Candy Bar

Ich weiß, dass ich nichts weiß – Warum Pinterest & Co. deiner Hochzeit schaden

Glaubt man dem Internet, sollte man mit der Hochzeitsorganisation ca. 1 bis 1,5 Jahre vor dem geplanten Feiertermin beginnen. Puh, klingt fast ein bisschen so, als würde man nicht eine „stinknormale“ Party für 50 – 100 Gäste veranstalten, sondern die olympischen Spiele. So aufwendig und detailverliebt kann die Organisation einer Hochzeit nicht sein, dachte ich. Doch ich wurde eines Besseren belehrt…

Wer keine perfekte Hochzeit plant, wird erschossen?

Der schönste Tag im Leben“ – dieser werbeartige Spruch hält sich schon über Jahrzehnte. Dass überhaupt noch jemand den Bund fürs Leben eingeht, wenn er diese Worte hört, verwundert mich. Wenn es dieser eine Tag ist, der nicht mehr zu toppen sein wird, dann kann es danach ja nur noch abwärts gehen, oder? Trotzdem planen Brautpaare den Tag der Eheschließung, als sei es das Letzte, was sie tun. Hält man sich an die vielen Foren, Hochzeitsmagazine oder thematisch passenden Fernsehserien, könnte man tatsächlich meinen: wer keine perfekt geplante Hochzeit inkl. den Trends angepasster Hippie, Boho, Vintage veranstaltet, wird erschossen.

Ohne Candy-Bar wird das nichts mit der glücklichen Ehe

Entziehen kann man sich diesem ganzen Wahnsinn trotzdem kaum. Die Hochzeitsindustrie ist darauf ausgerichtet, einem das Gefühl zu geben, ohne einen fancy Tischplan oder der aufwendig dekorierten Candy-Bar kann es gar nichts werden mit der glücklichen Ehe. All das sorgt dafür, dass Menschen wie ich, die zu Beginn freudig in die Hochzeitsplanung starteten, schon nach kurzer Zeit nicht mehr wissen, wo oben und unten ist.

Sperrt Instagram und Pinterest!

„Wie habt ihr euch den Ein- und Auszug in der Kirche vorgestellt?“, „Welches Farbmotto soll die Hochzeit haben?“, „Wie sieht der Ablauf des Hochzeitstages aus?“ – Fragen über Fragen, die auf mich einprasseln, seitdem ich mich mit der Organisation der Hochzeitsfeier beschäftige. Ich solle mir doch Inspirationen bei Instagram und Pinterest holen, zusammensuchen, was mir bei anderen Veranstaltungen gefallen hat. Ein kleiner Tipp für angehende Brautpaare: sperrt Pinterest und Instagram bestenfalls auf euren Endgeräten!

Mich überfordert die Perfektion anderer Hochzeiten

Mich überfordert diese Perfektion, die mir auf den bildlastigen sozialen Medien entgegenschlägt. Nach wenigen Momenten fühle ich mich schlecht. Und vor allem: arm. Niemals könnte ich so kreativ sein, um die Feier komplett durchzudesignen. Und finanziell reicht es wohl eher nur für zwei kleine Plastikblumen pro Tisch, als für Steppengras und unzählige Lichterketten.

Ich habe gerade erst den Verlobungsring am Finger realisiert

Nun sitze ich da und versuche zu ergründen, was ich überhaupt möchte, für diesen besonderen Tag. Ich stehe zwischen den verschiedenen Dienstleistern, die bestenfalls einen genauen Plan und exakte Farbwerte für das fertige Corporate Design hätten. In meiner Gedankenwelt hänge ich aber gerade mal an dem Punkt, an dem ich realisiert habe, dass ich einen Verlobungsring am Finger trage.

Ich weiß, dass ich nichts weiß

Ich weiß nicht, welche Farben ich will. Ich weiß nicht, ob ich einen romantischen oder modernen Einzug in die Kirche haben möchte. Ich weiß nicht, ob mein Hochzeitskleid lieber weiß oder doch rosé sein soll. Ich weiß, dass ich nichts weiß.

Ich will keine Inspirationen auf Instagram oder Pinterest. Ich will keine Traditionen, an die ich den Ablauf meiner Hochzeitsfeier anpassen muss. Ich will mich nicht für jedes kleine Detail lange entscheiden müssen. Vielleicht will ich auch gar keine Hochzeitstorte?

