Michael Nast -„Generation Beziehungsunfähig“ – Eine Kritik

Ich liebe die Anfänge, da scheint das Ende so unmöglich“ – dieses Zitat findet sich auf einer der letzten Seiten des Buches Generation Beziehungsunfähig“ von Michael Nast. Das trifft es ziemlich genau!

Als ich Donnerstag das neue Buch von Michael in den Händen hielt, konnte ich es kaum abwarten, es buchstäblich aufzusaugen. Lange hatte ich gewartet, und nun konnte ich es endlich auf meinen Nachttisch packen. Auch mein Freundeskreis wurde von mir schon vor langer Zeit mit dem „Michael Nast-Virus“ angesteckt und schickte mir Fotos, auf denen das frisch erstandene Buch zu sehen war.

Ich bin ein Nast-Groupie

Das Buch ist in vier Kapitel unterteilt: „Illusion perfekte Liebe„, „Berufung Beruf„, „Dreißig ist das neue Zwanzig„, und „Religion Selbstoptimierung„. Dazu passend enthält das Buch verschiedene Texte, welche sich den Themen der vier Kapitel widmen. Als richtiger Groupie, ist mir der Großteil des Buches natürlich schon bekannt! „Im ersten Teil der Matrix-Triologie erlebt Keanu Reeves etwas Ähnliches. Er sieht in der Matrix eine schwarze Katze zweimal kurz hintereinander durch einen Hauseingang laufen. Als er das nichtsahnend seiner Kampfgefährtin Trinity erzählt, sagt sie: „Déjà-vus sind oft Fehler in der Matrix. Das kann passieren, wenn sie etwas ändern.““ – schreibt Michael in einem Text über eine wiederkehrende Situation. Anstatt der Katze, liefen mir sozusagen einige Kolumnen schon öfter über den Weg.

Schmeckt auf beim zweiten Lesen gut

So in etwa kam ich mir  vor, als ich das Buch durchblätterte. So richtig neu war mir da nichts. Hatte ich doch die online veröffentlichten Artikel verschlungen, als wären es leckere Schnitzel gewesen. Im übertragenen Sinne schmecken die Artikel natürlich auch beim zweiten Lesen noch lecker, aber ganz so saftig wir beim ersten Mal, kamen die Schnitzel nicht daher. Vielleicht lag es daran, dass ich der Meinung war, Michael durch die vielen gelesenen Texte schon zu kennen. Es schien so, als würde ich sowieso schon wissen, wie er seine Texte aufbaut und wie die Geschichten ausgehen würden. Doch dieses Gefühl ließ mit der Zeit nach. Da tauchte doch der ein oder andere Text auf, der mich nachhaltig beeindruckte.

Großes Kino

Glücklich?“ – lautet der Titel des Textes, der in mir nach dem Lesen ein kaum deutbares, komisches Bauchgefühl hinterließ. Dieser Text zeigt, wieviel Talent in Michael Nast steckt. Schon fast romanartig, beschreibt er die Beziehungssituation eines Freundes. Großes Kino! Ich war gefangen, wollte unbedingt wissen, wie es mit diesem Freund wohl weitergehen würde. Und da schaffte er es wieder, der Michael, mich zu fesseln und mir ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Es gibt einige Zitate, in denen ich mich sehr wiedererkenne. Das sind die Textstellen, an denen ich mich verstanden fühle, so als würde ich mich persönlich mit dem Autor unterhalten. „Man arbeitet viel, um das zu finanzieren. Der Druck hört nie auf. Man hat keine Zeit, innezuhalten, es fehlt die Zeit, um über sein Leben nachzudenken. Ich kenne das. Wenn ich morgens aufwache, denke ich: „Machen! Schnell was machen.„. Nickend streiche ich die betreffende Textstelle an. Es sind genau diese Momente, die dieses Buch so lesenswert machen.

Verletzlich, aber in Aufbruchsstimmung

Hatte ich zu Beginn des Buches das Gefühl, er würde in einigen Texten sehr weit weg von sich selbst gehen, werde ich am Ende des Buches eines Besseren belehrt. „Diagnose: Beziehungsunfähig “ ist einer der persönlichsten Texte, die ich je von Michael gelesen habe. Man hat als Leser das Gefühl, mal hinter die Fassade schauen zu können. Plötzlich fühlt man eine gewisse Verbundenheit zum Autor. Schweigend nickend las ich die Worte, die analysieren sollten, welche Symptome es überhaupt gab, um von „Beziehungsunfähigkeit“ zu sprechen. Diesen Text als Abschluss des Buches zu wählen, war genau richtig. Er hinterlässt ein Gefühl, welches zu Michaels Kolumnen passt: Verletzlich, aber in Aufbruchsstimmung.

