„Darum gehen Frauen in Gruppen aus“ – auf beziehungsweise.de

Es ist schwer Frauen anzusprechen weil sie nie allein unterwegs sind. Dieser Meinung ist mein beziehungsweise.de Kollege Thorsten Wittke. Dem muss ich wohl mal den Kopf waschen. Auf mich wirken Menschen die ständig alleine unterwegs sind, irgendwie gruselig. Und hey, mich hat noch nie jemand angesprochen nur weil ich zum Beispiel allein in der Bahn saß. Ein bisschen mehr Mut müsst ihr Herren da schon aufbringen und auch meine Ladys von euch überzeugen 😉

Darum gehen Frauen in Gruppen aus

Ich bin nicht gut genug! – „Ghosting“ und „Benching“ sind doch nur eine Flucht vor mangelndem Selbstwertgefühl

Benching“, „Ghosting“, „Generation Beziehungsunfähig“, all diese Datingphänomene werden uns tagtäglich um die Ohren gehauen. Wir können uns nicht mehr binden, wir haben das Lieben verlernt, versucht man uns an jeder Ecke weiszumachen.

Eine Zeit lang war ich fast selbst davon überzeugt, dass wir dafür gar nichts können. Vielleicht gab es irgendwie eine Genmutation, die genau das Gen betraf, welches in unserem Körper für die Liebe zuständig ist? Wer weiß was da, als wir gezeugt wurden, im Essen war? Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Unsere Gene haben damit nun mal gar nichts zu tun. Kann es nicht sein, dass wir uns das in gewisser Weise selbst antun? Dass wir selbst, ob bewusst oder unbewusst, dafür sorgen, dass sich niemand an uns binden will? Ringt sich dann doch einmal jemand durch einen Versuch zu wagen, rennen wir schreiend davon. Ich habe dabei oft den Eindruck, dass sich die Person, die sich nicht binden will, sich oftmals selbst bestraft.

Ich bin nicht gut genug!

Darin bin ich leider nicht ganz unerfahren. Lernte ich einen Mann kennen, den ich als besonders toll empfand, ging ich automatisch auf Abstand. Ich verstand nicht, was dieser Mann an mir finden konnte. Denn hier kommen wir zum Knackpunkt: Ich war der Meinung, nicht gut genug zu sein! Was will ein so toller Mann bitteschön von mir? Der hat doch irgendeinen Schaden! Dass diese Gedanken in mir nicht neu waren, stellte ich vor kurzem fest, als ich in meiner alten Erinnerungskiste kramte. In dieser Kiste bewahre ich Erinnerungen an meine Schulzeit auf. Sie ist gefüllt mit Briefchen, die ich mir damals im Unterricht mit meiner besten Freundin schrieb. Wir hätten damit vermutlich Romane füllen können! Ich stieß auf einen Brief, dessen Inhalt mich nachdenklich machte:

Jule: Ich bekomme nie wieder einen Freund!
Lotti: Spinnst du??? Na klar bekommste einen!
Jule: glaub ich nich! bin einfach zu hässlich!
Lotti: sag das nicht! Du bist wirklich hübsch!!!
Jule: glaub ich aber nicht! Sonst hätt ich ja nen Freund!
Lotti: Die die dich mögen trauen sich nicht!

Ich war damals um die 14 Jahre alt. Und wie man sieht, war mein Selbstwertgefühl damals eher nicht vorhanden. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass mich jemals ein Mann toll finden würde. Was resultierte am Ende daraus? Jegliche Annäherungsversuche, Komplimente oder Schmeicheleien wurden als „Schleimerei“ und nicht ernst gemeint abgetan. Es fehlte der Glaube, dass man selbst einem Menschen wirklich etwas bedeuten könnte. Hier trifft es wohl die Annahme, dass man sich erst selbst lieben muss, bevor man sich auf etwas einlassen kann.

Unser Selbstwertgefühl wurde geprügelt

Seien wir mal ehrlich, unser Selbstwertgefühl wurde in unserer Jugend geprügelt, und zwar vom Feinsten! Wir wurden ausgelacht, verspottet und manchmal sogar gehänselt. Das war irgendwie normal. Das schien zum erwachsen werden dazuzugehören. Ich für meinen Teil gehörte nie zu den „Coolen“ oder zu den „Leadern“. Unscheinbar war ich, hatte meine ebenfalls unscheinbaren Freunde und wurde von den anderen öfter mal schief angeschaut.  In jungen Jahren sind wir unscheinbaren Ladys den Männern einfach nicht aufgefallen. Und wenn dann eher negativ. Zu fett, zu hässlich, einfach nicht dem allgemeinen Schönheitsideal entsprechend. Charakter? Zählte nicht! Jugendliche können echt grausam sein. Das Problem ist, dass diese Lebensphase besonders prägt. Sie prägt unsere Persönlichkeit und schafft erste Anlagen für unser Bindungsverhalten. Wer schon in jungen Jahren beigebracht bekommt, dass er nicht gut genug ist, verlernt das später nur schwer.