Warten auf die Eingebung

Manchmal frage ich mich, ob andere Paare, in diesem Fall vermutlich eher die Bräute, mit gewissen Vorstellungen zur zukünftigen Hochzeit geboren werden. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass alle einen Plan zu haben scheinen, abgesehen von mir. Vielleicht gibt es auch diesen einen Moment, so 6 Monate vor dem großen Tag, an dem es einem wie Schuppen von den Augen fällt und ein Bild der eigenen Trauung im Geiste erscheint. Daumen sind gedrückt!

Origami Kraniche

Gastbeitrag: Verliebt – Verlobt – Corona und Ja- Gesagt – Hochzeit im Krisenjahr

Ich bin ganz überwältigt, schaue ich mir die Reaktionen zu meinem letzten Beitrag über das Hochzeits-„Horror“-Jahr 2021 an. So viele liebe Nachrichten haben mich erreicht. Sie haben mir Mut gemacht, die Situation anzunehmen und die positiven Seiten daran zu sehen, in Unsicherheit zu planen. Der folgende Gastbeitrag einer lieben Leserin (ganz <3-lichen Dank!) drückt genau das aus, was ich allen zukünfitgen Bräuten, die in diesem besonderen Jahr Hochzeit feiern, mitgeben möchte: Es ist wie es ist, aber das heißt nicht, dass es weniger schön ist. Vielleicht sogar schöner, als ihr es euch vorstellen könnt?

Hätte mich jemand vor ein paar Jahren nach meiner Vorstellung über meine eigene Hochzeit gefragt, hätte ich folgendes geantwortet: „Dass mein Mann und ich mit 25 Gästen in kleinem Rahmen rustikal feiern. Mit meiner Familie, der Familie meines Mannes und unseren Freunden.“

Nun habe ich im Herbst 2020 meinen Mann geheiratet. Mit uns waren 9 Personen im Standesamt erlaubt. Im Standesamt durften nur wir als Paar die Masken bei der Trauung abnehmen. Wir hatten die vollkommene Hochzeit. So schön hätten wir sie nie selber ohne Corona geplant.

Während andere unter der Pandemie litten, hatte ich den Luxus eine Hochzeit planen zu dürfen

Mal ganz ehrlich. Ich empfinde es in Zeiten der Corona-Pandemie als puren Luxus mir Gedanken über eine Hochzeit machen zu dürfen. Während andere Menschen Verluste geliebter Menschen betrauern, gesundheitliche Beschwerden haben, unter (drohender) Armut, Isolation, Einsamkeit, Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit und/oder den Folgen der Kontaktreduzierung leiden, habe ich das große Glück einen Menschen an meiner Seite zu haben. Ich bin dankbar dafür, dass wir gesund sind, und dass wir beide arbeiten können. Wir lieben uns und haben uns entschlossen zu heiraten, eine verbindliche Ehe einzugehen. Leider kam Corona und schmiss unsere Pläne x-mal um. Während andere Menschen im Homeoffice ackern und mit ihren Kindern Home-Schooling und die Kinderbetreuung schmeißen oder sich selbst ihr Gehalt streichen, damit ihr Unternehmen überlebt, planten wir für eine Feier Geld auszugeben.

Wir leben in einer Großstadt unserer Wahl. Und mit uns tun das sehr viele andere Menschen. Das führte leider dazu, dass wir nicht unseren Wunschtermin im September bekamen. Der erste freie Termin beim Standesamt war der 24.10.2020 um 10 Uhr. Den nahmen wir. Ich freute mich riesig, dass wir überhaupt einen Termin am Samstag bekommen hatten. Was für ein Glück! Es war eine Freundin, die mich darauf aufmerksam machte, dass ich bei einer so frühen Trauung keinen Frisörtermin vorher wahrnehmen kann. So war es leider auch.

Natürlich hatten wir mit unseren Gästen geplant, geredet und sie eingeladen. Uns ging es wie vielen Menschen, die merkten, wir möchten doch noch einige Freunde mitfeiern lassen. Wir haben unsere Ringe schon im Sommer ausgesucht, als das noch möglich war Wir haben uns schicke Kleidung besorgt. Mein Mann sah aus wie ein englischer Gentleman. Ich bin dann doch sehr pragmatisch an die Brautkleidung rangegangen. Ich habe mir festliche aber legere und lockere Kleidung mit Turnschuhen ausgesucht. Also Kleidung, in der ich mich wirklich frei und wohl fühlte und die ich übrigens bis heute liebe und immer und immer wieder zu schönen Anlässen trage. Mein Rock hatte die Farbe Beere und ich trug ein Brautoberteil, das ich aber nur für ein Foto und bei der Trauung anzog. Für den Monat Oktober war das natürlich viel zu kalt. Also trug ich schicke Pullis, Jäckchen und 3 Lagen Strumpfhosen. Das Restaurant war gebucht, der Brautstrauß bestellt und wir freuten uns.

