich meine Ziele erreicht habe.

Vor mir schwebt die böse 30. Wenn mich schon jetzt keiner mehr will, wie soll ich dann die nächsten Jahre überstehen? Ich klammere mich fester an meinen Ast, versuche zurück zu rundern. Es hilft nicht.

Hätte mich doch mal jemand früher geweckt, ich fühle mich so müde und….alt.

Öfter mal „Ja“ sagen!

What a night 🙂 Und das auf einen Montag…

Gestern war ich mit der besten Freundin für einen Pub Crawl hier in der Stadt verabredet. Wer es nicht kennt, ein Pub Crawl bedeutet, dass man durch unterschiedliche Bars zieht, dort eine gewisse Zeit verweilt, etwas trinkt und dann weiter geht. Meistens gibt es vor jeder Bar noch einen Kurzen zum „warm werden“. Der Pub Crawl gestern wurde von dem Erasmus-Programm der örtlichen Uni organisiert. Es waren also vor Allem ausländische Studenten anwesend. An sich eine tolle Sache, allerdings waren die alle erst um die 20, da kamen wir uns mega alt vor. Wir haben die ersten beiden Wodka Ahoj mitgenommen und uns danach in unsere Lieblingsbar abgeseilt. Dort gab es lecker Pommes und unser Lieblings-Honigbier *sabber*

Auf dem Weg in unsere 2. Stammkneipe sahen wir einen Rummel auf der anderen Straßenseite und meine Freundin meinte: Lass uns da mal hin und mit irgendwas fahren. Getreu meiner aktuellen Einstellung „Öfter mal Ja sagen“ machten wir einen kleinen Bogen und steuerten auf das Fahrgeschäft „Brakedance“ zu. Damit bin ich bestimmt 10 Jahre nicht gefahren. Als wir drin saßen, überkam mich etwas die Angst. Mein Alkoholspiegel war schon so, dass es mir vor kreisenden Bewegungen graute. Aber egal, man muss auch mal was riskieren. Attacke! Ich hab mir sowas von die Seele aus dem Leib gebrüllt, aber es war 1. Sahne 😀 Hat riesig Spaß gemacht. Das Tolle an so einem Fahrgeschäft ist, dass das Ding aufgrund von Musik etc. so laut ist, dass  niemand hört was man brüllt. Wir kommunizierten dann meist so: Aaaahhhhh verdammte Scheiße, wieso machen wir das? Ahhhhhh ich will hier raus. Zuckerwatte!!! Ahhhh scheiß drauf, auf die Männer, alles Trottel, Idioten aaahhhhhh.

Tja so ungefähr darf man sich das vorstellen haha 😀 Danach war mir leicht blümerant, aber die Zuckerwatte ging noch. Am Süßwarenstand sprangen uns gleich die Lebkuchenherzen entgegen. Meine Freundin konnte es nicht lassen und besorgte uns zwei kleine „Prinzessin“ Herzen 😀

In unserer 2. Stammkneipe angekommen, gab es erstmal lecker Cider. Allerdings wurde auch diese Kneipe von jungen Studenten überrannt. „Studiert ihr auch BWL? Wir im 1. Semester!“ unsere Antwort: „Neee wir arbeiten für unser Geld.“ Kurz darauf waren wir diese Kerle los 🙂

Auf dem Heimweg begegneten wir leider einem sehr, sehr betrunkenen Jungen (gerade mal 18!!!). Der lallend nach Feuer fragte. Soweit so ok, allerdings ging es dann los: „Ihr seid voll hübsch Alter! Was macht ihr jetzt noch alter? Wollt ihr tanzen alter? Müsst ihr morgen zum Rummel kommen alter!“ Herrliches Niveau 🙂 Dann musste er uns noch unbedingt in die Arme nehmen und meiner Freundin eine Liebeserklärung machen „Ich liebe dich Loretta!“ Natürlich heißt sie nicht Loretta 😉

Da war man doch froh zu Hause angekommen zu sein 🙂

Schön war es, richtig schön! Das sind so Momente, an die man sich auch noch erinnern wird, wenn man alt und grau ist 🙂

Jule