Für jeden etwas dabei

Lässt man sich auf Michaels Zeilen ein, können sie wahrscheinlich wirklich in jedem von uns etwas bewegen. Zum Nachdenken anregen, für Kopfschütteln sorgen oder auch die ein oder andere Träne zu Tage befördern. Denn er trifft uns alle, irgendwie. Er trifft die notorischen Singles, die Beziehungsmenschen, die „heute hier, morgen da“-Generation. Es ist für jeden etwas dabei. Im Gegensatz zu „Der bessere Berliner“ und „Ist das Liebe, oder kann das weg?„, ist „Generation Beziehungsunfähig“ um einiges Gesellschaftskritischer. Nicht nur das Thema Liebe wird betrachtet, sondern auch die politische Entwicklung unserer Gesellschaft. Man merkt, dass Michael langsam aus seinen Liebeskolumnen herauswächst. Ich bin sehr gespannt auf folgende Werke, da ich glaube, dass „Generation Beziehungsunfähig“ erst der Anfang ist. Es ist ein Best-Of des Autoren Michael Nast.

Mein täglicher Begleiter

Es ist ein Buch, welches man nicht einmalig gelesen ins Regal stellt. Es ist eher ein Begleiter, den man immer wieder gerne hervor holt. Einige Texte entwickeln erst nach mehrmaligem Lesen ihre „Magie“. Einige Texte versteht man erst dann, wenn man sich selbst in einer ähnlichen Situation befindet. Das ist ein Vorteil eines Buches, welches aus einzelnen Kolumnen besteht. Einfach einen Text rauspicken auf den man gerade Lust hat, und los geht das Lesevergnügen.

So eignet sich „Generation Beziehungsunfähig“ nicht nur für passionierte Leseratten, sondern auch für den Gelegenheitsleser. Alles in Allem: Für jeden etwas dabei! Auch wenn ich die meisten Texte schon kannte, bereue ich den Kauf nicht. Schließen möchte ich mit einem Zitat aus dem Buch: „Es gibt hin und wieder Augenblicke, in denen ich auf meine Beziehungen zurückblicke und mich frage, ob ich meine Exfreundinnen geliebt habe. Ich meine, wirklich geliebt. Ob ich ein Gefühl gespürt habe, wie ich es erwartet habe. Ein Gefühl, wie es eigentlich hätte sein sollen.„. In Bezug auf das Buch kann ich behaupten: Ja, ich liebe es! Es ist genau das, was ich erwartet habe. Und in gewissen Teilen, vielleicht sogar etwas mehr.

Update: Hier ein kleiner Bericht zur offiziellen Buchpremiere in Berlin

Hier findest du meine Kritik zum neuen Roman #EGOLAND von Michael Nast

Ein bisschen weniger „Berlin Tag und Nacht“ dafür bitte mehr Erkenntnis

Michael Nast im Astra Kulturhaus, sozusagen bei mir um die Ecke. Das konnte ich mir als bekennenden Nast Fan natürlich nicht entgehen lassen. Doch wo blieb die Erkenntnis?

Es ist schon fast ein Jahr her, dass ich die erste Lesung von Michael Nast besuchte. Damals war er noch nicht so bekannt wie heute, somit war die Lesung kleiner gehalten und sehr „kuschelig“. Jetzt, ein Jahr später, haben sich Michaels Lesungen schon fast zu „Massenveranstaltungen“ entwickelt. Ich weiß nicht, wie viele Menschen sich gestern im Astra Kulturhaus in Berlin zusammengefunden hatten, aber es waren so einige!

Michaels Texte habe eine magische Anziehungskraft auf Frauen

Woran merkt Frau, dass verhältnismäßig viele Frauen anwesend sind? An der Schlange vor den Toiletten!! Schon nachdem erst ca. 20 % des Saales gefüllt waren, musste ich mich in eine lange Schlange einreihen, um das vorher getrunkene Bier los zu werden. Michaels Texte scheinen eine magische Anziehungskraft auf hübsche Frauen zu haben, oder ist es vielleicht Michael selbst, der als „Attraktion“ dient? In meinem Fall ist es die Person „Michael Nast“, die mich zur Lesung treibt. Seine Texte kenne ich alle, teilweise könnte ich sie schon fast mitsprechen. Es hat etwas heimisches, wenn ich sie höre. Denn dann ist es nicht meine Gedankenstimme, welche die richtige Betonung sucht, sondern der Autor selbst. Am Rande lässt Michael immer ein paar amüsante Geschichten einfließen, die den Saal in kurzen Abständen zum Applaudieren bringen.

Es fehlte der Nachhall

Auf der gestrigen Lesung fehlte mir allerdings leider das typische nachdenkliche Gefühl, mit dem man auch gute Kinofilme verlässt. Man ist noch nicht ganz in der Realität angekommen, hat in seinem Kopf aber neue Erkenntnisse und Sichtweisen, die es zu verarbeiten gilt. Dieses Gefühl stellte sich sonst immer bei Michaels Lesungen ein. Diesmal leider nicht. Ich glaube es war die Auswahl an Texten, die den Funken nicht zünden ließ. Ein Text über Berlin im Vergleich zur Fernsehsendung „Berlin Tag und Nacht“, sehr amüsant, aber mein Herz wurde nicht erreicht. Ich verstand die Intention dieses Textes, aber es war nichts, was ich daraus lernen konnte, oder was mich zum Nachdenken brachte. Der Text über den größten Streitpunkt einer Beziehung, den Haushalt, war amüsant wie eh und je, aber auch das kriegte mich nicht.