Will jemand an unser Herz, schalten wir den Panikmodus ein

Umso älter wir werden, desto besser werden wir darin, diese Selbstzweifel zu überspielen. Wir werden zu selbstbewussten Erwachsenen, die sich der Gesellschaft angepasst haben. Solange andere Menschen einen gewissen Sicherheitsabstand zu uns halten, wirken wir gefestigt und reif. Doch sobald jemand an unserer Fassade kratzt und an unser Herz will, schalten wir den Panikmodus ein. „Was kann der bitte von mir wollen? Ist der blind? Will der mich veräppeln oder was?“, schießen die Gedanken durch unsere Köpfe. Man möchte das Gegenüber sozusagen „vor Schlimmerem“ bewahren, weil man sich selbst nicht zu schätzen weiß.

Interesse an mir? Nimmst du etwa Drogen?

Ich erinnere mich nur zu gerne an einen Mann, der mich vor einigen Jahren in einem Club ansprach: Wunderhübsch, Model, ein absoluter Hingucker! Ich unterstellte ihm Drogenkonsum oder einen Hirnschaden weil ich nicht glauben konnte, dass sich ein solcher Mann für mich interessieren könnte. Ich zog sofort eine emotionale Mauer hoch, um mich zu schützen. Trotzdem dieser Mann weiterhin beteuerte, ernsthaftes Interesse an mir zu haben, nahm ich die Beine in die Hand und ging ihm aus dem Weg.  „Ich habe dieses Glück nicht verdient!“, dachte ich so oft sobald es mal so schien, als sei der richtige Mann für mich gefunden. „Der könnte doch locker jemand besseres haben!“, ging mir durch den Kopf. Ich bestrafte mich selbst mit Liebesentzug weil ich nicht gelernt hatte, dass mich jemand toll finden könnte.

Datingphänomene „Ghosten“ und „Benchen“ als Flucht vor unseren Emotionen

Wenn ich mir nun vorstelle wie viele Menschen ähnliche Emotionen verspüren, sobald es um Bindung geht, wundere ich mich nicht mehr über die heutige Beziehungsunfähigkeit. Wir haben schon in jungen Jahren eine emotionale Mauer aufgebaut, die nur schwer zu überwinden ist. Kratzt jemand daran, ergreifen wir die Flucht. Wir „Ghosten“ um uns komplett dieser für uns schwierigen Situation zu entziehen, oder „Benchen“ um zwar hier und da ein bisschen Liebe zu erhaschen, aber niemandem die Möglichkeit zu geben, sich unserer Mauer zu stellen. Ich glaube hier liegt eine der größten Herausforderungen des Erwachsenwerdens: Wir müssen selbst erkennen, wie wertvoll wir sind. Jeder hat es verdient zu lieben und geliebt zu werden.

Ich will nicht, dass sich Menschen an Heizungen kuscheln, damit ihnen etwas wärmer wird

Wow! Einfach nur Wow! Am Samstag teilte fischundfleisch.com auf Facebook einen meiner Artikel. Das war vorher nicht angekündigt, umso mehr war ich positiv überrascht. Die Reaktionen auf den Artikel, haben mich schlichtweg umgehauen! Aktuell um die 50 Likes, 17 mal geteilt. Das mag auf den ersten Blick nicht viel erscheinen, aber für mich ist das ein großer Erfolg! Richtig vom Hocker gehauen, haben mich die vielen Kommentare. Was mir durch die Bank weg auffiel: das Alter verändert so einiges! Gerade in Bezug auf die Zufriedenheit mit dem Single-Status.

Fischundfleisch.com hat hauptsächlich Leser zwischen Mitte 30 und Mitte 50. Also schon etwas älter als ich. So wie sich Menschen verändern, verändern sich mit dem Alter auch die Probleme. Wie oft habe ich gelesen, dass es kaum etwas Schöneres gibt, als Single zu sein. Oftmals ersetzen Haustiere den Partner. Ich habe mich gefragt, wie sich die Ansichten über die Lebensjahre hinweg so verändern können. Meiner Ansicht nach, hat das viel mit dem biologischen Sinn des Lebens zu tun. Hat man erstmal mit einem Partner ein oder mehrere Kinder in die Welt gesetzt, diese aus dem Gröbsten raus gebracht, ist der biologische Sinn und Zweck einer Beziehung zum größten Teil erfüllt. Manchmal hält ein Paar eben nicht mehr zusammen, als der gemeinsame Hauskredit.