An einem Wochenende zerriss es uns fast.

Dann ging es leider los mit den Beschränkungen. Von Woche zu Woche änderten sich die Regelungen zu privaten Zusammenkünften. Mal war es erlaubt noch im Hotel zu übernachten, mal nicht. Was bedeutete das für unsere Gäste, die längst ein Hotelzimmer gebucht hatten und von weit her reisten? Unsere Hochzeit haben wir innerhalb der Monate September und Oktober wöchentlich neu planen müssen. Während wir lasen, wie andere Hochzeitspaare noch feiern durften und die Kontaktbeschränkungen langsam losgingen, fanden auch verbotene Hochzeitsfeiern mit 60-100 Gästen statt. Vor der Hochzeit praktizierten wir wochenlang freiwillige Kontaktreduzierung. Wir fuhren tatsächlich bis zur Hochzeit jeden Sonntag zum Restaurant und fragten nach, was wir denn nun dürften. Auch das Restaurant wusste es nicht, weil die Veröffentlichungen bei ihnen auch erst sehr spät ankamen. Bis zum Tag vor der Hochzeit wussten wir tatsächlich nicht, was wir dürfen und mit wie vielen Personen. Wir mussten ausladen, immer wieder. Wir erhielten Absagen von Gästen, die wegen Corona das Risiko nicht eingehen wollten, anzureisen oder sich mit vielen Personen in einen Raum zu begeben. Wir konnten wieder einladen. Oder hörten, dass jemand nun in Quarantäne war und nicht kommen konnte. Einen Fotografen zu bestellen verwarfen wir völlig. Wir hätten sonst 2 Gäste ausladen müssen. Das wollten wir nicht und verzichteten auf das perfekte Hochzeitsfoto. Ich fragte einfach meine Trauzeugin, ob sie uns fotografieren könnte und ihre Fotos wurden wunderschön. Wir bestellten auch keine Hochzeitstorte. Das war auch gar nicht mehr möglich. Natürlich waren die Familienangehörigen traurig, die absagen mussten. Manchmal war einem nur noch nach Weinen zumute. Manchmal weinten wir am Telefon. Es zerriss uns an einem Wochenende fast, sodass wir uns fragten, weswegen heiraten wir eigentlich? Warum machen wir das eigentlich und warum tun wir uns das gerade an?

Ist es nur noch ein Fest für die Anderen oder heiraten wir für uns?

Irgendwann ging es mir richtig schlecht. Ich konnte kurz vor meiner Hochzeit einfach nicht mehr. Dieses nicht wissen, was nun zu planen und heute noch möglich ist und in drei Tagen wieder verworfen wird, zog an meinen Nerven. Wir hatten nun immer und immer wieder alles neu organisiert und fingen nach neuen Beschränkungen wieder von vorn an. Jede Woche neu. Mein Mann konnte es besser und rationaler angehen als ich. Ich war für Verschieben, denn es gab auch Angehörige, die uns baten, die Hochzeit zu verschieben, damit sie dabei sein können. Mein Mann war zum Glück dagegen. Er meinte, wir verschieben nicht, denn wir wissen nicht, was kommt und wann überhaupt wieder eine Zusammenkunft mit vielen Menschen möglich ist, oder ob wieder ein Lockdown kommt. Oder, ob dann wieder viele Menschen absagen müssen. Denn wirklich fast alle Brautpaare wollen einen Termin im Mai, Juni oder September, weil alle Angehörigen im Sommer selbst in den Urlaub fahren und aufgrund dessen absagen. Puh… Wie denn nun planen? Ich bin sehr froh, dass ich meinem Mann schließlich die komplette Kommunikation mit allen Gästen übertragen habe.