„Fatale Fehler beim ersten Date“ war ebenfalls zum Schmunzeln, da ich aber selbst lange kein wirklich „ernsthaft“ geplantes erstes Date hatte, blieben mir nur die bekannten Lacher. „Ich nehm auch die hässlichere“ ist ein wunderbarer Text. Es geht um zwei Männer, die auf „Beutefang“ sind. Hier fand ich mich wieder. Allerdings nicht als Beute, sondern als Jäger. Was Michael dort beschrieb, den scannenden Blick beim Betreten eines Clubs und das „Erlegen“ der Beute, ist mir sehr gut bekannt. Genau so praktiziere ich das mit meiner besten Freundin. Sobald wir uns ins Nachtleben stürzen, haben wir ein Ziel: potenzielle „Kandidaten“ finden, observieren und irgendwann erlegen. So sehr ich mich auch identifizieren konnte, fehlte auch diesem Text der gewisse „Nachhall“, den ich so gerne habe auf Michaels Lesungen.

Nasts Lesungen bleiben trotzdem ein Highlight

Ich tausche gerne den ein oder anderen Lacher gegen ein Gefühl der Erkenntnis und Nachdenklichkeit. Michaels Lesungen sind und bleiben ein Highlight! Aber fürs nächste Mal wünsche ich mir weniger stereotypes „Berlin Tag und Nacht“ und mehr Tiefgang. Trotzdem bleibt „Ist das Liebe, oder kann das weg?“ eines meiner absoluten Lieblingsbücher! Ich könnte Wetten eingehen, dass Michaels neuer Roman „Generation Beziehungsunfähig“ (erscheint am 15.02.2016), mich noch mehr in seinen Bann ziehen wird.

Michael, du bist und bleibst einer meiner liebsten  Autoren dieses Planeten 😉

Update: Hier ein kleiner Bericht der Buchpremiere von Michael Nast „Generation Beziehungsunfähig“

Ist das Liebe, oder kann das weg? – Lesung von Michael Nast

Was macht man, wenn man gar keinen Bock auf Halloween hat? Genau, ein bisschen Kultur. Gottseidank war zufällig eine Lesung meines Lieblingsautors Michael Nast in Berlin angesetzt. Als Autor von „Ist das Liebe, oder kann das weg?„, hat er sich direkt in mein Herz geschrieben. Es war eine Doppellesung mit dem Musiker Dirk Zöllner, ein ziemlich entspannter Typ übrigens. Die Location der Veranstaltung war leider am Arsch von Berlin, sodass meine Begleitung und ich knapp 2 Stunden dorthin brauchten.

Die perfekte Begleitung für einen perfekten Abend

Die Lesung selbst war der Knaller. Gerade bei den zu Beginn verlesenen Texten, musste ich einige Tränen der Rührung wegdrücken. Gottseidank folgten später Tränen vor Lachen. Michael Nast begeistert nicht nur schriftlich, sondern vor allem persönlich. Selten durfte ich so einer überzeugenden Lesung beiwohnen. Die Stimmung war perfekt, auch meine Begleitung stimmte. Ich hatte einen Herren dabei, den ich einige Wochen zuvor über die Datingapp tinder kennenlernte. Eigentlich war er gar nicht mein Typ, aber das gemeinsame Interesse für Michael Nast, welches auch der App nicht verborgen blieb, sorgte dafür, dass wir uns schon einige Male getroffen hatten. Dass daraus nie eine Beziehung werden konnte, war schnell klar, einer Freundschaft stand jedoch nichts im Wege. Dieser Mann, der mir unserem letzten Treffen noch die Ohren vollgequasselt hatte, war auf einmal ziemlich charmant. Meine Gläser Wein gingen auf ihn und wir führten so tiefgründige Gespräche, wie wir es während unserer letzten Verabredungen nicht taten.

Unsere persönliche Signierstunde

Vor Beginn der Lesung entdeckten wir Michael am Eingang der Location. Niemand schien ihn zu erkennen, sodass er in aller Seelenruhe an seiner Zigarette zog. Ziemlich aufgeregt sprachen wir Michael an, ob er kurz Zeit hätte, mein Buch zu signieren. Leider hatte er seinen Signierstift gerade nicht zur Hand und vertröstete mich auf später. Wir kamen locker ins Gespräch und unterhielten uns angeregt. Das war ich von anderen Autoren gar nicht gewohnt. Normalerweise lassen die sich höchstens während einer offiziellen Signierstunde blicken. So viel Fannähe, ich war begeistert! Nach der Lesung bekam ich dann endlich meine persönliche Widmung, auf die ich stolz wie Bolle bin. Groupie hoch 10…ja, das geht auch mit über 14.

Nach unserer zweistündigen Heimfahrt, setzten wir uns in eine Bar, um uns einen Absacker zu genehmigen. Mein Puls war weiterhin auf hohem Niveau. Tolle Begleitung, toller Autor, toller Abend.

Danke Michael Nast 🙂