Filmkritik The Lobster – Einzelgänger, nehmt euch in Acht!

Es ist leider selten geworden, dass ich Filme entdecke, von denen ich noch nie etwas gehört habe, die aber trotzdem einen interessanten Eindruck machen. In Zeiten von Amazon und Netflix steigt der Filmkonsum so stark an, dass ich manchmal glaube, schon alles Gute gesehen zu haben. Dass dem nicht so ist, bewies der Film „The Lobster“, den ich mir am Wochenende genehmigte.

Durch einen Artikel in der Zeit (oder Süddeutschen, oder FAZ, irgendwo da) bin ich auf diesen außergewöhnlichen Film gestoßen. Allein der Hauptdarsteller (Colin Farrel) ist Grund genug, diesem Film eine Chance zu geben. Welchen Titel hätte der Film, wenn es nach dem Inhalt gehen würde? „Einzelgänger müssen sterben“, oder so etwas in die Richtung. Spoilern ist nicht meine Absicht, aber ich denke ein kleiner Teaser passt. Der Film spielt in einer Zeit, in der das Leben als Einzelgänger, ergo Single, verpönt ist. Verpönt ist sogar nicht radikal genug ausgedrückt: Ein Leben als Einzelgänger ist verboten! So wird die Hauptfigur zu Beginn leider von seiner Frau verlassen, und muss sich nun den Regeln der Pärchengesellschaft unterordnen. Diese besagen, dass Einzelgänger in eine Art „Hotel“ eingeliefert werden, in dem sie 44 Tage Zeit haben, einen neuen Partner kennenzulernen. Verliebt sich der Einzelgänger innerhalb dieses Zeitraumes nicht, wird er in ein Tier seiner Wahl verwandelt. Man kann sich allerdings mehr Zeit „erjagen“. Regelmäßig werden die Bewohner des „Hotels“ in einen Wald gefahren, in dem sie Jagd auf geflohene Einzelhänger machen. Wo wäre schließlich der Beste Ort, um sich als Einzelgänger vor den Pärchen der Stadt zu verstecken: im Wald. Dort entstanden regelrechte Einzelgänger-Camps.

Ernsthaftigkeit trotz Situationskomik

Das zum kurzen Abriss des Plots. An diesem Film gefallen haben mir die bewusst nüchtern gewählten Einstellungen. Keine grellen Farben, keine übertriebenen Emotionen. Auch wenn der Film von Situationskomik strotzt, behält er sich eine angenehme Ernsthaftigkeit. Besonders mochte ich die Art und Weise, wie Einsamkeit dargestellt wird. In Erinnerung geblieben ist mir eine Szene am Anfang, in der alle Hotelbewohner zum Frühstück an einem kleinen Einzeltisch sitzen. Eng aneinander, aber doch voneinander getrennt. Das ist traurig mit anzusehen, aber es heißt nicht umsonst: Jeder stirbt für sich allein. Erschwerend kommt hinzu, dass den Einzelgängern zu Beginn ihres Aufenthaltes eine Hand auf den Rücken gebunden wird. Sie sollen schließlich am eigenen Körper spüren was es heißt, nicht vollständig zu sein.

In was für ein Tier wollen Sie verwandelt werden?

Gerade diese Szenen empfand ich als sehr beklemmend. Ich konnte die Einsamkeit der Protagonisten regelrecht riechen. Ich empfehle diesen Film alleine anzusehen, damit sich seine Wirkung entfaltet. Es geht darum mit den Charakteren zu fühlen, und sich im Anschluss zu fragen: Was hätte ich getan? Und vor allem, in welches Tier hätten sie mich verwandeln sollen, wenn ich mich innerhalb der Aufenthaltsdauert im Hotel nicht verliebt hätte? „Ich möchte gerne in einen Hummer verwandelt werden, wenn ich versage.“, antwortet der Hauptdarsteller, als er nach seinem Wunsch gefragt wird. „Eine gute Wahl, der Hummer“, stimmt die Hotelleiterin zu. Und genau das ist dieser Film, eine gute Wahl!

Moment, fast hätte ich eine wichtige Weisheit dieses Films vergessen: „Wenn die ersten Probleme und Streitigkeiten auftauchen, werden ihnen Kinder zugeteilt. Diese sollen ihre Beziehung stabilisieren:“. In diesem Sinne: Unbedingt anschauen!