Es machte uns beiden sehr wohl bewusst, dass es bei der Heirat um uns als Paar geht. Wir heiraten. Das heißt wir heiraten als Paar, weil wir uns lieben und nicht für die Gäste oder um deren Erwartungen für ein großes Hochzeitsfest zu erfüllen. Natürlich hätten wir uns gefreut, dass endlich meine Familie die Familie meines Mannes mal wirklich kennenlernt. Und dass sie auch an unserem Privatleben teilhaben können, weil unsere Freunde kommen. Letztlich geht es aber nicht darum. Die Heirat ist unser privater liebevoller Akt. Und gerade uns war es wichtig, diesen Schritt zu tun und ihn nicht weiter ins Ungewisse zu verschieben. Es ist schließlich eine sehr große Sache, dass man sich endlich entschieden hat, zu heiraten. Dann will man es auch tun.

Ich gab die Kontrolle über die Hochzeit ab und plötzlich fügte sich alles von selbst

Irgendwann konnte ich loslassen. Davon, dass ich überhaupt noch planen kann. Ich gab die Kontrolle ab und plötzlich fügte sich alles von selbst. Ich hatte Angst vor einer Hochzeit, zu der keiner kommen kann und was das mit mir macht. Ich schrieb einer Freundin ihre Antwort war so liebevoll: „Möchtest du Musik zu deiner Hochzeit? Ich würde gern mit meiner Harfe kommen und für euch spielen, wenn das geht und ihr das möchtet.“ Und wie wir das wollten, es war sogar erlaubt im Wintergarten mit Abstand! Das rührte mich so, dass jeder irgendwie Anteil nehmen wollte. Aber es durften ja nicht alle kommen. Also bastelte ich für alle Menschen, mit denen wir gern unter normalen Umständen gefeiert hätten, Papierkraniche. Die wurden im Standesamt und im Restaurant verteilt. Wir gaben es schließlich auf, eine Feier zu fixieren. Es war klar, wir gehen kurz essen, das war es dann auch. Meine Trauzeugin sagte zu mir: „Ich gehe mit euch auch ne Bratwurst essen und stoße mit euch mit Pappbechern an.“ Ich lachte und das tat so gut.

Als ich meine Oma fragte, ob sie auch im kalten Wintergarten essen würde, weil wir im warmen Restaurant nicht mehr sitzen dürften und wir uns alle ganz warm statt schick anziehen müssten, erwiderte sie: „Ich habe den Krieg und die Flucht überlebt, ich komme.“ Es war übrigens auch keine Option für meine Oma die Hochzeit zu verschieben. Sie freute sich so sehr darauf und mobilisierte alle ihre Kräfte. Gesundheitlich ist es nicht klar, wie lange meine Oma überhaupt noch so mobil ist, um an einer Feier teilnehmen zu können. Wie oft meinte meine Oma, sie würde verstehen, wenn es ein zu großer Aufwand ist, dass sie kommt und dass sie auch verzichten würde. Das war für mich undenkbar! Meine Mutter und meine Trauzeugin setzten alles in Bewegung, damit auch meine Oma einen wundervollen Tag mit uns hatte. Dafür bin ich so dankbar!

Das Standesamt rief uns 2 Tage vor der Hochzeit an und gab uns noch einmal persönlich Bescheid mit, wie vielen Gästen wir kommen dürften.

Wenn ich jetzt Gefühle zeige, ist es ok. Da draußen stehen keine 60 Gäste, die gleich ein Foto wollen.

Unsere Hochzeit war wunderschön. Bei der Trauung durften nur wir als Paar auf den Sitzplätzen die Masken abnehmen. Die Standesbeamtin war total gerührt von den Kranichen, die ich mit den Trauzeugen verteilte. Mit unseren 7 Gästen im Standesamt war es eine sehr intime und festliche Trauung. Das „Ja“ sagen und der Kuss ist schon etwas Besonderes. Das macht was mit einem und zaubert eine wundervolle Atmosphäre und Energie. Es fiel mir so leichter mit wenigen sehr vertrauten Gästen ungelöst zu sein. Es war toll zu wissen, wenn ich jetzt Gefühle zeige, ist alles ok, da draußen stehen keine 60 Gäste die gleich ein Foto wollen. Der ganze Stress fiel bei der Trauung von uns ab. Wir strahlten, und das den ganzen Tag lang.

Nach unserer Trauung stand schon das nächste Brautpaar im Flur und wartete. Ich sah sie. Die perfekte, klassische Braut im perfekten Brautkleid und der perfekten Hochsteckfrisur. Mein Mann meinte zu mir, dass er die Braut nicht so schön fand, wie mich. Er fand es toll, dass er mich noch erkennen konnte und dass ich nicht so gekünstelt war. Ich sei so echt gewesen, dass ich wirklich „Ich“ gewesen bin und dass er mich erkennen konnte mit all dem, was er an mir liebt. Meine Frisur war durch das ständige Maske aufsetzen und Maske ablegen übrigens, naja, etwas wild geworden. Ich war eben echt und es kommt auf andere Dinge an. Das gleiche Feedback gaben mir alle Gäste und auch alle lieben Verwandten und Freunde, denen ich die Fotos zeigte.