Besonders auffällig bei den vielen tollen Kommentaren unter meinem Text war, dass vor allem Frauen dazu neigen, das Singleleben zu suchen und auch zu genießen. Oftmals entsteht folgende Konstellation: Frau + Haustier. Diese Konstellation gibt es natürlich auch bei Männern, ich denke jedoch, dass dort die Anzahl geringer ist. Ein Haustier gibt einem unglaublich viel, das spüre ich jeden Tag aufs Neue. Ohne meine Mietzekatze wäre ich vermutlich schon depressiv geworden. Ich habe ein Wesen, um das ich mich kümmern kann und welches mir viel Zuneigung zurückgibt. Bin ich dienstlich unterwegs, kann ich kaum schlafen, da mir meine Mietz auf dem Bauch fehlt. Sie passt auf mich auf und sorgt dafür, dass ich mich nicht allein fühle. Was für mich eher eine „Übergangslösung“ ist, scheint im Alter zu DER Lösung zu werden.

Ein Haustier liebt Bedingungslos. Solange wir ihm Aufmerksamkeit und Futter schenken, hat es uns lieb. Das kann man vom Menschen leider nicht sagen. Menschen können nachtragend sein, unfair und gefühlskalt. Oberflächlich betrachtet ist es also eine logische Konsequenz, dass wir nach den „biologischen Notwendigkeiten“ den Menschen an unserer Seite gegen ein Haustier austauschen. Das ist meiner Ansicht nach eine sehr „moderne“ Entwicklung, da wir nicht mehr auf eine andere Person angewiesen sind. Gerade Frauen hatten in der Vergangenheit selten die Möglichkeit, unabhängig zu leben. Sie mussten sich damit arrangieren, den Lebensunterhalt von einem Mann sichern zu lassen. Die Zeiten sind vorbei.

Interessanterweise gibt es wenige Männer, die im höheren Alter mit ihrem Singlestatus zufrieden sind. Ein Leser schrieb, ihm wäre Körperwärme nicht vergönnt und er müsse da eher mit der Heizung kuscheln. Das hat mich schon getroffen. Wie kommt es, dass Frauen so viel besser allein zu recht kommen? Suchen sich Frauen eher eine „Ersatzaufgabe“? Etwas um das sie sich kümmern können? Gelegentlich höre ich, dass Single-Männern um die 50 eine Aufgabe fehlt, eine Daseinsberechtigung. Das ist irgendwie eine ziemlich traurige Vorstellung.

Wenn ich mir vorstelle, wie sich die Gesellschaft noch weiter in diese Richtung entwickelt, besorgt mich das. Single-Frauen mit Katze bzw. Hund, die glücklich ihren Kaffee in der Sonne schlürfen, und im Gegensatz dazu die verbitterten Männer, die sich nicht gebraucht fühlen. Das Bild was da in meinem Kopf entsteht, ist für mich nicht erstrebenswert. Vielleicht ist das auch nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus der Realität den ich da wahrnehme, aber allein der reicht.

Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass sich an diesem Leben noch etwas ändert? Ich meine, umso älter man wird, desto mehr scheut man Veränderungen! Es ist doch so einfach und unkompliziert, sich nicht auf einen Menschen einstellen zu müssen. Jeder stirbt für sich allein, sagt man. Aber wenn einen dann niemand vermisst, und das Haustier irgendwann etwas zu fressen sucht…okay, schlimme Gedanken, lassen wir das an dieser Stelle!

Vielleicht kann mich jemand aufklären, wie das alles weitergehen soll. Ich will viel öfter lesen: „Ich bin glücklich verheiratet, ich kann mir nichts schöneres vorstellen, als morgens neben meinem Partner aufzuwachen.“ Und das möchte ich bitte durch alle Altersgruppen lesen! Egal ob 20 oder 80. Ich will nicht, dass sich Menschen an Heizungen kuscheln, damit ihnen etwas wärmer wird.

Single sein ist teuer und ungesund!

Was wäre, wenn ich in einer Beziehung leben würde? Was würde sich in meinem Leben verändern? Als ich gerade mit Cookie, einem der tollsten Männer der Welt ( 😉 ) schrieb, begann ich mir Gedanken zu machen. Auslöser war meine heute angekommene Nebenkostenabrechnung, die mir ziemlich die Laune versaute. Wie kann ich bitte mehr Wasser und Heizung verbraucht haben? 4 der 12 Monate in 2014 wohnte ich schließlich allein. Die Heizung habe ich generell nicht oft angeschaltet. Okay, vielleicht als Single dann doch ein wenig mehr, da nun mal keine Körperwärme vorhanden war.