Vor dem Standesamt standen meine liebe Arbeitskollegin und ihr Mann mit Maske. Sie sangen und warfen mit Rosenblüten und übergaben uns liebevolle und wertvolle Geschenke, die mich sprachlos machen. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet.

Es war nicht einmal das übliche Gruppenfoto vor dem Standesamt erlaubt.

Die Trauzeugin meines Mannes und eine liebe Freundin durften wegen der Personenbeschränkung nicht ins Restaurant zum Essen mitgehen. Leider war nicht einmal das übliche Gruppenfoto vor dem Standesamt erlaubt. Wir gingen also direkt mit meiner Mutter, Oma, meiner Tante, meinem Onkel und meiner Trauzeugin ins Restaurant. Meinen Mann freute es sehr, dass es dann doch so ein kleiner entspannter und fröhlicher Rahmen wurde. Er genoss es, auch wenn seine Familie nicht dabei sein konnte. Eine Freundin spielte mit Abstand auf ihrer irischen Harfe im Restaurant und es war wunderschön. Wir als Paar und die Gäste hatten eine lockere, legere Hochzeit und jeder konnte sich fallen lassen. Schön war, dass wir uns in dem Rahmen alle kannten und keiner musste sich irgendwie überwinden, weil man den Anderen noch nicht kannte. Wir hatten in den wenigen Stunden wirklich eine wunderschöne Zeit mit ganz viel Qualität. Tatsächlich hatten wir Zeit für alle Gäste und für ein längeres Gespräch! Das wäre sonst doch nie so möglich gewesen mit ganz vielen Gästen. Das war wirklich der richtige Rahmen für uns.

Als Rede gab es das Mantra „Sarve sham“. Das richtete sich an alle. An alle Lebewesen denen man Erfüllung, Frieden, Liebe und Reichtum wünscht. Auch an alle Gäste, die nicht dabei sein konnten. Das passte ganz gut.

Ich merkte auch, dass die Rolle als strahlende Braut nicht so meins ist. Ich bin lieber ich selbst. Dabei muss ich ein bisschen an Hape Kerkeling denken, der als Königin Beatrice mal vorfuhr und richtig viel Spaß beim Winken und Lächeln hatte. Ich winke dann doch nicht so gern und so viel.

Meine Trauzeugin zeigte mir Fotos und Videos von einer Freundin von ihr, die im September am Meer mit Freiredner und allem drum und dran eine Traumhochzeit wie in amerikanischen Filmen hatte. Erst machte es mich traurig, dann dachte ich, das hätten wir als Paar sowieso nicht gewollt.

Ohne Corona hätten wir nicht daran gedacht, etwas nur für uns als Paar zu tun.

Nach dem völlig entspannten Hochzeitsessen fuhren wir in ein Schlosshotel und genossen den Hochzeitstag danach nur für uns. Auch ohne Fotografen. Nur wir zwei als Paar ließen den Stress von uns fallen. Das hätten wir so nie getan, wir hatten es doch eher so geplant, dass wir ganz viel Zeit mit den weit angereisten Gästen verbringen. Wir hätten ohne Corona nicht daran gedacht, etwas nur für uns als Paar am Anfang der Ehe zu tun. Und das tat uns richtig gut. So hatten wir sogar einen richtigen Flittertag mit dem schönsten Herbstwetter. Und im Schloss konnte ich beim Essen dann doch noch meine Hochzeitskleidung mit dem schönen Oberteil tragen.

Übrigens ist noch etwas Schönes bei der Hochzeit passiert. Nach der Hochzeit konnte ich die Harfe meiner Freundin einfach nicht vergessen. Ich habe mich bei meiner Hochzeit in die irische Harfe verliebt. Ich habe von den Klängen und der Harfe geträumt und wusste, dass muss ich einfach lernen, um solche Töne und Klänge wieder zu hören und zu spüren. Inzwischen steht hier bei mir zu Hause eine wundervolle Leih-Harfe und ich nehme Unterricht. Es ist wunderschön das Instrument spielen zu lernen und gibt mir wahnsinnig viel Kraft und Ruhe in diesen Zeiten.

Ich kann jedes Paar nur ermutigen zu heiraten und für sich selbst den richtigen Rahmen in diesen Zeiten zu finden. Vielleicht wird es schöner und entspannter, als man es je selbst „normal“ geplant hätte.

Liebesfest statt Hochzeit: Hauptgewinn oder Trostpreis?

Das „Liebesfest“ ist ein unglaublich heißes Thema in meinem Freundeskreis. Ist es eine Hochzeit-Light, oder der Beweis für eine ganz große Liebe? Macht es für die Beziehung einen Unterschied, ob man vor der rauschenden Party eine Unterschrift auf dem Standesamt leistet, oder lässt sich getrost darauf verzichten?

Liebesfest statt Hochzeit: Hauptgewinn oder Trostpreis?

Liebesfest statt Hochzeit: Hauptgewinn oder Trostpreis?

Heiraten ist out? Wollen Sie statt Hochzeit lieber ein Fest der Liebe oder Liebesfest feiern?

Source: www.beziehungsweise-magazin.de/ratgeber/liebe-emotion/liebesfest-statt-hochzeit-hauptgewinn-oder-trostpreis/

Scheiß auf Hochzeit! Die Verlobung ist die Spitze der (kitschigen) Romantik

Wer braucht schon eine pompöse Hochzeit, wenn der kitschige Antrag sie auf der Romantikskala um Längen schlägt? Ich habe mich zum Träumen hinreißen lassen. Was dabei herausgekommen ist, lest ihr im beziehungsweise-Magazin <3

Scheiß auf Hochzeit! Die Verlobung ist die Spitze der (kitschigen) Romantik

Scheiß auf Hochzeit! Die Verlobung ist die Spitze der (kitschigen) Romantik

Verlobungen sind die neuen Hochzeitsfeiern? beziehungsweise-Autorin Jule Blogt gerät beim Gedanken an DIE Frage ins Träumen und Schwärmen.

Source: www.beziehungsweise-magazin.de/ratgeber/liebe-emotion/scheiss-auf-hochzeit-die-verlobung-ist-die-spitze-der-kitschigen-romantik/

Emanzipation vs. Tradition – Wer macht denn nun den Heiratsantrag?

Ich liebe Artikel, die eine große Diskussion einlösen. Einer dieser Artikel titelte „Frag doch selbst“. Analysiert wird die Frage, wer denn nun eine der wichtigsten Fragen im Leben zu stellen hätte: Mann oder Frau?

All you need is love…

Trotzdem sich die Emanzipation immer weiter Bahn bricht, scheint sie vor dem Bund des Lebens Halt zu machen. Macht es da nicht Sinn, wie im Zeit-Artikel beschrieben, als Frau selbst das Ruder in die Hand zu nehmen? Schließlich wird uns Damen immer gesagt, wir könnten alles erreichen, alles selbst erledigen, dazu braucht es keinen Mann, der voran geht, oder eben die Frage der Fragen stellt. Als ich den Artikel das erste Mal las, unterstrich ich viele Passagen mit einem Nicken. Wenn Frau heiraten will, soll sie einfach fragen. Wo liegt das Problem? Erst als mich selbst in die Situation hineinversetzte, kam ich ins Grübeln. Ich stellte mir vor, wie ich meinem Herzblatt vor all unseren Freunden überraschend einen Antrag machte. Alle würden sie applaudieren, bunte Glitzerherzchen in die Luft schmeißen und „All you need is love“ anstimmen. Hollywood stünde Schlange, um diesen Moment für die nächste Blockbuster-Romanze zu verwenden.

N-E-I-N

Das, was meine filmreife Romantik jedoch zerplatzen lassen könnte, wären vier einfache Buchstaben: N-E-I-N. Plant man einen Heiratsantrag, ist der Himmel voller rosaroter Zuckerwattewolken, die keinen Anlass dazu geben, auch nur im entferntesten an das Gegenteil eines freudigen „Ja“ zu denken. An diesem Punkt meiner Gedankenspielerei rumort es ordentlich in meinem Bauch. Wie kann ich mir eigentlich sicher sein, dass mein Herzblatt sich über meine Frage genauso freuen würde, wie ich es täte, wenn er sie mir stellen würde? Allein der letzte geschriebene Satz gibt die Antwort: Ich habe es ihm schon oft, wenn auch manchmal etwas versteckt, mitgeteilt.