Wenn ich mich an die Zeit zurück erinnere, in der ich mit meinem Ex zusammen gewohnt habe, kommt mir das doch etwas rosiger vor. Allein der finanzielle Faktor war enorm. Miete durch 2, Strom durch 2, Versicherungen durch 2, Telefonanschluss durch 2, sogar teilweise Essen durch 2. Ich konnte mir alle 3 Monate eine Kreuzfahrt leisten oder ausgiebig shoppen gehen. Und jetzt? Nun bringt mich schon eine kleine Nachzahlung ins Wanken. Meine Lebenshaltungskosten sind nun einmal um 100% gestiegen! Da frage ich mich, kann sich überhaupt jeder leisten, allein zu sein? Wie machen Menschen das, die nicht das Glück eines gut bezahlten Jobs haben? Wenn ich so recht darüber nachdenke…spendet nicht für Familien, spendet für Singles! Ich hoffe ihr nehmt mir diesen Scherz nicht zu übel, ganz ernst gemeint ist das natürlich nicht.

Als Single teilt man sich die Kosten mit niemandem. Kommt etwas Unerwartetes, z. B. ein Defekt der Waschmaschine, liegen 100% der Kosten bei einer Person. Paare können da schön durch 2 teilen. Sie konnten ebenfalls schon vorher genug Geld zur Seite legen, da sie generell nur für 50% der Kosten aufkommen mussten. Wie sehr trauere ich dem gemeinsamen Sparkonto hinterher, mit dem mein Ex und ich zum heutigen Zeitpunkt eine Hochzeit hätten finanzieren können. Aber auch Trennungen sind teuer. Dafür, dass ich nun so selbstständig leben kann, habe ich einen hohen finanziellen Preis gezahlt.

Abgesehen von den Euronen, die das Pärchenleben spart, wäre mein Leben auch in anderen Punkten radikal verändert. An Freitagen wäre der erste Gedanke nach Feierabend nicht „Wann gehe ich mit wem in die Stammbar?„, sondern: „Wann darf ich endlich mit meinem Herzblatt auf der Couch kuscheln?„. Wochenenden wären reinste Kuschelorgien. Wie gut das meiner Gesundheit tun würde! Mein Körper würde hüpfen vor Freude, wenn er wüsste, wie gesund so ein Pärchenleben sein kann. Ein Gegenüber würde mich vom Dönermann meines Vertrauens fernhalten, und mir lieber etwas Leckeres kochen. Ein Gegenüber würde mich auch bei schlechtem Wetter nach draußen zerren und mich zu einem Spaziergang überreden. Ein Partner ist genau in den Momenten hilfreich, in denen man in das „Single-Loch“ fällt. Das „Single-Loch“ kann man sich wie folgt vorstellen: draußen ist es bitter kalt, es regnet, der Wind weht. Eine einsame Couch steht vor einem großen Fernseher. Dazwischen befindet sich ein Tisch, auf dem es sich Bier und Chips gemütlich gemacht haben. Es flimmert eine Serie über den Bildschirm. Das Netflix Superabo lenkt von der Außenwelt ab. In diesem Loch ist es dunkel, nur das ab und zu aufleuchtende TV-Licht bestätigt, dass sich hier eine lebende Person befindet. Wie in eine Art Winterschlaf fallen viele Singles wenn es kalt wird in dieses Loch. Ein eigener kleiner Raum, der einsam wirkt, aber vor Verletzungen schützt.

Doch was passiert, wenn unvorhergesehene Ereignisse eintreten? Ich wache morgens auf und fühle mich schrecklich. Die Mandeln dick, die Nase zu, der Hals schmerzt. Wäre da ein gewisser Jemand, hätte ich einen Tee am Bett, eine Suppe auf dem Herd und einen Arm um mich. Das sind die Dinge, die es braucht um wieder gesund zu werden. Als Single krank zu sein, unterscheidet sich jedoch kaum vom normalen Alltag. Einkaufen gehen, Haustier versorgen, Essen kochen, das nötigste Putzen. Erholungsfaktor gleich 0. Für mich steht fest, Single sein ist nicht gut für die Gesundheit! Wochenenden mit kuscheln verbringen, anstatt mit 2 Promille die Nächte durchzutanzen. Single sein ist ebenfalls schlecht für den Geldbeutel. Was früher zweimal im Jahr Urlaub war, ist jetzt gerade noch genug um den Lebensunterhalt zu sichern.

Wird verdammt noch mal Zeit, dass das ein Ende hat!