Das „Ja“ auf die Nase gebunden

Frauen wissen, dass Männer keine Gedanken lesen können. Sie wissen, dass das zukünftige Weihnachtsgeschenk vorher explizit angedeutet werden will, damit am Ende kein Bügeleisen unter dem Baum liegt. Außer natürlich, man hat sich genau so eins gewünscht. Im Laufe einer Beziehung haben wir Damen es also perfektioniert, kleine aber feine Hinweise zu geben, ob wir bereit wären, den Bund der Ehe einzugehen. Hier ein kleines „Das könnten wir sein.“, wenn ein Brautauto vorbeizieht, dort ein „Hach ist der schön!“, wenn wir mal wieder vor der Ringauslage eines Juweliers festkleben. Was Männer gerne mit einem Augenrollen kommentieren, ist für uns Frauen eine ernstgemeinte Botschaft. Komm, trau dich, ich werde Ja sagen!

Großes Glück oder Beziehungsende

Männer hingegen halten solche kleinen Hinweise für unnötig und verzichten meist gänzlich darauf. Ein regelmäßiges „Ich liebe dich“ sollte doch ausreichen, oder? Problematisch wird es dann, wenn Frau wirklich darüber nachdenkt, die Frage aller Fragen aufzuwerfen. Wie kann sie sich sicher sein, dass ihr Liebster vor Freude strahlend Ja sagen wird? Man stellt eine Frage nur, wenn man mit verschiedenen Antworten leben kann. Das gilt zumindest für die meisten anderen Situationen im Leben. Bei einem Heiratsantrag jedoch geht es um Top oder Flop, um gewollte Liebe bis ans Lebensende, oder tschüss und goodbye. Die wenigsten Beziehungen halten ein „Nein“ als Antwort auf einen Heiratsantrag aus. Frau begibt sich also mit einem Antrag auf einen schmalen Grat. Sie kann sich aufgrund fehlender Signale des Partners nicht sicher sein, dass dieser romantische Moment direkt ins Standesamt führt. Sie kann sich nicht sicher sein, ob die Beziehung nach den möglichen schlimmen vier Buchstaben überhaupt noch bestand hat.

Was ist mit meiner Bucketlist?

Das, was mich von einem Antrag abhält, ist allerdings nicht nur ein mögliches „Nein“, sondern auch die Tatsache, dass ein selbst in die Hand nehmen meinerseits zu einem anderen Dilemma führt: Ich werde keinen Antrag bekommen. Hier greift die traditionelle Seite in mir, die ich, trotz langer Diskussionen im Freundeskreis, einfach nicht ablegen kann. Ich möchte diesen einen Moment erleben, bei dem alles um mich herum stillsteht, bei dem mir ein Mann, den ich liebe, ins Gesicht sagt, dass er sein Leben mit mir verbringen möchte. Ganz offiziell. Ich habe Angst, dass mir dieser Moment auf meiner Bucketlist fehlen würde, wenn ich ihn selbst übernähme.

Wie ich es drehe oder wende, ob ich es emanzipiert oder traditionell betrachte, die Frage aller Frage wirft weiterhin Fragen auf, auf die ich noch keine für mich passenden Antworten finden konnte. Abseits einer solchen Diskussion über Antrag, Geschlechterrollen, Ja und Nein, wird eines jedoch häufig vergessen: Das, was die Liebe glücklich macht, ist kein Antrag, keine Ehe, kein Ja und kein Nein. Das was die Liebe glücklich macht, ist die Liebe selbst.

6 Gründe, warum ich -trotz aller Warnungen- heiraten möchte

H&M veröffentlicht seine neue Hochzeitskollektion, auf VOX läuft die Brautkleidsendung „Zwischen Tüll & Tränen“ hoch und runter. Es ist Hochzeitssaison. Sobald die Vögelchen ihren Balztanz beginnen, werden sie an den Wochenenden von lautenden Kirchenglocken begleitet. Süße Blumenmädchen streuen buntes Pflanzenwerk auf die Laufwege zweier Menschen, die den glücklichsten Tag Ihres Lebens verbringen. Sie merken schon, ich bin ein Opfer komplett romantisierter, kitschiger Vorstellungen, was den Bund der Ehe angeht.

Wie oft musste ich mir anhören, dass ein „für immer und ewig“ überholt wäre, angesichts unserer modernen Welt einfach keinen Sinn mehr mache. Dabei gibt es aus meiner Sicht so viele Gründe, für die es sich zu heiraten lohnt.

  1. Neue Seiten entdecken.

    Während der Planung einer Hochzeitsfeier lernt man den Partner auf eine ganz neue Art kennen. Märchenfeier im Schloss oder Beachparty im Strandbad – Eine Hochzeit ist etwas sehr individuelles. Sie sollte die Persönlichkeit des Paares zeigen und verdeutlichen, was diese zwei Liebenden zusammenhält. Aus einem Tag UNSEREN Tag entwickeln zu können, lässt mich allein bei der Vorstellung etwas aufgeregt werden. Welchen Geschmack sollte die Traumtorte meines Herzensmannes haben, wie stellt er sich das Ehegelübde vor, möchte er überhaupt eins? All diese Wünsche und Vorstellungen gibt es für mich an meinem Traummann zu entdecken.

  2. Ich möchte seinen Namen tragen.

    Die Emanzipation ist auf dem Vormarsch und sorgt dafür, dass althergebrachte Traditionen hinterfragt werden. Heutzutage ist es nicht mehr notwendig, den Namen des Mannes anzunehmen, schließlich soll Frau sich ein Stück Individualität bewahren. Trotzdem ist es für mich eine schöne Vorstellung, den Namen meines Herzblattes zu tragen. Er zeigt auch auf dem Papier, dass ich zu seiner Familie gehöre. Ich könnte es mir nicht vorstellen, hätte unser zukünftiger Nachwuchs einen anderen Namen als sein Vater oder seine Mutter. Wir wären schließlich eine Familie, eine Einheit, die auch gerne als solche benannt sein kann.

  3. Ein Versprechen vor mir und meiner Welt.

    Liebeserklärungen in der Öffentlichkeit sind selten geworden. Wann wird heutzutage noch vor vielen Menschen gesagt, wie sehr man eine Person liebt? Umso romantischer ist für mich das Eheversprechen, welches sich ein Paar vor Freunden und Familie gibt. Es ist wie in die Welt hinauszuschreien, dass man den Menschen gefunden hat, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen möchte. Romantikfaktor hoch 10!

  4. Ganz Mädchen: Das Hochzeitskleid.

    Als Prinzesschen würde ich mich nicht bezeichnen, aber wenn ich die romantischen weißen Roben im Schaufenster der Brautausstatter betrachte, werde ich zum kleinen Mädchen, was sich in jungen Jahren im Faschings-Prinzessinnen-Kostüm im Kreis gedreht hat. Einmal im Leben eine sündhaft teure Komposition aus Stoff und Tüll tragen, in der ich wundervoll aussehe. Das wär’s!

  5. Der Hochzeitstanz.

    Gebt mir Musik, ich werde dazu tanzen. Schon seit vielen Jahren liebe ich es, meine Füße im Takt zu bewegen. Was könnte es schöneres geben, als meine Künste in Standard und Latein vor etwas größerem Publikum zu zeigen? Dabei dem Lieblingsmann ganz tief in die Augen blicken, da schmilzt mein Tänzerherz. Dazu braucht es keine ausgefeilte Choreographie, keinen Überraschungseffekt, sondern nur meinen Liebsten, mich und den Beat unseres Herzens.

  6. Die Hürde sich zu trennen.

    Auch die Ehe schützt vor einer Trennung nicht. Trotzdem setzt sie die Hürde, eine Liebe aufzugeben, ein Stückchen höher. Ich kenne einige Paare, die ohne Trauschein vermutlich nicht mehr zusammen wären. Durch die Ehe bekommt die Verbindung zweier Menschen eine Ernsthaftigkeit, die zum Kämpfen motiviert. Es heißt nicht umsonst: In guten wie in schlechten Zeiten.

Eine Hochzeit, sei das Konzept der Ehe auch noch so verstaubt, ist ein besonderer Moment im Leben. Ob einmalig oder nicht, diesen Tag wird man nie vergessen. Ebenso brennen sich die tiefen Emotionen ein. Ring anstecken, der erste Kuss als frisch verheiratetes Paar, eine große Party – da springt mein Romantikkompass fast aus der Fassung. Ja, auch wenn meine Vorstellungen von Hochzeit und Ehe kitschig und übertrieben klingen, ich freue mich darauf, sie am eigenen Leib erleben zu dürfen. In einem wundervollen Prinzessinnenkleid, mit einem Eheversprechen und romantischem Hochzeitstanz. Ja, ich will